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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Neubau einer Siedlung

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

happarchitecture. JJH Architektengesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

LEITIDEE
Die städtebauliche Idee der fünfziger Jahre vom familienfreundlichen Wohnen im Grünen – vom „Wohnen im Park“, ist städtebauliche und gestalterische Leitidee. Der Siedlungscharakter der Baukörper und die städtebauliche Figur der 50er Jahre werden prinzipiell erhalten und durch den eleganten Schwung der leicht gebogenen Zeilen, die sich organisch in den Freiraum integrieren, zeitgemäß neu interpretiert. Die Neubauten werden auf dem städtebaulichen Fußabdruck der Bestandsgebäude entwickelt, sie respektieren die Anforderungen der gegebenen Infrastruktur bestmöglich und berücksichtigen mit durchdachten Grundrisslösungen die spezifischen neuen Anforderungen der heutigen Zeit hinsichtlich Wohntypen, Infrastruktur (wie z.B. Müllstandorte, Fahrradstellplätze etc.) und Parkierung.

Das Angebot an Wohnungstypen wird an die heutigen Bedürfnisse mit entsprechend von der GBG vorgegebenen neuen Wohnungsgrößen und Wohnungsmix angepasst. Die Wohnfläche kann dabei um 10% auf insgesamt ca. 22.212 qm vergrössert werden.

Für den ruhenden Verkehr wird ein durchgängiges Parkierungssystem mit natürlich belüfteten Garagen im Gebäudesockel vorgeschlagen. Pro Wohneinheit können bauabschnittsweise 1,2 überdeckte Stellplätze nachgewiesen werden. Die vorhandene Parklandschaft mit dem Baumbestand bleibt weitestgehend erhalten. Klare Baukörper, sich wiederholende Fensterformate, Putzfassaden mit Ziegelsockel tragen zu einer wirtschaftlich tragbaren und gleichwohl dauerhaften und robusten Fassadengestaltung bei.

FREIRAUMGESTALTUNG
Der Baumbestand – eine für die Nachkriegszeit typische Mischung aus Ziergehölzen und Exoten – hat sich über die Jahrzehnte prächtig entwickelt, vermittelt nahezu Denkmalcharakter und prägt den Standort über die Neubebauung hinaus. Mit der Beibehaltung der Kammstruktur bleiben die Baumstandorte weitgehend unberührt, der Park kann sich großzügig mit den Neubauten verzahnen.
Dabei entstehen allein durch die Höhenlage der geplanten Baukörper neue Qualitäten. Während die Eingangsseiten wie gehabt auf Straßenniveau und damit barrierefrei bleiben, erhalten die Wohnzonen eine Hochparterrelage, die insbesondere den Wohngärten der Erdgeschosse einen angemessenen Abstand zum öffentlichen Grün schafft. Auf gleicher Höhe liegt die kopfseitige Hausterrasse als großzügiger Freisitz eines Zeilenpaares mit gemeinsamer Zugangsmöglichkeit über die Hausdurchgänge.
Die flachwelligen Übergänge aus den Hochparterrelagen bilden natürliche Nutzungsgrenzen und geben den Bauminseln einen akzentuierenden Rahmen. An ihrem Fuß liegen Muldenrigolen, die das Regenwasser von den versiegelten Flächen aufnehmen. Mit diesem leicht bewegten Relief korrespondieren die Spielplätze, die sich teils mit schattigen Ruhebereichen unter die Bäume schieben.

KONZEPT PARKIERUNG
Die halbgeschossig in den Sockel der Häuser integrierten Garagengeschosse werden jeweils paarweise von der Ringstraße mit kurzen Rampen erschlossen. Der Erdaushub ist minimiert und wird an Ort und Stelle für die Bodenmodulation wiederverwendet. Konflikte mit vorhandenem wertvollen Baumbestand werden mit einer Gründung im Fussabdruck der Bestandsgebäude weitestgehend vermieden. Die natürliche Belüftung der Untergeschosse ist gewährleistet, alle tragenden Wände und Stützen werden ohne Versätze in die Bodenplatte eingeleitet.

