modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2014

Neubau einer Siedlung

ein 3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Jarcke Architekten

Architektur

Daniel Schönle Architektur und Stadtplanung

Architektur, Stadtplanung / StÀdtebau

ErlÀuterungstext

Die Parksiedlung Aubuckel
Seit der Errichtung der „Aubuckel-Siedlung“ in den 50er Jahren hat sich der
Charakter des Ortes stark verÀndert. Der zeilenförmige Wohnungsbau war damals
rĂ€umlich prĂ€gend fĂŒr den Ort, die Pflanzungen junger BĂ€ume richteten sich
nach dieser starken stÀdtebaulichen Figur.
Die vormals modernen GebÀude waren einem Alterungsprozess ausgesetzt, der
heute die Notwendigkeit geschaffen hat, sie durch zeitgemĂ€ĂŸe Neubauten zu
ersetzen.
Die BĂ€ume hingegen haben einen Prozess des „Heranwachsens“, des „Erwachsen-
Werdens“ durchgemacht. Sie haben eine Reife erreicht, die sie zu den rĂ€umlich
und atmosphÀrisch prÀgenden Elementen im Wettbewerbsgebiet machen. Sie
sind das große Potenzial des Ortes und bilden als „Baum-Bestand“ die wichtigsten
Rahmenbedingungen fĂŒr zukĂŒnftige Entwicklungen.
Um dieses Potenzial fĂŒr die zukĂŒnftigen Wohnungen möglichst gut zu erschließen,
sollte die Bebauung sich nun in hohem Maße nach den BĂ€umen richten. Die
Geschichte des Ortes wird so weitererzÀhlt, dass diesen besonderen Protagonisten
die ihrer Bedeutung entsprechenden Rollen zugewiesen werden.
GroßzĂŒgige GrĂŒnflĂ€chen, große schattenspendende BĂ€ume, viel Platz fĂŒr Erholung
und Freizeit, das ist der Schatz, aus dem die neu zu errichtende Siedlung
am Aubuckel schöpfen kann. Das zu bebauende GelÀnde liegt in der NÀhe des
kĂŒnftigen BUGA-GelĂ€ndes, was seine AttraktivitĂ€t noch weiter steigert.

StÀdtebauliches Konzept
Die neue Bebauung nimmt die Struktur der vorhandenen Zeilenbebauung auf,
interpretiert diese aber in Form von EinzelhÀusern neu und individuell. Der
GrĂŒnraum mit seinen beschriebenen QualitĂ€ten tritt in einen Dialog mit diesen
Bauwerken, die sich den bestendenden BĂ€umen und Baumgruppen zurĂŒckhaltend
annĂ€hern und zu einem Ganzen verschmelzen: Von den großzĂŒgigen
Panoramafenstern öffnet sich fĂŒr die Bewohner der Blick ins GrĂŒne –von außen
spiegelt sich der GrĂŒnraum in den GlasflĂ€chen.

Freiraumgestaltung
Das Prinzip der FreiflÀchengestaltung wird getragen vom Respekt vor dem bestehenden
GrĂŒn. Der Freiraum tritt mit seinen vorhandenen RaumqualitĂ€ten in
einen neuen Dialog mit den neuen Bauwerken. Diese nÀhern sich den bestendenden
BĂ€umen und Baumgruppen zurĂŒckhaltend an. Die zukĂŒnftige Weiterentwicklung
in einen nachhaltigen und pflegeleichten GrĂŒnraum wird durch Neupflanzungen
junger BĂ€ume und Baumgruppen gelenkt und verstetigt.
Die AttraktivitĂ€t des Freiraums fĂŒr die Bewohner entwickelt sich ĂŒber den Gegensatz
vielfĂ€ltiger, intensiv gestalteter Höfe und der zurĂŒckhaltend und punktuell
gesetzten AufenthaltsqualitĂ€ten in den Erholungsbereichen. Die ÜbergĂ€nge
zwischen diesen beiden Bereichen sind fließend.
Im Bereich der Höfe sind vielfÀltige funktionale und freizeitorientierte Nutzungen
vorgesehen. Neben den ĂŒberdachten FahrradabstellplĂ€tzen befinden sich
in diesem Bereich die SpielplĂ€tze, BolzplĂ€tze, Skate- und Parcourselemente fĂŒr
Jugendliche sowie Sitzecken, Picknick- und Grillstellen fĂŒr die Bewohner.

