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Offener Wettbewerb | 07/2014

Neubau von Kanzlei und Residenz der Deutschen Botschaft

Blick vom Residenzgarten

Blick vom Residenzgarten

3. Preis

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Konzept

Das Grundstück der deutschen Botschaft in Kairo gliedert sich in zwei wesentliche Bereiche. Den der Stadt zugewandten, bebaubaren Teil und den dem Nil zugewandten Residenzgarten.
Eine rechteckige Scheibe besetzt den bebaubaren Teil des Grundstückes und bildet den Ausgangspunkt für das Entwurfskonzept. Aus dieser Scheibe werden zwei quaderförmige Baukörper nach oben ausgetrieben, drei rechteckige Innenhöfe werden in die Platte eingedrückt. Diese Höfe werden den inneren Funktionsbe-reichen der Botschaft unmittelbar zugeordnet. So entstehen der Visahof, der Kanzleigarten und der (Ehren-) Repräsentationshof mit den Vorfahrten. Die beiden Baukörper bilden die Kanzlei und die zum Park hin orien-tierte Residenz ab und ermöglichen so auch auf dem engen Grundstück die vom Auswärtigen Amt gewünschte Zweiteilung der Hauptnutzungen.

Funktion

Visastelle mit Zugangsbereich

Die Besucher der Visastelle sammeln sich zunächst in einer beschatteten Wartezone mit Sitzgelegenheiten, die innerhalb des Grundstückes, aber außerhalb der Einfriedung zu liegen kommt. Dann werden sie einzeln an den Außenschaltern empfangen und gelangen von dort über die Zugangskontrolle in den Visahof. Von dort erreicht der Besucher auf direktem Weg die Visastelle im Erdgeschoss des Kanzleigebäudes. Er gelangt in eine großzügige und zweiseitig belichtete Schalterhalle – ein freundlicher Empfang. Die unterschiedlichen Schalter sind übersichtlich angeordnet, die RK-Schalter in einem diskreteren Bereich. Alle Schalter, auch die Außenschalter, haben auf der internen Seite direkten und unkomplizierten Zugang zu Backoffice- und Kanz-leibereich, sodass reibungsloses Arbeiten und direkte Kommunikation mit den anderen Kanzleimitarbeitern gewährleistet sind.

Außenwache – Berlin Street

Der Zugang zum Grundstücksinneren erfolgt über die Außenwache mit KFZ-Schleuse von der Berlin-Street aus. Somit ist die gewünschte Adressbildung an dieser Straße und auch der verkehrstechnisch notwenige Abstand zum Kreuzungsbereich mit der Hassan-Sabri-Street gewährleistet. Die Lage dieser Außenwache ermöglicht eine Trennung des Innenhofes in einen technisch-funktionalen Teil mit Garagen, Waschplatz, Dienstfahrzeugstellplätzen und einen repräsentativen Teil mit den Vorfahrten für Kanzlei und Residenz. In die Einfriedung integriert sind die Standorte für die Wachposten des Gastlandes.

Kanzlei

Nachdem Besucher der Kanzlei die Außenwache passiert haben, erreichen sie über die Pforte der Kanzlei ein kleines Empfangsfoyer, welches über einen durch das gesamte Gebäude reichenden Luftraum zenital belichtet ist. Dieser Lichtraum weist den Weg nach oben in das Hauptfoyer, welchem die Besprechungsräume direkt zugeordnet sind. Diese Besprechungsräume sind so angeordnet, dass sie untereinander gekoppelt und /oder mit dem Foyer zu einer großen Besprechungs- oder Veranstaltungseinheit erweitert werden können. Kanzleiangestellte erreichen ihre Büros auf gleichem Wege, oder haben die Möglichkeit nach der Pforte direkt mit Aufzug oder internem Erschließungssystem zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Über die Geschosse verteilt befinden sich an ausgewählten Stellen unterschiedlich orientierte Loggien für die Mitarbeiter, die die Kommunikation, das Wohlbefinden und somit die gute Arbeitsatmosphäre im Haus befördern.
Die dreibündige Grundrisskonzeption ermöglicht es tageslichtfreie Räume in Kernbereichen unterzubringen, somit für Büroräume optimale Fassadenbelichtung zu erzeugen und die Sicherheitsbereiche wie IT-Räume und Fachdienststelle ohne Änderung der Struktur mit ihren jeweiligen Erschließungsanforderungen ins Sys-tem zu integrieren. So entsteht trotz der differenzierten Erschließungsanforderungen ein kompakter und wirt-schaftlicher Baukörper. Dabei sind die Sicherheitsbereiche IT, Fachdienststelle und Militärattaché immer in der Südwestecke des Gebäudes in den drei obersten Geschossen an gleicher Stelle angeordnet. Dies er-möglicht einfache Orientierung im Haus, diskrete Anbindung der Räume an die Haustechnik (Endlage) und problemloses Eingehen auf die baulichen Sicherheitsanforderungen an diese Räume, ohne dass dies für den regulären Nutzer im Gebäude wahrnehmbar wird.
Der Leitungsbereich befindet sich in bevorzugter Lage im Obergeschoss, direkt und unkompliziert über den Aufzug erreichbar, mit tagesbelichtetem Wartebereich, eigener Loggia für den Botschafter von wo aus sich der Blick auf den Botschaftsgarten und den Nil genießen lässt.

