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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2014

Neubau der Hauptverwaltung der Stadtwerke Wolfsburg AG

Visualisierung 1

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Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Wettbewerb Neubau des Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke AG Wolfsburg


Allgemein

Die Stadtwerke AG Wolfsburg planen auf dem Eckgrundstück Heßlinger Straße/ An der Vorburg den Neubau eines Verwaltungsgebäudes unter Einbeziehung ihres siebengeschossigen Verwaltungsgebäudes aus den 60er Jahren. Die Ergänzungsgebäude auf dem Grundstück können abgebrochen werden. Das Grundstück befindet sich im nördlichen Innenstadtbereich und schließt hier unmittelbar östlich an das Innenstadtquartier „Nordkopf“ an, dem in den letzten 15 Jahren neu entwickelten Stadtbereich rund um den Solitär der Experimentierlandschaft „Phaeno“. Als Gegenüber zur Autostadt ist dieses „Stadtentree“ als großstädtische Adresse konzipiert, an der Haupt-Ost- West- Stadtachse gelegen und gut sichtbar von der ICE –Strecke von und nach Berlin. Hier gilt es nun mit dem Neubau dieses Stadtentree zu vervollständigen und die östliche Platzwand des Willy- Brandt- Platzes auszubilden. Die Bauhöhe wird auf 32 m begrenzt. Gewünscht wird eine Eckbetonung unter Berücksichtigung der sogenannten „Kollerachse“ sowie der offenen Bauweise an der Heßlinger Straße und die Aufnahme der Bauflucht des Gebäudes der Deutschen BKK.


Städtebau

Der Neubau besetzt das Eckgrundstück mit einem trapezförmigen, teilweise neungeschossigen Baukörper entlang der Kollerachse. Nach Norden schließt er viergeschossig an das DOW an und vermittelt hier mit einer Gebäudehöhe von ca. 18 m zu seinen Nachbarn, dem DOW und dem Phaeno. Ab dem 1.Obergeschoss kragen der Neubau und der siebengeschossige Bestandsverwaltungsbaukörper in die Heßlinger Straße aus und nimmt hier die Bauflucht der Deutschen BKK auf. Dadurch entsteht der gewünschte Effekt der Platzwandbildung des Willy -Brandt-Platzes durch den Neubau nach Osten. Zur Heßlinger Straße zeigt sich die gewünschte offene Bauweise mit den auskragenden Köpfen und der Betonung der Ecksituation. Der Neubau schließt im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss direkt an den Bestand an, ab dem 1.Obergeschoss beträgt der Abstand zwischen den beiden Gebäudeteilen 12.50 m und hält damit die geforderte Abstandsfläche von 0.25 H ein.

Der Haupteingang liegt, wie gewünscht, an der Westseite des Neubaus am Willy-Brandt- Platz. Entlang der „Kollerachse“ in Richtung DOW befinden sich im Erdgeschoss und 1.Obergeschoss das Cafe und die Kantine sowie Ladengeschäfte und beleben hier den Stadtraum entlang der Platanenallee bis zum DOW. Der Altbau behält einen eigenständigen Zugang an der Heßlinger Straße, so dass hier die Obergeschosse, die fremdgenutzt werden, eine eigene Adresse erhalten.

Das Parkhaus wird im hinteren Bereich über den Anlieferbereich des DOW erschlossen. Es ist als viergeschossiges Parkhaus in Systembauweise als im Split-Level- System geplant. Die direkte Anbindung vom Parkhaus zum Neubau ist sichergestellt, im Erdgeschoss gelangt man über die Kollerachse/Platanenallee zum Haupteingang.

Im Spannungsverhältnis zwischen der Skulptur des Phaeno und dem verglasten, horizontal gegliederten Erscheinungsbild der Deutschen BKK soll der Neubau das Ensemble als gleichermaßen körperhafte, aber filigran ausgebildete Gestalt vervollständigen.


Funktion

Die Unterbringung der einzelnen Funktionsbereiche orientiert sich im Wesentlichen an den Wünschen der Auslobung. Im Erdgeschoss befinden sich die öffentlichen Bereiche der WOBcom mit Beratungsstelle und Backoffice. Kantine und Cafe sind gleichermaßen von Besuchern wie Mitarbeitern leicht zugänglich und beleben hier sowohl den Außenbereich im Westen an der „Kollerachse“ als auch den Binnenbereich. Die Zweigeschossigkeit der Erdgeschosszone führt mit Oberlichtern zu abwechslungsreichen Blick- und Raumbeziehungen.
Im ersten Obergeschoss befinden sich die öffentlich zugänglichen Bereiche des Kundenzentrums und der Abrechnungsstelle. Die Erschließung der Obergeschosse erfolgt über einen zentralen Kern mit Schleusenfunktion. Die Nutzung der Obergeschosse sieht sowohl geschlossene Zellenbüros als auch offene Teambüros vor. Am Hauptkern erzeugt eine Fluraufweitung in jeder Ebene einen weiten Ausblick über den Willy-Brandt-Platz, so dass Tageslicht ins Gebäudeinnere fällt und eine einfache Orientierung entsteht.
Die Büroflächen werden in jeweils bis zu 400 m² große Nutzungseinheiten mit eigenen Rettungswegen geteilt, so dass auf notwendige Flure verzichtet werden kann.
Stadtwerke und LSW sind jeweils geschossweise gemeinsam angeordnet, die Trennung erfolgt am Kern und ist daher für den Besucher gut ablesbar. Die Bereiche der LSW sowie der Stadtwerke bekommen so wie gewünscht ihre klar getrennten Zonen.
Das Rechenzentrum befindet sich im 4.Obergeschoss am nördlichen Gebäudeende. Es liegt damit bezogen auf das Gesamtvolumen zentral aber in einer Endlage und stellt einen geschlossenen Sicherheitsbereich dar.


