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Nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 07/2014

ein neues haus für die taz

1. Rundgang

rundzwei Architekten | Reeg & Dufour PartGmbB

Architektur

ZRS Architekten Ingenieure

Energieplanung, Tragwerksplanung

Ilko Mauruschat

Brandschutzplanung

jack be nimble

Lichtplanung

proroomz.gmbh

Akustikplanung

100Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Marco Schmidt

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

1. ENTWURFSKONZEPT
Der Neubau des Taz Redaktions- und Verlagsgebäudes nimmt als Grundidee die unhierarchische, egalitäre Denkweise des renommierten linken Verlagshauses auf und interpretiert Sie räumlich neu. Alle TAZlerInnen werden auf „eine Ebene“ gesetzt. Vom EG bis zur Dachterrasse gibt es nur ein einziges „Geschoss“. Vom Erdgeschoss an steigen die Büroflächen stufenweise und entwickeln sich um das neue „Herz der Taz“ ein spiralförmiges Atrium aus Rampen und leichten Stufen bis zum Dachgarten mit 360° Ausblick über das Zentrum Berlins und das umliegende Kreativquartier.

Kommunikationskorridor
Das neue Herzstück des TAZ-Neubaus bildet eine barrierefreie Rampe, welche vom halben UG bis auf das Dach führt. Diese Rampe ist gleichzeitig Erschließungsfläche der Büroflächen und „Kommunikationskorridor“. Sie schraubt sich im Uhrzeigersinn nach oben und verbindet sich mit Stufen zum innenliegenden Luftraum. Die Form dieses Luftraums ist eine Anlehnung an die TAZ-Panther Tatze. Auf der Fläche zwischen Rampe und Luftraum werden alle „Kommunikations- und Austauschfunktionen“ angeordnet. Sitzungsräume, Tee-Kaffeeküchen sowie Arbeitsräume werden durch spontan nutzbare Kommunikationsflächen mit gemütlichen Sitzgruppen ergänzt und z.T. mit Wendeltreppen direkt verbunden. In diesem Kommunikationskorridor können Kollegen von vielen Positionen aus gesehen und direkt für ein kurzes Gespräch erreicht werden.
Im EG gelangen Besucher über das Foyer mit Empfang direkt in die offene Gebäudemitte. Zur Linken führt die Rampe ansteigend zum Genossenschaftsraum und Konferenzbereich. Die Besucher werden hier durch eine „kleine Geschichte der TAZ“ geführt bevor Sie die Veranstaltungsflächen erreichen. Zur Rechten befindet sich der Fahrstuhl und die abfallende Seite der Rampe. Diese erschließt barrierefrei das im Boden versunkene „Amphitheater“ eine offene Veranstaltungsfläche direkt im Herzen des Gebäudes.

Büroflächen
Die Büroflächen sind umlaufend, ansteigend an die Atriumrampe angeschlossen. Jede Ebene ist hierbei barrierefrei über die Rampe erschlossen. Bewegliche Wandelemente dienen als Pinnwand und Schallabsorber und ermöglichen gleichzeitig eine flexible Gestaltung der Büroflächen in zellenartige Aufteilungen oder großflächig zusammenhängende Büros. Die gesamte Tragstruktur der Büroflächen wird im Holzbau realisiert und diese auch offen gezeigt. Holzunterzüge und Stützen werden ergänzt durch Holzrippenelemente die an Ihrer Unterseite mit schallabsorbierenden Lamellen versehen sind. Natürliche Materialien dominieren auch die restlichen Oberflächen.
Die Arbeitsplätze sind geprägt von offenen, jedoch differenzierten Räumlichkeiten mit begrünter Fassade, Balkonaustritten, warmen Holzbauoberflächen und dem Kommunikationskorridor mit seinen Sitzgruppen, Wendeltreppen und transparenten Sitzungsräumen. Durch das räumliche Angebot und die tageslichtoptimierte, begrünte Fassade werden optimale Arbeitsbedingungen geschaffen.

2. STÄDTEBAULICHESKONZEPT
2.1. Stadträumliche Gestaltung
Stadträumlich fügt sich der TAZ-Neubau harmonisch in die Ecklage am Besselpark ein. Die begrünte Fassade geht eine direkte Beziehung mit dem Kastanienhain ein während die Überhöhung entlang der Friedrichstraße die städtebauliche Ansicht der Friedrichstraße betont. Der kompakte Baukörper bildet ein städtisches Pendant zum Max Dudler Bau am nördlichen Ende des Besselparks während er sich an die Höhe und offene Struktur des Frizz23 Projektes anlehnt.
Das TAZ-Café im EG öffnet seine Fassade zur Ecke Friedrichstraße/Besselpromenade als „Boulevard-Café“ und erstreckt sich in den Besselpark als „Café im Kastanienhain“. Zu beiden Seiten des Hauptraumes des TAZ-Cafés befinden sich die Veranstaltungsflächen hinter grünen Rankpflanzen. Der Haupteingang in das Gebäude wird durch eine doppelte Raumhöhe betont und öffnet sich in das neue „Herz“ der TAZ, das Atrium und das darin liegende „Amphitheater“ als zusätzliche öffentliche Veranstaltungsfläche. Am südlichen Ende der Friedrichstraßenfassade in Kombination mit dem Empfang befindet sich der TAZ-Shop mit Straßeneingang und Zugang über das Foyer in offener Raumgestaltung und Verbindung zum Atrium.
Durch die ansteigenden Geschossebenen wird die Offenheit der TAZ und des Gebäudes betont und Raumhöhen für Veranstaltungen von bis zu 4,5m erzielt.

