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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Museum Wiesbaden Eingangs- und Vorplatzgestaltung

Preis / Ideenteil

Preisgeld: 2.100 EUR

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

AO Landschaftsarchitekten Stadtplaner + Ingenieure Mainz GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wiesbaden I Museum Eingangs- und Vorplatzgestaltung


Der Entwurf Theodor Fischers für das Museum Wiesbaden ist im Zeitgeist von 1913 und dem damaligen Verständnis des Museums als ‚Tempel der Kunst‘ entstanden. So erklärt sich der monumentale Eingang mit der schwer begehbaren Freitreppe und einer dem Fußgängerniveau entrückten Eingangsebene.

In unserem heutigen Verständnis wird jedoch ein Museum gewünscht, das sich den Bürgern schwellenlos öffnet, nicht abgehoben erscheint, sondern eine Kommunikation auf ‚Augenhöhe‘ -Besucher und Museum - ermöglicht. Eine konzeptionelle Verbesserung der augenblicklichen Situation ist daher nicht nur durch kosmetische Mittel zu erreichen.

Die Studie der Planungsgeschichte verdeutlicht, dass Theodor Fischer selber mit dem Eingang, den er auf äußeren Druck umsetzte, unzufrieden war. Denkt man sich hingegen die wuchtige und für den seitlichen Zugang aus den Kolonnaden störende Freitreppe weg, ergibt sich plötzlich eine Eingangssituation die den stadträumlichen Zielen Theodor Fischers und unseren heutigen Anforderungen genau entspricht.

Eine nur schwach geneigte Platzfläche (3,5%) leitet die Besucher eindeutig auf den Eingang zu. Nach Durchschreiten des Windfangs wird der Besucher im Oktogon mit dem mittig eingestellten, ringförmigen Kassentresen empfangen – welch ein Unterschied zu der jetzigen, beengten Situation an der jegliche Rückstaufläche fehlt. Im rückwärtigen Bereich zum neuen Kassentresen liegen nun auf gleicher Ebene und mit kurzem Weg die vorhandenen Garderoben und Sanitärbereiche. Das lästige Abwärtssteigen wie bisher ins Untergeschoss, nachdem man gerade den Eingang erklommen hat, entfällt.

Linksseitig ist das Café an das Eingangsoktogon angeschlossen – fast auf Straßenniveau, mit attraktiven Sitzmöglichkeiten innen und auch außen im Freien, vor sowie unter den Kolonnaden. Aus dem bisherigen Café wäre die gewünschte Außenbestuhlung wirtschaftlich aufgrund der großen Distanz und dem Höhenunterschied nicht zu betreiben. Das neue Café hat einen zusätzlichen Eingang von außen, um auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums genutzt zu werden. Die Andienung erfolgt über den vorhandenen Eingang am Nordtreppenhaus.

Rechtsseitig kann nun ein für die Museumsgröße angemessener Museumsshop angeordnet werden, der sich mit Schaufenstern nach außen zeigt. Die Museumspädagogik bleibt wie im Bestand vorhanden und öffnet sich, wie auch das Café, mit vergrößerten Fenstern schaufensterartig zu den Kolonnaden und dem Straßenraum der Friedrich-Ebert-Allee.

Die Kolonnaden hatte Theodor Fischer als Fortsetzung der Platanenreihe der Wilhelmstraße konzipiert. Mit den neu angelagerten Funktionen und den schönen Einblicken in das Museum werden diese zu attraktiven Wandelhallen aufgewertet.

In die das Eingangsoktogon flankierenden Räumen werden zwei neue Treppen installiert, die den Besucher beim Heraufsteigen ein ‚Aha-Erlebnis‘ eröffnen: im Ausstellungsgeschoss erlebt der Besucher nun den wunderbaren Kuppelsaal (‚Turm der Winde‘) mit dem Kunstwerk von Rebecca Horn als Auftakt zum Museumsrundgang aus neuer Perspektive und ohne den störenden Rummel des Eingangsbereichs. Vorgelagert entsteht unter dem Portikus eine großzügige Terrasse mit Ausblick auf die Rhein-Main-Hallen, die bei Empfängen o. dergl. gut eingebunden werden kann. Die später zugefügten Eingangsplattformen werden beseitigt, die historischen Fenstergrößen aufgenommen und damit die Kreisgeometrien der Fassaden wieder hergestellt.

Rollstuhlfahrer nutzen den gleichen Haupteingang wie alle anderen Besucher. Zusätzlich zu den bestehenden Aufzügen kann im Hohlraum des Oktogons ein Aufzug ergänzt werden, um die Wege zu verkürzen.

Die Idee auf die Freitreppe zu verzichten erstaunt zunächst. Es zeigt sich jedoch, dass nur so die strukturellen Schwierigkeiten gelöst und eine grundsätzliche Verbesserung der Zugangssituation sowie des Stadtraums erreicht werden kann. Statt zum Museumsbesuch einzuladen, rückt die historische Treppe in die Straßenflucht vor und stört die von Fischer beabsichtige städtebauliche Großzügigkeit.

Die vorgeschlagenen Eingriffe sind gering und konstruktiv einfach. Die brandschutztechnischen Anforderungen wie Abschnittsbildung und Fluchtwegführung sind vollumfänglich berücksichtigt. In der äußeren Wahrnehmung bleibt der Portikus in seinen Proportionen unverändert da der neue Eingang auf die Höhe der Säulenbasen abgestimmt wird, so daß auch diesbezüglich der Eingriff vertretbar ist. Nach Aussen und im Inneren zitiert der Eingangsbereich aus eingefärbten Sichtbeton die Farbigkeit des Bestands, setzt sich jedoch mit gestockter und sandgestrahlter Oberfläche in der Textur subtil, aber klar ablesbar vom Bestand ab.

