modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Gutachterverfahren | 06/2014

Städtebauliches und landschaftsplanerisches Gutachterverfahren mit hochbaulichem Ideenteil "Tienrade"

Perspektive

Perspektive

ein 3. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Büro Düsterhöft - Architektur und Stadtplanung

Architektur

Cappel + Kranzhoff Stadtentwicklung und Planung GmbH

Stadtplanung / Städtebau

schaper+steffen+runtsch

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

1. Leitidee
Das Grundstück liegt in der Landschaftsachse an der Nordgrenze Hamburgs. Kennzeichnend für den Ort sind die Aussicht in die Weite der schleswig-holsteinischen Landschaft, die Knicks mit den raumdominierenden Großbäumen, die Höhenentwicklung mit einer Kuppe und der Reinbecker Redder als Verkehrsachse und Lärmquelle. Dies setzt besondere Maßstäbe an das Bauen: Die Lage an der Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft ermöglicht einerseits eine Bebauung aus überwiegend Einzelhäusern mit viel Freiraumbezug. Dabei geben die Knicks als prägende lineare Landschaftselemente eine rhythmische Gliederung vor. Bebauung – Freiraum – Landschaft werden miteinander verzahnt. Zum anderen ist eine geschlossene Struktur als Lärmabschirmung entlang des Reinbeker Redders erforderlich.

Eine nord-süd-ausgerichtete Baustruktur im Norden trägt dem Grundgedanken einer Verzahnung von Bebauung und Landschaft Rechnung. In Form von „grünen Fingern“ durchdringt die Landschaft das Quartier. Die Grundform dazu ist bereits durch die Knicks vorformuliert, wird in der städtebaulichen Figur aufgegriffen und rhythmisch weiter entwickelt. Die grünen Finger reichen weit in das Wohngebiet hinein und sind so weit wie möglich frei vom motorisierten Verkehr.

Die kuppige Topografie des Geländes wird durch die Höhenentwicklung der Baukörper akzentuiert. Durch die behutsame Überzeichnung der Geländehöhen wird eine Staffelung erreicht, die möglichst vielen Wohnungen freie Blicke nach Norden in die Landschaft gewährt, zugleich aber auch viel Sonneneinfall von Süden bietet. Durch die Ost-West-Orientierung der Bebauung im südlichen Grundstücksbereich entsteht eine Lärmabschirmung für möglichst viele Wohnungen des Quartiers.

2. Bau- und Freiraumstruktur
Entree und Quartiersplatz: Die Einfahrt in das neue Wohngebiet wird einseitig vom vorhandenen Knick begleitet. Am Quartiersplatz gabelt sich die Straße nach Osten und Westen. Hier präsentiert sich die KiTa als öffentlicher Ort des neuen Quartiers. Darüber hinaus befindet sich hier der Zugang zum großen öffentlichen Spielplatz. Die KiTa als eingeschossiger Solitärbau rahmt den öffentlichen Bereich ein und schafft den Auftakt zum Weg in die Landschaft und Spielplatz.

Die Grundstruktur mit der Verzahnung zur Landschaft („grüne Finger“) im Norden und den geschlossenen Höfen südlich der Haupterschließungsstraße gliedert das Gebiet in vier Quartiere unterschiedlichen Typs:
Quartier Südwest: Großzügige Stadthäuser im Süden und mehrgeschossiger Wohnungsbau im Norden mit nach Süden ausgerichteten Wohnungen bilden drei relativ geschlossene, verkehrsfreie Wohnhöfe. Mit der 3-geschossigen (2+Staffel) südlichen Stadthauszeile präsentiert sich das neue Gebiet vom Redder aus, zugleich gewährleistet diese Zeile auch den Hauptlärmschutz für die dahinterliegenden Gebäude. Die Südgärten finden ihren Abschluss zum Reinbeker Redder durch eine Einfriedung mit Mauern und Gartenschuppen, die abschirmend für die Gärten und Erdgeschossräume wirkt und ansprechend gestaltet wird. So kann ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität auch in den nahe zum Redder gelegenen Bereichen des Gebietes entstehen. Eine besondere Grundrissanordnung mit tiefen Einschnitten und die Ausrichtung der südlich gelegenen Räume dahin reduziert die Immissionen auch in den Obergeschossen dieser Gebäude auf ein Minimum.

Quartier Nordwest: Zwei Wohnhöfe zwischen grünen Fingern bilden das Quartier im Nordwesten. Die verkehrsfreien Höfe sind Erschließungsräume, Kommunikationsräume und Treffpunkte der Hausnachbarschaften. Die Einzelhäuser mit je sechs bis neun Wohneinheiten bieten ein Höchstmaß an Freiraumbezug nach allen Seiten, großzügige Gärten im EG bzw. Loggien und Dachterrassen. Die Wohnungen sind ost-west-ausgerichtet und überwiegend mit Küche / Essplätzen zum Eingangshof orientiert. Der EG-Bereich bietet einen gemeinschaftlich nutzbaren Verfügungsraum, alternativ das vierte Zimmer einer Wohneinheit. Die Eingänge zu den Höfen werden von je zwei viergeschossigen Kopfbauten flankiert. Die Bebauung ist insgesamt gestaffelt, so dass auch aus den oberen Wohnungen noch die Aussicht in die Landschaft nach Norden genossen werden kann.

