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Workshopverfahren | 03/2013

Städtebauliches Workshopverfahren „Ernst-Reuter-Platz“

Teilnahme

Mila Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Städtebauliches Konzept / Masterplan

Ausgangspunkt des Konzepts ist der respektvolle Umgang mit dem Ernst-Reuter Platz als prägnantem Ensemble und Zeitzeugnis. Die Verfasser schlagen eine Strategie vor, die sich auf die Weiterentwicklung der umgebenden Baufelder konzentriert. Anknüpfungspunkte bilden jeweils baufeldbezogen identifizierte Potentiale zur Nachverdichtung und zur Nutzungsmischung. Dabei sichert ein “Baukasten” an wiederkehrenden Interventionen übergeordnete städtebauliche Ziele und verbindet sie mit den jeweils spezifischen Randbedingungen und Charakteristiken der Baufelder:

- Optionen zur Nachverdichtung werden in kompakten Bauvolumina zusammengefasst.
- Ihre Platzierung an den Baufeld-Rändern betont die Übergänge zwischen Stadtraum und Baufeld-Innenbereichen.
- In ihrer Dimensionierung und formalen Ausbildung übernehmen die Baukörper die Funktion von Merkzeichen und unterstützen die Orientierung.
- Innerhalb der Baufelder werden bestehende Nutzungszusammenhänge jeweils erweitert und ergänzt.

Die Eingriffe werden für jedes Baufeld in Testentwürfen überprüft und in unterschiedlichen Leitbildern zusammengefasst. Dabei greifen die vorgeschlagenen Großformen die bestehende Typologie der Solitärbauten auf, bleiben dabei aber gleichzeitig als zeitgenössische Setzungen lesbar.
Angesicht der Komplexität der Aufgabenstellung wird der Verzicht auf große vereinheitlichende Gesten begrüßt. Stattdessen formuliert die Arbeit punktuellen Eingriffe, die sich stark am Vorgefundenen orientieren. Mit einer schrittweisen Entwicklung der Baufelder, ist auch eine Reaktion auf sich verändernde Bedürfnisse und Anforderungen möglich.
Mit der vorgeschlagene Verbindung von städtebaulichen und sozioökonomischen Perspektiven bietet sich die Chance, den Ernst-Reuter-Platz und seine Umgebung wieder stärker in das umgebende Stadtgefüge zu integrieren: Einerseits durch klassisch städtebauliche Mittel, wie der prägnanten Akzentuierung von wichtigen Nahtstellen und der Ergänzung der Standorte um jeweils komplementäre Nutzungen, andererseits durch die Einbeziehung von Grundstückseignern in den Entwicklungsprozess.
Im Umsetzungsverlauf besteht die Gefahr, dass sich die Entwicklung der einzelnen Areale stärker voneinander entkoppelt. Über den Prozessverlauf ist daher eine geeignete Qualitätssicherung sicherzustellen.

2. Verknüpfungen

Die baulichen Setzungen des Masterplans konzentrieren sich überwiegend in den Randbereichen der Baufelder. Sie tragen dazu bei, die angrenzenden Stadträume stärker zu fassen. Gleichzeitig betonen sie Schnittstellen und Übergangsbereiche.
Die räumliche Fassung der Straße des 17. Juni wird im Bereich des TU-Geländes ergänzt und in wichtigen Eingangsbereichen zusätzlich betont.
In Fortsetzung der Zugänge zum Nordcampus über den Landwehrkanal angeordnete Fußgängerbrücken verbessern die Vernetzung mit dem gegenüberliegenden Stadtteil entlang des Salzufers.

3. Ernst-Reuter-Platz (ERP)

Der Ernst-Reuter-Platz, als städtebauliche Komposition aus markanten Solitärbauten und großzügiger Platzfläche, wird vor einer Überformung geschützt. In Fortsetzung der Fahrbahn-Mittelinseln schlagen die Verfasser eine zurückhaltende Verbindung zur Platzfläche in Form einer Fußgängerfurt vor.
Zeitnah sollen über temporäre Bespielungen die Qualitäten der Platzfläche stärker in das Bewusstsein von Nutzern und Besuchern gerückt werden. Die vorgeschlagene Nachverdichtung und Nutzungsergänzung auf den angrenzenden Baufeldern bieten mittelfristig Impulse zu einer dauerhaften Belebung des Platzes.

4. Städtebaulicher Vertiefungsbereich D1
(Unternehmungsgruppe Pepper)

Der Bebauungsvorschlag für das Grundstück der Unternehmungsgruppe Pepper greift die im städtebaulichen Konzept von Bernhard Hermkes vorgesehene Gebäudevolumetrie auf. Zusätzliche Baumassen werden dieser Setzung untergeordnet und im Baufeldinneren nachgewiesen.
Die vorgeschlagene Massenverteilung betont das Telefunken-Hochhaus als städtebauliche Dominante. Die ‘Wiederherstellung‘ der ursprünglich beabsichtigten Platz-Silhouette wird durch den Aufbau einer zweiten, nach hinten versetzten Skyline unterstützt. Von der vorgeschlagenen Nutzungsmischung aus Geschäften, Büros und Wohnungen ist eine Diversifizierung und Bereicherung des Standortes zu erwarten.

5. Städtebaulicher Vertiefungsbereich F1
(Art Invest Real Estate)

Für das Baufeld wird eine Gebäudegruppe aus dicht stehenden Turmbauten vorgeschlagen, die über eine freie Grundrissdisposition sowohl Gewerbe- wie auch Wohnnutzungen ermöglichen. In Anlehnung an den angrenzenden TU-Campus ist die Gesamtfläche des Baufeldes öffentlich zugänglich.
Diskutiert wurden die Brauchbarkeit der Gebäudestellungen und des Gebäudezuschnitts. Die Organisation der Freiflächen erschwert die Orientierung und die Durchwegung.

6. Städtebaulicher Vertiefungsbereich H1
(Campus Charlottenburg –TU/UdK)

Das Nachverdichtungspotential für das TU/UdK Nord- und Hauptgelände wird überwiegend in kompakten Turmbauten zusammengefasst, die bestehende Gebäudegruppen ergänzen. Einzige Ausnahme zu diesen bestandserhaltenden Ergänzungen bildet der Ersatz der Bauten des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft zugunsten eines Learning Centers. Der langgestreckte Gebäuderiegel mit aufgesetzten Hörsaalbauten dient zusammen mit dem Vorschlag eines Gästehauses am Chemiegebäude dazu, den Nord-Campus stärker zur Straße des 17. Juni zu orientieren.
Auf dem Hauptgelände der TU wird die Hertzallee als wichtige Orientierungsachse freigelegt und in ihrer Linearität betont. Die vier zusätzlich platzierten Bauten unterstützen ihre Funktion als Rückgrat. Der Campus des Nord-Geländes erhält als grüne Inseln eine klare Fassung.
Die vorgeschlagenen Setzungen tragen mit ihrer Zeichenwirkung jeweils dazu bei, die Präsenz der TU und UdK in die angrenzenden Stadtbereiche hinein zu erhöhen. Ergänzende und komplementäre Nutzungen wie das vorgeschlagene Medienkaufhaus bieten zudem die Chance, die Attraktivität der Campusbereiche zu erhöhen und auf diese Weise stärker mit den umgebenden Stadtbereichen zu verflechten.