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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Neubau eines Institutsgebäudes für das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Fraunhofer-Institut für Windenergie und Ernergiesystemtechnik IWES, Kassel. Entwurf: Lepel & Lepel, Köln

Fraunhofer-Institut für Windenergie und Ernergiesystemtechnik IWES, Kassel. Entwurf: Lepel & Lepel, Köln

Anerkennung

Preisgeld: 8.000 EUR

LEPEL & LEPEL Architekt Innenarchitektin PartG mbB

Architektur

knp. bauphysik GmbH

Bauphysik

KEMPEN KRAUSE INGENIEURE GmbH

Tragwerksplanung

HHVISION

Visualisierung

Modellbau Christoph Leistenschneider GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

(Auszug)

GEBAUTE BEZIEHUNG UND NEUE ADRESSE
Der viergeschossige lang gestreckte Neubau des IWES-Institutes besetzt die strategisch wichtige südliche Spitze des vorhandenen Grundstückes.

Es bildet den Auftakt für die Neunutzung des Gewerbe- und Wissenschaftsparks und formuliert den richtungsweisenden Anspruch des Fraunhofer Institutes zur Stadt. Dabei zielt der Neubau in die städtebauliche Lücke zwischen Gleiskörper und Arbeitsamt und definiert die neue Adresse des Viertels.

OFFICEWING / SCIENCEWING 

In seiner Gestalt verbindet der Neubau die Hauptrichtungen seiner umgebenden Grenzen und verwandelt sie zu einer eleganten dynamischen und vielschichtigen Form. Die beiden unterschiedlichen räumlichen Funktionen der Büroeinheiten und Laboreinheiten formulieren jeder für sich einen baulichen Flügel. Der dreigeschossige „officewing“ schwebt über dem erdgeschossigen „sciencewing“.

Beide Baukörper sind in ihrer Konstruktion und Ihrem Aufbau in Höhe und Bautiefe entsprechend ihren Funktionen optimiert ausgelegt. Im Eingangsbereich verschmelzen beide Bauteile zu einer zweigeschossigen gemeinsamen Foyerhalle, die den Besuchern einen Empfangsraum schafft.
Wesentliches Merkmal ist der weit auskragenden Sonnenschutz, der die dynamische Bewegung des Baukörpers unterstreicht.

LEITWARTE

Die Leitwarte ist ein eigenständiger Bauteil der als Kopfbau im 5. Obergeschoss einen Rundumblick schafft und die Sichtbeziehung zur Innenstadt und zum Herkules herstellt. Die Leitwarte selbst ist ein eigener Raum im Raum. Sie wird vom Foyer aus direkt über Aufzüge erreicht, ohne den täglichen Büro und Forschungsbetrieb zu stören. Der Raum der Leitwarte besteht aus getöntem Glaswänden. Hier lassen sich alle Arten der Informationsvermittlung für Besuchergruppen über Projektionen auf die Wandflächen zu einem Gesamtbild zusammenfassen und darstellen. Gleichzeitig bleibt der Sichtbezug zur Stadt und der Umgebung bestehen.
Wartebereiche und Lounge-Bereiche sind für Gruppen vorgesehen. Die entsprechenden Büroarbeitsplätze zur Leitwarte sind räumlich eng mit der Leitwarte verbunden

BAUABSCHNITTE UND GEBIETSENTWICKLUNG

Der Neubau macht den Auftakt für die nachfolgenden Erweiterungen auf dem Gelände.
Als Erschliessungsstruktur werden die Richtungen des Gleiskörpers und der Schillerstraße aufgenommen und auf dem Grundstück miteinander im Straßenraum vernetzt.
Über das Grundstück hinaus ist die räumliche und strukturelle Verzahnung denkbar. Es ist entsteht ein charakteristisches Viertel aus einer Verbindung von Forschungs- und Landschaftsräumen.

Nachhaltiges Planen und Bauen durch ein ganzheitliches Energie- und Klimakonzept:
. LÜFTUNGSKONZEPT: Die Be- und Entlüftung der Räumlichkeiten in den Regelgeschossen erfolgt nach dem Prinzip der freien Fensterlüftung, die optimiert wird. Im Bereich der lärmbelasteten Fassaden sind besondere Maßnahmen erforderlich. Um den hohen Anforderungen an die schalltechnischen Erfordernisse zu erreichen, werden hinter den vor beschriebenen Solarpaneele baulich einfache Schalldämpfer eingebaut.

.ENERGIEKONZEPT / PHOTOVOLTAIK: Das Gebäude erhält auf der Südseite der Fassade PV und Solarelemente, die sich in ihrer Neigung an der vorhandenen Sonneneinstrahlung ausrichten. Hierdurch erfolgt eine großflächige Gewinnung von Solarstrom.

. TAGESLICHTNUTZUNG: Die nach Himmelsrichtungen optimierten Fassadenöffnungen sorgen für einen niedrigen Eintrag an Solarenergie bei gleichzeitiger maximaler Tageslichtnutzung. Tageslichtlenksysteme im außenliegenden Sonnenschutz ermöglichen auch bei geschossenem Sonnenschutz einen Tageslichteinfall im oberen Fensterdrittel.

.DACHFLÄCHEN: Auf den Dachflächen werden Photovoltaik-Module aufgeständert und für eine optimale Energieausbeute ausgerichtet. Zusätzlich werden die Dächflächen extensiv begrünt, da auf dem Grundstück die Möglichkeit der Versickerung von Niederschlagswasser eingeschränkt ist.

TRAGWERKSKONZEPT
Das Tragwerk wird größtenteils als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Die Decken werden als unterzugsfreie, punktgestützte Flachdecken geplant, um eine möglichst große Flexibilität für die Nutzung zu gewährleisten.


Mitarbeit:
Robert Scheible, M.Sc. Architektur
Jaime Castro, M.Sc. Architektur
Stefan Durth, Architekt
Elli Tschen, B.Sc. Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt einen dynamischen geschwungenen Baukörperkomplex entlang der Bahngleise vor. Dieser Komplex besteht aus den sogenannten „wings“ (science wing und office wing), die verschränkt auf- und in-einandergeschichtet sind. Der Komplex kulminiert in der Leitwarte, die den zur Stadt adressierten Kopf an höchster Stelle belegt.

Insgesamt wird durch diese Anordnung - unterstützt durch die Linienführung der Fassaden - eine Landmarkenfunktion für das IWES in der Stadt erzeugt.

Gleichzeitig erscheint das Gebäude jedoch relativ ver- /geschlossen.

Für den 2. BA wird eine streifenartige städtebauliche Weiterentwicklung vorgeschlagen - belegt mit formalen Baukörpertypologien analog zu den „wings“, z.B. bei den Versuchsfeldern und dem Umspannwerk, die ungewöhnlich offen zur Stadt orientiert sind und damit zwingend auch hohe architektonische Ansprüche erheben.

Die Gliederung des gesamten Grundstückes folgt der Geometrie des 1. BA, was städtebaulich extrem formal determiniert / limitiert erscheint.

Durch die oben dargestellte Gliederung des Grundstückes erscheint die Anlieferung großer Komponenten im Technikumsbereich erschwert, die Anlieferung von Ladestraßenseite ist funktional falsch positioniert.

Der Haupteingang adressiert sich im Kopf frontal zur Stadt. Der skulpturalen Plastizität des Baukörpers im Äußeren des Eingangsbereiches wird im Inneren wenig bis gar nicht entsprochen. Dies ist besonders im Foyer spürbar.

Der städtische Auftritt beschränkt sich auf das verhältnismäßig kleine Foyer und die aufgesetzte Leitwarte.

Cafeteria und Besprechungsbereich liegen gut positioniert und transparent gestaltet im 1. Obergeschoss.

Durch die Überlagerung von Werkstattbereichen mit Büroräumen kommt es zu Akkumulationen von Tragwerk /Stützen in den Hallenbereichen.

Nachteilig bewertet wird, dass es keine auf gleicher Ebene angeordneten zugehörigen Büroflächen gibt (z.B. Laborleitung).

Der Bürobereich ist dreibündig organisiert. Die innen liegenden Besprechungssituationen werden kritisch bewertet.

Die Kommunikation zwischen den einzelnen Geschossen kann ausschließlich über die Fluchttreppenhäuser und Lifte stattfinden. Dieser Aspekt wird ebenfalls sehr kritisch gesehen.

Die Situierung und Organisation der Leitwarte wird generell als richtig bewertet, jedoch wird ihre gewünschte singuläre Erscheinung durch die starke Einbindung in die „Nase“ und die dominante Fassade nicht erreicht.

Der Einsatz der PV Module als Sonnenschutz in der Fassade unterstreicht sinnfällig die Arbeit des Instituts. Insgesamt erscheint das IWES jedoch durch die transluzente Fassadenausbildung des fast gesamten Erdgeschossbereiches ziemlich verschlossen.
Fraunhofer-Institut für Windenergie und Ernergiesystemtechnik IWES, Kassel. Entwurf: Lepel & Lepel, Köln

Fraunhofer-Institut für Windenergie und Ernergiesystemtechnik IWES, Kassel. Entwurf: Lepel & Lepel, Köln