Das Wegenetz gliedert die FlÀchen optisch in intensiv und extensiv nutzbare
Bereiche und verbindet die verschiedenen GrĂŒnbereiche sowie die GebĂ€ude mit
dem Straßenraum. Die GebĂ€ude selbst sind ĂŒber eine weitere Wegeverbindung
miteinander verbunden. Dies ermöglicht die „Eroberung“ des eigenen Umfelds
bei gleichzeitig steigenden Kontaktpotentialen und fĂŒhrt zu einer starken Identifikation
der Bewohner mit ihrer Siedlung.

Nutzungen und Grundrisstypologien
Die HĂ€user organisieren sich in ihrer Typologie um ein zentrales Treppenhaus
mit Aufzug. Die einzelnen Geschosse können bei gleicher GrundflÀche als Zwei-,
Drei- oder VierspĂ€nner ausgefĂŒhrt werden. Das statische GrundgerĂŒst und die
Anordnung der Versorgungs- und AbwasserschĂ€chte ermöglichen ein hohes Maß
an FlexibilitÀt. Hierdurch ist sichergestellt, dass die einzelnen HÀuser hinsichtlich
der WohnungsgrĂ¶ĂŸen und des Wohnungsgemenges anhand des zukĂŒnftigen
Bedarfs realisiert werden können, ohne das gestalterische Grundkonzept des
Gesamtensembles und der einzelnen HĂ€user korrigieren zu mĂŒssen. Die Vorgaben
der Auslobung hinsichtlich des Wohnungsmix werden eingehalten. Die
ZimmergrĂ¶ĂŸen und die Gestaltung der Grundrisse lassen sich fĂŒr unterschiedliche
Lebenssituationen nutzen. Die Eigentumswohnungen und fast alle Mietwohnungen
haben TageslichtbÀder.

Konzept Parkierung
Um den parkÀhnlichen Charakter des GelÀndes so umfassend wie möglich zu
bewahren, bringen wir die Fahrzeuge der Bewohner und ihrer Besucher in einem
Parkhaus und zwei Tiefgaragen unter. Das Parkhaus planen wir auf dem GelÀnde
des ehemaligen Kesselhauses als fĂŒnfgeschossige Parkgarage ( 3 Geschosse
oberirdisch, 2 Geschosse unterirdisch). In diesem GebÀude sind 180 StellplÀtze
vorgesehen. Typologisch greifen wir den Vorschlag in den Auslobungsunterlagen
auf, da sich diese Bauform aus KostengrĂŒnden und Nutzerakzeptanz bewĂ€hrt
hat.
Die weitere Parkierung erfolgt ĂŒber zwei Tiefgaragen. Die erste Tiefgarage mit
61 StellplÀtzen ist in zentraler Lage im Bereich der GebÀude 7 bis 12 vorgesehen,
die zweite Tiefgarage mit 69 StellplÀtzen entsteht im nördlichen Bereich an den
HĂ€usern 1 bis 4. Im Außenbereich sind entlang des Adolf-Damschke-Ring ca. 20
StellplÀtze vorgesehen. Insgesamt können dadurch 340 StellplÀtze nachgewiesen
werden, die geforderte Stellplatzanzahl mit 318 wird dadurch leicht ĂŒberschritten.
Die beschriebene Verteilung der Parkierung auf dem GrundstĂŒck stellt eine
gĂŒnstige rĂ€umliche Anbindung zwischen den Wohnungen und den StellplĂ€tzen sicher.
Die Tiefgaragen orientieren sich in ihrer Anordnung an dem zu erhaltenen
Baumbestand und der vorgesehenen Bebauung.

