Gutachterverfahren | 07/2014
Konversion der Oxford-Kaserne
Vogelperspektive
1. Preis
Preisgeld: 15.000 EUR
STUDIO SCHULTZ GRANBERG - Städtebau und Raumstrategien
Architektur, Stadtplanung / Städtebau
Kéré Architecture - Diébédo Francis Kéré
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Prof. Joachim Schultz-Granberg, Timo Herrmann, Lukáš Veltruský
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Wertvolle Bausubstanz, gestaffelte Kubaturen, weitläufige Freiräume, die Sandsteinmauer, Sockel und Terrassen, stattliche Bäume, sorgfältig verlegtes Basaltpflaster - die Oxford-Kaserne braucht keinen Neustart, sondern den Blick für die Potenziale der Struktur, deren Weiterentwicklung und Aneignung als charaktervolles Wohnquartier: Weiterbauen, Adaptieren, Entsiegeln, Ergänzen und Neubauen würdigen alte und bilden neue Zeitschichten einer flexiblen und nachhaltigen Struktur. Die Umsetzung ist dosierbar und in Etappen möglich.
AN - UM - WEITER - NEU - BAUEN
Die bestehenden Gebäude, Fragmente und Spuren sind Ausgangspunkt für die zukünftige und nachhaltige Entwicklung der Oxford-Kaserne. Neue Gebäude werden sorgfältig verortet und mit dem Bestand in Bezug gesetzt. Das vorhandene städtebauliche Bild wird vor allem entlang der Hauptachse (zentraler Boulevard) im Raum des ehemaligen Exerzierplatzes weitestgehend erhalten und bietet dort den Blick auf die gestaffelten Mannschaftsgebäude und den Uhrenturm. Teilbereiche können bei Bedarf geschützt werden, um städtebauliche Teilsituationen zu wahren. Andere Bereiche können flexibel ergänzt werden, um den Anforderung eines nachhaltigen und lebendigen Wohnquartiers gerecht zu werden: Vielfalt, keine Monokultur.
ZENTRALE ERSCHLIESSUNG Die ehemalige Hauptachse der Kaserne wird ein grüner Boulevard - Freiraum und Bewegungsraum zugleich. Das alte Pflaster flankiert den neuen Straßenraum und kann so als historische Schicht erhalten werden und ist gleichzeitig funktionale Fläche für Besucherparkplätze. Versickerungsmulden und Kioske finden hier Platz. Nach oben öffnet sich der Boulevard in einen grünen Trichter und knüpft großzügig an den Freiraum in Gievenbeck an – programmatische und räumliche Vernetzung.
MITTEN IN GIEVENBECK Acht Jahrzehnte lang lagen 27 (geheime) Hektar erst am Rand und später inmitten von Gievenbeck hinter Mauer und Stacheldraht verborgen - eine Terra incognita, eine Festung und ein schwarzes Loch in der Struktur von Gievenbeck - das Luftbild unscharf. Das Schleifen von Mauern bzw. Festungsanlagen hat schon vor einigen Jahrhunderten in Münster einen der charakteristischsten Orte, die Promenade, hervorgebracht.
Die ehemalige Oxford-Kaserne wird eine Ausstrahlung über die Mauern hinweg entwickeln: aus Rückseiten werden Adressen, aus Randstreifen Parks, aus Exerzierplätzen öffentlicher Raum und aus Funktionshöfen Wohnquartiere. Die Entwicklung und Vernetzung des Randes mit der bestehenden Struktur wird durch ein Netz von Straßen, Radwegen und Pfaden erreicht. Der Freiraum am nördlichen Rand zieht sich in den zentralen Boulevard und wird das grüne und gleichzeitig urbane Rückgrat des neuen Quartiers.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Kaserne wird künftig ein Teil der Siedlungsstruktur Gievenbecks, bleibt aber in ihrer historischen Anlage erkennbar. Dies ist nicht zuletzt dem konsequenten Erhalt prägender architektonischer und städtebaulicher Elemente wie den Bestandsbauten zu verdanken. Sie werden zum Teil funktional neu interpretiert oder zu neuen Konfigurationen zusammengefügt und brechen so die Strenge und hierarchische Ordnung der Kasernenanlage. Die ehemaligen Mannschaftshäuser etwa werden zum Teil geöffnet, durch Fugen getrennt oder mit neuen Dachaufbauten versehen. Mit diesem beherzten Vorgehen erweist der Entwurf zugleich Reverenz an die historische Bebauung wie er auch die Zukunftstauglichkeit des Bestands belegt.
Es entstehen sorgfältig differenzierte Teilräume, maßstäbliche Wohn- und Arbeitshöfe und eine klare Quartiersmitte. Der Entwurf zeigt darüber hinaus viele, durchaus sympathische Ideen wie beispielsweise die „Schaufenster“ der neuen Bebauung zur Gievenbecker Reihe.
Allerdings gibt es auch Kritikpunkte. Schwächen in der Nutzungsverteilung und -abgrenzung sind unübersehbar. Vieles wirkt zufällig. So kann ein Standort für Altenwohnen im Nord-Westen ebenso wenig überzeugen wie die Anordnung eines Innovationszentrums am zentralen Quartiersplatz. Der Schallschutz der Wohnfunktion zu den Sportanlagen im Norden ist baulich nicht geklärt.
Auch Dimensionierung und Ausgestaltung des öffentlichen Raums überzeugen nicht. Insbesondere der zum „Paradeplatz“ zurechtgeschnittene ehemalige Exerzierplatz wirkt in Größe und Ausformung beliebig, die Gestaltung „verkrampft“, die Raumkanten nicht definiert. Notwendige Frequenzbringer sind nicht erkennbar, die an sich wünschenswerte Belebung des entstehenden öffentlichen Raums durch die Ausweisung einer für gewerbliche Nutzung geeigneten 4 Meter hohen Erdgeschosszone erscheint auch hinsichtlich der – zu vermeidenden – Konkurrenz zu den Gewerbestandorten in Alt-Gievenbeck sowie westlich der Kaserne fragwürdig.
©Kéré Architecture
Quartiersplatz am Mauergässchen
©Schultz-Granberg / Kéré Architecture / bbz landschaftsarchitekten
1. Preis Lageplan
Öffnung des Areals am Mauergässchen
©Kéré Architecture
Flugperspektive
©Schultz-Granberg / Kéré Architecture / bbz landschaftsarchitekten
1. Preis Wettbewerbsplan
Städtebauliche Einbindung
©Kéré Architecture
Städtebauliche Einbindung
©Schultz-Granberg / Kéré Architecture / bbz landschaftsarchitekten
1. Preis Wettbewerbsplan
Wettbewerbsplan
©Kéré Architecture
Wettbewerbsplan
©Kéré Architecture
Paradeplatz 1:500
Wettbewerbsplan
©Kéré Architecture
Historische Schichten und zukünftige Spuren im Zentrum der Oxford-Kaserne
Wohnhof
©Kéré Architecture
Der neue Paradeplatz in Münster-Gievenbeck
Bebauung an der Gievenbecker Reihe
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Exemplarischer gemeinschaftlicher Hof
Der neue Marktplatz
©Kéré Architecture
Exemplarischer gemeinschaftlicher Hof 1:500
Historische Schichten und zukünftige Spuren im Zentrum der Oxford-Kaserne
©Kéré Architecture
Bebauung an der Gievenbecker Reihe
Markt 1:500
©Kéré Architecture
Wettbewerbsplan
©Kéré Architecture
Wettbewerbsplan
©Kéré Architecture
Wettbewerbsplan