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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Alten- und Pflegeheim Hans-Sachs-Straße

Neubau Alten- und Pflegeheim in Wels _ Ansicht Süd

Neubau Alten- und Pflegeheim in Wels _ Ansicht Süd

3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Nickl & Partner

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Den städtebaulichen Zielsetzungen folgend, reagiert der Neubau an der Hans-Sachs-Straße in seiner Kubatur differenziert auf die heterogene benachbarte Bebauung und Straßenraum. Durch gezielte architektonische Formanpassungen reagiert der U-förmig konzipierte Baukörper städtebaulich entschärfend auf die Ecksituation und den Rundverkehr. Gleichzeitig positioniert sich der Neubau in respektvollem Abstand zur Bebauung der benachbarten Grundstücke und lässt auf diese Weise großzügig Freiheit für die zukünftige Entwicklung des Grundstücks Nr. 2025. Die etwas abgeschrägten Außenkanten des Baukörpers verleihen ihm Dynamik in dem städtebaulichen Gesamtbild. Nach innen ermöglicht die halbgeschlossene Form des Hofes viel Privatsphäre und Wohnlichkeit. Auf diese Weise lässt das neue Alten- und Pflegeheim in seiner Kubatur qualitätsvolle Räume entstehen. Der Haupteingang des neuen Alten- und Pflegeheims befindet sich an der Magazinstraße leicht zurückgesetzt, wo ein Rücksprung des Baukörpers den Zugang markiert. Diese Geste erzeugt eine klare Orientierung für Bewohner, Mitarbeiter und Besucher. Die Parkmöglichkeiten für Besucher sind in kurzer Distanz südlich davon gelegen. Zum anderen entsteht südöstlich ein in sich geschlossener, zum Grün orientierter Raum, der eine ruhige, naturnahe Situation bietet. Hier befindet sich eine an die Cafeteria gegliederte Terrasse, die zum Speisen im Freien einlädt. Beide Plätze besitzen durch ihre jeweilige Orientierung und durch ihre Gestaltung einen unterschiedlichen räumlichen Charakter. Sie verleihen der Wohnanlage einen kommunikativen Ausdruck und tragen zur Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohnort bei. Der Wechsel von Situationen der Ruhe und der Bewegung greift den positiven Impuls städtischen Lebens auf.

ARCHITEKTUR UND RÄUMLICHE GESTALTUNG
Im Vordergrund des Entwurfes steht die Entwicklung eines freundlichen, an den Bedürfnissen der Bewohner orientierten Wohnortes. Das Raumprogramm wird in einem sehr kompakten Gefüge mit bestmöglicher Ausrichtung der Wohneinheiten organisiert. Die Grundrissanordnung setzt ökonomisch-rationelle Vorgaben um, sorgt jedoch gleichzeitig für eine angenehme lichte Atmosphäre mit hoher Wohnlichkeit. Die Kubatur des Baus umfasst einen großzügigen halboffenen, von störenden Außeneinflüssen abgeschlossen Garten, der eine helle und freundliche Atmosphäre ins Innere bringt.
Dem Eingangsbereich kommt eine zentrale Bedeutung zu, er bietet Raum zum Austausch und zur Begegnung. Über das Foyer schließen sich die öffentlich zugänglichen Räume an: der Pflegeservicecenter zur Magazinstraße sowie die Cafeteria, der Andachts- und Seminarraum im Südosten in ruhiger Lage hin in Richtung Garten, wo sich auch der Freibereich der Cafeteria befindet. Vom zentralen Foyer aus erfolgt der Zugang zu den Hausgemeinschaften in den oberen Geschossen. Die Gestaltung des Grundrisses geht wesentlich auf die Anforderung zurück, Hausgemeinschaften mit mehr Lebensqualität und Normalität zu organisieren sowie die Wege für Mitarbeiter und Bewohner so kurz wie möglich zu gestalten und natürlich zu belichten. Von einem zentralen Punkt sind zwei Hausgemeinschaften pro Geschoss mit separaten Eingängen und mit eigener Haustür geplant. Die Bewohnerappartements sind jeweils in dem ost-west orientierten Flügel angeordnet. Den Eck- bzw. Endpunkten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn diese werden mit Gemeinschaftsbereichen für die Bewohner besetzt. In Verbindung damit und einer leichten Ausweitung der Flure sowie Ausbilden von kleinen Nischen entstehen keine Sackgassen sondern genügend Raum für Aufenthalt, Rückzug und Beobachtung. Durch diese gewonnene Aufenthaltsqualität wird das Grundbedürfnis jedes Bewohners auf Privatheit ebenso wie die individuell wählbare Teilhabe an Gemeinschaft und Aktivität unterstützt. In diesem Zusammenhang sind auch die Bewohnerappartements im Sinne von höchstmöglicher Funktionalität gestaltet und bieten zusätzlich Raum für Individualität.
Der klare Aufbau des Entwurfs ermöglicht hohe Wirtschaftlichkeit durch die gemeinsame Nutzung von zentral gelegenen Funktionen wie Nebenräumen und Erschließungszonen, die kurze Wege und eine leichte Orientierung.

