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Begrenzten Wettbewerbes nach RAW 2004 | 08/2006

Neuer Park Rietberg-Neuenkirchen - Landesgartenschau 2008

Daueranlage

Daueranlage

2. Preis

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschafts- / Umweltplanung

ErlÀuterungstext

Ein Neuer Park zwischen Gelassenheit und VerfĂŒhrung

Der neue Parkraum liegt rĂ€umlich im Überschneidungfeld von Stadt- und Kulturlandschaft, einer Spannung zwischen Innen und Außen. Diese DualitĂ€t von zwei Raumstrukturen, wie sie auch in der Gesamtthematik „Kultur trifft Natur“ zum Ausdruck kommt, findet hier ihre Überlagerung.
Auf der einen Seite steht das kulturlandschaftliche Kammersystem von Wiesen, eingefasst mit unregelmĂ€ĂŸigen GehölzbĂ€ndern und vereinzelt eingelagerten Gehöften, eine Struktur die in ihrer IndividualitĂ€t sehr frei wirkt, aber durch ihre großflĂ€chige AusprĂ€gung an starker HomogenitĂ€t gewinnt. Auf der anderen Seite steht das lineare System der Stadtstrukturen, die ihre Wege wie FĂŒhler in die Landschaft strecken.

Diese DualitÀt zwischen Ordnung und Freiheit, zwischen Dichte und Weite, die VerstÀrkung dieser beiden Strukturen und ihre Verschneidung bilden die Struktur des Neuen Parks.
Somit treffen lineare Wege und GartenbÀnder auf freie GehölzbÀnder und extensive WiesenflÀchen. Intensiv gestaltete geometrische Formen stehen in Spannung zu amorphen, ruhigen Aufenthaltspunkten.
Der in diese duale Struktur integrierte Wegebogen verbindet den Park mit den angrenzenden Gartenschaubereichen. Die Figur des Wegebogens entwickelt sich nicht nur aus der Überlagerung, sondern auch aus der Synthese dieser beiden Raumstrukturen.
Die Überlagerung, der Kontrast und die DualitĂ€t, fokussiert die einzelnen Parkelemente und schafft einen Park mit AuthentizitĂ€t fĂŒr Rietberg und Neuenkirchen. Ein Neuer Park zwischen Gelassenheit und VerfĂŒhrung, zwischen Humor und Schlitzohrigkeit, ein duales System. Ein Park des Sports und der Bewegung, wie auch ein Park der Ruhe und Kontemplation.

Die Konzeption des Wegesystems bindet den Park in alle Himmelsrichtungen an die umgebende Stadtstruktur an und schafft an zwei Punkten grĂ¶ĂŸere Entree-Situationen. Von diesen wird der im Osten liegende Eingangsbereich als Neuenkirchener Zugang intensiv gestaltet. Eine PlatzflĂ€che, eingebettet in die Sportnutzung, bildet einen Parkbalkon aus, kann als VereinsfestflĂ€che genutzt werden und dient sowohl als Parkzugang als auch als Verteiler zwischen dem Rasensportplatz im Norden und dem Kunstrasenplatz im SĂŒden
Die Verortung der Sportfelder im Osten im Kontext der Eingangssituation schafft durch die IntensitĂ€t der Nutzung die VerknĂŒpfung mit Neuenkirchen. Außerdem ist die Ausrichtung des Wettkampfspielfeldes annĂ€hernd in Nord-SĂŒd unabdingbar.

Die Anbindung und HereinfĂŒhrung der Radtouristen vom westlichen ĂŒberregionalen Radwanderweg in den Park geschieht ĂŒber drei sich ergĂ€nzende Ebenen. Der Radweg erhĂ€lt keine lineare Gehölzstruktur wie z.B. eine Allee, sondern unregelmĂ€ĂŸige GehölzbĂ€nder, die an den Abzweigungen zum Park in Richtung Park ausbrechen und charakteristisch fĂŒr die Rietberger Kulturlandschaft sind.
ErgÀnzend wird der Abzweigungsbereich als Info- und Aufenthaltsbereich entwickelt, der in der Vertikalen eine SolitÀr-Eiche auf einer leicht erhöhten PlatzflÀche als Setzung erhÀlt. Die Eichen-SolitÀre sind ein wiederkehrendes Element im Park, um zwar subtile jedoch erkennbare und wiedererkennbare Markierungen zu setzen.