Residenz

Eine räumliche Promenade führt den Besucher der Residenz vom Eingang über die Eingangshalle mit ange-schlossenem Garderoben- und Toilettenbereich in den großen Empfangsraum. Dieser ist zweigeschossig angelegt und erschließt im Erdgeschoss direkt den Residenzgarten, sowie die Nebenempfangsräume samt Musikzimmer und Bibliothek. Eine repräsentative Treppe führt nach oben auf die Galerieebene des Haupt-empfangsraumes, von wo aus der Speisesaal erschlossen wird und dem eine beschattete, doppelgeschossige Loggia vorgelagert ist. Von dieser Loggia führt eine Treppe wiederum nach unten in den Park der Residenz, wo sich mit einem Rundgang durch den Garten und der Rückkehr in einen der Empfangsräume die Promenade vollendet.
Selbstverständlich ist vom Ehrenhof aus auch ein direkter Zugang in den Residenzgarten möglich.
Vom Residenzeingang erfolgt auch ein direkter Zugang zur Wohnung des Botschafters samt Garage. Vorbei an den Räumen des amtlichen Gastes erreicht der Botschafter seine Wohnung im 2. Obergeschoss. Hier befinden sich, zu Park und Nil orientiert und in interessanter räumlicher Abfolge arrangiert, die Küche, das Esszimmer mit Loggia, sowie das Wohnzimmer des Botschafters. Dahinter befindet sich der als Refugium ausgebildete Schlafbereich des Botschafterpaares, der über perforierte Fassadenelemente diskret belichtet ist. Gast- und Kinderbereich sind, ohne die eigentliche Wohnung queren zu müssen, direkt vom Wohnungs-eingang aus erreichbar.
Der östliche, zur Kanzlei gewandte Bereich des Residenzgebäudes ist in den beiden Obrgeschossen als Dienst- und Personalbereich ausgebildet. Die Küche mit Anrichte befindet sich direkt beim Speisezimmer, in direkter Nachbarschaft dazu die Personalräume der Residenz. Eine weitere Anrichte ist erdgeschossig dem großen Empfangsraum und den südlichen Empfangsräumen zugeordnet, sodass auch einer dieser Räume als Speisezimmer genutzt werden kann und auch das Catering großer Gesellschaften direkt von der Residenz-küche aus möglich ist. Im obersten Geschoss befinden sich, wie der gesamte Personalbereich über separaten Zugang und separate Treppe erschlossen, die Aufenthaltsräume des Botschaftspersonals, Fahrer, Reiniger usw. An zentraler Stelle befindet sich dort auch der Gebetsraum, dessen in die Wand eingearbeiteten Nischen die Richtung nach Mekka weisen.
Auch die gesamte Haustechnik ist vom Personalzugang aus -außerhalb des Sicherheitsbereiches Kanzlei - erschließbar.

