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begrenzt offener, einstufiger, landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb mit hochbaulichem Ideenteil und vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren (Losverfahren) | 09/2006

Stadtpark Norderstedt / Landesgartenschau Norderstedt 2011

Abgabeblatt 1

Abgabeblatt 1

VOF Zuschlag

1. Preis

Prof. Gabriele G. Kiefer

Landschaftsarchitektur

CARSTEN ROTH ARCHITEKT

Architektur

Erläuterungstext

AUSGANGSSITUATION
Das vorhandene Gefüge von großzügiger Wasserfläche, sanften Wiesenhängen und idyllischen Naturräumen – wie Heide, Moor, Pionier- und Birkenwald – bietet ein bemerkenswertes Potential, sowohl für die temporäre Landesgartenschau als auch für einen langfristig zukunftsfähigen Stadtpark.
Das Gebiet besticht zwar einerseits durch seine Komplexität und die schon bestehenden atmosphärischen Qualitäten, gleichzeitig fehlt die übergeordnete strukturelle Ordnung.
Gerade um die einzelnen Orte in ihren spezifischen Eigenschaften stärken und inszenieren zu können - ohne dass der Zusammenhalt verloren geht - müssen diese in ein orientierungsfreundliches, markantes Gesamtsystem integriert werden.
Zudem ist es in Zeiten zahlreicher jährlicher Landesgartenschauen, die sowohl in fachlich gestalterischer Konkurrenz als auch im Wettbewerb um Besucherzahlen stehen, unabdingbar, ein klar vermittelbares als auch einprägsames Zeichen zu setzen.

VOLKSPARK
Aktuell treten neben den „traditionellen“, kontemplativen Parknutzungen mehr und mehr andere Freiraumbedürfnisse in den Vordergrund. So gewinnt die Sehnsucht nach realer Naturerfahrung als Ausgleich zur virtuellen und technisierten Welt, immer größere Bedeutung. Demgegenüber steht der Wunsch nach erlebnisorientierten Freizeit- und Sportangeboten bis hin zu angesagten Trendsportarten.
Ein zeitgemäßer Volkspark muss diesen widersprüchlichen Anforderungen Rechnung tragen. Die Komplexität des Ortes mit seinen schon ablesbaren, atmosphärisch unterschiedlichen Teilräumen, bietet die ideale Vorrausetzung dafür, diesen gegensätzlichen Nachfragen zu entsprechen.
Ein Gesamtkonzept ist gefragt, das abwechslungsreiche Räume schafft und inszeniert und dadurch unterschiedliche Raum- und Nutzungserlebnisse zulässt und aktiv fördert. Die vorhandenen Qualitäten und die jeweiligen Orte müssen dabei sensibel herausgearbeitet und mit einer authentischen als auch einprägsamen, charaktergebenden Form gestärkt werden.

3 PARKS IM PARK
Die unterschiedlichen Räume werden in ihrer spezifischen Identität gestärkt. So entstehen drei Parks im Park - der SEEPARK, der WALDPARK und der FELDPARK.

Die Parks unterscheiden sich formal in ihren Gestaltsprachen, als auch in ihrer Materialität und den vorgeschlagenen Nutzungsschwerpunkten. Während der FELDPARK durch seine direkte Nachbarschaft zu den Wohngebieten und seine Lage auf der vormaligen Feldflur eine streng-geometrische Einteilung erhält, setzen SEE- und WALDPARK die vorgefundenen landschaftlichen Situationen in Szene. Die jeweiligen besonderen Atmosphären und Landschaftselemente werden zudem durch entsprechende Vegetationselemente ergänzt.
Ausgehend von den umgebenden Bebauungstrukturen durchkreuzen lineare beleuchtete Asphaltwege die Parks und finden ihren räumlichen Abschluss in den Holzplattformen und -bauten am See.