Der Neue Park im Jahr 2008
In seiner Gestaltung unterscheidet sich der Park wĂ€hrend der Landesgartenschau 2008 nur unwesentlich zur Nachnutzung. Die Nachhaltigkeit des Entwurfes und die FunktionalitĂ€t des Parks zeigen sich in der Tatsache, dass nur die temporĂ€ren Nutzungen der Gastronomie und der AusstellungsbeitrĂ€ge der GrĂŒnen Branche auf den fertig erstellten Tragschichten der Sportfelder rĂŒckzubauen sind. Das Vereinsheim dient bei reduziertem Innenausbau als WC- und InfogebĂ€ude, dem Eingang und der Gastronomie angegliedert. Die WechselflorflĂ€che entlang des Wegebogens kann auch in der Nachnutzung Bestand haben, wenn der entsprechende Pflegeaufwand betrieben wird.
Die Konzeption der WegefĂŒhrung, insbesondere der Wegebogen, ermöglicht eine Rundwegevernetzung aller Ausstellungsbereiche innerhalb des Neuen Parks, sei es als Rundwegstartpunkt oder als Wendepunkt im Rundwegesystem der Landesgartenschau. Die Verortung der Gastronomie bezieht sich bewusst auf den Wendepunkt des Wegesystems.

Sieben auf einen Streich
Die inhaltlich verbindende Thematik fĂŒr die verschiedenen Gartenschaubereiche kann die kĂŒnstlerische, architektonische und gartenarchitektonische Auseinandersetzung mit der Zahl Sieben sein. „Rietberg - siebenmal sympathisch“ lautet der Stadtslogan, basierend auf sieben Gemeinden oder Stadtteilen mit eigener Vergangenheit und IdentitĂ€t.
Die Zahl Sieben als Ansatz erscheint auf den ersten Blick profan, die Zahl Sieben und ihre Bedeutung als Zahl der Vollkommenheit (3+4) und die bewusste Anzahlswahl bei verschiedenen Themenkomplexen zeigt aber das Potenzial dieser inhaltlichen Themenwahl, um ein wiederkehrendes Element in den Teilbereichen darzustellen. Architektonisch kann das Siebeneck, septangolus, nach Alberti oder seinen Variationen von Ungers Konzept fĂŒr die TemporĂ€ren Bauten oder Aussichtsbauwerken sein.
Aus gartenarchitektonischer Sicht bieten folgende Themen, die mit der Zahl Sieben in Verbindung stehen, interessante Vorraussetzungen fĂŒr die Umsetzung temporĂ€rer oder dauerhafter GĂ€rten. Die sieben Tugenden (Garten des Glaubens, Garten der Hoffnung, Garten der Liebe, Garten der Klugheit, Garten der Gerechtigkeit, Garten der Tapferkeit und Garten der MĂ€ĂŸigung), die sieben SĂŒnden (GĂ€rten des Stolzes, des Geizes, der Wollust, des Neides, der Völlerei, des Zorns oder der TrĂ€gheit), die sieben GĂ€rten der Musen, die GĂ€rten der sieben Farben, der Garten mit sieben Siegeln, der GĂ€rtner im siebten Himmel, die GĂ€rten der sieben Gartenwunder, oder sieben Tage, sieben GĂ€rten als die GĂ€rten der Wochentage.
Auch fĂŒr den Themenkomplex Kinderspiel könnten Sindbads Sieben Reisen als Grundlage dienen.
KĂŒnstlerisch könnte insbesondere der Rietberger Johannesweg mit seinen sieben Bilderstöcken Ansatz fĂŒr dessen zeitgenössische Neuinterpretation entlang des neuen Rietberger Parkweges durch alle Gartenschauteile sein.
Die Thematik Sieben soll ergĂ€nzend zu den angedachten Darstellungen der sieben Gemeinden auf dem GartenschaugelĂ€nde die Intention verstĂ€rken, dass diese Landesgartenschau fĂŒr alle Stadtteile ist. Andererseits ist sie aber nicht als ĂŒberlagernde Thematik gedacht. Sie stellt neben der Thematik Kultur trifft Natur eine weitere Bedeutungsebene dar, ist dieser aber untergeordnet.
Gartenschau

Gartenschau

Ausschnitt Gartenschau

Ausschnitt Gartenschau

Perspektive 1

Perspektive 1

Perspektive 2

Perspektive 2