FASSADE
In seiner Materialität und Farbigkeit wird der Baukörper durch einen kontrastvollen und gleichzeitig harmonischen Ausdruck von warm-gelblichen bis goldenen Blechelementen in Verbindung mit den sich zurückhaltenden etwas kälter wirkenden Faserzementplatten bestimmt. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den zum Innenraum angeschrägten nahezu raumhohen Blechelementen zu, die abwechselnd mit den großzügigen Fensteröffnungen ein dynamisches Schattenspiel in der sonst ruhigen bandartigen Fassadenstruktur erzeugen. In dem Innenraum ist auf diese Weise eine großzügige, wohnliche Sitzmöglichkeit ähnlich einer Fensterbank geschaffen. Die Fensteröffnungen bieten dabei den größtmöglichen Ausblick und Tageslichteinfall. Die niedrige Parapethöhe bietet den Bewohnern die Möglichkeit auch im Liegen herausschauen zu können. Das changierende Farbenspiel des Aluminiums und die Reflektionen die dadurch entstehen, ermöglicht ein ruhiges, von Tages- und Jahreszeit abhängiges und bewegtes Fassadenbild. Durch die ausgewählten Materialien fügt sich die Fassade der Neubauten gleichzeitig respektvoll in der Umgebung ein und präsentiert sich zum Bestand auf subtile Weise eigenständig. Der kompakte wohnhausartige Charakter der Baukörper ist durch einen eher transparenteren, im Norden leicht zurückversetzten Erdgeschossbereich aufgelockert und steht für externes Publikum offen.

LANDSCHAFT
Im Eingangsbereich öffnet sich ein einladender Platz hin zum Straßenraum. Südlich vom Haupteingang sind in kurzer Distanz fünf Besucherparkplätze positioniert. Weitere zwölf Parkplätze befinden sich im Westen im Bereich der Anlieferung, ebenso wie die 10 überdachte Abstellplätze für Fahrräder. Der neue Garten des Alten- und Pflegeheim versteht sich als nutzbare Erweiterung der Gebäudeflächen in die Freiflächen hinaus. Es entsteht ein Patchwork aus Gras- und Heckenfeldern. Der vorhandene alte Baumbestand bleibt in großen Teilen erhalten und wird als freigestellte Baumgruppen und Einzelbäume inszeniert. Die Cafeteriaterrasse mit Südostausrichtung als Teil des Gartens bietet sowohl sonnige wie schattige Plätze zum Verweilen an. Die eingebettete Brunnenanlage sorgt zusätzlich für eine natürliche erholsame Geräuschkulisse.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt zeigt in städtebaulicher Hinsicht eine sympathische Einfügung in das Stadtgefüge, charakterisiert durch die ostseitige Aufnahme des Straßenraumes durch den schräg positionierten Gebäudetrakt sowie den ruhigen, gut proportionierten Innenhof. Der architektonische Beitrag in der besonderen Materialität in der Fassade wird hervorgehoben, allerdings wird bezüglich der zu erwartenden Kosten eine gewisse Skepsis laut. In funktioneller Hinsicht wird die Eingangssituation genauso positiv bewertet wie der Umstand, dass zur stark befahrenen Hans-Sachs-Straße keine Bewohnerzimmer orientiert sind. Die Erschließungszone im Nordtrakt wird als wenig attraktiv beanstandet. Auch die Anlieferung, welche die Fahrzeuge tief in das Areal führt, kann nicht überzeugen. In wirtschaftlicher Hinsicht liegt das Projekt im mittleren Bereich.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Schnitt West

Schnitt West