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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Hybrid.M - Neubau Busbetriebshof Moosach und Mantelbebauung

Ecksituation der Mantelbebauung, Büronutzung

Ecksituation der Mantelbebauung, Büronutzung

1. Preis

Preisgeld: 64.350 EUR

JSWD Architekten

Architektur

LAND Germany

Landschaftsarchitektur

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

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Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau
Das Umfeld des geplanten Busbetriebshofes ist insbesondere geprägt durch die breite Verkehrsader des Georg-Brauchle-Rings und die in den letzten Jahren entstandenen und noch geplanten, großformatigen Gebäude in der Umgebung. Die Zielvorgabe einer schützenden Mantelbebauung impliziert bereits eine Straßen begleitende Baukörperkonfiguration. Das neu geplante Gebäude legt sich daher winkelförmig um die Hallenbauten des Busbetriebshofes und bildet so logisch eine räumliche Kante zum Georg-Brauchle-Ring und zur Hanauer Straße. Räumlicher Höhepunkt und Adresse des zukünftigen Ankermieters bildet die hallenartige Aufweitung der nordwestlichen Gebäudeecke. Ein orthogonales Brücken- und Wegesystem vernetzt die intensiv begrünten Dachflächen über den Hallenbauten des Busbetriebshofes mit der neuen Mantelbebauung. Diese rechtwinklige Großform fügt sich schlüssig in die überwiegend orthogonale Struktur der Umgebung ein.

Organisation
Entsprechend der Vorgabe nehmen Erdgeschoss und 1. OG die dienenden Räumlichkeiten des Busbetriebshofes auf. Durchbrochen wird diese Raumkette durch die vertikalen Erschließungskerne, deren Rhythmus sich aus der brandschutztechnischen Entfluchtung ergibt. Das in den Obergeschossen 2-5 als Dreibund organisierte Gebäude erfüllt sämtliche Anforderungen an moderne Arbeitswelten. Auf 1,25m Raster basierend, ist das Gebäude hochflexibel konzipiert, sodass alle aktuellen Büroarbeitsformen organisiert werden können. Innen liegenden Atrien und vertikale Erschließungsknoten gliedern das Gebäude nicht nur funktional, sondern machen den Mittelbund zu einer Kette von Erlebnisräumen. Trotz der Länge des Gebäudes entstehen dadurch Orte der Kommunikation und des Verweilens, die nicht zuletzt auch der Orientierung dienen. Die 400m² großen Abschnitte zwischen den Erschließungskernen können problemlos auch separat vermietet werden.

Architektur
Das Erscheinungsbild der Mantelbebauung ist geprägt durch unterschiedlich große und schräg gegeneinander versetzte Fensterelemente aus eloxiertem Aluminium. Diese sägezahnartige Profilierung dient nicht nur der Verbesserung der schalltechnischen Wirkung sondern entschleunigt das lang gezogene Gebäude und verleiht ihm seinen unverwechselbaren Charakter. Zugleich gewährleisten die bodentiefen Fensterflächen ein Maximum an Tageslichtausbeute. Technikaufbauten und Photovoltaikpaneele bleiben hinter der hochgezogenen Fassade verborgen. Die Hallenfassaden sind aus vertikal aufgebrachten, ebenfalls bronzefarben eloxierten Profilblechen bekleidet. Die unterschiedlich breiten Falzabstände geben den Fassaden ein diszipliniertes aber zugleich abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Durch die Verwendung eines einheitlichen Materials sowohl für die Busbetriebshallen als auch für die Mantelbebauung und die verbindenden Brücken entsteht ein ganzheitliches Gebäude, der Hybrid.M.

Schallschutz gegen Außenlärm
Die Fensterkonstruktionen werden aufgrund der Höhenanforderung der Energieeinsparverordnung EnEV 2014 als 3-fach-Glas vorgesehen. Diese 3-fach-Verglasung bietet einen erhöhten Schallschutz und stellt somit den erforderlichen Schallschutz zum Georg-Brauchle-Ring von 45 dB sicher. Zur Hanauer Landstraße ist eine Fassadenschalldämmung von 40 dB hinreichend. Kastenfensterkonstruktionen sind zur Sicherstellung dieses Schallschutzes nicht erforderlich. Auch wenn Öffnungsflügel in der Fassade zu Lüftungszwecken angeboten werden und, wie hier, als hochkant stehende Drehflügel einen sehr guten Luftaustausch gewährleisten, ist eine mechanische Lüftungsanlage zur Sicherstellung des hygienischen Luftwechsels vorgesehen und erforderlich.
Bei der vorliegenden Außenlärmbelastung durch Straßenverkehr ist geistig konzentrierte Tätigkeit bei geöffneten Fenstern nur bedingt möglich. Darüber hinaus verbessert die mechanische Lüftung auch die thermische Behaglichkeit sowohl im Sommer- als auch im Winterzeitraum und vermeidet das "Einlüften" zu hoher Außenlufttemperaturen und mindert Energieverluste durch Nutzung der Wärmerückgewinnung.

