modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Arbeiten / Wohnen / Leben an der Martinsburg

2. Preis

Peter Bastian Architekten BDA

Architektur

Bernhard Hölscher

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Im Westen der Stadt Osnabrück, an der Martinsburg, soll fuür die Firma WMS Treuhand ein neues Bürogebäude entstehen. Zusätzlich soll innerhalb des Wettbewerbgebietes ein Wohnangebot geschaffen werden. Die vorhandene Brachfläche einer ehemaligen Gärtnerei ist verkehrlich gut angebunden und wird in erster Linie durch die namensgebende Straße „Martinsburg“ erschlossen.
Der Hauptzugang erfolgt auf der Ostseite des Gebäudes über eine großzügige Auffahrt in das Foyer des Gebäudes. Nördlich der Auffahrt erfolgt auch die Zufahrt zur Tiefgarage mit den erforderlichen Stellplätzen für Autos und Fahrräder. Über das repräsentative Foyer im Erdgeschoss gelangt man zur offenen, einläufigen Treppe welche die vier Geschosse erschließt. Der Glasaufzug startet direkt am Empfang und fährt Besucher oder Mitarbeiter auf kurzem Weg in die verschiedenen Etagen. In den Obergeschossen 1-3 befinden sich flexibel gestaltete Büroflächen. Der separate Mitarbeiterzugang erfolgt etwa in der Mitte des Gebäudes entlang der Außenterrase vor der Cafeteria. Das Staffelgeschoss (4. Obergeschoss) bietet zwei großzügige Penthousewohnungen mit Dachterrassen. Diese werden über einen Weg oberhalb der TG-Rampe erschlossen und sind daher separat von Büronutzung zugänglich.
Es ist im Rahmen der städtebaulichen und topographischen Bedingungen eine hochwertige Lösung in Bezug auf die Grundrissorganisation und die Materialität gefunden worden. Diese weist auch aufgrund ihrer Flexibilität bei der Gestaltung der Büros eine hohe Wirtschaftlichkeit auf.
Der vorliegende Entwurf basiert auf einer strengen modularen Ordnung, die aus den verschiedenen erforderlichen Funktionsbereichen differenziert abgeleitet wird. Gleichzeitig wird durch den Ansatz einen möglichst kompakten und zusammenhängenden Baukörper zu entwickeln, das Bestreben nach einem wirtschaftlichen und energiesparenden Grundlayout unterstrichen. Die Planung des Gebäudes ist auf einem Raummodul von 5,20m aufgebaut, entsprechend einem Achsmaß von 1,30m und erlaubt somit eine Aufteilung der zur Verfügung stehenden Fläche in 2-Achs / bzw. 4-Achs-Büros.
Das Gebäude wird als Stahlbeton-Skelettkonstruktion errichtet. Die geschlossenen Außenwände werden als zweischaliges Mauerwerk erstellt, Dämmstärken entsprechend der aktuellsten ENEV-Fassung. Bürogebäude und Wohnhäuser erhalten eine hell- grau-beige Klinkerfassade. Sämtliche Decken sowie die Aufzugsschächte sind aus Stahlbeton gefertigt. Die Ausführung der Tiefgarage erfolgt in WU-Beton. Die Fassaden erhalten modernste Aluminium-Fenster mit Verbundflügeln. Durch den mehrschichtigen Aufbau und den geschützt liegenden Sonnenschutz im Flügel wird einerseits ein optimaler Schallschutz für die Benutzer erreicht andererseits aber auch ein Windschutz für die elektrischen Raffstoreanlagen auf der Südseite. Besonders bei der exponierten Gebäudelage steigert das die Funktionalität deutlich. Die Stützen und Pfeiler der Fassade bestehen aus scharfkantigen Fertigteilen in hell-grauem Sichtbeton. Eine flexible Medienversorgung erfolgt über integrierte Kabelkanäle in den Fensterbrüstungen. Die Klimatisierung des Gebäudes erfolgt über eine Fußbodenheizung und zur Kühlung über eine Betonkerntemperierung. Diese ist möglich weil die Bürozonen keine Abhangdecken erhalten. Die Raumhöhen sind 2,70m in den Innenzonen bzw. 3,00m in den Büros und sonstigen Räumen. Die Bereiche wie Foyer, Cafeteria usw, aber auch die Sanitärbereiche sind mit großformatigen Muschelkalksteinplatten ausgelegt. Die Büroflächen erhalten einen Nadelfilzboden.
