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Offener Wettbewerb | 11/2014

Space for Life

Aussenraum / Exterior

Aussenraum / Exterior

Gewinner / Insectarium Metamorphosis

KUEHN MALVEZZI

Architektur

atelier le balto

Landschaftsarchitektur

Pelletier de Fontenay architectes

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Das Thema des „Insectarium“ ist die Transformation, die das Leben der Insekten in ihrer Beziehung zur Pflanzenwelt bestimmt. Durch die Übertragung dieses Themas auf den Raum des „Insectarium“ wird der Besucher selbt zum Subjekt dieser Erfahrung. Er durchläuft während seines Parcours durch das Museum verschiedene Raumerfahrungen, die seine Wahrnehmung der Insektenwelt verändern.

Das „Insectarium“ ist Teil der Landschaft: ein großer Lärchenhain umfasst das Gebäude und gliedert es in die Gartensammlung des botanischen Gartens ein. Von außen erscheint das „Insectarium“ als Landschaft aus Vegetation und niedrigen Dächern, die sich Schritt um Schritt aufstaffeln. Die Baumkronen der Lärchen formen darüber ein durchgehendes grünes Dach, das über der Architektur zu schweben scheint.

Die Architektur des „Insectarium“ ist komplementär zur Landschaft und bildet zusammen mit dieser ein Ganzes. Sie ist auch komplementär zu den Prozessen, die sich in ihr abspielen und bezieht aus ihnen ihre spezifische Form. Die Durchlässigkeit der gebauten Hülle erlaubt die Einbeziehung des Außen in den Museumsparcours und vereint so Architektur, Museumserlebnis und Landschaft.

Das Verhältnis von außen und innen, von Natur und Architektur, wird in einer Vielzahl von Konstellationen thematisiert und variiert. Die Besucher werden in die Erde hinabgeführt und erleben, wie die Insekten in der Erde leben. Sie durchqueren ein Wasserbecken und sehen, wie die Insekten an der Wasseroberfläche leben. Es gibt Bereiche der Kontemplation und der Ruhe. Der Zeitgarten mit prähistorischen Pflanzen erlaubt eine Zeitreise in die Anfänge des Lebens außerhalb des Wassers. Die Besucher können die Gewächshäuser besichtigen, in denen die Pflanzen aufgezogen werden und dabei einen Blick hinter die Kulissen werfen. Im Immersionsraum schließlich kommen alle Eindrücke zusammen: als ein großes Gewächshaus konzipiert, tauchen die Besucher in die Insektenwelt ein und schauen dieser zu. Schmetterlinge kreisen um die Köpfe. Hier hört man ein Summen, dort sieht man Ameisen unaufhörlich ihrer Wege nachgehen.

Das Museum ist Erlebnis. Es stellt nicht nur aus, sondern es interagiert mit seinen Besuchern. Architektur und Szenografie sind aus einem Guss und bilden eine Einheit, in der die Besucher konkrete Erfahrungen machen: Tastsinn, Geruch, Gleichgewicht, alle Sinne werden angesprochen durch die Disposition der Ausstellung und der Architektur gleichermaßen. So werden neben den Pflanzen auch fließendes Wasser und Materialien wie Lehm zu einem sensorischen Erlebnis.

Begegnung: Durch verschiedene Mittel wird der Maßstabsunterschied zwischen Mensch und Insekt überbrückt. Die 1:1-Begegnung mit den Insekten ist zentrales Moment für eine Einführung der Besucher in die Welt der Insekten mit all ihren Eigenarten. Verschiedene Dispositive erlauben dazu eine schrittweise Annäherung und Überwindung von Grenzen.

Parcours: Der Aufbau und die Anlage des Museums ist ein gebauter Parcours. Ausgehend von einer choreografierten Abfolge von Erlebnissen folgt die Anlage einer Abfolge von Stationen: Reset, Wahrnehmungsräume, Tête-à-tête mit Insekten, Immersionsraum, Ateliers: jede Programmation erhält eine spezifische räumliche Ausprägung.

Die Abfolge der Erfahrungen wird von einer Abfolge von Raumerfahrungen begleitet, die sich beim Hindurchbewegen wie bei einem mnemotischen System in das Gedächtnis der Besucher einprägt. Dem „Insectarium“ liegt so eine zeitliche Struktur zugrunde, die sich in der Kombination von Orten und Bewegung als Narration entwickelt. Das Thema des Landschaftsgartens mit seinen Wegen, Blickachsen und Orten als Paradigma einer Ausstellung wird im „Insectarium“ als innen-außen-Kontinuum inszeniert und in den Botanischen Garten Montreal eingebettet.

