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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Neubau Stadtteil- und Familienzentrum

perspektive modell

perspektive modell

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

wittfoht architekten bda, Prof. Jens Wittfoht

Architektur

graf ingenieure

Tragwerksplanung

Andreas Schnubel structural design

Tragwerksplanung

Bobran Ingenieure

Bauphysik

Erläuterungstext

situation
das zukünftige stadtteil- und familienzentrum am ernst-wiechert-platz in fellbach soll helfen die stadtteilidentität zu fördern. ziel ist es einen ort zu schaffen, an dem austausch und kommunikation der bevölkerungsgruppen unkompliziert ermöglicht werden kann. das neue stadtteil- und familienzentrum liegt inmitten einer durch weitgehend offene zweigeschossige wohnbebauung mit sattel- und walmdächern geprägten umgebung. die häuser stehen meist traufständig parallel zur straße. in direkter nachbarschaft befinden sich zudem die stadtbildprägende pauluskirche und der angrenzende ernst-wiechert-platz mit seiner grünanlage. enge und weite, dichte und offenheit, ruhe und bewegung sind attribute, die den ort maßgeblich bestimmen und zugleich ganz neue perspektiven eröffnen. das stadtteil- und familienzentrum fellbach formuliert neue wege und bietet neue räume.

stadt und gebäude

die zentrale idee des entwurfes ist es, dem neuen stadtteil- und familienzentrum eine städtebauliche präsenz zu geben, die gleichzeitig die umliegenden wohnquartiere aktiviert und somit insgesamt einen qualitätsvollen städtischen raum entstehen lässt. die typologie der angrenzenden wohnhäuser wird aufgegriffen und interpretiert. es entstehen zwei, leicht zueinander verschobene, „langhäuser“ mit satteldach. sie stehen parallel zur straße (ernst-wiechert-platz) und kreieren an der eberhardstraße einen angemessenen vorplatz mit haupteingang. der gegenüberliegende versatz dient der kita als zusätzlicher eingang. eine glasfuge zwischen den häusern trennt und verbindet gleichermaßen und sorgt für eine optimale orientierung.

gebaute natürlichkeit

unterschiedliche städtebaulich- architektonische aspekte werden aufgegriffen und dienen als grundlage für ein homogenes räumliches ensemble. die oberflächenstrukturen und texturen sind dabei mehr als gebaute fassaden - sie sind ausdruck eines zeitgeistes, der rücksichtnahme und verantwortung gegenüber den lebenswichtigen naturgütern wie z. b. boden und wasser. die spielflächen sind mit wasserdurchlässigen belägen ausgestattet. die vorhandenen bäume (kastanien) werden erhalten und in das neue räumliche konzept integriert. anfallendes oberflächenwasser von den dachflächen wird in den natürlichen kreislauf zugeführt. insgesamt entsteht durch dieses zusammenspiel von natur und architektur eine attraktive gesamtanlage mit besonderer signifikanz.

gedanken zum haus

die aufgabe besteht in der entwicklung einer gebäudetypologie, die geeignet ist, ein soziales, gemeinschaftliches lebens- und lernkonzept zu vermitteln. es soll „ein“ haus entstehen, das über die funktional sinnvolle ordnung der bereiche hinaus etwas erzählen kann, von einer anderen art des zusammenlebens und lernens. es soll raum bieten für die individuelle entfaltung von kindern, jugendlichen und erwachsenen und zugleich ein ort der gemeinschaft sein. ein ort, der die phantasie beflügelt und die kommunikation fördert und anregt. zur optimalen ausnutzung des grundstücks wird der neubau im osten, parallel zur grundstücksgrenze, platziert. so bleibt ein großteil des westlichen gartens frei und kann zum spielen und toben genutzt werden. die zukünftigen gruppenräume orientieren sich zu diesem grünbereich. die neubauten sind als kompakte, einfache und klar gegliederte häuser konzipiert. ihre langgestreckte, einfache form erinnert an den archetyp des „hauses“. dieser teilt sich in zwei bereiche auf: dem familienzentrum im süden und der kita im norden. durch die konsequente räumliche trennung von kindertagesstätte und familienzentrum mit allgemeinem zugangsbereich werden akustische störungen im unterschiedlichen tagesablauf vermieden. der hauptzugang erfolgt von der eberhardstraße im süden. von hier aus gelangt man über einen kleinen vorplatz, direkt in den allgemeinen zugangsbereich mit info und saal. das in diesem bereich angelagerte cafe unterstreicht den zentralen marktplatzgedanken. über ein treppenhaus mit aufzug erreicht man das familienzentrum im obergeschoß. der gemeinsame aufzug garantiert die behindertengerechte erschließung aller etagen, auch der kindertagesstätte.
familienzentrum und kindertagesstätte erhalten einen eigenen eingang, der die unterschiedlichen nutzergruppen berücksichtigt. die kindertagesstätte kann allerdings auch über den haupteingang erreicht werden.

