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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Parkhaus und Pflanzenhaus

Perspektive Parkhaus

Perspektive Parkhaus

ein 3. Preis

Preisgeld: 13.200 EUR

Wandel Hoefer Lorch

Architektur

WANDEL LORCH GÖTZE WACH

Architektur

Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Parkhaus:
Das Parkhaus steht als eigenständiges Volumen / Baukörper in dem räumlichen Kontext. Drei Punkte erscheinen uns hier relevant:
Erstens: Die aus dem Zuschnitt des Grundstücks entwickelte Geometrie lässt dem denkmalgeschützten Tunnelportal Raum.
Zweitens: Gegliedert wird das große Volumen durch die jeweils geschossig, horizontal gegliederte Fassade. Ihre Anmutung entsteht wesentlich durch die Transparenz, die eine Tiefenwirkung erzeugt.
Drittens: Durch die Topographie der höher-gelegenen Umgebung ist das Dach eine Schauseite und fünfte Fassade.
Diese Aufsicht wird konsequent begrünt und somit Bestandteil des linearen Grünraumes der Uferzone.
Der gewählte Geschossrampentypus mit 5,8 % Neigung ist bei dieser Größe und Art der Parkhausnutzung die angemessene und effizienteste Lösung. Gleich einer Helix entwickeln sich die Regelschosse (RG) nach oben und unten. Parallel zur Primärstruktur folgt die Fassade geschosshoch gegliedert als Polygonzug dem Inneren.
Das dem Entwurf zugrundeliegende Bild erzählt bzw. nimmt die Schichtigkeit der rückwärtigen Melassefelsen als Thema auf.
Im Erdgeschoss ist die öffentlichkeitsbezogene Rad- und Pedalegstation mit dem dazu-gehörigem Außenbereich zum Bahnhof hin orientiert. Die runde Ecke zur Stadt hin wird durch das Haupttreppenhaus und den Aufgang mit Blick auf den See besetzt.
Die Ladestationen der E-Mobility und Citycarparkplätze, Haustechnik bzw. Lager liegen im Kernbereich. Die Obergeschosse sind aufgrund Ihrer Offenheit natürlich, die Untergeschosse werden über den zentralen Kern ohne größere Installations- und Betriebskosten mechanisch entlüftet.
Die Anzahl von 333 Stellplätzen (siehe Verteilungspiktogramm) bedingt eine doppelte Zufahrtsmöglichkeit von der Bahnhofstrasse, um einen Rückstau zu vermeiden.
Im Verhältnis 1/3 nach unten, 2/3 nach oben erfolgt kreuzungs- und staufrei die innere Erschließung.
Ab dem 1. Obergeschoss ist die gewünschte Andockung für eine mögliche Erweiterung des Parkhauses möglich.
Die Materialität der Primärkonstruktion besteht aus einer elementierten Stahl-Beton-Verbundkonstruktion. Die polygonal schwingende Fassade aus Thermoholzelementen spannt sich geschosshoch zwischen die einzelnen Deckenplatten.