Schalltechnische Wirkung der Fassade zur Nachbarschaft
Die Außenfassade ist sägezahnartig geschuppt. Hierdurch wird eine deutlich verbesserte Diffusität der Außenfassade geschaffen. Flatterechos gegenüber bestehenden Wohnbebauungen werden vermieden und die Geräuschbelastung an der Bestandsbebauung gegenüber einer planebenen Fassade reduziert. Da Gebäudefassaden allesamt schallhart, d. h. reflektierend ausgebildet sind (Glas-Paneel-Konstruktion, Betonwerkstein, Putzfassaden, Naturstein oder Ähnlich) ist also die Schuppung als gegliederte Außenfassade sehr zu befürworten. Das Schuppen, also das Schrägstellen von Fassaden oder Raumbegrenzungselementen findet sich häufig im städtebaulichen Bereich zum Schutz vor Straßenverkehr.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die stadträumlich stark vorbestimmte Situation wird aufgegriffen und in subtiler Form eigenständig interpretiert. Die Gebäudeecke zum Georg-Brauchle-Ring erfährt durch das leichte Abknicken des Baukörpers in der Hanauer Straße eine gelungene Betonung. Der stark auskragende Gebäudeteil über dem U-Bahnzugang wirkt in Höhe und Form kraftvoll, angenehm und einladend. Die unterschiedlichen Nutzungen des Bauwerks werden hier sichtbar, die Orientierung fällt leicht. Haupteingang samt Showroom auf der einen Seite, das Cafe als Auftakt der individuellen Erschließung am Georg-Brauchle-Ring auf der anderen Seite, bilden den richtigen Rahmen für den Zugang zum BBH. Dem Bürogebäude selbst gelingt es mehr zu sein als die reine Addition von Büroarbeitsräumen. Die als Dreibund angelegte Gebäudestruktur ermöglicht die Ausbildung einer interessanten und abwechslungsreichen Arbeitswelt. Lichthöfe, Kombizonen, das große Atrium in der wichtigen Gebäudeecke versprechen auch zum räumlichen Erlebnis zu werden. Vermeintlich rechnerische Effizienznachteile werden durch Attraktivität wettgemacht und können auch in Teilbereichen korrigiert werden. Die Lage der Betriebskantine zum Ring im 1. OG im Bereich des Haupteingangs ist gut gewählt, die Anlieferung muss noch geklärt werden. Die im nördlichen Flügel angeordneten Mieterzugänge sind klar erkennbar und gut angeordnet. Die äußere Erscheinung des Gebäudes wird geprägt durch eine gekonnte und grafisch ansprechende Variation großformatiger Verglasungen. Je nach Lage und Bedeutung der zugehörigen Funktionen verändern sich Dimension und Position der Elemente ohne dabei den Gesamtzusammenhang zu verlieren. Das überhöhte oberste Geschoss bildet einen gelungen Abschluss des Gebäudes aus. Technisch ist die Integration der Attika in die Fassadenarchitektur zu prüfen. Die gezeigte Eleganz kann nur durch Festverglasungen erreicht werden. Neben Nachteilen in der Flexibilität der Büroeinteilungen kann hier ein höherer technischer Aufwand im Bereich der Haustechnik entstehen. Der auch mit zusätzlichen Kosten verbunden sein kann. Die südliche Anbausituation zum geplanten Wohnbereich ist gut überlegt und praktikabel. Die Landschaftsarchitektur ist zurückhaltend bis dienend entwickelt, vielleicht etwas zu „gestaltarm“. Hier liegt in einer weiteren Bearbeitung noch Entwicklungspotential. Insgesamt stellt dieser Beitrag eine sehr gute und in fast allen Bereichen qualitativ hochwertige Lösung der gestellten Aufgabe dar.
Ecksituation der Mantelbebauung, Büronutzung

Ecksituation der Mantelbebauung, Büronutzung

Lageplan

Lageplan

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