Material und Gestalt

Der Neubau wird als Skelettbau in Stahlbeton errichtet. Ausbauund Konstruktionsraster sind in der Fassadenebene getrennt. Die Fassade ist als filigranes Raster basierend auf einem Achsraster von 1.35 m aufgebaut und wird aus geschosshohen Fensterelementen gebildet. In jedes 2. Fensterelement werden schmale Öffnungsflügel zur natürlichen Lüftung und feinmaschigen Gliederung der Fassade eingesetzt. Vorgehängte v-förmig ausgebildete, hinterlüftete Aluminiumpaneele weben ein Fassadenkleid aus Pfeilern und Balken, die das filigrane und zugleich körperhafte Erscheinungsbild des Gebäudes aus der Ferne und aus der Nähe betrachtet prägen. Ein Loggia- Einschnitt auf der Westfassade als Schaufenster zum Bahnhof und Balkone an der Südwestecke des Hochhauses nehmen Bezug zur Umgebung auf und verankern den Neubau in seinem städtebaulichen Umfeld.


Freiraum

Die gewünschten Wege- und Verkehrsbeziehungen werden in dem Entwurf umgesetzt. Der Stadtboden wird bis an das Gebäude herangeführt und der öffentliche Raum in das Erdgeschoss einbezogen. Auf eine Auskragung des Gebäudes über die Bäume der „Kollerachse“ in den Obergeschossen wird bewusst verzichtet, um der Allee den ihr gebührenden Raum zu schaffen.


Nachhaltigkeit und Energie

Heizung
Das Gebäude ist sehr gut wärmegedämmt und mit einer mechanischen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, wodurch die Wärmeverluste reduziert werden können. Die benötigte Heizenergie wird über den Fernwärmeanschluss dem Gebäude zugeführt. Die Grundtemperierung der Räume erfolgt über thermisch aktivierte Decken. Zusätzliche individuell regelbare Induktionslüftungsdurchlässe mit 4-Leiter-System befinden sich in Fassadennähe im Doppelboden. Hierdurch können Spitzenlasten sowie individuelle Komfortansprüche abgedeckt werden.

Lüftung
Das Gebäude erhält zwei getrennte zentrale mechanische Lüftungsanlagen. Eine dient der Versorgung des Rechenzentrums, die andere als Redundanz für das Rechenzentrum und zur Lüftung der Büroräume. Die Lüftungsanlagen sind jeweils mit einer effizienten Wärme- bzw. Kälterückgewinnung ausgestattet, um Lüftungswärmeverluste zu minimieren. In den Räumen befinden sich Induktionslüftungsdurchlässe mit welchen sich die Lufttemperatur individuell regeln lässt. Die Luftmenge ist auf die hygienischen Mindesterfordernisse abgestimmt, wodurch überdimensionierte Kanäle im Gebäude vermieden werden können. In allen Büroräumen können Fenster individuell geöffnet werden, um dem Nutzer eine freie Lüftung zu ermöglichen und einen guten Außenkontakt herzustellen.

Kühlung
Die Kühlung des Gebäudes erfolgt über eine Absorptionskältemaschine, die über den Fernwärmeanschluss betrieben wird. Hierdurch kann auch in den Sommermonaten Wärme aus dem Fernwärmenetz abgenommen werden. Die Kühlung erfolgt grundsätzlich über die thermoaktiven Decken. Spitzenlasten sowie individuelle Bedürfnisse können über die Induktionslüftungsauslässe abgedeckt werden.

Kaskadierendes Temperaturmanagement
Durch ein intelligentes Management der einzelnen Wärme- und Kälteverbraucher mit unterschiedlichen Temperaturniveaus kann der Gesamtenergieverbrauch des Gebäudes auf ein Minimum reduziert werden. Das relativ hohe Temperaturniveau der Fernwärme kann für den Betrieb der Absorptionskältemaschine und Induktionslüftungsauslässe mit hoher Temperatur genutzt werden. Die thermoaktiven Decken werden mit einem niedrigeren Temperaturniveau betrieben, wodurch die Rücklauftemperatur der Fernwärme noch weiter abgesenkt werden kann, was sich positiv auf vorgeschaltete Kraftwerksprozesse auswirkt. Im Gebäude werden also Energien auf unterschiedlichem Temperaturniveau zu unterschiedlichen Zwecken genutzt. Durch ein intelligentes Management der Energieströme im Gebäude werden Synergien genutzt und der Verbrauch reduziert.