Das „Insectarium“ Raum für Raum

1. Reset (Dekontextualisierung): serpentinenförmiger Abgang nach unten. Vom Licht ins Dunkel. Zenithales Licht, keine Ausblicke. Ausgehend von der Tatsache, dass die Insekten großenteils näher dem Erdboden leben, werden die Besucher etwas nach unten geführt, um mit ihren Köpfen in die Höhe des Erdbodens zu gelangen. Der Weg nach unten wird als serpentinenförmiger, destabilisierender Abgang konzipiert, in dem die Besucher die Welt der Menschen hinter sich lassen und in die Insektenwelt eintauchen. Mit Fortschreiten nach unten nimmt die Helligkeit ab, der Tumult des Eingangsfoyers rückt in die Ferne und macht einer zunehmenden Stille Raum.

2. Gewächshaus (Entwicklung): Eine Lehmwand ragt auf der einen Seite der Besucher nach oben, während sich gegenüber der Raum auftut. Er ist wie eine Bühne nach hinten aufsteigend, sodass die Besucher an der tiefen Seite vorbeilaufend den ganzen Saal überblicken können. Natürliches Licht leuchtet von oben hinter den Besuchern auf die Pflanzen.

3. Räumlicher Wahrnehmungsraum (Rahmung): als eingegrabene Grotte mit künstlichem Licht aus mehreren höhlenartigen auf sich selbst bezogenen Räumen bestehend, die eine maximale Konzentration auf die Experimente und Erfahrungen darin zulassen. Diese sind darauf ausgerichtet, die Wahrnehmung und die Sinne zu stimulieren und die Aufmerksamkeit auf Größenverhältnisse und Maßstäblichkeit zu richten.

4. Tête à tête und Oase (Regeneration): Hier werden die Besucher in intime Räume mit Oberlicht gelassen, in denen sie allein oder in kleinen Gruppen Insekten als Individuen begegnen können. Diese intimen Räume befinden sich zusammen in einem gemeinsamen Raum, der von sanftem Seitenlicht erhellt wird. Dieses kommt aus einem benachbarten, allseitig gefassten Innenhof. Wie ein japanischer Garten absolut ruhig und erhaben, um nach den lauten und aktiven Erfahrungen eine Erholung und Zäsur zu ermöglichen.

5. Zeitlicher Wahrnehmungsraum (Anstieg): ansteigender Terrassengarten im Freien mit frühzeitlichen Pflanzen. Hier wird die parallele Evolution von Pflanzen und Insekten über viele Millionen Jahre sichtbar und erfahrbar.

6. Insektensammlung (Sammlung): zenithal belichteter Rundraum aus Lehm mit Vitrinen an den Wänden und in der Saalmitte, darum herum führend ein Umlauf mit Blick in den Botanischen Garten.

7. Immersionsraum (Synthese): Höhepunkt der Ausstellung. Hier konvergieren alle vorherigen Erfahrungen in einer großen Gesamterfahrung. Ein hohes lichtdurchflutetes Gewächshaus auf den Fundamenten des bisherigen „Insectarium“. Die Besucher durchqueren den Immersionsraum und tauchen dabei immer tiefer in die Insektenwelt ein. Gestalterische Themen, die an früheren Stellen des Parcours angeschnitten wurden, werden hier aufgenommen und weitergeführt:
- Der Boden hebt sich leicht zur Saalmitte und fällt dann wieder ab. Dadurch entstehen unterschiedliche Positionen und Möglichkeiten der Positionierung: von oben herab, von unten hinauf.
- Wasser, als Wasserbecken und Wasserfall, generiert Frische und einen lebendigen Geräuschhintergrund.
- Wirtspflanzen: Die Besucher gehen voran und werden mehr und mehr von immer größeren Pflanzen umgeben, zwischen denen die Insekten leben. Das Thema der Metamorphose, als Titel dem Wettbewerb vom Auslober vorangestellt, wird hier räumlich umgesetzt. In einer sukzessiven Figur-Grund-Umkehrung zwischen den Bewegungsflächen und den Pflanzflächen wird das Verhältnis von Mensch und Natur neu justiert: von der Dominanz (Überblick) zur Immersion (Unübersichtlichkeit zwischen all den Pflanzen und Insekten).

