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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2014

Neubau der Albert-Schweitzer-Schule mit einer Einfeld-Sporthalle sowie den dazugehörigen Freianlagen

ein 1. Preis

ssp planung gmbh

Architektur

Erläuterungstext

städtebauliches und landschaftsplanerisches konzept
- mit dem neubau der vorgeschlagenen albert-schweitzer-schule und den bestehenden bildungseinrichtungen wird im grüngürtel am sampel für den stadtteil mainz-kastel ein neues campusartiges ensemble mit erweiterungsmöglichkeiten nach süden geschaffen
- das neue flache rechteckige schulbauvolumen vermittelt in gebäudeform und -höhe zwischen den städtebaulich heterogenen strukturen der siedlungskante und den typologien der beiden bestehenden bildungseinrichtungen und dem landschaftraum und ordnet so auch campusartig die öffentlichen gebäude im grünzug im sampel neu
- die neue förderschule formt ein eindeutiges eigenständiges gegenüber zur bestehenden offenen wohnbebauung im westen als auch zur kindertagesstätte und grundschule im norden und verzahnt sich nach süden hin offen und großzügig mit dem grün- und landschaftsraum
- im westen bildet die große auskragung zum vorplatz am rübenberg die neue adresse und schafft so eine großzügige einladende geste der fördereinrichtung zur stadt hin und markiert so auch die neue zufahrt zur möglichen künftigen erweiterung des schulareals hinter dem sampel
- die schwebende platte des klassen- und verwaltungstraktes bestimmt das neue bauvolumen und definiert die erdgeschossig zurückgesetzten öffentlichen und halböffentliche räume. dies erzeugt offene und einladende und auch geschützte zugangs- und aufenthaltsbereiche für die gesamten gebäude- und freianlagen der neuen albert-schweizer-schule. den architektonischen abschluss zum bahndamm im osten bildet die im gebäudevolumen und im gelände integrierte einfach-turnhalle
- durch die situierung des einfachen ausladenden schulbaukörpers, zweier pavillons und durch baumgruppen wird von westen her nach osten eine einfache strukturierte raumsequenz von zufahrt zum schulvorplatz – pausenhöfen – spielplatz – ausgleichsfläche bis zum bahndamm geschaffen
- die zonierung der frei- und grünbereiche der förderschule und die anordnung der vorgeschlagenen bepflanzungen nehmen die strukturen des schulgebäudes auf werden landschaftsplanerisch übertragen und schaffen einerseits öffentliche, halböffentliche als auch privatere freibereiche sowie räumlich gefasste grünräume