2.2. Außenraumgestaltung, Dach
Das Grundstück des neuen TAZ-Gebäudes nimmt stadträumlich eine zentrale Vermittlerposition zwischen Friedrichstrasse und der neu zu entwickelnden Verbindung zur Lindenstrasse ein. Das Erdgeschoss mit offenen, zugänglichen Nutzungen wird deshalb direkt an den öffentlichen Raum angeschlossen und aktiviert diesen durch seine Nutzung und Orientierung. Mit dem TAZ-Gebäude und seinem Nachbarn entsteht eine neue städtebauliche Fassade zum Park, die Straßenfront des vorhandenen Kastanienhains im Park wird neu als offener Aufenthaltsraum von Besselstrasse bis zur "Besselpromenade" gelesen und mit dem erdgeschossigen Café in Verbindung gebracht. Eine seitliche Öffnung des Hains würde diese verknüpfende Geste auf einfache Art und Weise unterstützen. Die "Besselpromenade" ist als platzartige Mischverkehrsfläche konzipiert und könnte durch einen Belag aus Kleinsteinpflaster einen hohen Grad an Fußgängerpriorität vermitteln.
Die Dachflächen sind überwiegend begehbar und bepflanzt. Während die inneren Bereiche der sich nach oben wendenden Dachfläche extensiv als Tritt- und Schotterrasen bepflanzt werden und entsprechend begehbar sind, sind die äußeren Flächen mit extensiven Mager- und Trockenrasen bepflanzt. Diese prairieartigen, offenen Flächen machen vor allem auch die Weite der Berliner Dachlandschaft eindrucksvoll erfahrbar – z.B. von einigen auf den Stufen angeordneten Bänken. Die Flächen unter den Solarpaneelen werden extensiv begrünt und tragen so zur Kühlung der Paneele bei. Die neben der überdachten Dachterrasse sitzhoch eingefassten Beetbereiche können als urban farming auch mit intensiveren Pflanzungen bespielt werden, hier ist eine einfache Anstaubewässerung vorrangig mit Regenwasser vorgesehen.

2.3. Fassadengestaltung
Die Holzbaukonstruktion der Büroflächen wird auf jeder ersten Ebene um ca.1,2 m und jeder zweiten um ca. 2,7 m verlängert. Die dadurch entstehenden Balkone werden als intensives Gründach ausgeführt und bieten angenehme Außenbezüge und eine ideale Fläche für Plakatpräsentationen und politische Aktionen. Die Fassadenzone ist auf mehrfache Art eine thematische Fortsetzung des Parks. Zum einen durch die Begrünung des Stadtraums, zum anderen als Abbild urbaner Vielfalt durch die individuelle Bespielbarkeit und Nutzbarkeit der unterschiedlichen Außenräume. Die durchgehend verwendeten Rankpflanzen (z.B. Winde, Blauregen und Echter Wein) sind über in den Belag der Balkonauskragungen integrierte Pflanzgefäße mit Leichtsubstrat und über eine einfache, niedrige Anstaubewässerung mit Regenwasser versorgt. Regelmäßig gespannte Rankdrähte ermöglichen und steuern den vertikalen Bewuchs. Zusätzlich jedoch kann und soll die Balkonzone mit weiteren (Topf)pflanzen bespielt werden können und individuellen Bedürfnissen der TAZlerInnen entsprechen.
Die Rankpflanzen die in unterschiedlichen Tiefen zur Fassaden über Stahlseile wachsen tragen zur sommerlichen Fassadenverschattung bei und erzeugen Verdunstungskälte. Es entsteht ein „Image“, welches das linke, alternative und selbstverwaltete Zeitungsprojekt ideal repräsentiert, und angenehme verschattete „Brakeoutflächen“ bietet.
Die Fassade wird als Holzbaufassade mit 3-Fach-Isoilierverglasung im Niedrig-Energiestandard ausgeführt. Der horizontale Glasanteil ist gegenüber der soliden Brüstung ideal auf die sommerliche Verschattung und den winterlichen Lichteinfall optimiert.