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Gutachterverfahren | 06/2014

Städtebauliches und landschaftsplanerisches Gutachterverfahren mit hochbaulichem Ideenteil "Tienrade"

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

schoppe + partner freiraumplanung, Inhaber Jochen Meyer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

• Leitidee
Als Leitthema für das Plangebiet wird ein gartenbezogenes Wohnen mit enger Anbindung an die Havighorster Feldmark vorgeschlagen. Nach Norden wird eine klare räumliche Siedlungskante formuliert; private, halböffentliche und öffentliche Grünflächen bilden ein dichtes, differenziertes und feingliedriges Netz von vielfältig nutzbaren Freiräumen im Übergang zwischen Stadt- und Landschaftsraum.

• Städtebauliche Struktur
Strukturell gliedert sich das Plangebiet in zwei Quartiere mit insgesamt ca. 45.800m² BGF und 412 Wohnungen, die durch einen zentralen Grünraum miteinander verbunden werden. Der zentrale Grünraum wird als räumliche Fortsetzung des nördlichen Plangebiets verstanden und verbindet Siedlungs- und Landschaftsraum. Die vorhandene Knickstruktur bildet die Grundlage für die Gliederung in 3 öffentlich zugängliche, Nord- Süd- gerichtete Freiräume: den zentralen Grünraum sowie zwei Gartenhöfe.

Die beiden Quartiere werden jeweils über eine Ringstraße im Zweirichtungsverkehr mit gemeinsamer Anbindung an den Reinbeker Redder erschlossen und können als Bauabschnitte zeitlich versetzt realisiert werden. Alle Häuser haben eine direkte Belegenheit an der Straße und somit eine klare öffentliche Straßen- und eine privaten Gartenseite. Neben den „formellen“ Erschließungsstraßen gibt es ein Netz von „informellen“ Wegen in Nord- Süd- und Ost- West- Richtung für Fußgänger und Radfahrer. Treffpunkt mit einem Angebot für Bewohner aller Altersgruppen ist der zentrale Grünraum. Die Gartenhöfe der beiden Quartiere bieten dagegen geschütztere Aufenthaltsbereiche mit kleineren Sitzgruppen und Spielangeboten für Kleinkinder.

• Bebauungs- und Nutzungskonzept
Die Bebauung ist in Bezug zu der vorhandenen Nachbarschaft nördlich des Reinbeker Redders kleinteilig strukturiert. Die 3-4- geschossigen Geschosswohnungsbauten werden durch eine reiche Differenzierung der Gebäudekubaturen gestaltet. Am Südrand der Quartiere wird die für den Lärmschutz notwendige Bebauung durch die Bildung einzelner vor- und rückspringender „Häuser“ gegliedert und somit die Gebäudelänge relativiert. Am Nordrand bilden 3- geschossige (+ Staffelgeschoss) Solitäre mit jeweils 7-11 Wohnungen eine klare Siedlungskante, die aber durch die Lücken auch großzügige Blicke in die Landschaft zulassen. Der westliche und östliche Quartiersabschluss wird jeweils durch Reihen-/ Stadthaustypen gebildet, um den Maßstab der benachbarten Bebauung aufzugreifen und eine „back- to- back“- Situation der Gärten zu erreichen. Die Bebauung rund um die Gartenhöfe und am zentralen Grünraum besteht aus 3- geschossigen (+ Staffelgeschoss) Geschosswohnungsbauten mit jeweils 1-2 Hauszugängen. Die Höhenentwicklung sieht eine Abstaffelung von 4 Vollgeschossen entlang des Reinbeker Redders auf 3 bzw. 3+ Staffel bis an die Feldmark heran und 2+ Staffel an den westlichen und östlichen Quartiersrändern vor.