Pflanzenhaus:
Handelt es sich um ein Kakteen- oder Pflanzenhaus, eine Orangerie oder gar um einen temporären Veranstaltungsort? Als zusätzliche Chance für diese Stelle, die nicht durch die Aufgabenstellung intendiert ist, bietet sich dies aber durchaus als Motiv und Zusatzoption für ein Nachnutzungskonzept zur Landesgartenschau an.
Das Haus selbst wird von seiner Lage an die Bahnhofstrasse herangerückt. Es wird nach Norden mit seinem Rücken Teil der städtischen Straßenbebauung und spielt so das attraktive südliche Vorfeld zum See frei, indem es nicht nur Solitär in der Uferzone ist, sondern als Gebäude den Übergang von Baustruktur zum See bildet.
Die Stelle erscheint uns zu wertvoll und exponiert für ein reines Pflanzenhaus.
Die Chance liegt dort in Erfüllung und Ergänzung der Primärfunktion des Pflanzenhauses, dort einen temporären Veranstaltungsort, eine Seebühne zu schaffen. Dies ist ohne den Aufwand wesentlich zu erhöhen möglich und wünschenswert.
Das Pflanzenhaus erhält seinen spezifischen Charakter nicht nur durch Stufen, tribünengleich, nach Norden und der gleichzeitigen maximalen Öffnung nach Süden zum See.
Es wird gleichermaßen zum performativen Raum für die dauerhaft verbleibenden und temporär inszenierten Kakteen.
Der Vorbildcharakter und die Zukunftsfähigkeit des Gebäudes bedingen ein nachhaltiges Nutzungskonzept und ein entsprechendes nahezu autonomes Energiekonzept: Der Raum unter den Stufen nimmt einen 225 Kubikmeter großen Eisspeicher auf, der mit einer Wärmepumpe und den transluzenten Solarzellen auf dem Dach zusammen mit der Hülle ein integriertes Konzept bildet. Ergänzt durch den massiven Rücken als Speichermasse, der sommerlichen Kühlung von der Seeseite (s. Piktogramm) und die automatische Verschattung, die die thermischen Lasten und den sommerlichen Wärmeeintrag reduziert.
Die Materialität der Konstruktion ist Teil der Lebenszyklusbetrachtung.
Die Massivkonstruktion der Speicherteile ist aus monolithischem Dämmbeton.
Das Tragwerk und die Fassade aus brettschichtverleimtem Holz, der Sonnenschutz aus Thermoholz.
Wir glauben, dass neben dem Vorgenannten die kulturelle Nachhaltigkeit wesentlich ist. Das heißt ein gutes Haus zu bauen, es über ein angemessenes Nutzungskonzept zu bespielen, möglicherweise dies in einer Form zu ermöglichen wie wir es heute noch nicht kennen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beide Bauwerke, Parkhaus und Pflanzenhaus, sind als eigenständige Volumen und in der äußeren Erscheinung jeweils aus dem Kontext und der Nutzung entwickelt.

Das Parkhaus erscheint mit der horizontalen, polygonal gebrochenen Schichtung als abstrakte und der besonderen stadträumlichen Lage angemessene Großform. Das wesentliche Gestaltungsmerkmal des Parkhauses mit den liegenden Lamellen verspricht zum einen eine fast malerisch-poetische Gesamterscheinung, zum anderen stellen sich jedoch auch kritische Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Der konstruktive Holzschutz dürfte auch mit modifizierten Hölzern schwer nachzuweisen sein. Außerdem dürfte das Maß der Verschmutzung problematisch sein. Die Zufahrt zum Parkhaus liegt im östlichen Teil ungünstig. Die innere Organisation ließe jedoch die Verlagerung an die Westseite ohne Einschränkungen zu. Die innere Befahrbarkeit ist gut. Die Lage der tragenden Stützen innerhalb der Stellplätze schränken die Flexibilität ein und müssten über die Optimierung des Tragwerks verändert werden. An drei Seiten sind die Grenzabstände überschritten. Da diese jedoch in einem überschaubaren Maß liegen, wäre auch dies reparabel. Die Erweiterbarkeit ist möglich, wenn auch schwierig umsetzbar.

Das Pflanzenhaus kann aufgrund des vorgeschlagenen Typus und aufgrund seiner Angebote zur Mehrfachnutzung vorerst überzeugen. Es überrascht zunächst in seiner Setzung: nicht als Solitär im Park sondern als Stadtbaustein an die Bahnhofstraße gesetzt. Die nächste Überraschung ist die Interpretation des Typus Pflanzenhaus. Im Inneren ist eine raumbildende Stufenanlage vorgeschlagen. Im Alltag der Nutzung eröffnet ein Angebot an vielfältige Nutzungsszenarien – vom Gebrauch als Tribüne mit Ausblick auf den See und/oder auf Veranstaltungen bis hin zur dekorativen Verortung der im Winter eingelagerten Pflanzbehälter. Konstruktion und Tragwerk sind sinnfällig und in angenehmer Weise ebenso zurückhaltend wie angemessen im öffentlichen Raum präsent. Die über Klappläden variable Belichtung des Innenraums dürfte nicht zuletzt auch hinsichtlich der dadurch erzeugten atmosphärischen Wirkungen einen unverwechselbaren Innenraum schaffen. Die Bespielbarkeit mit zusätzlichen Nutzungen wird aus betrieblicher Sicht allerdings eher problematisch gesehen.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Entwurf um einen wertvollen Beitrag, der mit den angemessenen Mitteln aus einer auf den Ort bezogenen Haltung entwickelt ist.
Ansichten Parkhaus

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Detailansicht Parkhaus

Detailansicht Parkhaus

Perspektive Pflanzenhaus

Perspektive Pflanzenhaus

Ansichten Pflanzenhaus

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Detailansicht Pflanzenhaus

Detailansicht Pflanzenhaus