Das gesamte Gebäude wird durch eine flächendeckende Brandmeldeanlage überwacht. Die Überwachung bezieht sich sowohl auf die offenen Treppenbereiche als auch auf die Büros. Die Anlage wird nach DIN 14675 ausgeführt. Über dem offenen Luftraum über vier Geschosse wird eine Rauabzugsoöffnung in Form eines Oberlichtes mit einer Größe von über 5% der Treppenraumgrundfläche installiert. Für die Benutzer des Gebäudes stehen zwei bauliche Rettungswege zur Verfügung. Der erste Rettungsweg wird uüber einen an der Außenwand gelegenen Treppenraum hergestellt. Dieser Treppenraum hat im Untergeschoss einen unmittelbaren Ausgang ins Freie. Der zweite Rettungsweg führt über die offene Verbindungstreppe des Innenraumes bis ins Freie. Zusätzlich stehen für die einzelnen Büros öffenbare und anleiterbare Fenster zur Verfügung. Das Gebäude wird in zwei Brandabschnitte eingeteilt. In der Mitte des Gebäudes verläuft eine F90 Trennwand mit darin befindlichen T30-RS-Feuerschutztüren. Die Zufahrt der Feuerwehr erfolgt über die Erschließungsstraßen auf dem Grundstück. Von hier sind auch alle Wohnhäuser anleiterbar.
Die Wohnbebauung im südlichen Teil des Plangebietes besteht aus fünf 2-3-geschossigen Wohnhäusern in Würfelform. Diese stehen auf einem gemeinsamen Raster mit dem Bürogebäude und bilden durch die gleiche Maßordnung, Materialität und Farbigkeit ein einheitliches Ensemble. Die Gebäude stellen sich als Kuben mit einer massiven Hülle dar, die jedoch mit den geöffneten Fassaden auf der Ost- und Westseite eine offene Leichtigkeit ausstrahlen. Das Spiel zwischen massiven, geschlossenen Flächen und großzügigen Öffnungen, sowie die klare Gliederung der Fassade ermöglichen die Ablesbarkeit der Wohneinheiten und garantieren somit eine leichte Orientierung im Gebäude. Die Gebäude sowie sämtliche Sockelwände sind aus einem Ziegelmauerwerk das in Format, Material und Farbigkeit dem des Bürogebäudes gleicht. Holz-Alu-Fenster- und Fassadenelemente sind dunkel eloxiert.
Zwischen der nord-westlichen und der südlichen Grenze des Plangebietes ergibt sich eine Höhendifferenz von ca. 6m. Der Höhenunterschied vollzieht sich im Wesentlichen in Böschungen entlang der nördlichen Grenze. In diese Böschung wird nun das Bürogebäude mitsamt der Tiefgarage geschoben. Die Tiefgarage kann größtenteils auf dem bestehenden Grundniveau ohne Baugrube aufgebaut werden. Auf diese Weise wird ein Kontakt mit dem Grundwasser weitestgehend vermieden ohne dass ein baurechtliches Vollgeschoss geschaffen wird. Der entstehende Aushub kann vorbehaltlich weiterer Bodenuntersuchungen genutzt werden um auf Höhe des Erdgeschosses ein Plateau anzulegen. Die Tiefgarage zieht sich bis an die nördlichen drei Wohnhäuser. Damit sind die notwendigen Fluchtwege aus der Tiefgarage hinaus geschaffen und die Wohnhäuser verfügen bei Bedarf über direkte Zugänge zu den Stellplätzen in der Tiefgarage. Das Wohnhaus im Südosten steht auf einem niedrigeren Niveau ca. 1,65m tiefer. Über kleine