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Mehrfachbeauftragung | 06/2014

Arealentwicklung «Papieri»

Teilnahme

KCAP

Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Stadt Raum Verkehr Birchler und Wicki

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Der städtebauliche Entwurf des Projekts „Papieri-Reloaded“ mit seinen kleinteiligen Strukturen und den mehrheitlich vier- bis -sieben-geschossigen Volumen passt sich einerseits baulich stark dem umliegenden Siedlungskörper an und versucht andererseits neue, eigenständige „Quartieridentitäten“ zu erschaffen. Diese werden durch den Bezug zum bestehenden Natur- und Strassenraum sowie zu den erhaltenen Bestandsbauten und Gleisen geprägt. Das Areal ist in Nord-Süd-Richtung in drei Charakterzonen gegliedert, welche unterschiedliche Nutzungsschwerpunkte aufweisen. Neben den neuzugänglichen öffentlicheren Bereichen werden privatere und intimere Wohnbereiche generiert, die unterschiedlichen Benutzergruppen eine Varianz an Typologien und Wohnatmosphären anbieten.

Über eine maximale Nutzungsdurchmischung innerhalb der einzelnen Bauetappen soll die Entstehung eines lebendigen Stadtteils gewährleistet werden. Ein zentraler Platz im Süden und ein westlicher Platz am Wasser, eine Parkerweiterung im Norden sowie das Schaffen eines durchgehenden Flussraums entlang der Lorze prägen den künftigen Landschafts- und Freiraum.

Aus der städtebaulichen Setzung wird ein Regelwerk mit Baufeldern, Baulinien, Erschliessungssystem sowie zu erhaltenden Bestandsbauten abgeleitet, welches die Grundstruktur für die künftige Arealentwicklung bildet. Ein Raster aus Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen schafft eine solide Grundstruktur für eine städtebauliche Entwicklung. Die klar definierten Baufelder werden mit unterschiedlichen Bautypologien besetzt, die ein breitgefächertes Angebot neuer Wohn-und Lebensräume zulassen.

Das vorgeschlagene Erschliessungssystem weist eine hohe Dichte an Strassen und Wegen auf. Es wird vorgeschlagen, über ein Mobilitätskonzept den Parkplatzbedarf auf dem Areal zu reduzieren und das Energiekonzept etappenweise weiter zu entwickeln.

Der Entwurf sieht ein Energiekonzept vor, welches eine bessere Bilanz als 2000 Watt anstrebt. Vorgeschlagen wird ein Anergienetz mit diversen Wasser- und Kies-Wasserspeichern für die saisonale Kälte- und Wärmespeicherung. Eine Multigrid-Lösung (Wärme, Kälte, Elektrizität) dient der dynamischen Optimierung der Netzversorgung. Die Zielsetzungen der 2000-Watt-Gesellschaft sind damit stufengerecht jedoch ohne quantitativen Nachweis behandelt. Der von Süden nach Norden verlaufende Etappierungsvorschlag in fünf Phasen sieht vor, nicht nur Gebäude sondern auch Freiflächen zwischen zu nutzen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt unterschiedlicher städtebaulicher Quartiere aus. Die stadträumliche Öffnung des „Gewerbehofs“ in Richtung Kesselhausplatz schafft einen qualitätsvollen Querbezug, genauso wird die Verbindung zum Lorzenraum aufgewertet und durch die Anordnung von gewerblicher Nutzung gestärkt. Die Typologie des „Flexiblocks“ mit gewerblichem Sockel entlang der Knonauerstrasse überzeugt: Sie ist eine adäquate städtebauliche Antwort auf die gegebene Situation. Die neuen Quartiere im nördlichen Teil des Areals weisen zwar hohe Wohnqualitäten auf, wirken aber in Bezug auf die industrielle Vergangenheit des Areals doch eher beliebig. Die angestrebte Symbiose zwischen industriellem Erbe und neuem Stadtquartier verliert sich hier. Es entsteht ein Ort, der zwar ein hoch diversifiziertes Angebot generiert und die unterschiedlichen städtebaulichen Körnungen miteinander verbindet, aber trotz allem das „Papieri-spezifische“ vermissen lässt. Dem Projekt fehlt in Teilen die Andersartigkeit, die Abgrenzung zur nachbarschaftlichen Siedlungsstruktur, eben das, was diesen Ort zu einer einmaligen Destination macht. Trotzdem weist der Projektvorschlag in vielen Bereichen grosses Potential auf und leistete einen wichtigen und wertvollen Beitrag zur Diskussion im Beurteilungsgremium.

Basierend auf einer umfangreichen Analyse des Areals und seinem Umfeld sowie den neuen stadträumlichen Strukturen wird ein stimmiges und vielfältiges Freiraumkonzept entwickelt. Bestehende Landschaftselemente wie der Flussraum Lorze oder der Teuflibachwald werden auf selbstverständliche Art und Weise erweitert, gestärkt und mit dem neuen Quartier vernetzt. Aber auch Elemente der industriellen Geschichte des Ortes, wie die Gleisstränge oder Bauten, werden aufgenommen und ins Konzept integriert. Mit dem Verständnis für die Besonderheiten des Geländes werden Kanzeln, Treppen und Wege so gestaltet, dass dessen Erlebbarkeit um ein Vielfaches erhöht wird. Die öffentlichen sowie die halbprivaten Freiräume werden adäquat strukturiert und stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zu einander. Die Kombination Landschaftspark (öffentlich) und Wohnen (privat) wird im Zusammenhang mit dem potentiellen Nutzungskonflikt allerdings in Frage gestellt. Die Höfe haben in sich durchaus Qualitäten, sind aber als Resultat der städtebaulichen Struktur in ihrer Gestaltung nicht sehr spezifisch. Insgesamt überzeugt das Freiraumkonzept aber durch klare Strukturen und starke Identitäten, die aus den spezifischen Qualitäten des Ortes entwickelt werden.

Das modulare städtebauliche Konzept erlaubt die Entwicklung massgeschneiderter Immobilienprodukte, die wegen ihrer Kleinteiligkeit jedoch nur bedingt kosteneffizient zu erstellen sind. Die mögliche Marktnähe und Flexibilität dieses Angebots wiegt diesen Nachteil allerdings wieder auf. Die Ausrichtung der Gebäude und ihre Anordnung erzeugen wenige Premium-Wohnungen (Aussicht, Abendsonne). Die flexiblen Gewerbebauten entlang der Knonauerstrasse sind immobilienwirtschaftlich attraktiv, da sie mit wenig Erschliessungsaufwand rasche Reaktionen auf individuelle Anforderungen von Gewerbe- und Dienstleistungsfirmen erlauben. Dem Projektvorschlag fehlt die Einzigartigkeit und damit wird die Chance einer Extrawertschöpfung durch Emotionalität verpasst. Das Konzept berücksichtigt zu wenig, dass im Kanton Zug eine wesentliche Nachfrage nach hochwertigen Wohnungen besteht.