272 Stellplätze werden in den Tiefgaragen im Gebäudesockel nachgewiesen, somit ist jeder Wohnung je ein barrierefrei zugänglicher Stellplatz im Haus direkt zugeordnet. Die darüberhinaus zusätzlich nachzuweisenden Stellplätze werden auf eigenem Grundstück entlang der Ringstrasse (29 SP) und in einer zwei- bis dreigeschossigen Hochgarage am Standort des ehem. Heizwerks / Waschhaus (60 bzw. 90 SP) nachgewiesen.

MATERIAL UND DETAIL
Ein durchgängiger Sockel aus Ziegelstein, der sich strassenseitig um die Gebäude legt und öffentliche und private Räume klar voneinander trennt prägt den Charakter der neugestalteten Siedlung. Mit Glyzinien und wildem Wein berankte Pergolen umgeben die Sockelzone zum Adolf-Damaschke-Ring. Hier lassen sich wie selbstverständlich alle Nebenräume wie Müllräume, Fahrradkeller sowie die Rampen zur Tiefgarage integrieren. Die Hausterrassen zwischen zwei Gebäudeflügeln sind als Angebot an den nachbarschaftlichen Gemeinsinn ein beliebter Treffpunkt der Bewohner.

Erschlossen werden die straßenseitigen Baukörper – wie bisher - vom Adolf-Damaschke-Ring vom Wingertsbuckel aus. Die fünf mittigen Zeilenbauten werden ebenfalls unverändert von den Höfen erschlossen. Damit lässt sich eine möglichst umfeldschonende, abschnittsweise Erneuerung des Quartiers realisieren.

Die Obergeschosse und Gartenseiten haben feinkörnigen Putz in heller Tönung, Gesimsbändern und Fensterbänke aus Mineralgranulat, auf den Eingangsseiten vertiefte Fensterleibungen erzeugen ein lebendiges Licht- und Schattenspiel.

Die Hauseingänge liegen geschützt in Rücksprüngen im Sockel, hölzerne Hauseingangstüren mit Seitenlicht, in die Seitenwände integrierte Briefkasten- und Klingelanlagen vermitteln einen wohnlichen, hochwertigen Eindruck.

GRUNDRISSTYPOLOGIE
Die relativ geringe Gebäudetiefe aller Häuser erlaubt optimal belichtete und geschnittene Zweispänner-Grundrisse, die kompakt und wohnlich zugleich sind. Die Gartenseiten öffnen sich mit bodentiefen Panoramafenstern über tiefe loggienartige Balkone zur Parklandschaft, die gegenüberliegenden Fassaden haben Brüstungsfenster. Der Ost-/ West ausgerichtete Grundriss lässt grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Raumanordnung zu:
A Klare Trennung von Wohnbereich und privatem Schlafbereich
B Ineinanderfließen der Wohnzonen: „Durchwohnen“

Der von der GBG vorgegebene Wohnungsmix und die Wohnungsgrößen werden erfüllt. Dabei sind Wohnungen zur Miete und Wohnungen als Eigentumswohnung im Verhältnis von 70/30 für die Wohnsiedlung angedacht, ihre Zuordnung ist frei wählbar.

- Lichte Raumhöhe ist 2,6 Meter
- Keine direkte Einsicht in den Wohnraum, das Schlafzimmer oder den Balkon
- Alle Wohnungen sind sowohl von den erdgeschossigen Hauseingängen, als auch von der jeweils zugehörigen Parkierung barrierefrei erreichbar
- Je Wohnung 6 qm Abstellraum außerhalb der Wohnung
- Ein Fahrradabstellraum je Haus
- Abstellraum innerhalb der Wohnung
- Platz für Garderobe/Garderobenschrank im Flur
- Platz für 3,0 m langen Schrank im Schlafzimmer
- Nutzbarer Außenbereich
- Hauptfenster im Raum „Wohnen“ mit Panorama ähnlicher Wirkung
- Keine innenliegende Küche
- Keine innenliegenden Bäder
- Wirtschaftliches Verhältnis von Flur- zu sonstiger Wohnfläche
- Barrierefreie Erschließung aller Wohnungen

WIRTSCHAFTLICHKEIT
Durch den Einsatz der vorgesehenen Fernwärme-Heizung können die Aufwendungen für die Dämmmaßnahmen der Gebäudehülle optimiert werden, gleichzeitig wird der energetische Standard und die Behaglichkeit der Wohnungen verbessert.

