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Gutachterverfahren | 07/2014

Konversion der Oxford-Kaserne

ein 3. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadträumliche Lage


Die Oxford-Kaserne war bislang ein abgeschlossener Bereich, um den sich die Stadtentwicklung Gievenbecks herum entwickelt hat. Durch seine Öffnung besteht nun die Möglichkeit diesen besonderen Ort erlebbar und zugänglich zu machen. Die Insellage der Kaserne wird zukünftig Teil des städtischen Gefüges und wird wesentliche Vernetzungsfunktionen zwischen den angrenzenden Stadt- und Grünbereichen übernehmen.

Die Planung sieht vor das Kasernengelände sowohl mit den angrenzenden Stadtteilen zu verweben und es gleichzeitig als eigenständiges Ensemble zu erhalten. Der bestehende Grünsaum des Sicherheitsstreifens erhält die Funktion eines verbindenden Elements und wird gleichzeitig als Pufferbereich zur Ablesbarkeit des Kasernenareals genutzt.

Die neuen Baufelder werden behutsam und respektvoll in das Kasernengelände eingefügt, so daß die historische Substanz und die städtebauliche Struktur des Kasernengeländes weiterhin ablesbar bleiben. So werden die Voraussetzungen für einen gemischt genutzten Stadtteil für Wohnen und Arbeiten geschaffen, der eingebettet im Bestandsgrün ein Bild einer Gartenstadt entstehen lässt.

Das Konzept schafft einen familienfreundlichen naturbezogenen Stadtteil, der über eine hohe Freiraumqualität Gemeinschaft, Identität und Kommunikation fördert als Voraussetzung für eine hohe Wohn- und Lebensqualität im Quartier.


Grünring

Das Freiraumkonzept fügt sich wie selbstverständlich in die örtliche Situation ein. Der Sicherheitsstreifen wird aufgeweitet und verbindet sich mit den angrenzenden Grünräumen, den nördlichen Freizeitflächen, den Grünräumen des Gievenbachtals und des angrenzenden Stadtteils, zu einem ringartig zusammenhängenden Landschaftsraum.

Über diesen Grünring erfolgt die fuß - und radläufige Vernetzung der Stadtteile untereinander und die Anknüpfung an die südlichen Naherholungsgebiete sowie zur Innenstadt.

Zugänge und Erschließung

Die beiden Hauptzufahrten zum Kasernengelände bleiben erhalten und werden durch weitere Zufahrten und Zugänge ergänzt. Kleine Platzsituationen als Entrèeplätze markieren diese Quartierszugänge und bilden kleine Treffpunkte am Grünring. Die Blickachse der Arnheimer Straße wird in das neue Quartier verlängert und bildet einen Vorplatz im Übergang zum neuen Wohngebiet.

Die neue Straßenführung verläuft ringartig durch das Gebiet und hält die Mitte vom störenden Verkehr frei, wodurch sich die zentrale Achse zur fuß- und radläufigen Wegeverbindung entwickeln kann.

Grünes Band als städtische Spange

Das freiräumliche Herzstück des Quartiers wird durch die Grünes Band als kommunikative und gemeinschaftliche Grünfläche gebildet. Sie verlängert die zentrale Wegeachse bis in den Freizeitbereich des „grünen Fingers“ und bildet die Verbindung zum Quartiersplatz auf dem ehemaligen Exerzierplatz.

Als zentrale Grünfläche bildet sie die gemeinschaftliche Mitte die als Drehscheibe der Wegeachsen funktioniert. Spiel, Sport- und Aufenthaltsflächen schaffen ein Aktionsband mit einer hohe Nutzungsqualität was die Identifikation fördert. Die Grüne Mitte trägt durch ihre Aufenthaltsqualität und ökologische Funktion als Regenwasserretentionsfläche zur Qualitätssteigerung des gesamten Quartiers bei.



Öffentliche und gemeinschaftliche Gebäude

Eingebettet im Aktionsband der Grünen Mitte befinden sich Gebäude mit öffentlicher und gemeinschaftlicher Nutzung, wodurch die zentrale Achse gestärkt wird. Hierbei definieren die drei Hauptgebäude die öffentliche Wegeachse:

1. Haus der Gemeinschaft - Das zentrale Gebäude mit dem Uhrenturm wird als „Haus der Gemeinschaft“ genutzt. Hier befinden sich Gemeinschaftseinrichtungen für alle Generationen

2. Haus des Gedenkens - Das ehemalige Kasino wird als Dokumentationszentrum genutzt, welches die Geschichte des Ortes dokumentiert.

3. Haus der Kunst - Am nördlichen Übergang befindet sich das als „Haus der Kunst“, welches als kultureller Ort für Gievenbck dient und Kunst, Literatur, Musik miteinander verbindet. Als zeichenhafte baulicher Hochpunkt liegt er am Ende der Arnheimer Straße und schafft eine visuelle Verbindung zum alten Stadtteilzentrum.

Zudem erhält der zentrale Platz ein Marktcafe welches die gemeinschaftliche Mitte auf dem Quartiersplatz markiert.