Fassade

Eine Fassadenbekleidung aus geflammtem ägyptischem Kalkstein gibt dem Gebäude eine würdige Erschei-nung verankert das Gebäude am Ort, bringt die für das Klima notwendige Speichermasse und die für die Umgebung notwendige Robustheit mit. Dreiteilige Elemente aus Bürofenstern, fensterladenartigen Verschat-tungselementen und in die Steinfassade eingearbeiteten Nischen als „Parksituationen“ für die Fensterläden, erzeugen ein lebendiges Fassadenspiel von Licht und Schatten und vermeiden gleichzeitig die klimatisch bedingte Wartungsanfälligkeit der sonst üblichen kleinteiligen Sonnenschutzsysteme. Die Fensterläden be-stehen aus gekanteten und in der Sandsteinfarbe eloxierten Aluminiumtafeln. Aus diesen Tafeln ist ein einfa-ches, aber raffiniertes Muster herausgelasert, das an die örtlichen Maschrabiyya erinnert und so, zusätzlich zur Hoftypologie oder dem Sandstein einen weiteren Aspekt des Ortsbezuges bietet.
Eingänge, Foyerbereiche, Schalterhalle und repräsentative Räume mit ihren größeren Fassadenöffnungen verleihen dem Gebäude einen einladenden und transparenten Charakter, akzentuieren die Fassade und ge-ben innenräumliche Orientierung.

Freianlagen

Der Freiraum der deutschen Botschaft gliedert sich in drei verschiedene Gärten und die Zufahrt.
Der Residenzgarten besticht durch seine schlichte Gestaltung. Eine großzügige Terrasse lädt mit einem schmalen Wasserspiel zum Verweilen ein. Wenige Sitz- und Pflanzelemente ordnen sich der schon beste-henden schönen Baumkulisse unter.
Die Trennung der Höfe durch sicherheitsrelevante Mauern wird durch die Bepflanzung eben dieser inszeniert und erzeugt ein geborgenes Raumgefühl. Der Kanzleigarten und der Visahof werden ebenfalls mit wenigen Sitz-und Pflanzelementen ausgestattet. Eine kleine Palmenreihe im Kanzleigarten schafft eine ganz eigene Atmosphäre und schützt vor unerwünschten Blicken aus der Nachbarschaft.
Die Zufahrt besticht durch eine lineare Gestaltung in Form einer durchgehenden befestigten Fläche. Dabei werden die beiden Hauptzugänge mit einem besonderen Pflaster markiert, sodass kleine Vorplätze für die Kanzlei und die Residenz entstehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei eng zusammengeschobene Baukörper besetzen das Zentrum des Grundstücks. Es entsteht so eine schmale Fuge, die von einer Pergola überdeckt wird. Dadurch ist die Ablesbarkeit der Baukörper deutlich gegeben.
Eingeschossige Nebengebäude werden mit Hilfe von Dachrahmen zu einem disziplinierten Gefüge gebracht. Dabei entstehen zugleich drei differenziert ausgebildete Höfe, die den jeweiligen Funktionsbereichen der Gebäude zugeordnet sind. Der vorhandene Garten bleibt im Wesentlichen unangetastet und erfährt lediglich mit kleinteiligen Gartenelementen, wie Hochbeete und Sitzgruppen, eine Ergänzung.
Dem hochbaulichen Konzept der klaren Gliederung folgt auch die Zonierung der Gartenflächen, wobei der Residenzgarten von den anderen Außenbereichen abgetrennt ist, für Veranstaltungen aber eine Durchlässigkeit ermöglicht wird.
Der Eingangsbereich zur Visastelle umfasst die gesamte Grundstücksbreite an der Hassan Sabri Street. Dies führt zu einer sehr guten, einladenden Adressbildung. Nach Passieren der Personenschleuse betreten die Besucher einen angemessen dimensionierten Visahof und in der Folge den Wartebereich im Gebäude. Die Organisation der Visastelle ist funktional gut gelungen. Zufahrt und Eingang zur Kanzlei sind richtig positioniert. (...)
Die Fassaden der Kanzlei und der Residenz erfahren eine differenzierte Behandlung. Dadurch wird die gewünschte Unterscheidung der Gebäude unterstützt. (...)
Insgesamt bietet der Entwurf eine zurückhaltende und anmutige Architektursprache und wäre in der Lage, ein positives Bild Deutschlands zu vermitteln.
Lageplan_Konzept

Lageplan_Konzept

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht / Schnitt

Ansicht / Schnitt

Ansicht / Schnitt

Ansicht / Schnitt

Detail

Detail

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell

Modell

Modell

Modell

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