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2. Rang 3 / 3

Einladungswettbewerb | 06/2014

Hochhaus Zwicky-Areal Baufeld B Nord

Städtebauliche Situation

Städtebauliche Situation

3. Rang

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Architektur

Auf dem Areal der traditionsreichen ehemaligen Seidenzwirnerei Zwicky & Co. AG entsteht in mehreren Etappen ein urbanes Quartier. Das Baufeld B Nord soll diesem Anspruch gerecht werden. Eingeklemmt zwischen Waldrand, Neugutstrasse und Hochbahn scheint dieser Ort auf den ersten Blick kaum hohe Attraktivität zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb einen Bau mit Sockel und Turm vor. Der Sockel schafft unterschiedliche Adressen und ermöglicht dem neuen Seidenplatz eine adäquate und quartiersgerechte Grösse. Der Platz wird zudem von öffentlichen Nutzungen eingefasst und verspricht dadurch ein hohes Mass an lebendiger Urbanität.

Etwas erhöht auf dem Sockel bietet die neue Plaza Ruhe und Übersicht und etabliert hier die neue Adresse des Hotels. Eine grosszügige Treppenanlage führt die zukünftigen Hotelgäste direkt vor den Hoteleingang. Der Sockel nimmt zudem alle gewünschten Gewerbe- und Gastronomieflächen auf und orientiert diese direkt zum neuen Seidenplatz. Für den notwendigen Güterumschlag sind diese Flächen unmittelbar an die rückwertige Anlieferung angebunden und benötigen daher keine weitere Verkehrserschliessung.

Der neue Seidenturm beherbergt das Hotel und die Wohnungen. In seiner architektonischen Gestalt unterscheiden sich diese Nutzungen sozusagen durch die Maschengrösse ihres Fassadenrasters. Fein- und kleingliedrig und somit maximal flexibel in Bezug auf die mögliche Hotelraumeinteilung, weit und offen im Bereich der Wohnnutzung mit den Loggien und den Schlafzimmer. In Anlehnung an die Tradition der Seidenweberei erinnert die strukturierte Fassade an die textile Stofflichkeit von Kette und Schuss. Sockel und Turm bilden dabei eine architektonische Einheit und sind rundum analog strukturiert und materialisiert.

Auf der Nordseite unterbrechen vereinzelte Balkone die Homogenität der gesamten Fassade und bieten für die durchlaufenden Wohn- und Essräume einen zusätzlichen Mehrwert mit Sicht über das Burenholz.

Hotel

Die Hotelnutzung wird auf den ersten fünf Geschossen etabliert. Im Plaza-Geschoss werden alle öffentlichen Nutzungen, wie Rezeption mit Lounge, Restaurant und Seminarräume südseitig mit direktem Zugang zur Plaza untergebracht, nordseitig befinden sich Hotelzimmer. Die Vertikalerschliessung findet unabhängig von der Wohnerschliessung statt. Zwei zentral gelegene Fahrstühle, welche sich unmittelbar links und rechts der Rezeption befinden, bedienen die vier Obergeschosse. Die Einteilung der Zimmer basiert auf den vorgegebenen Rastermodulen und erlaubt bei allfälligen Änderungen eine einfache Adaptation.

Wohnen

Der Zugang zu den Wohnungen findet ebenerdig entlang der Seidengasse statt. Drei Kernanlagen erschliessen die Wohnungen vertikal. Lediglich die kleineren 2,5-Zimmer-Wohnungen sind nur nach Süden orientiert, alle anderen Wohnungen basieren auf der Typologie des Durchwohnens. Essen und Wohnen durchqueren die gesamte Gebäudetiefe und können somit direkt von Süden, der lärmabgewandten Seite, gelüftet werden. Alle Wohnungen verfügen über eine entsprechende Loggia, welche auch als Jahreszeitenzimmer genutzt werden kann.

Die Wohngeschosse variieren zwei unterschiedliche Dimensionen für die Breite der Schlafzimmer und der Wohnzimmer, wodurch die primäre Strukturierung der Wohnnutzung entsteht. Programmatisch wird diese Unterscheidung für die räumliche Abfolge des Master Bedroom mit separater Ankleide und Ensuite-Badezimmer und das Durchwohnen (Wohnen und Essen) von Süd nach Nord genutzt. Die 3,5 Zimmer-Wohnungen werden je zu einem Drittel mit zwei gleichwertigen Schlafzimmern und zu zwei Dritteln mit der etablierten Master Bedroom-Typologie variiert.

Materialisierung

Der neue Seidenturm mit Sockel wird einheitlich materialisiert. Prinzipiell wird zwischen Raster und Füllung unterschieden. Das Raster wird in vorfabrizierten, glasfaserverstärkten Betonelementen mit Hinterlüftung ausgeführt. Die Füllungen unterscheiden drei verschiedene Typologien:

- Die opake Wand mit vorgestellten, dicht stehenden, vertikalen Lamellen ebenfalls in glasfaserverstärkten Beton ausgeführt mit dahinterliegender geschlossener Wand.
Die durchlässige Wand mit vorgestellten, dicht stehenden, vertikalen Lamellen in glasfaserverstärkten Beton und dahinter liegender, öffenbarer Verglasung.

- Die transparente Wand mit der Ausfachung des Raster in Glas, entweder als Isolationsverglasung oder als Loggia mit zwei Ebenen Isolierverglasung und der möglichen Nutzung als Jahreszeitenzimmer.