Der zentrale Platz

Der identitätsstiftende ehemalige Exerzierplatz wird als räumliche Mitte betont und bildet eine große zentrale Freifläche für das Quartier. Die säumenden Platanen mit den Mauerelementen werden komplett erhalten und machen die ehemalige Dimension des Exerzierplatzes auch weiterhin spürbar.

Der Platz wird mit einem lockeren Baumdach, z.B. mit Kirschbäumen überstellt, das ihm durch seine Besonderheit in Blüte und Herbstfärbung seinen eigenen Charakter verleiht. Bänke unter den Bäumen laden zum Verweilen ein und geben dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers. Als urbaner Platzraum lässt er vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zu und integriert zentrale Spiel- und Aktionsflächen.

Die Raumkanten zum Quartiersplatz werden durch die stirnseitigen Bestandsbauten und die flankierenden Neubauten gebildet. Durch eine differenzierte abwechslungsreiche Bebauung des angrenzenden Baufeldes entsteht das neue Gesicht des Quartiers.


Typologie der Höfe

Die militärischen Funktionseinheiten bilden das Charakteristikum der Oxfordkaserne. Sie bleiben weiterhin ablesbar und definieren die Flächen der einzelnen Baufelder der unterschiedlichen Wohnhofsituationen:

1. Gewerbe- und Kreativhöfe:
Die Garagen- und Lagergebäude am westlichen Rand werden teilweise erhalten und in das städtebauliche Konzept integriert. Als Kreativhöfe mit einer Kombination aus Alt und Neu bieten sie eine individuelle Arbeitsumgebung für Künstler und Freiberufler. Die kopfseitigen Gebäude werden entfernt, wodurch sich die Höfe zum Grünring und zum angrenzenden Stadtteil öffnen. Die Hofsituationen zwischen den Gebäuden werden als gemeinschaftliche Vorbereiche ausgebildet und schaffen hochwertige baumbestandene Freiräume für ein kreatives Umfeld.

2. Mannschaftsgebäude: Wohnen und Gemeinschaft:
Die Mannschaftsgebäude ergänzen die Nutzungen der Kreativhöfe durch Sonderwohnformen. Hier sind Kombinationen aus Wohnen und Arbeiten, Ateliers, Gemeinschaftswohnen denkbar. Die Nutzungen sollten die erhaltenswerte Gebäudestruktur berücksichtigen, sodaß eine Nachnutzung ohne große bauliche Veränderung möglich ist. Die unterschiedlichen Nutzungen von Gemeinschafts- und Mehrgenerationenwohnen, Studentenwohnen oder die Kombination aus Wohnen und Arbeiten lassen eine Abfolge unterschiedliche Höfe entstehen.

3. Wohnhof Familienwohnen (ehemalige Flakabwehr):
Ausgehend von der Ausrichtung des Bestandsbaus entsteht ein Wohnhof mit dem Schwerpunkt Familienwohnen. Die Randbereiche werden durch Geschoßwohungsbau betont, nach innen gruppieren sich die städtischen Reihenhäuser um den zentralen Wohnhof. Im Innenbereich entstehen Hausgruppen aus Stadthäusern für verdichtete Einfamilienhausbebauung. Im Übergang zum Sportbereich entstehen Sonderwohnwohnformen, wobei das Studentenwohnen den baulichen Lärmschutz bildet.

4. urbanes Wohnen am Quartiersplatz:
Hier befinden sich die Wohnprojekte der Baugruppen die sich um gemeinschaftliche Wohnhöfe gruppieren. Kleine gewerbliche Einheiten orientieren sich zum Quartiersplatz und sorgen für städtisches Leben. Ein Geschoßwohnungsbau mit Kleinwohnungen wird integriert, sodaß hier eine städtische Mischung unterschiedlicher Wohnungs- und Lebensmuster entstehen kann.

5. Wohnen/Arbeiten südlich des Quartiersplatzes:
Die südlich angrenzenden Bestandsbauten werden zu kleinen Wohn- und Arbeitshöfen weiterentwickelt. Hier sind Kombinationen aus Wohnen und Arbeiten möglich oder auch ein Mehrgenerationenwohnen im Zusammenhang mit einer Kita.

Das Nutzungskonzept sieht eine klare Zonierung der Baufelder und Gebäudetypen vor, wobei sich der gewerbliche Bereich am westlichen Randbereichen befindet wird und so zum angrenzenden Stadtteil vermittelt.


Stellplätze

Das Stellplatzkonzept sieht eine Kombination aus ober- und unterirdischen Stellplätzen vor, die den jeweiligen Hofsituationen zugeordnet sind, hier befinden sich auch zentral die Fahrradstellplätze. Bei den Stadthäusern liegen die Stellplätze direkt am Haus, die Geschoßwohnungsbauten besitzen Tiefgaragen.
Den Mannschaftsgebäuden und den Gewerbehöfen sind jeweils Stellplätze in den Höfen zugeordnet.

Die Stellplätze werden mit versickerungsfähigem Belag gestaltet und tragen so zur zeitgemäßen Regenwasserbewirtschaftung bei. Unter dem zentralen Platz kann sich eine Quartiersgarage befinden.

Darüber hinaus sind entlang der Straßen, wo möglich, öffentliche Stellplätze als Längsparker vorgesehen.