Jeweils 1-3 Gebäude teilen sich eine gemeinsame Tiefgarage, um ein ausgewogenes Verhältnis von der Anzahl an Zufahrten und einer kleinteiligen, flexiblen Realteilung zu erzielen. Dabei sind die Garagen so dimensioniert, das sie als Mittelgarage nach Garagen- VO eingestuft werden können. Bei Bedarf ist allerdings auch eine weitere Zusammenlegung von Garagen möglich. Alle Garagen sind komplett unter Terrain angeordnet, um den fließenden Charakter der Freiräume durch die Quartiere zu erhalten. Eine Ausnahme bilden die Tiefgaragen der Häuser am Reinbeker Redder, die einen Sockel ausbilden, der die privaten Bereiche zur Straße abgrenzt.

Die Bebauungsstruktur lässt eine vielfältige Mischung von unterschiedlichen Wohn- und Eigentumsformen sowie verschiedene Gebäudetypen zu. Der Anteil von 1/3 geförderten Mietwohnungsbau wird dezentral in Teilen der Bebauung am Reinbeker Redder sowie an den Gartenhöfen und dem zentralen Grünraum angeordnet. Reihenhäuser als Eigentumsform werden entlang der westlichen und östlichen Quartiersränder vorgeschlagen. Dabei ist bei Bedarf auch ein Anteil an Doppelhäusern vorstellbar. Der Lagegunst an der Feldmark wird durch solitärartige „Stadtvillen“ mit großzügig dimensionierten Geschoss- und Maisonette- Wohnungen Rechnung getragen. Am Gartenhof und am zentralen Grünraum wird eine Mischung von frei finanzierten und Eigentumswohnungen vorgeschlagen. Jeweils 1 Standort pro Quartier ist für Baugemeinschaften reserviert. Sonderbausteine, wie die Kita, Studenten- und Seniorenwohnen werden an den westlichen bzw. östlichen Rändern des zentralen Grünraumes verortet. Ein Studentenhaus wird in exponierter Lage an der Quartierszufahrt als „städtebauliche Setzung“ durch eine 5- Geschossigkeit und eine markante Fassadengestaltung herausgestellt und könnte im Erdgeschoss eine öffentliche Cafeteria als „Quartierstreff“ anbieten. Die Kita liegt in bevorzugter Lage am zentralen Grünzug, jedoch gleichzeitig nahe an der Quartierszufahrt, um den Bring- und Holverkehr zu minimieren.
Alle Wohnungen verfügen entweder über eine Terrasse mit kleinem Gartenanteil, eine/n großzügige Loggia/ Balkon oder über eine Dachterrasse.

• Lärmschutz
Um die Wohnquartiere von dem Verkehrslärm des Reinbeker Redders abzuschirmen, wird eine Straßen- begleitende 4- geschossige Bebauung vorgeschlagen, die zur Unterbrechung der Länge lediglich einige wenige Lücken aufweist. Die Randbebauung weist einen Mindestabstand von 27 m zur Straßenachse auf, so dass zwar Schallschutzmaßnahmen erforderlich sind, aber keine geschützten Außenbereiche notwendig werden. Da es sich um die Südseite handelt, sind Wohnräume mit Schallschutzfenstern vorgesehen. Die Schlafräume sind überwiegend an der Lärm- abgewandten Seite angeordnet.

• Erschließungskonzept/ Mobilität
Das Plangebiet wird im Bereich des Beensroarredder an den Reinbeker Redder angebunden und über zwei Ringstraßen mit Zweirichtungsverkehr und einem Querschnitt von ca. 11,50m (5.50m Fahrbahn, 2m Parkplätze, 2x 2m Gehwege) erschlossen. Das einfache und sehr effektive Erschließungskonzept ermöglicht eine unmittelbare Belegenheit und direkte Erreichbarkeit aller Häuser durch die Feuerwehr und die Müllabfuhr.
Der Straßenraum gliedert sich in die Fahrbahnfläche, seitliche Längsparkstände und anschließende Gehwege. An den Stellen, an denen Fußwege die Straße kreuzen, sind Aufpflasterungen vorgesehen, die gemeinsam mit den wechselseitig vorgesehenen Parkständen zur Verkehrsberuhigung beitragen.
Aufgrund der zu erwartenden geringen Verkehrsbelastung und Geschwindigkeit kann die Trennung zwischen Gehweg und Fahrbahnfläche als weiche Separation mit einem ca. 3cm hohen Bordstein erfolgen. Eine zusätzliche Gliederung des Straßenraumes erfolgt durch die Pflanzung von standortgerechten, schmalkronigen Bäumen, die zwischen den Längsparkständen angeordnet werden.
Durch die vorstehend beschriebenen Maßnahmen wird der Straßenverlauf aufgelockert, so dass neben der reinen Verkehrsfunktion ein für die Bewohner zusätzlich nutzbarer Freiraum entsteht.

