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Offener Wettbewerb | 06/2014

Wegmatten

…la balle

4. Rang

Preisgeld: 25.000 CHF

Grand Paysage Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

raeto studer architekten gmbh

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Ausgangslage

Die „Wegmatten“ liegen am Rande des Bachgrabens und des Wohnviertels am Baselmattweg in der Gemeinde Allschwil. Ein Masterplan, der mit der Partizipation der Anwohnerschaft erarbeitet wurde, schreibt vor, die 3,5 Ha grosse Parzelle in drei gleichgrossen Flächen zu unterteilen, mit dem Ziel, Grün und Wohnen zu vereinen und diese in Etappen – mittelfristig bis 2019 – umzusetzen.
Der Begriff von einem Park erhält hier einen besonderen Stellenwert und wird privilegiert.

Der genannte „Dorfbach“ oder „Bachgraben“ bildet nordwestlich der Parzelle ein Rückgrat, das sich als natürlicher Sichtschutz und prädestiniertes Rückzugsgebiet für Mensch und Natur erweist.
Er verläuft unterirdisch durch die Stadt Basel und auf dem Weg zum Rhein hin fliesst er am Kannenfeldpark vorbei. So gesehen verkörpert er ein Bindeglied zwischen beiden gross angelegten Parkanlagen in einem mitteldichten bis dichten Wohnumfeld.

Konzept

Die Grundidee liegt darin, einen Park flächendeckend anzulegen, worin „Wohnen“ mit potenzieller Ausdehnungsmöglichkeit stattfinden soll. Durch die Dammverbreitung und die Gestaltung von Aussichtterrassen mit dem Aushubmaterial werden der Bach und die untere Ebene erlebbarer. Das Thema Wasser wird nicht nur an diesem Ort zu treffen sein.

An der Baslerstrasse mündet der neu gestaltete Platz, der den artenreichen Baumbestand mit Intarsien zu inszenieren weiss. Er lädt den Fussgänger ein, den lärmigen Strassenraum zu verlassen und den weiten Park zu betreten.
An heissen Sommertagen sorgen die Bäume für eine angenehme Frische auf dem Platz und dienen gleichzeitig als Treffpunkt mit Sitzgelegenheiten und einer Buvette.
Von hier fällt der Blick auf die Wasserfläche und weiter auf die Baumkulisse. Im Hintergrund sind die neuen, in der Landschaft gut integrierten Wohnhäuser zu erkennen.

1- Park

Die Wegmatten sollen als Parks neu auftreten. In der horizontalen Ebene fliessen Wiesen-, Rasen- und Ruderalflächen sanft ineinander.
Die bestehenden Bäume bilden das Grundgerüst der Baumstruktur; nur im geplanten Feuchtgebiet wird auf Einzelne verzichtet. Auf den Wiesenflächen wird der Bestand mit hochstämmigen Bäumen erweitert. Am Bachdamm entlang bleibt der über 100-jährige Baumbestand erhalten und wird in Hinsicht auf die Siedlungsökologie mit standorttypischen Gehölzen ergänzt.

Das Wasserelement spielt eine wesentliche Rolle: Am tiefsten Punkt wird ein Retentionsbecken, welches mit Meteorwasser aus den Dach- und Belagsflächen via einem Mulden-Rigolen-System grundsätzlich gespeist wird, angelegt. Bei Bedarf wird Wasser in geringen Mengen aus dem Dorfbach zum Becken geführt, um das Gebiet feucht zu halten.

Am öffentlichen Verkehr angeschlossen, gewinnt der Park nicht nur für Fussgänger an Bedeutung: Der gewünschte Veloweg, welcher den Park in der Mitte durchquert, verbindet das Wohnquartier zum Bachgraben-Gewerbeareal. Für die Parkbesucher stehen entlang des Baselmattwegs Auto-Parkplätze, für die neuen Siedler das unterirdische Parking zur Verfügung.

Ein Park internes Beleuchtungskonzept schliesst sich der Strassenbeleuchtung an. Der Veloweg wird aus SicherheitsgrĂĽnden beleuchtet.

Die Erstellungskosten des Parks werden auf die zwei anderen Zonen (Wohnen und Reserve) teilweise übertragen. Grundsätzlich wird auf die bestehende Topografie und die Wiederverwendung des Aushubmaterials (Aussichtsterrassen, Dammergänzung) geachtet, in unterhaltsarmen Produkten vernünftig investiert und auf die Robustheit und Ersatzmöglichkeit Wert gelegt, z. B. vorfabrizierte Betonstufen/ -sitzgelegenheiten, Robinienholz-/ Metall-Spielgeräte. Die Geländemodellierung soll möglichst ohne Konstruktionselemente auskommen, Höhenunterschiede werden mit bestehendem Erdmaterial abgestuft. Ebenfalls werden die klar geformten Wege mit einfachen Materialien angelegt.

Der Park lebt aus seiner Natürlichkeit: Das Landschaftsbild verträgt unsymmetrische Baumkronen oder hohe Wiesen an naturbelassenen Orten. Die Bewirtschaftung der Wiese sollte an eine Fromentalwiese angelehnt sein. Klare Linien und überschaubare Zonen vereinfachen den Unterhalt der Grün- und Wasserflächen.

2- Wohnen

Mit der Realisierung unseres Konzeptes erhält Allschwil ein grünes Zentrum. Dieser Ort kann symbolisch gesehen, als Spiegel der attraktiven Gartenstadt verstanden werden. In der grosszügigen Parkanlage, unmittelbar am Bachlauf gelegen, wird ein Ort für vielfältiges Mehrgenerationenwohnen geschaffen. Zugleich kann die Grünanlage, in ihrem Charakter an einen Englischen Park erinnernd, Offenheit und Weite vermitteln und somit von verschiedensten Bewohnern als Lebensraum genutzt werden.
In vier eigenständigen Gebäuden werden Räume für zeitgemässes und betreutes Wohnen angeboten.
Die Vier Volumen ermöglichen durch ihre polygonale Form und ihrer Stellung zueinander ein attraktives Vorbei- und in die Weite Schauen. Die Parkbesucher wie auch die anliegenden Bewohner aus dem heutigen Siedlungsrand können weiterhin frei in die Grünanlage blicken.
Die Fenster lassen die Bäume reflektieren und im Spiel mit dem dunklen Fassadengrid tauchen die Körper in das Grün des Parks ein. Gewohnt wird hier generationen-übergreifend urban.
Die bis zu Sechsspänner organisierten Häuser, bieten, mit dem natürlich belichteten Treppenhaus, den Nucleus bildend und ihrer tragenden Fassade, einen hohen Grad an Flexibiltät.
Sanfte Übergänge von Innen- und Aussenbereichen machen diese Wohnungen attraktiv für Familien und auch Einzelpersonen, welche erstaunliche Ausblicke mögen und gerne zeitgenössisch wohnen.