Die Fassade ist durch den Einsatz eines hochwärmedämmenden Wärmedämm-
Verbundsystems kostengünstig, ohne Einbußen der architektonischen Qualität, baubar. Die Ziegelfassade in den höher beanspruchten Bereichen der Höfe und Hauseingänge bringt die erforderliche Robustheit und Langlebigkeit mit sich, die sich hier auf Dauer bezahlt macht.

Die Variation der Grundrisstypen auf Basis eines modular aufgebauten Grundtypus ermöglicht den Einsatz von standardisierten Bauelementen und somit einer rationalisierten Bauausführung. Sich wiederholende Fensterformate begünstigen eine kostengünstige Errichtung der Fassade.

Das System der durchlaufenden Wandschotten über das Tiefgaragengeschoss in die Gründungsebene bringt eine wirtschaftliche Dimensionierung des Tragwerks mit sich.

Unter Berücksichtigung der abschnittsweisen Realisierung in Bauabschnitten kann von einem Kostenkennwert von 1.750 - 1.800 €/m2 brutto für die Kostengruppen 300, 400 und 500 ausgegangen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt die bestehenden Zeilenbauten auf und verlängert sie bis an den Adolf-Damaschke-Ring. Die klare Struktur der Zeilen ist ein vertrautes Motiv, das durch den Wegfall der alten Kopfgebäude an Offenheit gewinnt. Das Grün der Aubuckel-Siedlung wird von der Straße aus erlebbar und damit Teil der Nachbarschaft. Der Park will öffentlicher Grünraum bleiben, was positiv bewertet wird.

Die vorgeschlagene Geländemodellierung versucht die Garagen im Sockel der Hochparterrelagen zu integrieren. Jeweils paarweise werden die Zeilen über die gemeinsame Tiefgarage verbunden. Während die flachwelligen Übergänge aus der Hochparterrelage in den Park fast selbstverständlich in die Muldenrigole n erfolgen, wirken die Terrassen an den Zeilenköpfen künstlich inszeniert. Die angebotenen Terrassen sind weder in ihrer Erschließung noch in ihrer Nutzung überzeugend. Die räumliche Abgrenzung zum Adolf-Damaschke-Ring ist nicht gelöst und so bleiben diese Flächen nichts anderes als die Dächer der Garagenanlage und ein Hindernis auf dem Weg in den Park.

Die Zeilenbauten sind konsequent als Zweispänner erschlossen und ermöglichen damit eine Vielzahl von Wohnungstypen, die optimal belichtet und belüftet werde n können. Der Entwurf stellt viele gute Grundrissvarianten vor und bietet 10% mehr Wohnfläche an als der Altbestand. Die Gestaltung des großzügigen Eingangsbereiches vermittelt von der Eingangsseite auf Straßenniveau zu den Wohnungen im Hochparterre. Es gelingt hier eine sehr schöne Adressbildung über die Vorzonen und die angebotene Raumhöhe.

Die Fassadengestaltung ist in ihrem Ausdruck eher im Urbanen verhaftet und kann mit vertieften Fensterleibungen nicht in gleichem Maß an diesem Ort überzeugen.

Der Stellplatzschlüssel ist erfüllt, wenn auch die Erschließung der vier Tiefgaragen zum Teil schwierig und die vorgeschlagenen Stellplätze mit unterschiedlicher Größe funktionale Einschränkungen haben werden. Insbesondere die Ausfahrt aus der südlichen Tiefgarage ist problematisch. Die Fahrradräume und Kinderwagen-Abstellräume im UG sind nur über die Rampe der Tiefgarage erreichbar. Das Parkhaus an der Andersenstraße muss im 1. Bauabschnitt gebaut werden.

Der Entwurf besticht durch die klare Gliederung der Baukörper und ihre innere Erschließung, die Einbindung der Tiefgaragen in der Freiraumgestaltung lässt noch Fragen offen.