Beleuchtung
Alle Arbeitsbereiche im Gebäude im Gebäude sind an der Fassade orientiert und erhalten dadurch eine maximale Versorgung mit natürlichem Tageslicht. Der Sonnenschutz ist mit einer Tageslichtlenkung ausgestattet wodurch der Tageslichtanteil in den Räumen weiter erhöht wird. Der außen liegende Sonnenschutz garantiert gleichzeitig eine Einhaltung des sommerlichen Wärmeschutzes. Die Bürobereiche werden mit tageslichtgesteuerten LED-Leuchten beleuchtet. Eine zusätzliche Präsenzsteuerung der Leuchten führt zu einem minimalen Energieverbrauch für die Beleuchtung.

Materialauswahl und Nachhaltigkeit
Im Gebäude finden ausschließlich Materialien der Kategorie 4 nach Kriterium ENV 1.2 der DGNB Kriterien Anwendung. Eine Vermeidung von Schadstoffen und umweltgefährlichen Stoffen wird hierdurch gewährleistet. Bei der weiteren Materialauswahl wird besonderes Augenmerk auf deren Langlebigkeit und Instandhaltungsfreundlichkeit gelegt. Es erfolgt eine gezielte Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus der Konstruktionen und Materialien. Technische Systeme sind im gesamten Gebäude gut zugänglich (Doppelboden, begehbare Schächte) und dadurch einfach an sich verändernde Bedingungen anzupassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bildet einen trapezförmigen teilweise 9-geschossigen Baukörper aus, der in Richtung Autostadt eine städtebaulich angemessene Weiterführung der Porschestraße gewährsleistet und gut an das DOW anschließt. Der Entwurf bindet das Bestandgebäude ein, belässt es aber in seiner Eigenständigkeit. Dies ermöglicht eine durchgängige Fremdvermietung und gewährleitet eine ausreichende Belichtung der alten und neuen Arbeitsplätze. Dies wird vom Preisgericht besonders gewürdigt.

Der Neue Baukörper setzt am Willy-Brandt-Platz einen städtebaulichen Endpunkt und akzentuiert durch eine Art „Stadtfenster“ den Eingangsbereich was vom Preisgericht positiv bewertet wird. Die Fassade ist zurückhaltend, vielleicht etwas zu schematisch in ihrer Reflektion des Ausbauraters, platziert aber damit weiterhin das Phaeno als klaren Mittelpunkt des Willy- Brandt-Platzes.

Die Flächen für das Kundenzentrum sind offen und einladend gestaltet, Kantine und Café sind kombiniert und liegen auf Erdgeschossniveau, was zu einer Belebung des öffentlichen Raums und zu einer Transparenz der Stadtwerke beitragen kann.

Die Grundrissorganisation der Verwaltung ist rational, hinter dem Stadtfenster liegen Kommunikationsräume, der Organisation lässt eine flexible Gestaltung in der Zukunft zu. Allerdings ist die Auskragung zur Heßlinger Straße konstruktiv nicht gelöst . Eine Lösung würde voraussichtlich zur Einschränkung der Flexibilität führen.

Der innovative Ansatz des vorgeschlagenen Energiekonzepts ist erkennbar. Der geforderte Mindestenergiestandard wird mit Passivhausqualität erreicht, es ist der niedrigste Energiestandard möglich. Die Fenster sind mit Dreifachverglasung, außenliegendem Sonnenschutz und innenliegendem Blendschutz geplant.

Bauökologisch wird ein hoher Standard angestrebt; nachhaltige Baustoffe (Beton, Mineralwolle, Glas) und energieeffiziente Gebäudetechnik. Für Vorhangfassade und Fenster hoher Anteil an Aluminium (graue Energie). Der vorgeschlagene Einsatz von regenerativen Energien ist umfänglich; den Möglichkeiten des Standortes angemessen.

Das Konzept ist energetisch und technisch als stimmig anzusehen. Hinsichtlich der Betriebsund Unterhaltungskosten ist vor dem Hintergrund der technischen Anforderungen ein wirtschaftlicher Betrieb des Gebäudes ist gegeben.

Insgesamt erfüllt der Beitrag in guter Weise die funktionalen Anforderungen der Stadtwerke im Zentrum der Stadt Wolfsburg. Es wird ein zweckmäßiger und kunden-orientierter Bau vorgeschlagen, dem im Verhältnis von Volumen und transparenten „Sockelgeschlossen“ etwas die Spannung fehlt.
Visualisierung 2

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