Wege und Treppen ist eine fußläufige Durchwegung des Areals möglich. Auf der Westseite des Plangebietes verläuft der Hellernsche Weg. Dieser dient als sekundäre Erschließung für Fahrradfahrer und Fußgänger. Die erforderlichen Stellplätze für die Mitarbeiter sind in der Tiefgarage nachgewiesen. Dort ist auch ausreichend Platz für die Fahrräder oder E-Bikes. Vor dem Haupteingang sind die gewünschten Besucherstellplätze angelegt. Die Parkplätze für die Bewohner der Häuser oder deren Besucher sind jeweils in unmittelbarer Nähe des Hauses platziert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich gliedert sich der Entwurf in zwei klare Zonen. Der nördliche Büroriegel bildet einen Abschluss zum angrenzenden Studentenwohnen, im südlichen Bereich bilden 5 villenartige Punkthäuser maßstäblich und schlüssig den Übergang zum Quartier. Das Bürogebäude, das sowohl über eine Tiefgarage als auch über ebenerdige Besucherparkplätze verfügt, zeichnet sich durch eine klare Strukturierung aus. Über einen üppigen Eingangsbereich gelangen die Besucher in die Lobby, von der sich direkt die innere Struktur des Gebäudes erschließt. Die Funktionen sind insgesamt gut und übersichtlich angeordnet. Im Erdgeschoss befinden sich schlüssig die Besucherbe- reiche, die sich zum Teil auch kombinieren lassen. Durch die Verschiebung des Baukörpers weist dieser eine zentrale vertikale Erschließung auf, an der sinnfällig gut auffindbar auf allen Etagen Nebenbereiche situiert werden (WC / IT). Die Kantine erhält durch die Verschiebung einen eigenen ihr zugehörigen Freibereich. In sämtlichen Geschossen weist das Gebäude über seine Tragstruk- tur eine Flexibilität in der Raumaufteilung auf. Auch eine vertikale Abteilungsaufteilung ist gut vorstellbar. Das Herzstück der Erschließung bildet eine einläufige Treppe, die eine hohe etagenüber- greifende Raumqualität zeigt. Allerdings sind hier aus brandschutzrechtlicher Sicht Mängel anzumerken. Ggf. müsste noch ein weiteres Fluchttreppenhaus in das Gebäude eingefügt werden. Insgesamt weist das Gebäude ein schlüssiges offenes Raumkonzept auf, allerdings ist das Notariat noch nicht nachvollziehbar dargestellt, die geforderte Abgeschlossenheit ist hier nicht gegeben. Die Entfluchtung der unter dem Gebäude liegenden Tiefgarage wird in den Bereichen der Wohngebäude kritisch betrachtet, das im 2. Untergeschoss befindliche Archiv erscheint unwirtschaftlich. Das äußere Erscheinungsbild des Baukörpers weist eine angenehme Ruhe auf, die Materialität und Fassadengliederung ist ausgewogen. Die Wohngebäude fügen sich gut in ihrer Maßstäblichkeit in die Umgebung ein. Die starre Anordnung und Ausrichtung der Fenster wird kritisch gesehen, die einseitige Belichtung der Wohnungen ist nicht nachvollziehbar. Die Erschließungswege der Wohnbauten weisen eine Verbindung zum Hellernschen Weg auf, wodurch eine Verknüpfung mit dem Quartier entsteht. Ein gemeinsamer Platzraum als neue Mitte wird hier allerdings vermisst. Aufgrund der kompakten Bauweise lässt der Bürobaukörper eine hohe Wirtschaftlichkeit erwarten.
Perspektive Eingangsbereich

Perspektive Eingangsbereich

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 3. Obergeschoss

Grundriss 3. Obergeschoss

Grundriss 4. Obergeschoss

Grundriss 4. Obergeschoss

Grundriss Tiefgarage

Grundriss Tiefgarage

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt