modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2006

Erweiterung der Technischen Fachhochschule

Lageplan

Lageplan

4. Preis

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau

Das Grundstück für die Erweiterung der Technischen Fachhochschule Wildau ist geprägt durch seine Lage auf dem Gelände der ehemaligen Lokomotivenfabrik der Berliner Maschinenbau AG (BM AG). Charakteristisch sind die um 1900 errichteten Hallen mit Ziegelfassaden, die zum großen Teil unter Denkmalschutz stehen und schon zum Teil von der Fachhochschule umgebaut und für Lehre und Forschung genutzt werden. Hauptgliederungselement ist die ehemalige Kranbahn (heute Mittelstraße), die sich als zentrale 30 m breite Nord-Süd-Achse durch das gesamte Areal erstreckt und an der sich entsprechend den seinerzeit erforderlichen Produktionsabläufen die Gebäude giebel- oder traufständig aufreihen. Die vorherrschende Ausrichtung der Gebäude in Ost-West-Richtung ist prägend für das gesamte Gelände.
Diesem Ordnungsprinzip folgend wird der Neubau parallel zur mitzunutzenden Halle 17 in drei längsgerichteten Gebäudeflügeln westlich der Mittelstraße errichtet. Eine Erschließungsspange verbindet die drei Gebäudeflügel untereinander und stellt gleichzeitig eine wettergeschützte Anbindung an Halle 17 dar.

Der Duktus der giebelständigen, denkmalgeschützten Bebauung westlich der Mittelstraße wird durch den Neubau bis zum südlichen Ende fortgeführt und zu einem einheitlichen Ensemble vervollständigt. Die gewünschte Ost-West-Durchwegung wird zwischen Halle 17 und dem Neubau vom Campusanger bis zur Ludwig-Witthöft-Straße geführt.

Das Studentenwohnheim wird am westlichen Grundstücksrand in vier Häusern untergebracht. Die Gebäude sind winkelförmig organisiert. Sie nehmen die Fluchten des Verfügungsgebäudes auf und unterstützen damit das Ost-West-Schienensystem der Gesamtanlage. Gleichzeitig bilden sie eine für sich autarke Gruppe, die auch durch den östlich der Gebäude entstehenden grünen Puffer einen deutlichen Abstand zwischen „Hochschule“ und „Wohnen“ herstellen soll.

Sämtliche Funktionsbereiche des Verfügungsgebäudes sind kompakt auf Baufeld 1 untergebracht. Auf dem Baufeld 3 zwischen Haus 15 und Haus 100 wird ein baumbestandener Parkplatz mit 126 Pkw-Stellplätzen und Erschließung von der Eichstraße angelegt.


Funktion

Verfügungsgebäude II Der Vorplatz von Haus 14 und 15 wird über die Mittelstraße hinweg zu einem großzügigen Eingangsplatz erweitert. Von hier wird nach Norden die Halle 17 und nach Süden der Neubau erschlossen.

Neubau Die drei Gebäudeflügel des Neubaus sind jeweils dreigeschossig konzipiert. Im Nord- und im Mittelflügel sind in dreibündiger Struktur die übergeordneten zentralen Nutzungen Audimax und Lehrsaal sowie die Fachbereiche Luftfahrttechnik und Telematik, Europäisches Management, Engeneering Technologies und Biosystemtechnik untergebracht.
Der zweibündige Südflügel enthält die vorwiegend aus Büroräumen bestehenden Nutzungen Zentrale Einrichtungen im Erdgeschoss, Verwaltung und Drittmittel in den Obergeschossen.

Das Audimax und der große Lehrsaal liegen zentral und für alle Studenten leicht erreichbar direkt am Foyer. Dieses entwickelt sich um einen verglasten, begrünten Innenhof und ist Erschließungsraum, Kommunikations- und Aufenthaltsraum zugleich. Die Lehrsäle der Bereiche Luftfahrttechnik und Telematik sowie das Technikum sind ebenfalls hier angelagert.

Das Audimax mit steigendem Gestühl wird auf der oberen Ebene betreten, so dass die Besucher beim Eintreten den Überblick über den Raum haben. Die untere Ebene ist an das Tieffoyer angeschlossen, in dem sich auch die zentrale WC- und Garderobenanlage für den Hörsaalbereich befindet.

Die oberen Geschosse sind über verglaste Treppenhäuser an der Erschließungsspange und einen Personenaufzug sowie einen Lastenaufzug behindertengerecht erschlossen. Hier sind außer den WC’s auch Teeküchen und Kopierräume angelagert, so dass der fachbereichsübergreifende Informationsaustausch zwischen Lehrpersonal und Studenten gefördert wird.


Halle 17 In der dem Neubau gegenüberliegenden Halle 17 werden die Fachbereiche Wirtschaftsingenieurwesen und Logistik in zweibündiger Anlage untergebracht. Um die hohen Fensteröffnungen an der Südfassade nicht durch den Einbau einer Geschossdecke zu beeinträchtigen, werden zu dieser Seite die großen Lehrsäle und das Praxislabor mit voller Raumhöhe angeordnet.

An der Nordfassade dagegen wird eine zweigeschossige Raumschiene mit Laboren und Übungsräumen im Erdgeschoss und Büros für Professoren und Assistenten im Obergeschoss vorgesehen. Die Flurzone liegt in der Längsachse der Halle unter dem Oberlicht.
Die Raumschienen sind unterhalb der Binder durch eine leichte Decke abgeschlossen, so dass die Dachkonstruktion frei über den Einbauten schwebt.

Studentenwohnheim Die geplanten 200 Betten werden in vier winkelförmigen Häusern am westlichen Rand des Grundstückes untergebracht. Eine Grünzone als „Puffer“ mit Tischtennis- und Volleyballfeld sowie den Fahrradgaragen sorgt für die nötige Distanz zum Schulgebäude.

Die äußere Erschließung erfolgt von der Ludwig-Witthöft-Straße, ein inneres Wegesystem und die Ost-West-Durchwegung bindet die Wohnanlage an den Campus an.

Die Häuser sind teilweise als Einbund mit Südzimmern und als Zweibund mit Ost- und Westzimmern organisiert. Dadurch sind Zimmer mit Nordausrichtung ausgeschlossen.

In Haus 1 sind alle gemeinschaftlichen Einrichtungen sowie der Hausmeister zusammengefasst. Ansonsten weisen alle Häuser Einzel- sowie Doppelzimmer aus. Durch den winkelförmigen Bautyp mit seiner einhüftigen Anlage in West-Ost-Richtung werden dunkle Flure vermieden. Die Häuser können mit einem minimalen Erschließungsaufwand erschlossen werden.


Konstruktion / Material

Neubau Das Gebäude wird aus Stützen, Wänden und Decken aus Stahlbeton errichtet. Stützweiten von ca. 12,50 m und von ca. 17 m über dem Audimax werden mit Rippenbalkendecken, die auf der Flurwand bzw. den Unterzügen an den Fassaden aufliegen, in einem Raster von ca. 2,50 m überspannt.

Als Fassadenmaterial wird in Anlehnung an die historische Bebauung ein hellroter Ziegel gewählt. Bandartige Fenster aus Aluminium verschieben sich geschossweise gegeneinander und erzeugen ein dynamisches Wechselspiel zwischen massiven und transparenten Flächen. Das „Schienensystem“ des Grundrisses wird auf die Fassade übertragen und so ein spannungsvoll gegliedertes Gebäude entwickelt.

Das Audimax bildet sich durch eine Bekleidung mit einer rotbraun vorpatinierten Kupferfassade nach außen ab. Eine horizontale Leistendeckung bindet dieses Material in die horizontale Fassadengestaltung ein.

Halle 17 Die Einbauten für die Räume werden ohne Eingriffe in das Dachtragwerk errichtet. Die Wände im Erdgeschoss werden aus Mauerwerk mit Aussteifung durch Stahlstützen vorgesehen, im Obergeschoss sind sie als leichte Trennwände ausgebildet. Die Geschossdecke aus Stahlbeton liegt auf der Flurwand sowie auf vor die Außenwand gestellte Stützen.