architektonisches konzept, organisation und erschließung
- die drei hauptelemente des gebäudekonzeptes die transparenten zentralen bereiche, die auskragenden schwebenden klassenhäuser und die abgesenkte turnhalle werden entlang einer linearen raumspange entwickelt und entsprechend ihren inhalten und funktionen horizontal und vertikal ausgeformt
- die räumliche struktur einer straßenschule wird über vier kleinere hallenräume mit galerien, die zu den bereichen verwaltung, klassen-lofts mit dachterrassen und in die turnhalle führen vertikal erweitert und räumlich aufgewertet
- der zweigeschossige baukörper wird über programmatische einschnitte und ausschnitte räumlich differenziert. die erzeugten auskragungen, loggien, laubengänge und dachterrassen verzahnen sich städtebaulich und landschaftlich mit vorplatz, höfen und den freibereichen und architektonisch wird ein innen-außenraum-kontinuum als schullandschaft erzeugt
- der transparente und zurückgesetzte sockel bildet mit öffentlicher aula, als zentrale pausenhalle, mehrzweckraum und cafeteria, sowie den allgemeinen halböffentlichen bereichen der förderschule wie den fachräumen, der betreuung und dem schulsozialbereich die basis der schullandschaft
- die multifunktionale zentrale aula mit schaltbarer cafeteria dient als bühne, aufenthalts- und kommunikationsraum und wird interaktive begegnungszone für schulinterne und schulöffentliche als auch außerschulische aktivitäten und kann sowohl zum schulvorplatz als auch zum pausenhof hin bespielt werden. das großzügige eingangsvordach und der überdachte pausenhofbereich werden zur raumerweiternden stadt-loggia bzw. garten-loggia
-der musische bereich mit schaltbarem gruppensozialraum kann ebenfalls zur pausenhalle und zum zweiten pausenhof hin geöffnet, flexibel genutzt und über den nebeneingang sogar außerschulisch erschlossen werden
- die abgesenkte einfach-turnhalle kann separat über den zugang im norden entlang der förderschule und den durchgang für externe nutzungen erschlossen werden
- auf dem sockel schweben verwaltungsbereich und die drei klassen-cluster mit jeweils eigenen dachterrassen und den verbindenden laubengängen und loggien
- über der eingangshalle befindet sich über eine großzügige treppe und galerie erschlossen die verwaltung und organisation der albert-schweizer-schule. die büros und teamräume orientieren sich nach westen zum vorplatz und zur stadt, das lehrerzimmer und die bibliothek nach osten hin zur eigenen dachterrasse und den loggien
- die drei klassencluster werden als loft-artige autarke häuser von der halle her über drei treppen, galerien und den lift erschlossen. den flexiblen nutzbaren und öffenbaren klassenräumen zugeordnet sind jeweils gruppenräume, die nebenräume und therapieräume und vor allem beidseits angeordnete eigene intime dachterrassen. über die beiden laubengänge und loggien können sehr kurze wege für lehrer und schüler in pausen zu den freibereichen eingehalten werden. diese einfache anordnung und übersichtlichkeit gewährleistet einfache orientierung und identifizierung dieser bereiche
- die verschiedenen zonen der innen- und aussenraumsequenzen sollen auch durch ihre materialität visuell und haptisch erfahrbar werden. hier kontrastieren nachhaltige und natürliche baustoffe und oberflächen wie holz – beton und metall – glas in ihrer wahrnehmung warm – kalt und rau – glatt und farbig – neutral. die bereiche der lernlandschaft werden somit direkt physisch und psychisch erlebbar gemacht
- gezielt werden ausblicke aus den bereichen in die bewegungs- und begegnungsflächen gesetzt und gezielt einblicke in die einzelne zonen und raumeinheiten gewährt. integration und aktivierung aller bereiche ist das ziel der vertikalen und horizontalen raumabfolgen
- schaffung kleinerer überschaubarer intimer rückzugsbereiche auf allen ebenen und in allen zonen der lernlandschaft

konstruktion, nachhaltigkeit und energiekonzept
- massivbauteile als wirtschaftliche stahlbetonkonstruktion als speichermasse und bauteilaktivierung
- materialien und oberflächen mit nachhaltigen, vorzugsweise regionalen und natürlichen baustoffen
- einfache, wirtschaftliche und wartungsfreundliche fassaden und fensterkonstruktionen
- natürliche belichtung und nachtlüftung über fensterflächen, innenhöfe und oberlichter
- herstellen der zertifizierungskriterien für passivhäuser gemäß passivhaus institut
- hochgedämmte und dichte baukonstruktionen für gesamte gebäudehülle
- extensiv begrüntes dach als versiegelungsausgleich + regenwasser-management
- einsatz regenerativer energieträger
- stellplätze, fußwege und gestaltete platzflächen offenfugig begrünt oder als wassergebundene flächen als versickerungsausgleich
- verringerung der lärmemissionen zur wohnbebauung durch bauliche abschirmung der aufenthaltsbereiche wie pausenhöfe und innenhöfe, sowie vermeidung von immissionen durch konsequente abschirmung der schulnutzungen von der bahntrasse