Wirtschaftlichkeit
Die von uns vorgeschlagene Grundrisstypologie ermöglicht durch die zentrale
Erschließung, die Anordnung der VersorgungsschĂ€chte und die Spannweiten des
statischen GrundgerĂŒsts eine sehr wirtschaftliche Bauweise. Die Tragkonstruktion
verbindet Wirtschaftlichkeit mit einer hohen FlexibilitÀt.
Die Technikbereiche und gemeinschaftlich genutzten FlÀchen im UG werden im
Bereich des Treppenhauses vorgesehen.
Der höhere Außenwandanteil im Vergleich zu einer klassischen Zeilenbebauung
ist durch die attraktiveren Grundrisse mit ihrer dreiseitigen Belichtungsmöglichkeit
wirtschaftlich darstellbar.
Die DĂ€cher der WohnhĂ€user und des Parkhauses werden fĂŒr PV-Anlagen genutzt.

MaterialitÀt und Detailgestaltung
Die GebĂ€ude sollen in Ihrer MaterialitĂ€t in Bezug zum GrĂŒnraum treten. FĂŒr die
FassadenoberflÀchen sind Holz, Klinker und Glas vorgesehen. In den Wohnungen
kommen wertige, bewÀhrte und im Kostenrahmen darstellbare Materialien
zum Einsatz: Parkett in den Wohnbereichen, Holzfenster mit 3-fach Verglasung,
Fliesen und verputzte FlÀchen in den Nassbereichen. Alle Wohnungen erhalten
ein kontrollierte LĂŒftung und eine individuell regelbare Versorgungszentrale.
Die Freibereiche der Wohnungen sind als Loggien in die GebÀudekubatur integriert.
Dadurch kann ein hohes Maß an Privatheit sichergestellt werden, ohne die
Ă€ußere Gestaltung durch Verkleidungen von BalkongelĂ€ndern o.Ă€. zu beeintrĂ€chtigen.
Das Treppenhaus ist offen und großzĂŒgig gestaltet.
Das Parkhaus soll mit einer begrĂŒnen Fassade ausgebildet werden. Hierbei
kommt die sogenannte Baubotanik zum Einsatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit wĂ€hlt einen anderen, aber legitimen Ansatz fĂŒr die Neubebauung der Aubuckelsiedlung. Als primĂ€re Rahmenbedingung wird der erhaltenswerte Baumbestand definiert. Die Neubebauung interpretiert den Footprint großzĂŒgig neu mit 18 trapezförmigen Punktbauten. Dieser Ansatz kann stĂ€dtebaulich fĂŒr die Aufgabenstellung „Wohnen im Park“ ĂŒberzeugen und liefert eine zeitgemĂ€ĂŸe Neuinterpretation. Bis auf kleine Ausnahmen (die Setzung der 6-Geschosser) ist der StĂ€dtebau stimmig und ĂŒberzeugend. Die Architekturvorstellungen sind nachvollziehbar, wobei die Holzschindelfassade hinterfragt wird. Es sind durch 2-4-bund Wohnungstypen interessante Wohnungstypen im Mix möglich. Die Erschließung mit 18 Kernen ist wirtschaftlich, die QualitĂ€t der Wohnungen hoch, aber das A/V-VerhĂ€ltnis entsprechend ungĂŒnstig.

Der angedeuteten FlexibilitĂ€t der Wohnungsgrundrisse im Mix sind in der Verteilung auf die HĂ€user Grenzen gesetzt oder ein entsprechender, erhöhter Aufwand im Freiraum gegenĂŒber zustellen (Zufahrten, Erschließung, Feuerwehr/2. Rettungswege). Gleiches gilt fĂŒr die Ausformulierung von Eigentums- / und Mietwohnungen, da hier die in den „Höfen“ angebotenen Einrichtungen nicht ausreichend sein dĂŒrften, insbesondere mit Hinblick auf eine stimmige Zuordnung zu allen HĂ€usern.

Noch nicht ĂŒberzeugend ist der „Auftritt“ entlang der Straße „Am Aubuckel“ mit Tiefgaragenabfahrten, MĂŒllstellplĂ€tzen und StellplĂ€tzen, da hier zum Teil wenig attraktive Situationen angedeutet sind.

Konzeptionell und im Grundsatz ein guter Beitrag zur Aufgabenstellung, dessen FlexibilitÀt aber auch gewisse UnwÀgbarkeiten mit sich bringt.