Die Nordfassade verfügt derzeit über eine unzureichende und architektonisch nicht ausgereifte Befensterung. Daher werden die vorhandenen Ausfachungen zwischen den Stahlstützen entfernt und eine neue wärmegedämmte Fassade mit Bandfenstern im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss eingebaut. Als Fassadenmaterial ist eine Kupferbekleidung wie beim Audimax vorgesehen. Dieses Material korrespondiert durch seine Farbe in harmonischer Art und Weise mit den drei zu restaurierenden Ziegelfassaden, weist aber auch auf den aufgrund der neuen Nutzung erforderlich gewordenen Umbau hin.


Studentenwohnheim Die Wohnhäuser werden als Massivkonstruktion mit Flachdecken aus Stahlbeton errichtet. Als Fassadenmaterial ist wie beim Verfügungsgebäude Ziegel vorgesehen. Helle Putzflächen zwischen den Fenstern lockern die Fassaden auf und nehmen Bezug zu der historischen Fassade der Halle 17.


Energiekonzept / Gebäudetechnik

Der Neubau des Verfügungsgebäudes verfügt bereits durch sein sehr günstiges A/V-Verhältnis über die wesentliche Voraussetzung, sowohl was den Materialeinsatz während der Bauzeit betrifft, als auch die Betriebs- und Bauunterhaltungskosten eine günstige Energiebilanz zu erzielen.

Darüber hinaus werden weitere ökologische Maßnahmen vorgeschlagen:

• dezentrale Retention
- teilweise Begrünung der Dachflächen
- Entsiegelung der Verkehrsflächen durch Mulden, Rigolen

• Regenwassersammlung auf nicht begrünten Dachflächen für WC-Spülung

• regenerative Komponenten (optional)
- Einbau von Photovoltaikelementen auf nicht begrünten Dachflächen
- Einbau von Vakuumröhrenkollektoren auf den Gründächern zur solaren Kühlung in den Sommermonaten in Verbindung mit sorptionsgestützten lufttechnischen Anlagen und Verdunstungskühlung (DEC Systeme).

• Energetische Optimierung der Gebäudehülle
- hohe Kompaktheit des Gebäudekörpers (A/Ve-Verhältnis: 0,29)
- himmelsorientiert angepasste Verglasungsparameter (Südseiten. Sonnenschutzverglasung; Nordseiten: Wärmeschutzverglasung)
- sommerlicher Wärmeschutz durch hocheffizienten Sonnenschutz an Süd-, Ost- und Westfassaden mit Tageslichtlenkung

• Einsatz von monitoringfähiger GLT
- dadurch transparenter Anlagenbetrieb
Sichtbarmachung einzelner Energieverbraucher, Feedbacksysteme für Betreiber
- dauerhafter Nachweis des Gebäudeenergieverbrauchs im Hinblick auf die Einführung der ENEV 2006 (DIN 18599)


Gebäudetechnik

• Wärmeversorgung durch Zentralheizung/Erdgas

• Kälteversorgung für Audimax und großen Lehrsaal durch Kompressionskälteanlage

• Lüftung / Heizung für Audimax, Lehrsäle im EG und Labore (Biologie) entsprechend Laborrichtlinien
- mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung
- konditionierte Zuluft mit Heizung und Kühlung für Audimax und Lehrsäle
- statische Heizflächen

• Lüftung / Heizung für Büros / Seminarräume
- Fensterlüftung (in den großen Seminarräumen / Lehrsälen teilweise Querlüftung möglich)
- Nachtauskühlung über Lüftungsklappen
- optional Betonkernaktivierung zur Heizung und Kühlung
- statische Heizflächen

• Abwasser-, Wasser- und Gasinstallation
- Wasseraufbereitung für Laborbereiche
- Zentrale Erdgasversorgung für Laborbereiche
- Abwasserneutralisationsanlage für Laborabwasser
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Modellfoto

Modellfoto