3- Reserve

Dieses Gebiet wird auch in Zukunft unter dem Zeichen des Parkgedankens stehen. Gefasst durch die umgebungsgestalterischen Interventionen am Bachgraben und am Baselmattweg lässt sich das Gebiet unter der vorgeschlagene Siedlungstypologie mit zwei Bauten integrativ ergänzen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Konzept wird von den Verfassenden das Ziel einer flächendeckenden Parkanlage mit Wohnbauten verfolgt. Richtigerweise werden denn auch Punktbauten mit grossen Zwischenräumen vorgeschlagen, die sich mit dem Park verbinden. Diese generöse Geste erkaufen sich die Verfassenden allerdings zu Lasten von grossen Einzelbauten, die im Verhältnis zur angrenzenden Siedlungsstruktur und zum Park zu massig erscheinen. Auch hinsichtlich einer zukünftigen Weiterentwicklung der Reservezone ist diese Bebauungstypologie problematisch.
Dieser Eindruck bestätigt auch in die hohe AZ von 1,4. Gute Bautypologien in solchen Baumassen sind eher schwierig zu generieren und so wird denn der gewünschte Wohnungsspiegel sehr wahrscheinlich nicht erreicht. Die Anzahl Parkplätze in der Tiefgarage genügen für den Anteil Wohnen, jedoch fehlen sie für Dienstleistung und das „Wohnen im Alter“. In den Zwischenräumen der Solitärbauten irritieren die grossen Erschliessungsflächen, wird doch mit der vorgeschlagenen Konzeptidee eher mehr „Grün“ erwartet.
Der Park wirkt ruhig, unaufgeregt und in seiner Ausdehnung mit der offenen Grünfläche wohltuend grosszügig. Die Interventionen beschränken sich weitgehend auf die Randzonen, die zugleich mit ihren grossen Bäumen den Parkraum definieren. Längs dem Bachgraben wird die Topographie geschickt ausgenutzt, um mit den in rhythmischen Abständen sich ausdehnenden Wegen Plätze zu schaffen, welche am Bach unterschiedliche Erholungsnutzungen für Aufenthalt, Begegnung und Aussicht ermöglichen. Die anschliessenden Böschungen zum Park hin werden sitzstufenartig terrassiert, was dem nördlichen Saum eine subtile landschaftsarchitektonische Note verleiht. Dennoch stellen sich kritische Fragen bezüglich der Dimensionierung dieser Anlage und der Notwendigkeit des rigiden Abholzens des Baumbestandes längs dem heute bestehenden, bachbegleitenden Weg.
Der Parkrand im Süden wird durch mehrere Schichtabfolgen definiert: Parkplätze, Fuss- und Veloweg, Aufenthaltszone mit Veloabstellplätzen, Retentionsbecken, Schrittplatten aus Beton. Die Absicht, unterschiedliche Nutzungsansprüche zu ordnen, ist verständlich, aber für diesen Ort nicht zwingend, da davon ausgegangen werden kann, dass die zukünftigen Parkbenutzer vorwiegend Bewohner aus den angrenzenden Quartieren sein werden. Insofern wäre eine zurückhaltendere Abfolge angebracht, auch im Hinblick auf eine Stärkung der Gestaltungsidee dieser Randpartie.
Die Idee mit dem Retentionsbecken wird gewürdigt, wenn auch seine Dimensionierung längs der Strasse etwas zu bescheiden ausgefallen ist. Einzig im Westteil erhält der See in seiner Ausdehnung etwas Kraft, um Teil der Geamtkonzeption zu sein. Die schöne Idee mit dem Platz und seinen Bauminseln in Verbindung mit der Tramhaltestelle schliesst den Park einerseits hier ab, andererseits kann er auch als eigentliches Entrée gelesen werden. Allerdings ist er in seiner Ausformulierung überdimensioniert, insbesondere in Bezug auf den Ort im städtebaulichen Kontext, aber auch im Verhältnis zur gesamten Parkanlage. Der Kinderspielplatz ist wie vorgeschlagen denkbar, wirkt aber in seiner Positionierung isoliert. Die Kosten für Erstellung und Unterhalt der Parkanalge sind vergleichsweise hoch.
In der Gesamtbeurteilung handelt es sich bei diesem Vorschlag um einen wertvollen Beitrag, der insbesondere in der Gesamkonzeption ĂĽberzeugt, jedoch weniger in der Ausformulierung der einzelnen Teilbereiche.
Sicht vom Platz zu den Häusern

Sicht vom Platz zu den Häusern

Situation 1:500

Situation 1:500

Situation 1:200

Situation 1:200

Schnitt 1:200

Schnitt 1:200

Grundrisse 1:200

Grundrisse 1:200