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Offener Wettbewerb | 03/2014

Loveresse: Neubau Werkhof für den Berner Jura und Stützpunkt für die N16

5. Preis

Müller & Truniger Architekten

Architektur

PIRMIN JUNG

Bauingenieurwesen

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

AUSGANGSLAGE
Die schmale Parzelle des Werkhofs liegt quer zur Talrichtung am Boden des Birsetals. Erschlossen wird das Werkhofareal ab einer kommunalen Zufahrtsstrasse an der leicht erhöhten Schmalseite der Parzelle. Auf zwei Seiten ist das Gebiet von Fliessgewässern begrenzt, ein Biotop und die renaturierte Birse schirmen die Anlage gegen die umliegenden Siedlungsstruktur ab.
Die offene Lage am Talboden bringt heftige Winde aus westlicher Richtung mit sich.

KONZEPT
Die einzelnen Bereiche des Werkareals werden um einen langezogenen Hof herum organisiert, der die Anlage nach drei Seiten abschliesst und sich gegen Südosten zur Birse und zum vorgelagerten Biotop öffnet.
Lagernutzungen und Einstellhallen werden zu einem Sockelvolumen mit durchgehender Höhe zusammengefasst. An den Enden der U-förmigen Hofbebauung markieren zwei höhere Bereiche – Büronutzung und Silotürme – den Übergang zwischen Vorbereich und Hofareal. Die Anlage gibt sich damit bereits von der Strasse her angemessen als Werkhof zu erkennen.
Primär wird die Organisation durch funktionelle und betriebliche Abläufe bestimmt. Bei der Ausrichtung der Hauptvolumen wurden zudem die Witterungsverhältnisse berücksichtigt:
so sind die Zufahrten zu Werkstätten und zur Einstellhalle auf der windgeschützten Nordostseite zusammengefasst. Umliegende Siedlungsbereiche werden zudem gut gegen Immissionen geschützt.
Die Anlage fügt sich sanft ins Terrain ein. Betrachtet man das Areal aus dem erhöhten Dorfzentrum von Loveresse aus, so verbindet sich die begrünte Dachfläche harmonisch mit ihrer Umgebung.

ORGANISATION
Die pragmatische Anordnung der verschiedenen Funktionen um einen zentralen Hof erlaubt dank kurzer Wege sehr rationelle Arbeitsabläufe. Gleichzeitig bildet der Hof mit seiner Tiefe von 25m ausreichend Platz für Fahrmanöver und für Arbeiten, die vor den Werkstätten ausgeführt werden können. Grosszügige Vordächer schützen vor Witterungseinflüssen, Öffnungen zwischen den Bereichen erlauben eine effiziente Schneeräumung.
Zufahrt
Unmittelbar bei der Arealzufahrt werden die Nutzer-Ströme entflechtet:
Werkhofzufahrt – Parkierung – Separate und direkte Zufahrt zu den Salzsilos.
Zwischen abgestelltem Privatfahrzeug und Haupteingang bewegen sich Besucher und Mitarbeiter separat vom Werkverkehr, das Gefahrenpotential für Fussgänger ist minimal.
Während winterlichem Hochbetrieb bietet die geschwungene Zufahrt zu den Salz- beziehungsweise Solesilos ausreichend Stauraum für wartende Fahrzeuge. Zwischen dieser Fass-Strasse und der Hofzufahrt steht ein grosszügiger Platz für den Warenumschlag sowie für temporäre Lagerung von Materialien zur Verfügung.
Erdgeschoss
Das Erdgeschoss ist für Bereiche mit Verkehrsnutzung sowie für die Haustechnikzentralen reserviert. Der Hauptzugang liegt gegenüber dem Werkhof etwas erhöht, sodass Besucher auch hier ausreichend vor dem Werkverkehr geschützt sind und sich einen guten Überblick über die Anlage verschaffen können.

1. Obergeschoss
Auf halbem Weg zwischen Eingang, Werkstätten und Bürotrakt liegen hier die Garderoben sowie eine Toilettenanlage für den Cafeteria- und Bürobereich.
Ein Erschliessungsgang, der gleichzeitig für die Medienführung genutzt wird, verbindet die Garderoben direkt mit Werkstätten und Einstellhalle.
Über der Elektrowerkstatt wird ein Bereich als Lagerfläche der Schlosserei genutzt. Bedient wird die Fläche über den Deckenkran und eine interne Treppe.

