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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2014

Erweiterung Schulanlage mit Mehrzweckhalle

Teilnahme

Frei & Ehrensperger Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Dr. LĂĽchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Waldhauser Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

TLP | Thomas LĂĽem Partner AG

TGA-Fachplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept zeichnet sich in erster Linie durch die eingeschossig in Erscheinung tretende Mehrzweckhalle und die hofartige Zusammenfassung der vorhandenen und neuen Schulbauten aus. Das Alte Schulhaus und das Bauernhaus werden dabei als Solitärbauten weiterhin freigestellt. Der über zeugende Versuch, die unterschiedlichen Massstäbe – vor allem der Mehrzweckhalle und der Primarschulerweiterung – auf die vorhandene feinkörnige Situation abzustimmen, wird vom Beurteilungsgremium grundsätzlich begrüsst, da mit diesem Vorschlag eine neue, interessante Lesbarkeit der Gesamtanlage möglich wird. «Das Ganze soll mehr sein als die Summe seiner Einzelteile». Entsprechend interessant ist somit auch die Positionierung des neuen Schulhaustraktes entlang der Kirchbühlstrasse.

Das grosse Hallenvolumen wird mehrheitlich unter Terrain realisiert. Die eingeschossig sichtbare Dachlandschaft wird von den Projektverfassenden als so genannter begrünter «Teppich» aufgefasst. Der Vorteil dieser Lösung liegt vor allem in der gut verträglichen Massstäblichkeit innerhalb der Gesamtanlage. Für die oberen Wohnbauten ist zudem der Blick auf die bewegte Dachlandschaft mit Oblichtern bzw. auf die begrünte Dachfläche attraktiv. Die Raumqualität mit zenitalem Tageslicht und natürlicher Belichtung via Zuschauertribüne ist – wie verschiedene gebaute Beispiele zeigen – gut vorstellbar. Allerdings ist für den Schulbetrieb ein direkter Aussenbezug zum Umfeld sehr wünschenswert.

Die Schulhauserweiterung gliedert sich im Wesentlichen in drei massstäblich angenehme Raumgruppen. Mit einem interessanten «Raumkontinuum» werden vielfältige Erlebnisse angeboten, die sich bewusst von einer üblichen Aufreihung von Schulzimmern an einem langen Korridor unterscheiden. Der architektonische Ausdruck des neuen Schultraktes lässt – angeblich auch für die Projektverfassenden – noch einige Fragen offen.

Der neu eingefasste Hofraum – zwischen dem bestehenden und neuen Schultrakt – erscheint etwas zwanghaft und ist für den ländlichen Kontext eher fremd. Der Vorschlag dieses introvertierten, gemeinsamen Pausenplatzes – mit dem Wasserbecken und der Lehmwand gegen «unliebsame Störungen» – zeigt die Problematik dieser Konstellation auf. Hingegen wird der trapezförmige Zugangsbereich entlang der Mehrzweckhalle, als konzeptprägender Aussenraum und zweiter Zugangsbereich zur Anlage, begrüsst. Ebenso wird der praktisch unveränderte südliche Pausenplatz vor dem Alten Schulhaus positiv bewertet, da die Wahrnehmung des Hauptgebäudes dadurch nicht beeinträchtigt wird.

Der wertvolle Beitrag mit dem alternativen Raumkonzept und den innenliegenden Lichthöfen sowie den nach Norden ausgerichteten Schul- und Gruppenräumen, vermag das Gremium im Grundsatz trotzdem nicht zu überzeugen. Von Seiten der Schule werden vor allem die Nordausrichtung der Schulräume und die Kombination der Gruppenräume kritisiert. Die tief eingegrabene Halle bedingt zwei relativ aufwendige Treppenhäuser, welche allein aus brandschutztechnischen Gründen notwendig sind («Entfluchtung»). Im weiteren wird im Bereich der sehr langen und gleichförmigen Westseite ein gut auffindbarer Haupteingang vermisst. Die Fussgängererschliessung und die Parkierung ist übersichtlich und zweckmässig.

Die gewählte Tragstruktur und die konstruktiven Vorschläge – sowohl für die Halle wie auch für den Schulhausneubau – lassen auf bereits erprobte Lösungen und Erfahrungen schliessen. Das grundsätzlich gewählte Materialkonzept in Beton und Holz ist angemessen und entspricht dem erwünschten nachhaltigen Lösungsansatz. Die Materialwahl beim neuen Schulhaustrakt mit Travertinplatten ist allerdings nicht nachvollziehbar.

Energie und Umwelt
Die Gebäude weisen die grösste Energiebezugsfläche und einen hohen Fensteranteil auf. Die MINERGIE-P-Anforderungen können mit dem Projekt grundsätzlich erfüllt werden. Die Fenster sind nicht durchgängig mit einem beweglichen und windfesten Sonnenschutz versehen, was zu einer Überhitzung der Räume führen kann. Das Brauchwarmwasser in der Turnhalle und in der Basisstufe wird zusätzlich mittels einer Solarkollektoranlage erzeugt. Die Sonnenkollektoren können im Sommerbetrieb erfahrungsgemäss die Funktion beeinträchtigen. Sämtliche Räumlichkeiten werden mittels einer Komfortlüftung belüftet. Ein möglichst einfaches Energiekonzept mit einer wirtschaftlich optimierten PV Anlage bietet falls notwendig die Basis für die Erfüllung der MINERGIE-P-Anforderungen. In den geplanten Nutzungen muss aus akustischen Gründen zwingend auf eine Dachentwässerung mittels Pluviasystem verzichtet werden.

Wirtschaftlichkeit
Die Projektstudie weist im Quervergleich mit Abstand die grössten Ausmasse auf. Die Geschossfläche, die Gebäudeabwicklung und das Gebäudevolumen liegen deutlich über den anderen Projekten. Die grosse Abwicklung, die Holzkonstruktion und die sehr tief in das Gelände gebaute Mehrzweckhalle führen zu leicht überdurchschnittlichen Kosten pro Quadratmeter Geschossflächen und zu den höchsten Erstellungskosten der verglichenen Projekte.

GesamtwĂĽrdigung
Gesamthaft besticht das Projekt durch seinen wertvollen, visionären Gedankenansatz «ein neues Ganzes zu schaffen». Das Sammeln von Lebenserfahrung in einer vielfältigen Raumwelt für Lernende und Lehrende hat den Lösungsansatz positiv beeinflusst. Der eher problematische Vorschlag einer «eingegrabenen» Mehrzweckhalle und das Raumkonzept der Schulbauten hat das Gremium trotzdem nicht restlos überzeugen können.