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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Neugestaltung der Altstadt

2. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Konzept | Hammelburg besitzt eine reizvolle Altstadt, die verstärkt durch Gewerbe wie Wohnen belebt und gefördert werden könnte. Um dies zu erreichen, setzt das Konzept auf drei Schwerpunkte - Ausweisen neuer innerstädtischer Wohnangeboten, der Optimierung der innerstädtischen Mobilität und der Entwicklung eines attraktiven wie gestuften innerstädtischen Freiraumnetztes.
Schalenförmig in unterschiedlich dichten Schichten entwickelt sich das urban-freiräumliche Geflecht vom Zentrum aus nach außen - die dichte Stadt intra muros mit Gassen und Plätzen, direkt angrenzend am Mauerkranz ein Band gerichteter Villen mit Garten, die lockere Vorstadt, die offene Auwiesen und abschließend die rahmenden Kalksteinhänge.
An dieser prägenden wie reizvollen Abfolge setzt das Konzept an, es stärkt lesbar die urban-freiräumlichen Schichten in ihrer Eigenart und verflechtet sie zugleich durch ein feinmaschiges Fusswegenetz zu einem zusammenspielenden Ganzen. Der MIV wird auf dem vorgelagerten Großparkplatz abgefangen und zu Fuß über diese kurzen Wege bequem und auf kurzem Wege in die Innenstadt geführt. Dort sind die öffentlichen Freiräume einladend aufgewertet und durch eine Reihe von „Pocketgardens“ ergänzt.

Städtebau | Der Wallverlauf wird lesbar freigestellt. Die direkt vorgelagerte Bebauung wird durch das Wechselspiel von Haus und Garten transparenter und erlaubt zukünftig wieder den weiten Blick über die Aue bis hin zu den Kalkhängen. Zwischen den Gärten entstehen neue Wegeverbindungen – im Nordwesten ergänzt durch einen filigranen Steg, der unter Ausnützung der vorhandenen Topographie über die Saale führt.
Auf der Innenseite entlang des Mauerverlaufes werden die vorhandenen Nebengebäude zu neuen Wohnlagen weiterentwickelt. Schmale Gassen werden in Richtung Bahnhofstrasse geöffnet und blockinnere Brachflächen zu adressbildenden quartiersbezogenen „Pocketgardens“ aufgewertet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im städtebaulichen Ideenteil überzeugt die Arbeit durch die konsequente Verfolgung der gestuften Entwicklung einer erlebbaren neuen Stadtkante . Die Freistellung des Wallverlaufs durch aufgelockerte Bebauung mit Villen und Hanggärten wird einer nachverdichteten Bebauung vorgelagert und damit eine ablesbare Stadtkante geschaffen. Die gelungene Ausprägung des nordwestlichen Quartiers mit der Schaffung eines eindeutigen Stadteinganges führt zu einer funktionierenden, allerdings nicht barrierefreien Durchwegung in Richtung Saaleaue - Parkplätzen sowie zu prägenden Stadträumen in der Bahnhofstrasse. Der Steg zur Saaleinsel wird als interessanter Beitrag zur Fusswegführung bewertet. Die Ausbildung eines Kreisverkehr im Norden ist kontraproduktiv, weil damit eine klare Verkehrsführung mit einer Entlastung der Bahnhofsstrasse geschwächt wird, auch im Sinne einer besseren Verkehrsführung für Fussgänger und Radfahrer. Der Ansatz die Straßen der Altstadt einschließlich der Bahnhofstraße als verkehrsberuhigte Netz-und Raumelemente auszubilden, ist richtig. Die gewählten gestalterischen Ansätze zeigen einen sensiblen und flexiblen Umgang mit Führungs- und Materialelementen, die eine Einbahnführung nicht zwingend notwendig erscheinen lässt. Die gelungene Abstufung öffentlicher Marktplatz – Quartiersplatz – Pocketgarden wird gewürdigt. Die Ausprägung des Marktplatzes als steinerner Platz zeigt nicht die gewünschte verbesserte Qualität.

Ein gegensätzlicher Ort der Ruhe bildet dazu der Viehmarkt, dessen Introvertiertheit durch die subtile Idee der Stelen zwischen den Bäumen unterstützt wird. Diese Idee schafft mit einfachsten Mitteln im Zusammenspiel mit den Bäumen ein spannungsvoll akzentuierendes Lichtvolumen. Der Entwurf arbeitet lichtplanerisch vorbildlich mit den unterschiedlichen Räumen und Nutzungsbereichen. Seil-Pendelleuchten ordnen sich dem Straßenraum unter und vermeiden die dominierende Mastreihung. Wandleuchten unterstreichen die Gasse als „kleinsten Stadtraum“. Die Auswahl der Fassadenbeleuchtung ist gut gewählt und schafft im Bereich des Marktplatzes eine ruhige, großzügige Kulisse. Die Beleuchtungsstärken und –gleichmäßigkeit bleiben zu untersuchen, sollten jedoch vor der Lichtwirkung nicht zu hoch bewertet werden. Die Differenzierung von innerstädtischer und außerstädtischer Ausleuchtung über die jeweilige Lichtfarbe ist klar erkennbar. Die Handlaufbeleuchtung leitet elegant in die landschaftliche Umgebung über.

Die Potenziale der unregelmäßigen Raumkanten des Viehmarktes wurden gut erkannt. Es wird positiv gesehen, dass die Gestaltung des Viehmarktes von Hauskante zu Hauskante durch einheitliches Material gewährleistet werden soll. Die Anordnung der öffentlichen Kurzparkplätze an der westlichen Platzkante ist richtig. Die Parkplätze auf der Platzfläche werden kritisch gesehen, weil dies zu unerwünschtem Parksuchverkehr führt. Die lockere Baumstellung stellt einen wohltuenden Gegensatz zur tendenziell steinernen Stadt dar. Die Gestaltung der Spitalgasse – Schwester -Sternplatz überzeugt nicht, der Wegfall der Stellplätze führt nicht zu einer stadtgestalterischen Verbesserung. Auch das Umfeld des Nepomukdenkmals zeigt nicht die Qualität der umgebenden Platzkanten. Die Anlage von Treppen wird zur Abtrennung der Verkehrsfläche anerkannt, ob sie in ihrer Massivität zur Bespielbarkeit und Erlebbarkeit des Platzes unbedingt erforderlich ist, ist zu hinterfragen. Die Betonung der Parkflächen mit ihren Baumreihen vermeidet die Bildung eines „Unortes“, und schafft eine Art Esplanade.

Die gewählte Materialverwendung lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die Arbeit bietet wertvolle Ansätze insbesondere im städtebaulichen Ideenteil, diese konsequente Haltung wird in der Platzgestaltung etwas vermisst.
Nachtplan

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