8. Ateliers (Transformation): Die Ateliers öffnen sich panoramaartig in den Schmetterlingsgarten. Hier können die Besucher die gerade gemachten Erlebnisse kreativ verarbeiten und selbst produktiv werden.

Materialität des „Insectariums“

Das Gebäude wird mit der Zielstellung einer Zertifizierung LEED Gold und entsprechend den Grundsätzen der Biophilie und des Living Building Challange entwickelt. Das bedeutet einen ganzheitlichen Ansatz, der in seinem Selbstverständnis über eine rein energetische Betrachtung hinausgeht und durch die Ausformung der Architektur nach einer Einheit von Mensch und Umwelt strebt. Der Entwurf thematisiert diese Fragestellung, indem die Pflanzen gleichberechtigt mit der Architektur betrachtet werden. Darüber hinaus wird durch die Verwendung von Lehm als Baustoff und Oberflächenmaterial einer der ältesten und nachhaltigsten Baustoffe überhaupt verwendet. Die Verwendung von viel Glas erlaubt die Nutzung von Sonnenenergie und fördert das Wachstum der Pflanzen und die Aktivität der Insekten. Wasser spielt eine wichtige Rolle: als Lebensraum zahlreicher Insekten, als Nahrstoff der Pflanzen sowie als Teil des Regenerationskreislaufs.

Das Leben der Insekten ist für uns Menschen großenteils völlig unsichtbar und unbekannt. Aufgrund der Kleinheit der Insekten und aufgrund ihrer Fähigkeit sich zu verstecken. Um die Annäherung an die Insekten zu erleichtern, bedienen wir uns eines gemeinsamen Wirkungsfeldes: die Pflanzen, die Erde, das Wasser. Insekten leben symbiotisch mit und in der Pflanzenwelt. Die Annäherung an das Lebensumfeld der Insekten durch Eintauchen in die Pflanzenwelt bringt uns auch den Insekten näher. Ziel eines Aufenthalts im „Insectarium“ ist, etwas über Insekten und von Insekten zu lernen. Eine besonders nachhaltige Lernmethode ist das Schaffen von Erlebnis- und Erfahrungswissen. Um dies in Bezug auf Insekten zu ermöglichen, geht es um das Schaffen besonders einprägsamer Erlebnisse mit Insekten. Neben direkten Begegnungen mit Insekten können von den Insekten auch Strategien gelernt werden. Z. B. die Tarnung als Strategie der Insekten, sich ihrer Umgebung, in der Regel Pflanzen, bis zur vollkommenen Täuschung durch Nachahmung von Formen, Farben und Mustern anzupassen. Das neue „Insectarium“ ist eine Tarnung. Es spielt sich nicht in den Vordergrund, sondern verschmilzt bis zur Unsichtbarkeit mit seiner Umgebung. Die eingesetzten Mittel sind:
- Anpflanzungen mit Lärchen, die vom Rand des botanischen Gartens über das gesamte Baufeld ausgedehnt werden.
- Eingraben in der Erde und Bepflanzen der Dächer mit Gräsern, sodass Teile des Museums – von außen kaum wahrnehmbar – nur als Innenraum erfahrbar sind
- Gewächshausarchitektur als generische Formensprache, die im botanischen Garten bereits vielfach vorkommt.
Innenraum / Interior

Innenraum / Interior

Gewächshäuser

Gewächshäuser

Perceptuel Temps

Perceptuel Temps

Plan de Site

Plan de Site

Grundriss / Floorplan

Grundriss / Floorplan

Diagramme Parcours

Diagramme Parcours

Coupe Parcours

Coupe Parcours

Schnitt / Section

Schnitt / Section

Coupe Parcours

Coupe Parcours

Immersion Grundriss

Immersion Grundriss

Immersion Schnitt

Immersion Schnitt

Sketch Reset

Sketch Reset

Sketch Serres Plantes

Sketch Serres Plantes

Sketch Téte-a-Téte

Sketch Téte-a-Téte

Sketch Perceptuel Espace

Sketch Perceptuel Espace

Sketch Perceptuel Temps

Sketch Perceptuel Temps

Sketch Immersion

Sketch Immersion

Sketch Ateliers

Sketch Ateliers

Volumetrie et Paysage

Volumetrie et Paysage

Volumetrie et Paysage

Volumetrie et Paysage