die kita wird auf 2 ½ ebenen organisiert und über eine eigene, einläufige treppe erschlossen. im erdgeschoß befinden sich neben dem multifunktionsraum die gemeinschaftsräume und die gruppenräume für die kleinkinder. sie haben direkten zugang zum außenspielbereich (garten). die räume für die kindergartenkinder befinden sich im obergeschoß. die schlafbereiche auf einer extra empore (vogelnest / baumhaus).
die geforderten außenparkplätze und die zufahrt zur tiefgarage liegen an der eberhardstraßen abgerückt vom haupteingang im westen.
neben der besonderen bedeutung des ortes ist es vor allem auch die interaktion von mensch – raum – materie, die die wirkung des neuen stadtteilund familienzentrum bestimmen wird.
so kommen alle nutzergruppen unter „einem dach bzw. zwei dächern“ zusammen. der raumgestaltenden kraft des lichtes kommt eine ganz besondere bedeutung zu. am wandel des tageslichtes messen wir die zeit. jeder ort im haus hat seine besondere lichtsituation.
unser entwurf verkörpert in seiner anlage – vom grundriss bis in die einzelnen gegenstände hinein – die idee der formalen einfachheit in raumgestaltung und material.

tragen und lasten:

das gebäude ist als tragende stahlbetonkonstruktion mit flachdecken, tragenden und aussteifenden stahlbetonkernen und stahlbetonstützen konzipiert. bis auf den fugenbereich sind alle außenfassaden tragend ausgebildet. innenwände sind, dort wo die flexibilität nicht beeinträchtigt wird, als massive mauerwerkswände ausgeführt. die geschossdecken sind als schwere betondecken ausgeführt ( schallschutz, speichermasse ). der dachstuhl ist als holzkonstruktion frei zu gestalten – unter berücksichtigung der brandschutztechnischen bestimmungen. die fassadengestaltung vermittelt zwischen den bereichen und unterstützt durch ihre materialisierung den charakter des „stadtbausteins“. heller, ockerfarbener ziegel durchbrochen von großen fensterflächen im erdgeschoß bestimmt die subtil rhythmisierte außenhaut. die „offene fuge“ zwischen den gebäudeteilen ist als glas pfosten-riegel-konstruktion geplant. lüftungsklappen und ein sonnenschutz verhindern eine überhitzung im sommer. die lüftungsklappen dienen zudem der sommernachtslüftung.

