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Mehrfachbeauftragung | 06/2014

Umfeld Neanderthal Museum und Neanderpark

3. Rang / ein 3. Preis

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Neanderthal Museum markiert mit seiner Lage im Neanderthaler Landschafts- und Naturraum einen wichtigen Kulturbaustein, der mit seiner Ausstellung die Evolutionsgeschichte der Menschheit mit Bezug auf die Funde der Neanderthaler Vormenschen präsentiert. Den Kristallisationspunkt für die vielen verschiedenen Themen, die mit der musealen Konzeption im Umfeld des Museums entwickelt wurden, bildet das markante Gebäude selbst. Es fungiert für die Besucher als wichtiger Orientierungspunkt. Egal ob der Besucher den Ort mit Bus, Pkw, S-Bahn oder zu Fuß erreichen will, wird er sich durch den Landschaftsraum bewegen und das Museum mit einer Art von Aha erkennen. Die Lage an der Bundesstraße und die präzise Setzung des Gebäudes formuliert einen Vorplatz aus, der die Besucher willkommen heißen soll.
Neben den archäologischen Inhalten ist das Neanderthal mit weiteren kulturgeschichtlich relevanten Themen überlagert. Dabei stehen neben der heutigen Nutzung des Landschaftsraumes als Naherholungsraum für die umliegenden Siedlungen zwei Themen im Vordergrund. Zum Einen lassen sich anhand der vielen sichtbaren Gesteinsformationen und Geotopen dieser geologischen Genese des Landschaftsraumes und dessen wirtschaftliche Kulturgeschichte ablesen, zum Anderen hat sich in der niederbergischen Auenlandschaft mit ihren Wiesen und Wäldern und den Uferbereichen der Gewässer eine Landschaft mit hoher ökologischer Qualität entwickelt.
Vor diesem Hintergrund ist das Umfeld des Museums ein vielschichtiger Ort der das Potenzial hat, aus den unterschiedlichen Themen Erlebnisbereiche zu generieren, die für die Attraktivierung des Standortes neue Möglichkeiten aufzeigen.

KONZEPT

Das landschaftsarchitektonische Konzept setzt auf zwei Schwerpunktbereiche. Einerseits wird das direkte Umfeld des Museums mit seinem Vorplatz und dem Bezug nach Süden über die Bundesstraße zum Zusammenfluss von Düssel und Mettmanner Bach neu gestaltet. Zum Anderen werden die Bereiche des Spielplatzes und die Anbindung des Parkplatzes an das Museum neu strukturiert.
Thematisch bezieht sich das Konzept auf die Vielschichtigkeit des Ortes und entwickelt unter dem Thema der landschaftsarchitektonischen Diagenese ein Gestaltungskonzept mit dem Titel SCHICHTWECHSEL. Dabei leitet sich die Gestaltsprache der Elemente aus den geologischen Formationen des Massenkalks mit seinen Faltungen, Schichtungen und Verwerfungen ab.
Die Umstrukturierung des Neanderparks jenseits der L 357 hat zum Ziel, die Besucher durch einen attraktiv gestalteten Freiraum mit dem Titel Kalksteingarten direkt auf den Vorplatz des Museums zu führen. Die Spiel- und Erlebnisbereiche thematisieren auf der einen Seite unter dem Titel Grabungs(Spiel)Stätte die Archäologie mit dem Schwerpunkt Eiszeit. Auf der anderen Seite wird mit dem Waldschollengarten der Kulturlandschaftsraum der Region vermittelt und erlebbar gemacht.

ENTWURF

Panoramaweg
Vor dem Hintergrund einer Qualifizierung und Optimierung der Wegeverbindung vom Regiobahn-Haltepunkt Neanderthal zum Museum und weiter zur Fundstelle wird die Weg-Szenario-Variante A vorgeschlagen. Eine neue Wegetrasse im nördlichen Bereich des Museums, der Panoramaweg, verbindet sich mit dem Museumsvorplatz zu einem markanten, artifiziellen Rahmen um den Kernbereich des Gebietes. Die teilweise erhöhte Lage des Weges eignet sich gut für die Errichtung von Aussichtspunkten auf das Museum und den Neanderpark – an einer dieser Stellen bietet die Panoramaterrasse einen freien Blick auf den Museumsgarten, das Gebäude und die dahinter liegende Tallandschaft.
Das Material und die Gestaltung des Weges spiegelt das Thema Schichtung wider, in dem die Wegefläche aus Ortbeton auf den darunterliegenden Waldboden als „zweite Schicht“ aufgelegt wird. Darüberhinaus werden in die Fläche Informationen z.B. über Entfernungen zu den Attraktionspunkten, zum Neandethalter, zur Kulturlandschaft integriert und der Weg auf diese Weise als Informationsträger genutzt.
Der Panoramaweg ist der Anknüpfungspunkt für die weiterführenden Wege zur Bahnhaltestelle und zur Fundstelle. Mithilfe von Trittsteinen – punktuell eingefügte Intarsien entlang dieser Wege mit integrierten Informationen in der Materialität des Panoramaweges– wird der Zusammenhang markiert und die Verbindungsfunktion optisch gestärkt.