FELDPARK - SPIELSPORTPARK
Ein Wegenetz aus wassergebundener Wegedecke gliedert das Raster der feldartigen Anlage. An Kreuzungspunkten entstehen kleine Aufenthaltsplätze, die mit Obsthainen bestanden sind. Während der Landesgartenschau finden hier die Themengärten und Musterkleingärten ihren Platz. Die nicht „bespielten“ Flächen werden teilweise mit nachwachsenden Rohstoffen bepflanzt und erhalten Wiesenansaaten, die unterschiedlich gemäht werden. So entsteht ein Patchwork aus intensiven und extensiven Flächen, das sich mit den angrenzenden Feldfluren formal verbindet und sich sensibel in die landschaftliche Kulisse der Tarpenbekwiesen einpasst. Nach der Landesgartenschau können sukzessive auf den Feldern Spiel- und Sportflächen angelegt werden.
Um die Raumkante des Feldparkes klarer ablesbar zu gestalten, wird ein kleiner Teilbereich aufgeforstet und dem Waldpark zugeordnet.

WALDPARK - NATURPARK
Angepasst an die vorhandene Topographie schlängeln sich Wege aus Rindenhäcksel durch die Naturräume. Besondere Biotopstrukturen – wie Heide und Birkenmoorwald – werden durch einen hochgelagerten Steg-Rundweg gerahmt und somit zurückhaltend inszeniert.
Der Rodelberg wird von sichtverstellendem Aufwuchs befreit und behutsam ausgelichtet, um Blicke in die Ferne zu ermöglichen. An lagegünstigster Stelle gräbt sich die Bühne in den Berg. Nach der Landesgartenschau wird rückwärtig eine Fläche angelagert, die geflutet und somit in eine Natureisbahn verwandelt werden kann. Am Hochpunkt des Berges entsteht ein Platz, der zum Verweilen einlädt und Ausblick gewährt.

SEEPARK - ERLEBNISPARK
Der SEEPARK wird als moderner Landschaftspark begriffen. Als Herzstück des neuen Stadtparkes bietet er zum einen die größte Erlebnisdichte, zum anderen besitzt das Medium Wasser per se die größte Anziehungskraft.
Um die Weitläufigkeit der Seefläche als auch die Wasserqualität zu stärken, wird der trennende Damm vollständig zurückgebaut. Der See erhält in Zukunft zwei unterschiedliche, sich ergänzende Seiten. Angelagert an die südlich angrenzende Stadtkante wird das Westufer urban gestaltet, dagegen das Ostufer naturnah. Um diese gegensätzlichen Qualitäten gestalterisch wieder zu einer Einheit zusammenzufügen als auch der Großform des Sees zu entsprechen, wird dieser mit einem skulpturalen Band – dem Promenadenband - gerahmt.
An diese umlaufende Promenade sind unterschiedlichste Nutzungen angebunden. Zudem begleiten während der Landesgartenschau Wechselflor- und Staudenpflanzungen das Band und schaffen so eine florale Verbindung zwischen Ost- und Südeingang.
Am Westufer lagern sich alle intensiven, wasserbezogenen Aktionsflächen an – Wasserski, Wakeboard und Schwimmbad. Die erforderlichen Baulichkeiten für diese Nutzungen werden repräsentativ in den See gesetzt, eine für die Öffentlichkeit zugängliche Holzplattform ergänzt diese. Um gerade bei den Baulichkeiten sowohl Erinnerbarkeit, größtmögliche Gestaltähnlichkeit, landschaftliche Einpassung als auch Kostengünstigkeit zu gewähren, wird ein Typus, analog historischer Holz-Fluss-Schwimmbäder bzw. Holz-Boots-Häuser gewählt.
Das Schwimmbadareal wird durch eine Weidenhecke, in dem ein Zaun nicht sichtbar integriert ist, zum Wiesenhügel abgegrenzt. Der Wasserspielplatz ist am Eingangsbereich des Naturbades vorgesehen und kann in die kostenpflichtige Fläche integriert werden, um einen zusätzlichen Anreiz für das bezahlte Baden zu schaffen.
Nördlich der Hangwiese, die als extensive Liege- und Lagerwiese konzipiert ist, gliedert sich der geforderte Kinderspielplatz an. Diesem gegenüber schwingt ein Weg zum höchsten Punkt des Hügels und mündet in einem Aussichtsplatz mit großzügigem Sitzobjekt.
Die naturnahen Ufer- und Wasserzonen werden mit zusätzlichen Schilfanpflanzungen arrondiert, damit soll auch unerlaubtes Baden unterbunden werden.
Um die Promenade räumlich zu unterstützen, begleiten Baumreihen, die sich abschnittsweise zu Alleen und Hain formieren, den Rundweg und markieren gleichzeitig die Eingangssituationen.

