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Einladungswettbewerb | 05/2014

Touristische Erschließung der Kreisgrabenanlage

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept | Die Kreisgrabenanlage in Pömmelte – Zackmünde gehört neben der Himmelsscheibe von Nebra und dem Sonnenobservatorium von Goseck zu den bedeutendsten archäologischen Entdeckungen der letzten Jahre in Deutschland.
Nach Abschluss der Ausgrabungen und wissenschaftlichen Untersuchungen soll die Kreisgrabenanlage nun rekonstruiert und als Teil der archäologischen Touristenroute ‚Himmelswege‘ für Besucher erschlossen werden.

Ziel dieses Entwurfs ist es, eine in Herstellung und Unterhalt kostengünstige Lösung zu finden, die diesen besonderen Ort in angemessener Weise inszeniert. Die Reduzierung auf zwei Materialien – massives, schweres Eichenholz und durchscheinendes, glitzerndes Glas – gibt dem Ort einen ganz eigenen Charakter.


Erschließung | An der Straße zwischen Zackmünde und Gnadau entsteht ein Parkplatz für Pkw und drei Busse. Für Vorträge oder Picknick werden unter einer Baumgruppe Sitzbänke angeboten, die auch größere Touristengruppen aufnehmen. Über Glasschotterpfade gelangt man zur Kreisgrabenanlage und zum Würfel.


Aussichtsplattform | Der großen Kreisform in der Weite der Landschaft wird ein kompakter, weithin sichtbarer, begehbarer Würfel entgegengesetzt. Aufgebaut aus gestapelten Eichenholzrahmen wirkt er aus der Ferne durch seine massive, klare Form. Der Raum im Inneren dagegen ist licht und hell, durch die breiten ‚Fugen‘ schweift der Blick jederzeit nach außen auf die Landschaft. Über Treppen an der Innenseite der Wände gelangt man auf die Aussichtsplattform in 8m Höhe. Von hier aus kann man die Kreisgrabenanlage überblicken und in Ihrer Gesamtheit erfassen. In die Brüstung eingelassen sind Platten mit Informationen zum Aufbau und zur Funktion der Kreisgrabenanlage.

Tragwerk | Die Tragkonstruktion des Würfels wird gebildet aus gestapelten Eichenholzbalken, welche auf Streifenfundamenten abgelastet werden.
Die Ableitung der vertikalen Lasten aus der oberen Plattform bzw. aus den Treppen erfolgt dabei über integrierte Stahlstangen Ø 20 mm im Abstand von ca. 1,0 m mit Auflagertellern zur Auflagerung der Holzbalken. Die Knickaussteifung der Stahlstangen ist über die mit Gussglasziegel schubsteif zu Wandelementen verbundenen Eichenholzbalken gegeben. Die Ableitung der Windlasten und der Aussteifungslasten erfolgt über die Biegesteifigkeit der einzelnen Eichenholzbalken in die schubsteifen Seitenwände.
Die Formstabilität ist durch die Decke der oberen Plattform gegeben.


Informationssystem | Die einzelnen Fundstellen im Inneren der Kreisgrabenanlage werden durch runde Glasscheiben markiert, auf denen Informationen zu den jeweiligen Objekten eingraviert sind. Die Achse zur benachbarten Kreisgrabenanlage Schönebeck wird mit rechteckigen Glasplatten ausgelegt, die mit zunehmendem Abstand scheinbar immer mehr im Boden versinken. Hier könnten Informationen zu geschichtlichen Zusammenhängen und chronologischen Abfolgen vermittelt werden.
Die Standorte der ehemaligen Langhäuser werden als Glasschotterflächen, die sich als ‚Störung‘ vom Magerrasen absetzen, ablesbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf vereint in herausragender Weise die Anforderung an modernes Bauen in
Verbindung mit der prähistorischen Anlage.
Das Baumaterial Eiche nimmt das antike Vorbild auf. Gleichzeitig formuliert das
Rechteck des Turmes den Bezug zur Rasterung der modernen Feldeinteilungen.
Zwischen die Eichenbalken werden Glaselemente eingebracht. Die Reduktion auf nur
zwei Materialien ist überzeugend. Das Glas bildet den Bezug zur Moderne und ermöglicht
Lichteffekte, die den ursprünglichen Sinn der Kreisgrabenanlage aufnehmen.
Nicht nur durch das Eichenholz, sondern auch durch die Lichtspalten zwischen
den Balken wird die ursprüngliche Struktur der Kreisgrabenanlage intelligent zitiert.
Es entsteht ein Lichtraum, der durch die Glaselemente einen angemessen mystischen
Eindruck erweckt. Die Schlitze ermöglichen im Aufstieg auf das Turmerlebnis. Die
Plattform ermöglicht gleichzeitig einen Wetterschutz.
Das Glas als Informationsträger ist dauerhaft und als modernes Element signifikant.
Aber auch das Gesamtkonzept ist völlig überzeugend und äußerst qualitätsvoll
durchdrungen.
Der Parkplatz ist durch Bäume dem Blick entzogen. Im Schatten dieser Bäume entsteht
eine Aufenthaltsqualität durch die Wiederaufnahme der Eichenbalken als Sitzgelegenheit.
Die modernen Glasschotterwege sind konsequent durchdacht, besonders in der Weiterführung
der Sichtachse nach Schönebeck.
Als einzige mögliche Schwäche des Entwurfes erscheint die nicht barrierefreie Ausführung,
dies war allerdings auch nicht zentrale Aufgabe. Eine Eignung der barrierefreien
Nutzung der Glasschotterwege wurde ebenfalls sehr kritisch hinterfragt.
Dort wie hier steht die prähistorische Anlage im Zentrum des Entwurfes.
Aus fachlich archäologischer Sicht erscheint der Entwurf auch dahingehend optimal,
dass er die Sichtachsen nicht verstellt und vor allem kaum in das archäologische
Denkmal eingreift.
Im Gegenteil, die frühbronzezeitlichen Häuser werden zusätzlich adäquat betont.