- Insgesamt entsteht ein Turm, welcher homogen in Erscheinung tritt und seine Finesse in der Geometrie der Fassade erfährt. Der neue Seidenturm bleibt trotz seiner Dimension fein und artikuliert und knüpft an die textile Tradition und Geschichte des Glatttals an.

Tragwerk

Das neue Tragwerk wurde unter einem gesamtheitlichen Aspekt entwickelt. Es verbindet dadurch sowohl die Anforderungen der Nutzer und der Architektur, als auch die technisch strukturellen Anforderungen zu einer integralen Gesamtheit. Dadurch können unter Berücksichtigung aller relevanten Parameter die Lasten effizient und wirtschaftlich abgetragen werden.

Das Gebäude ist als Stahlbeton-Skelettbau vorgesehen. Die Flachdecken liegen auf den Wänden in den Kernzonen und auf vorfabrizierten Stützen auf. Durch diese Anordnung ergeben sich wirtschaftliche Spannweiten und eine weitestgehend flexible Nutzung der Flächen. Alle strukturellen Elemente werden konsequent vom Dach bis zur Fundation durchgezogen, so dass die Lasten auf direktem und effizientem Wege abgeleitet werden können. Für die Aussteifung gegenüber Wind- und Erdbebenlasten werden die Kernwände und einzelne zusätzliche Wandscheiben aktiviert. Die aussteifenden Wände werden im Untergeschoss eingespannt. Das gesamte Untergeschoss wird als weisse Wanne ausgebildet. Dadurch werden die Dichtigkeitsanforderungen wirtschaftlich und mit einem bewährten System erfüllt.

Als Fundation steht eine Pfahlfundation im Vordergrund. Allenfalls könnte das Sockelgebäude auch flach fundiert werden. Die Baugrube wird dort, wo es die Platzverhältnisse erlauben, geböscht erstellt. Im Bereich der Fundation des SBB-Viadukts sind allenfalls Sicherungsmassnahmen zu treffen. Diese müssen in der weiteren Bearbeitung detailliert untersucht werden. Entlang der Strasse ist ein vertikaler Baugrubenabschluss vorgesehen, welcher frei auskragt oder zur Baugrube hin abgespriesst wird. Das entwickelte Tragwerkskonzept ermöglicht durch die wenigen, konsequent durchlaufenden Tragelemente eine optimale Flexibilität der Nutzflächen. Es ist durch die robuste und dauerhafte Ausbildung sowohl in der Erstellung als auch im Unterhalt sehr wirtschaftlich.

Projektteam: Piet Eckert, Wim Eckert mit Eduardo Rubio und André Albuquerque, Laure Friès, Ilja Maksimov, Bojana Miskljin

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt bietet eine auf den ersten Blick provokante Lösung an, die jedoch – beschäftigt man sich ausführlicher mit der Aufgabe – durchaus einer bestimmten Konsequenz nicht entbehrt. Dies ergibt sich aus der räumlich beschränkten städtebaulichen Situation zwischen Waldrand, Neugutstrasse und SBB Viadukten. Das Projekt versucht nun in unsentimentaler Weise, es mit den harten Vorgaben aufzunehmen und daraus direkt und konsequent gültige Ableitungen für die städtebauliche Lage, die Gebäudeform sowie -struktur und die architektonische Ausgestaltung zu formulieren.

Die Qualität dieses Projektes liegt in seiner strukturellen Klarheit und seiner subtil durchbrochenen Monotonie, die zusammen den Gedanken von elementarer Gleichheit und deren gestalteter Störung aufblitzen lässt.

Durch den ausgeprägten Sockel fällt der Vorplatz (Seidenplatz) bei der Tramhaltestelle zwar etwas kleiner als gewünscht aus, wird dafür jedoch umso besser gefasst.

Die Organisation der Wohnungen weist durch geschickten Einsatz und Verteilung der einfachen Raumfiguren letztlich ein reiches Feld an differenzierten Möglichkeiten aus. Die Wohnungen sind sowohl durchgestreckt als auch einseitig orientiert. Die Hotelzimmer in den unteren Geschossen entbehren nicht einer bestimmten Rigidität, die jedoch – sieht man es realistisch – dem Wesen einer ökonomischen Hotelorganisation entspricht und sich der üblichen Elemente wie grosse Anzahl Zimmer und lange Hotelgange bedient und durch Übertreibung artifiziell überhöht. Der Haupteingang befindet sich nicht im Sockel, sondern wird - mit grosser Geste - über eine breite Treppe im ersten Obergeschoss erreicht.

Die Fassade erinnert an eine textile Struktur, eine Reminiszenz an die früher in der Nachbarschaft ansässige Seidenzwirnerei. Die Fassadenabwicklung ist sehr gut gelungen. Die Grundkonzeption ist bei der 75 m hohen Variante gleich, die Gebäudescheibe ist jedoch parallel zur SBB platziert. Das Verhältnis von Gebäude zum Sockel ist ausgewogen. Insgesamt wird die hohe Variante als gelungen beurteilt.
Modell

Modell

Grundriss Wohnen Regelgeschoss

Grundriss Wohnen Regelgeschoss

Grundriss Wohnen Regelgeschoss

Grundriss Wohnen Regelgeschoss

Perspektive

Perspektive

Erd- und Untergeschoss

Erd- und Untergeschoss

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Fassadendetail

Fassadendetail

Variante 75 m

Variante 75 m

Perspektive Hochhaus

Perspektive Hochhaus

Modell 75 Meter

Modell 75 Meter

Modell 50 Meter

Modell 50 Meter

Schwarzplan

Schwarzplan

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