EINGANGSBEREICH – ZENTRALER BEREICH
Die geforderten baulichen Anlagen – ausgenommen die wasserbezogenen Gebäude – werden zentral am Südeingang angeordnet. Während der Landesgartenschau entsteht so ein Bereich erhöhter Aktivität. Die gastronomischen Nutzungen definieren räumlich eine Piazzetta, der Besucher hat die Wahlfreiheit zwischen den unterschiedlichen Angeboten. Zusätzlich kann die Fläche unter dem angrenzenden Baumdach als Bewirtungsfläche genutzt werden.
Der Zugang zur Landesgartenschau führt entlang der Parkplätze – optisch durch floral bedruckte Abspannungen und vorgelagerte Schaupflanzungen getrennt - und mündet in dem Eingangsplatz an der Blumenhalle. Südlich von dieser befindet sich der Gärtnermarkt, nah am Ausgang, so dass die angedachten Einkäufe beim Verlassen der Schau mit kurzen Wegen getätigt werden können.

PROMENADENBAND
Das rahmende, skulpturale Band aus Ortbeton ist als markanter, zeichenhafter Rundweg konzipiert, der in seiner Dynamik auf die verschiedenen Nutzerdichten und die vorhandene Topographie reagiert. Der Fußgänger promeniert so auf sich verändernden Wegebreiten und sich abwechselnden Höhenniveaus rund um den See. In der Nacht wird das Band verkehrssicher illuminiert. In Kombination mit den bestehenden Raumsituationen sind so kraftvolle, atmosphärische Erlebnisse möglich – der Wasserbezug erfolgt auf vielfältige Weise, Fernsicht wird inszeniert, teilweise bewusst der Blick verstellt.
Im Süd-Westen weist das Band die größte Breite auf. Gleich einer Intarsie fügt sich ein wassergebundener Platz ein, der den Seeblick unter einem schattenspendenden Baumdach aus lichten Gleditschien in Szene setzt. Zum Wasser stufen sich weitläufige Sitzterrassen ab und lassen den ungehinderten Blick auf die Wasserski-Aktivisten zu.
In nördlicher Richtung lagern sich dem Band Rasenterrassen vor, die zu Zeiten der Landesgartenschau die farbenprächtigen Wechselfloren aufnehmen und diese auch von der gegenüberliegenden naturnahen Seeseite erlebbar machen. Anschließend schwingt sich die Promenade sanft die Hangwiese hinauf, worauf sie wiederum zum östlichen Eingang leicht abfällt um als Brücke, Hohlweg und Steg die östlichen Naturräume zu inszenieren.
Um die unterste Terrassenhöhe behindertengerecht zu erschließen, fällt ein Teil des Bandes entlang der südlichen Kante als langgestreckte Rampe auf das Seeniveau hinab, die begleitende Mauer legt sich dabei in die Schräge um sich dann wiederum in die Sitzterrassen zu transformieren.

STĂ„DTEBAU IN DER NACHNUTZUNG
Nach Ende der Gartenschau wird die Zahl der Parkplätze am südlichen Parkeingang dem reduzierten Bedarf angepasst und in Nähe der für Trendsportarten umgenutzten Hallen und der Gastronomie konzentriert.
Locker gruppierte Stadtvillen in zwei unterschiedlichen Typen (U-Typ, T-Typ) bilden auf der frei werdenden Fläche ein kleines Stadtquartier am Übergang von Stadt zu Park und stellen die Verbindung zwischen beiden her.
In ihrer Kubatur vermitteln sie zwischen den verschiedenen Korngrößen der benachbarten Bebauung, zwischen Gartenlaube, Hochhaus und Fabrikhalle.
Die klare architektonische Rhythmisierung der Bebauung und die angrenzende Parklandschaft schaffen ein Ensemble mit hoher Wohnqualität.

Abgabeblatt 1

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Abgabeblatt 2

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Abgabeblatt 3

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Abgabeblatt 4

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