Museumsumfeld
Der Museumsgarten wird in seiner Funktion als Erweiterungsfläche für die Museumspädagogik und für Veranstaltungen gestärkt, von einengenden Gehölzstrukturen befreit und aufgeräumt.
Übergeordnetes Ziel der Vorplatzgestaltung ist das Freistellen des Museumsbaus. Eine großzügige, ruhige Fläche aus Ortbeton mit wenigen Akzenten stellt die Bühne für das Gebäude dar. Hier können sich Besuchergruppen vor dem Eingang auf den Sitzstufen, die den Platz strukturieren und den leichten Höhenunterschied zur Straße auffangen, treffen und in den angrenzenden Landschaftsraum blicken. Der Platz erstreckt sich teppichartig über die Landesstraße zum Neanderpark und markiert somit den Übergang für Fußgänger. Die Fahrbahn der Straße bleibt der Belastungsklasse entsprechend in Asphalt, lediglich die Oberfläche könnte mithilfe von eingestreuten Farbpigmenten der hellen Betonoptik des Platzbelages angeglichen werden. Alternativ wäre eine Ausführung in halbstarrer Betondecke denkbar. Die Position der Fußgängerampel wird entsprechend der neuen Querungsstelle in Verlängerung des Vorplatzes versetzt. Eine Mittelinsel als Querungshilfe ist unter Verkehrssicherheitsaspekten empfehlenswert.

Bachterrasse
Ein Ort mit besonderer Aufenthaltsqualität und Bezug zum Wasser bildet die Bachterrasse als Endpunkt des Vorplatzes und Übergang zum Neanderpark. Diese nach Süden ausgerichtete Terrasse dient als Treffpunkt mit Aussicht auf die Wasserläufe der Düssel und des Mettmanner Baches sowie zum nahegelegenen Spielbereich. Auch an dieser Stelle wird die Schichtung als Gestaltungsthema sichtbar – 3 aufeinanderliegende Terrassenebenen erlauben eine Annäherung an das Wasser, ohne allerdings den direkten Kontakt herzustellen.

Kalksteingarten
Über eine neue schlicht und zurückhaltend gestaltete Brücke wird eine direkte Verbindung zwischen Museum und Parkplatz bzw. Neanderpark hergestellt. Der Weg führt durch einen gestalteten Naturraum in der Art eines Kalksteingartens. Beete aus Kalkstein mit fossilen Abdrücken vermitteln die geologische Entstehungsgeschichte des Neanderthals und bieten Sitzgelegenheiten im Schatten der Bäume. Das Pflanzkonzept für die Beete sieht weißblühende Waldstauden wie Anemonen vor, ebenso Farne und Gräser als Bezug zur umgebenden Waldlandschaft.

Grabungs(Spiel)Stätte und Waldschollengarten
Der Spielbereich im Neanderpark unterteilt sich inhaltlich in zwei Bereiche. Auf der Fläche des bestehenden Spielplatzes entsteht die Grabungs(Spiel)Stätte, in der die Kinder spielerisch an das Thema Archäologie und Eiszeit herangeführt werden. Eine mit abtreppenden Stampfbetonmauern gefasste Sandspielfläche birgt im Sand vergrabene, aus der Eiszeit stammend nachempfundene archäologische Artefakte wie Werkzeuge des Neanderthalers, Mammutstoßzähne und Ähnlichem, nach denen sich die Kinder und Jugendlichen auf Schatzsuche begeben können.
Im Übergang zur Landschaft nach Süden befindet sich der Waldschollengarten. Hier soll das Thema Wald und Natur im Mittelpunkt stehen. Gerüste aus Baumstämmen, gespannte Seile, kleine Baumhäuser laden zum Klettern und Klimmen in waldartiger Umgebung ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Grundsätzlich wird die räumliche Fokussierung auf die Orte Museum und Neanderpark mit der klaren räumlichen Ausformung begrüßt. Auch die Querung der Talstraße über eine großzügige Fußgängerführung ist positiv, insbesondere mit der Bachterrasse zur Düssel.

Ob die Straße „Museumsweg“ über die Platzfläche geführt werden kann, ist fraglich. Eine Sichtbeziehung zwischen Parkplatz und Museum fehlt, die Orientierung der Besucher wird dadurch und durch die Wegeführung erschwert. Die Brücke zwischen Museum und Neanderpark erscheint zu schmal.
Der Neanderpark bietet zwar unterschiedliche Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten, erscheint aber insgesamt zu komplex. Auch die thematische Herleitung des Schichtenkonzeptes ist insbesondere für die anvisierte Zielgruppe schwierig zu erfassen. Ein Rundweg um das Museum wird als nicht erforderlich erachtet, die Wege vom Regiobahnhalt zum Museum tragen nicht zu einer klaren Besucherführung bei.

Insgesamt ist die Arbeit im Kernbereich teilweise mit hohem Detaillierungsgrad durchgearbeitet, dafür werden wesentliche Teile der Aufgabenstellung ignoriert und nicht bearbeitet. Leider werden auch Elemente wie die Bastion im Museumsgarten negiert. Auch die Materialwahl erscheint überzogen und greift vorhandene Strukturen wie das Granitkleinsteinpflaster nicht auf, was der Wirtschaftlichkeit entgegensteht.