2. Obergeschoss
Büronutzungen und Cafeteria sind auf einem Geschoss organisiert.
Direkt an der Haupttreppe liegt die Cafeteria mit Blick über Werkhof, Biotop und über die Birse beziehungsweise die Trame bis hinauf zur Autobahnausfahrt Loveresse. Auf der vorgelagerten Dachfläche wird eine Sonnenterrasse mit hohem Potential angeboten.
Entlang der Längsfassaden liegen zwei frei organisierbare Bürobereiche, im Zwischenbereich befinden sich die zugeordneten Archive. Die entstehenden Wege sind auch hier minimal.
Das gewählte statische System erlaubt auch inskünftig eine flexible Raumaufteilung. Die Auskragung des Geschosses bietet dabei statische Vorteile, sie erlaubt zudem eine unbehinderte Sicht auf das Areal.

FASSADE
Die Fassadengestaltung wird durch zwei unterschiedliche Holzschalungen bestimmt:
Eine Vertikalschalung aus unterschiedlich breiten und tiefen Latten verleiht der Fassade durch ihr Schattenspiel eine optische Tiefe und reagiert auf sich verändernde Lichtverhältnisse im Tal. Im oberen Bereich ist die Schalung teilweise durchbrochen und lässt so ausreichend Tageslicht in die Hallenbereiche.
Die Horizontalverschalung von Obergeschoss, Vordach und Silos hebt sich durch eine dezente Lasur von den übrigen Bereichen ab und begrenzt als janusartige Klammer den Hof.
Vom erhöhten Standort aus betrachtet wirkt die Grossform der extgensiven Dachfläche als Feld inmitten von Feldern.
Ein ausreichend hoher Betonsockel garantiert den Witterungs- beziehungsweise Anprallschutz für die Holzbauteile.

UMGEBUNG
Bepflanzung
Kompakte Gruppen von Zitterpappeln (Populus Tremula) belassen den Biotopen genügend Sonnenlcht auf und stellen sich als lockere Baumvolumen vor dem Gehölzsaum der Birse auf. Die schöne Herbstfärbung der standorttypischen Art integriert sich harmonisch ins Bild der Umgebung.
Beläge / Entwässerung
Der zwischen den Gebäuden liegende Werkhof wie auch die Zufahrt werden aus betrieblichen Gründen asphaltiert. Eine mittige Rinne sammelt das anfallende Oberflächenwasser und leitet es in den zentralen erdverlegten Tank.
Der Materialumschlagplatz wird in Glorit ausgeführt. Er hat die Optik eines Kiesplatzes, ist aber gebunden und wasserdurchlässig. Es entsteht so eine unversiegelte Fläche die den betrieblichen Ansprüchen trotzdem genügt.
Die Parkplätze werden mit längsgerichteten Rasengittersteinen versehen und leiten so fliessend zum umliegenden Grünraum über.

TRAGWERK
Werkhallen
Für den Neubau des Werkhofes wird über dem Terrain ein Holzbau mit vorfabrizierten Holzbauaussenwänden und Dachelementen vorgeschlagen. Das Hallendach wird mit Zweigelenkrahmen aus Brettschichtholz überspannt. An diesen Rahmen schliesst das Sekundärtragwerk in Form von Einfeldbalken, ausgebildet als Dachelement an. In den Dachelementen ist die Dachscheibe integriert und wird an Hallentrennwände und aussteifenden Aussenwänden angeschlossen.

Für das Verwaltungsgebäude werden zwei Treppentürme und eine EG-Decke in Stahlbeton erstellt. Die Büroräume werden im Holz- Systembau erstellt. Auf einem Hauptragwerk aus Brettschichtholz werden vorgefertigte Dachelenente und Wandelemente eingesetzt. Im Bereich der Aussenhülle sind diese Elemente mit Dämmung gefüllt. Die Bürotrennwände werden als Gipsständerwände ausgeführt. Die Deckenkonstruktion ist eine Holz-Beton-Verbunddecke, welche aus einer Brettstapeldecke hervorgehen. Der oben aufgebrachte Hohlboden dient als Installationsraum und hat die Fähigkeit die Wärme im Sommer den Räumen zu entziehen und im Winter Wärme zu speichern. Das Deckensystem erfüllt die geforderten Schalldämmwerte sehr gut – auch bezüglich der tiefen Trittschallfrequenzen. Weiter ist das Deckensystem relativ schlank, es erfüllt die brandschutztechnische Forderung und ist kostengünstig. Die Dach- und Deckenelemente werden als Scheibe ausgebildet und schliessen an den Treppentürmen an. Kräfte aus Wind- und Erdbebenlasten werden so in den Treppenkern eingeleitet. Das vorgeschlagene Tragwerk ist bei gleichzeitig maximaler Flexibilität bezüglich Kosten und Materialverbrauch optimiert, da es nur wenige Bauteile mit grosser statischer Höhe benötigt und die vertikale Lastabtagung auf wenige Knoten reduziert ist.