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln ein unverwechselbares Schulbauvolumen, das in Form und
Geste die Bedeutung des Hauses als öffentliches Gebäude herausstellt.
Mit einem flachen, linearen Haus gelingt es auf überzeugende Weise zwischen den
unterschiedlichen Typologien der Bauten in unmittelbarer Nähe, den Wohnbauten
sowie der benachbarten Kita bzw. Schule zu vermitteln.
Durch die Positionierung des Hauses und seine Kompaktheit entstehen auf der
Südseite des Grundstücks großzügige Freiflächen, die sich für unterschiedliche
Aktivitäten eignen.
Das Gebäude wird seiner inneren und äußeren Logik folgend an der Westseite
erschlossen. Die große Auskragung über dem Haupteingang zum Vorplatz am
Rübenberg definiert eine eindeutige Adresse und entwickelt eine einladende Geste.
Der zweigeschossige Baukörper wird im Inneren räumlich differenziert herausgearbeitet.
Das Haus ist im positiven Sinne einfach und ebenso übersichtlich organisiert.
Die einzelnen funktionalen Bereiche sind sinnvoll angeordnet. Besonders
hervorzuheben ist der gelungene Eingangsbereich mit den Nutzungen der Cafeteria
und des Mehrzweckraumes, der je nach Bedarf als räumliche Erweiterung des
Eingangsbereiches dienen oder vollständig geschlossen als eigenständiger Raum
genutzt werden kann. Die Öffnung zum Freibereich steigert die Flexibilität und die
Aufenthaltsqualität des Mehrzweckraumes.
Die Erschließung der Obergeschosse ist durch einladende, gut situierte Treppen
räumlich geschickt gelöst.
Die Unterrichtsräume im Obergeschoss sind in einzelnen Clustern überzeugend
organisiert. Ein besonderes und das pädagogische Konzept unterstützendes
Angebot stellen die den Unterrichtsräumen unmittelbar zugewiesenen Dachterrassen,
Loggien und Laubengänge dar. Diese vielfältigen Freiräume erfüllen den hohen
Bedarf der Schüler an Bewegung und Aufenthalt im Freien. Die Unterrichtsräume im
Obergeschoss werden zudem ganz beiläufig und direkt mit den Pausenflächen auf
der Erdgeschossebene verbunden.
Die Größe der Höfe wäre hinsichtlich eventueller Störungen zwischen gegenüberliegenden
Unterrichtsräumen zu überprüfen. Als überzogen und in ihrer Positionierung
nicht durchgängig nachvollziehbar werden die vielen Oberlichter über dem
Erdgeschoss beurteilt.
Die Sporthalle ist auf gelungene Weise in die Gesamtform integriert und vom
Schulgebäude unabhängig erschließbar.
Die Konstruktion des Gebäudes ist einfach. Auf Grund der vielen überdachten
Freiflächen auf der Obergeschossebene des Hauses weist der Entwurf erhöhte
BGF-b auf. Die erwarteten Herstellungskosten des Gebäudes liegen im mittleren
Bereich aller eingereichten Beiträge.
Ob eine wirtschaftliche Realisierbarkeit tatsächlich gegeben ist, wird im Preisgericht
zum Teil angezweifelt. Der Grund hierfür sind die konstruktiv und bauphysikalisch
anspruchsvollen (- und aufwendigen?) Anschlussdetails, so zum Beispiel im
gesamten Bereich der Dachterrassen zu den darunterliegenden Räumen und den
angrenzenden Fassaden.
Die verschiedenen, schematisch dargestellten Angaben zur Gebäudetechnik wären
zu konkretisieren und auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Ob die geplante
Verschattung der Südfassade alleine durch die Auskragung des Obergeschosses
hinsichtlich Blendung und Überhitzung angrenzender Räume auskömmlich erfolgt,
müsste überprüft werden.
Insgesamt handelt es sich um einen für den Ort und die Schule sehr eigenständigen
Beitrag, der in vielfacher Weise die an die Auslobung gestellten Erwartungen erfüllt.