Stadträumlich entsteht durch die vorgeschlagene Neuordnung des Eingangsbereichs ein offener Platzraum als Vorbereich, der der Würde des klassizistischen Museumsgebäudes entspricht. Die einengenden Rasengevierte werden entfernt und der Platz um die Breite der stadteinwärts führenden Rechtsabbiegespur erweitert. Die ursprüngliche Intention Theodor Fischers, einen auf das Gebäude gerichteten Vorplatz zu schaffen, wird damit umgesetzt – in angemessener Größe, als Voraussetzung für vielfältige Veranstaltungen und als Vorfahrt.

Ein schmales, die Fassade spiegelndes Wasserband wird als feine Intarsie in den Bodenbelag niveaugleich eingelassen. Das Thema der Rasengevierte als Parterre d’eau wird damit neu interpretiert und dem Platz räumliche Tiefe verliehen. Auch wird Bezug genommen z.B. zum ‚Mondspiegel‘ von Rebecca Horn deren sinnliche Bilderwelt zugleich eine Wahrnehmungs-erweiterung bewirkt. Die bewegte Spiegelung der Fassade relativiert die Strenge der Architektur und vermittelt mit der Ebene des Betrachters sowie dem Tradierten des Museumsbaus und der kontemplativen Kunst.

Anstelle eines Beckens wird der ‚Wasserspiegel‘ als leicht abgesenkte Belagsfläche mit einem Wasserstand von ca. 0,5 – 4 cm bedeckt; aus der Mittelachse aufsteigendes Wasser wird an den Rändern über Entwässerungsrinnen dem Brunnenkreislauf zugeführt. Durch Unterbrechung der Wasserzufuhr oder im Winter kann das Wasserband so als Platzfläche frei für Ver-anstaltungen oder Feste genutzt werden.

Zwischen Museum und der Friedrich–Ebert–Allee spannt sich ein einheitlicher Platzboden mit einer richtungslosen Textur aus Natursteinkleinpflaster auf. Der Belag mit einem Farbspiel aus grau-beige-braunem Kalkstein- oder Sandsteinpflaster wird in einem für Wiesbaden typischen Wildverband verlegt und damit gleichzeitig Bezug zu der gepflasterten Promenade an der Ostseite der Wilhelmstraße genommen.

Scheinbar schwebende Sitzpodeste flankieren und überkragen das Wasserband und bieten informelle Aufenthaltsmöglichkeiten unmittelbar vor dem Museum. Die Platzmöbel sind durch eine einfache Formensprache als ungerichtete Raummöbel auf das Notwendige reduziert.

Leuchtmasten markieren den Platzrand zur Friedrich-Ebert-Allee und greifen die Flucht der Baumallee in der Wilhelmstraße auf. Dadurch wird die von Theodor Fischer ursprünglich vorgesehene Torwirkung am Übergang zum historischen Fünfeck zwischen den Rhein-Main- Hallen mit ihrem vorgelagerten Baumbestand und dem Museum gestärkt. In diese Leucht-masten könnten Projektoren integriert werden und das Wasserband als Projektionsfläche zur Ankündigung von Ausstellungen etc. genutzt werden.

Die neuen Rhein-Main-Hallen sollen ein adäquates ‚En-Face‘ zum historischen Museumsbau darstellen und zusammen ein kraftvolles Ensemble als Tor zur Innenstadt bilden. Die im Bestand vorhandenen und die geplanten Freiflächen der Rhein-Main-Hallen sind mit schlichten Rasengevierten gegliedert, die die Grünachse zwischen Bahnhof und Kurhaus aufnehmen. Zur Verbindung der beiden Vorplätze zu einem Ensemble wird die Gliederung dieser Gevierte auf die Achsen des Museumsvorplatzes ausgerichtet. Auch wäre denkbar eines der Gevierte als Wasserbecken zur Stärkung des wechselseitigen Bezuges auszubilden.

Durch die Verlängerung der Fußgängerinsel von der Kreuzung wird eine Querungshilfe zwischen den beiden Vorplätzen in der Achse des Museumseingangs geschaffen. Aufgrund der Verringerung der Fahrbahnen und des außerhalb der Stoßzeiten geringen Verkehrsaufkommens kann dabei auf eine Signalanlage sowie Zebrastreifen verzichtet werden.

Der Straßenabschnitt zwischen Museum und R-M-Hallen wird durch eine farbige Beschichtung der Asphaltfahrbahnen mit Kalksteinsplitt farblich den Platzbelägen angepasst und verbindet somit die beiden Vorplätze zu einer Einheit. Die technische Ausführung der Beschichtung entspricht der langjährig im Autobahnbau in Kurvenbereichen angewandten Bauweise und stellt somit eine nachhaltig robuste Oberflächengestaltung bei der anstehenden Verkehrsbelastung als signifikante Platzerweiterung dar.
Perspektive / Ideenskizze

Perspektive / Ideenskizze

Grundriss Eingangsebene

Grundriss Eingangsebene

Lageplan
M1-200

Lageplan M1-200

Grundriss Ausstellungsebene

Grundriss Ausstellungsebene

Detail Wasserspiegel

Detail Wasserspiegel

Eingang Schnitt

Eingang Schnitt

Lageplan

Lageplan