Ein Netz von Fuß- und Radwegen durchzieht das Plangebiet. Dabei werden die Nord- Süd- Verbindungen weitgehend entlang der vorhandenen Knicks am zentralen Grünraum und durch die Gartenhöfe geführt. Eine West- Ost- Verbindung mit Anschluss an die benachbarten Quartiere wird in versetzter Wegeführung angeboten. Dabei dienen die Aufenthaltsbereiche der Gartenhöfe und im zentralen Grünraum als „Gelenke“.

Es werden 20 % öffentliche Parkplätze entlang der Straßen angeboten. Die privaten Stellplätze werden überwiegend in Tiefgaragen und auf Sammelstellplatzanlagen zwischen den Reihenhauszeilen untergebracht. Fahrradstellplätze werden ebenfalls in den Tiefgaragen und teilweise in oberirdischen überdachten Parkständen nachgewiesen. Eine Fahrrad- Mietstation wird im Quartierszugangsbereich am Studentenhaus vorgeschlagen; eine Car- Sharing- Station an der südlichen Ringstraße. Ladestationen für Elektro- Mobilität werden an dezentralen Standorten im Plangebiet sowie in den Tiefgaragen berücksichtigt.

• Nachhaltigkeit
Das Entwurfskonzept berücksichtigt bereits auf der städtebaulichen Ebene vielfältige Aspekte des nachhaltigen Bauens, wie z.B. kompakte Gebäudeformen, Ausrichtung und Fassadengestaltung der Gebäude für eine passive Nutzung von Licht und Solarenergie, Dachbegrünungen, Erhalt des Baumbestandes. Die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und die Aspekte der Inklusion werden ebenfalls berücksichtigt.

• Freiraumkonzept
Die Freiräume des geplanten Wohngebietes gliedern sich in einen zentralen öffentlichen Bereich, einen halböffentlichen Freiraum zwischen den Wohngebäuden sowie privaten Freiflächen im Anschluss an die Erdgeschosswohnungen. Auf diese Weise entsteht ein dichtes Netz von Freiräumen, welches eine barrierefreie Erschließung für alle Bewohner ermöglicht. Vor allem junge und ältere Menschen profitieren von diesem kleinräumigen Wegesystem.
Die auf dem Baufeld vorhandenen Knicks werden als gerüstbildende Struktur erhalten und freigestellt. Auf diese Weise erhält das Quartier ein prägendes landschaftliches Element, welches im wesentlichen Maße zur Gestaltung der gesamten Anlage beiträgt.

Der zentrale Grünraum nimmt die übergeordneten Freiraumfunktionen, wie Kinderspiel- und Freizeitnutzungen sowie die wesentlichen Wegebeziehungen in Richtung der Feldmark auf. Die Verbindung zwischen umgebender Landschaft und Grünraum innerhalb der Siedlung wird neben den entstehenden Blickbeziehungen auch durch eine Reihe von Obstbäumen unterstützt.

Die Freiräume im Inneren der Siedlung unterscheiden sich in halböffentliche Flächen, die der jeweilig angrenzenden Bebauung zugeordnet sind, und privaten Freiflächen vor den Erdgeschosswohnungen. Die halböffentlichen Flächen werden gemeinschaftlich genutzt und verfügen über Spielbereiche für Kleinkinder sowie Sitzmöglichkeiten und kleine Plätze als Treffpunkt für alle Bewohner. Die anschließenden privaten Freiflächen werden über Hecken abgegrenzt und erhalten jeweils eine Terrasse und Rasenflächen als Standardausstattung.

Auf diese Weise entsteht ein hochwertiger, differenzierter Freiraum, der in das Freiraumsystem der Umgebung eingebunden ist und so im wesentlichen Maße zur Lebensqualität der Bewohner beitragen wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Beurteilung der Arbeiten

1. Preis
PPP petersen pörksen partner architekten und stadtplaner bda mit Schoppe+Partner Freiraumplanung Landschaftsarchitekten BDLA

Städtebau
Der Grundgedanke des Entwurfs, den Landschaftsraum als zentralen Grünraum in das Quartier zu ziehen, erzeugt eine hohe Qualität. Der Übergang in die Landschaft einerseits
und die Ausbildung einer klaren Stadtkante andererseits ist gelungen.
Die differenzierte Bebauung am Reinbeker Redder mit Vor- und Rücksprüngen sowie
die Betonung des Eingangs durch einen fünfgeschossigen Solitär ist angemessen,
ebenso die Anordnung von zweigeschossigen Reihenhäusern als Übergang zu den
westlich und östlich angrenzenden Gebieten. Die verschiedenen Wohn-Angebote Reihenhäuser, Stadtvillen und Geschosswohnungsbau sind sehr gut durchgearbeitet. Insbesondere das vielfältige Angebot an verschiedenen Wohnungsgrößen im Geschosswohnungsbau fällt positiv auf. Die Verteilung des geförderten Wohnungsbaus ist gut gelöst. Die Lage der KiTa am Eingangsbereich mit der Außenfläche zum Grünzug wird begrüsst, die Außenfläche erscheint jedoch zu klein.

Erschließung
Der Entwurf überzeugt durch das klare und plausible Erschließungssystem. Die Entscheidung, zwei Quartiere zu schaffen, die durch je eine Ringstraße erschlossen werden, wird insbesondere vor dem Hintergrund der Adressbildung begrüsst. Der Nachweis der privaten Stellplätze und öffentlichen Parkplätze ist weitestgehend erbracht, müsste jedoch für das Seniorenwohnheim noch erfolgen. Die Einteilung der Tiefgaragen ist gelungen und ermöglicht die Realteilbarkeit. Lediglich die Anordnung der Fahrradunterstände kann nicht nachvollzogen werden.

Freiraumplanung
Der zentrale öffentliche Grünraum mit differenzierten Nutzungsangeboten schafft eine
gelungene Verbindung von Siedlungs- und Landschaftsraum. Die vielfältigen Angebote
in den halböffentlichen Innenhöfen schwächen jedoch den zentralen Grünraum; das Angebot an privaten Innenhöfen ist zu gering. Darüber erfährt der Knick im östlichen Quartier durch die intensive Nutzung des Randstreifens eine Beeinträchtigung. Das Freiraumkonzept wirkt zu verspielt. Insgesamt ist das Angebot an (halb-) öffentlichen Wegeverbindungen aber überzogen.

Lärmschutz
Der Schutz vor Verkehrslärm ist insgesamt gut gelЪst. Der Abstand zur Straßenachse ist
bis auf den Kreuzungsbereich ausreichend, so dass keine geschützten Außenwohnbereiche wie verglaste Loggien o. ä. erforderlich werden. Im Kreuzungsbereich sollten die Gebäude jedoch einen größeren Abstand zu den Straßen aufweisen.
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch die gelungene Verzahnung von Landschaft und Siedlungsraum, ein hervorragendes Erschließungssystem und ein vielfältiges Wohnraumangebot mit guter architektonischer Durcharbeitung.
Lageplan

Lageplan

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Leitidee

Leitidee

Erschließung | Bauabschnitte

Erschließung | Bauabschnitte

Freiraum

Freiraum

Modell

Modell

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht

Ansicht

Riegelgeschoss

Riegelgeschoss

Schnitt

Schnitt

Staffelgeschoss

Staffelgeschoss

Schnitt

Schnitt

Perspektive

Perspektive