ökologie und nachhaltigkeit

der kompakte baukörper sowie die optimierung des baulichen wärmeschutzes der gebäudehülle in passivhaus- standard, ermöglichen, zusammen mit einer effizienten anlagentechnik, die unterschreitung der geltenden enev 2014. durch die ausführung einer dichten gebäudehülle wird der durch infiltration verursachte luftwechsel minimiert. die vorhandenen glasflächen (3-fach wärmeschutzverglasung) erlauben eine konsequente ausnutzung des tageslichts und solarer wärmegewinne. das gebäude wird in thermische zonen aufgeteilt. die aktivierung interner speichermassen (schwere innenbauteile z. b. im bereich der decke zwischen eg und og) schaffen im sommer wie im winter ein behagliches, gesundes (natürliches) raumklima (dämpfung von temperaturspitzen). der außenliegende sonnenschutz minimiert den solaren wärmeeintrag im sommer bei gleichzeitigem erhalt des außenbezugs und der natürlichen raumbelichtung. eine zusätzliche verschattung im sommer ergibt sich durch die stellung der vegetation im osten und westen. es gibt einen kontrollierten luftaustausch mit hocheffizienter wärmerückgewinnung. sämtliche räume können über fenster zusätzlich natürlich be- und entlüftet werden. im bereich der fenster befinden sich statische heizflächen für die individuelle steuerung. im bereich der gruppen- und aufenthaltsräume kommt eine fußbodenheizung (optimaler thermischer komfort durch strahlungsheizung, allergikerfreundlich durch minimierung von luftbewegungen und staubaufwirbelungen, energetisch günstig durch niedrige vor-/rücklauftemperaturen) zum einsatz. unterstützt wird die heiz- und warmwasseranlage durch heizwasserkollektoren auf den dächern. durch sie kann der warmwasserbedarf in teilen gedeckt werden. die wasserversorgung im bereich der außenanlagen wird über eine regenwasserzisterne gewährleistet, restliches oberflächenwasser kann versickern.

die hlse- technikzentralen sind im ug angeordnet. die anbindung der installationstrassen erfolgt unter der decke im ug bis zu den einzelnen steigepunkten. hierdurch werden kurze, wirtschaftliche anbindungswege gewährleistet. die vertikalen installationsschächte sind gut zugänglich und flexibel nutzbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser interpretieren die vorhandene heterogene bauliche Struktur auf überraschend einfache und selbstverständliche Art und Weise : zwei parallel angeordnete zweigeschossige "Langhäuser" mit Satteldach erstrecken sich entlang der Straße am Ernst-Wichert-Platz. Eine gläserne Erschliessungsfuge verbindet die beiden unterschiedlich profilierten Bauteile.

Diese Interpretation der Typologie den angrenzenden Wohnhäuser ist jedoch in der undifferenzierten baukörperlichen Ausformulierung wenig überzeugend.

Die Zugangssituation liegt im südlichen Bereich an der Eberhardstraße. Dabei wird der bestehende Kirchvorplatz räumlich nicht integriert. Die Lage der Tiefgarageabfahrt verhindert Grosszügigkeit.

Die Freibereiche der Kita sind im westlichen und nördlichen Grundstücksbereich grosszügig nachgewiesen.

Die Erreichbarkeit und Anbindung an die Gruppenräume im Obergeschoss allerdings umständlich und mit wenig Bezug zur inneren Organisation. Die begrüßenswerte Idee einen "öffentlichen Passage", an die alle Funktion angelagert sind wird durch ihre Stringenz und nicht vorhandene räumliche Differenzierung wenig überzeugend ausformuliert.

Der Eingangsbereich mit Cafe lässt Grosszügigkeit vermissn. Der ans Foyer anschliessende Saal ist nach Westen ausgerichtet und den Vorgaben entsprechend teilbar. Im nördlichen Bereich des Erdgeschosses befindet sich der Bereich Kleinkinder 0-3 Jahre mit guten Anbindung an den Freibereich zum Ernst- Wichert-Platz.

Die vertikale Erschliessung ist zum einer innerhalb der Kita möglich, zum anderen über eine räumlich kaum auffindbares Treppenhaus innerhalb der Passage.

Die Gruppenräume 3-6 Jahre im Obergeschoss sind analog dem Kleinkindbereich organisiert. Dabei sind 3 von 4 Funktionsräumen nun über die Gruppenräume erreichbar. Der Multifunktionsrau ist der Kita zugeordnet und durch das Familienzentrum im südlichen Bereich des Obergeschosses nicht nutzbar. Die vorgeschlagene Materialisierung mit Klinkervorsatzschale an den Wänden und kupferbekleideten Satteldach ist angenehm, zeitlos und dauerhaft.
lageplan

lageplan

grundriss eg

grundriss eg

ansicht gartenseite

ansicht gartenseite

ansicht eberhardstraße

ansicht eberhardstraße

ansicht ernst-wiechert-platz

ansicht ernst-wiechert-platz

schnitt

schnitt

schnitt/ansicht

schnitt/ansicht