Quartiere Nordost und Südost: Nördlich der Haupterschließungsstraße gliedern die bestehenden Knicks als grüne Finger den Raum, zwischen denen Nachbarschaften angesiedelt sind. Analog zur Erschließung im Westen (Quartier Nordwest) bilden auch hier die jeweiligen Eingangshöfe die Treff-punkte der Hausnachbarschaften. Der östliche Bereich ist über befahrbare Wohnwege erschlossen und bündelt die Reihenhäuer entlang der Grenze zum Tienradestieg. So wird ein behutsamer Übergang zur baulichen Nachbarschaft erreicht. Zwei Wohnhöfe bilden südlich der Haupterschließungsstraße die Abschirmung zum Redder. Der westliche dieser beiden Wohnhöfe liegt auch am Zufahrtsbereich zum Quartier. Er wird daher dichter bebaut und erhält eine viergeschossige (bzw. 3 +Staffel) Wohnbebauung, die sich um einen verkehrsfreien Innenhof gruppiert.

Höhenentwicklung: Die Staffelung der Wohngebäude folgt der Höhenentwicklung des Geländes, so dass eine behutsame Überhöhung der Topografie erreicht wird. An der Geländekuppe im Innern des Quartiers steht mit 4 Vollgeschossen die höchste Bebauung. Die Regelhöhe beträgt 3 Vollgeschosse, in Richtung Osten und Süden beim Übergang zur Nachbarschaft wird die Geschossigkeit auf 2 + Staffelgeschoss und 2 Vollgeschosse heruntergestuft. Über die Staffelung wird es möglich, dass möglichst viele Wohnungen einen Blick in die freie Landschaft nach Norden, aber zugleich auch eine mögichst gute Besonnung von Süden bekommen.

Haustypen / Mischung: Die Stadthäuser sind als Lärmpuffer zum Redder, die Reihenhäuser am Ostrand als Übergang zur Nachbarschaft Tienradestieg angeordnet. Sie machen insgesamt einen Anteil von ca. 11% der Wohneinheiten aus. Etwa 30 % geförderter Wohnungsbau ist verstreut im neu-en Wohngebiet untergebracht, sowohl an der Haupterschließungsachse als auch am Hauptknick und im Eingangsbereich des Gebietes. Mehrgenerationenwohnen ist sowohl in den einzelnen Hausnachbarschaften durch unterschiedliche Wohnungsgrößen und Gemeinschaftsraum, als auch z.B. in den beiden südöstlichen Wohnhöfen mit unterschiedlichen Haustypologien möglich.

3. Erschließung
Straßenraum: Die Anschlusspunkte für die Straßenerschließung sind mit der vorgegebenen Anbindung an den Reinbeker Redder und den Tienradestieg festgelegt. Vom Reinbeker Redder wird die Haupterschließungsstraße in die Mitte des Gebietes geführt, wo sie sich T-förmig gabelt und nach Osten und Westen fortgesetzt wird. Die Straßenführung folgt der höchsten Erhebung des Geländes. Durch die nicht linear verlaufende Straßenführung wird eine angenehme Raumfolge und Bebauungskante erreicht, mit der auch eine gute Orientierung im Quartier gegeben ist.

Stichwege führen in die jeweiligen Wohnhöfe, an denen die Einfahrten in die Tiefgaragen liegen. Die Wohnhöfe selbst sollen frei von Kfz-Verkehr sein und nur im Ausnahmefall durch Rettungs- und Müllfahrzeuge (ggf. auch Umzugswagen) befahren werden. Der östliche Bereich ist als einziger vollständig über einen befahrbaren Wohnweg erschlossen, der die Reihen- und Stadthäuser anbindet. Die Stellplätze sind hier am Haus bzw. in kleinen Gruppen zusammengefasst.

Ruhender Verkehr: Die erforderlichen öffentlichen Stellplätze sind im Straßenraum der Haupterschließungsstraße vorhanden. Tiefgaragen beherbergen die privaten Stellplätze. Je nach Lage werden die Stellplätze von zwei bis sechs Hauseinheiten in ein bis zwei Tiefgaragen gebündelt, die z.T. über eine gemeinsame Zufahrt verfügen. Die Stadthäuser im Süden sind teilunterkellert und ebenfalls über die Tiefgaragen im Hof erreichbar.
Fußgänger- und Radverkehr: Die Straßenerschließung wird ergänzt durch ein Netz an Fuß- und Radwegen, mit dem das Gebiet in die Umgebung eingebettet wird. Eine Hauptwegeverbindung durchzieht das Gebiet in der Mitte von Nord nach Süd und bindet so auch die Gebiete südlich des Reinbeker Redders an die Grünachse und die Landschaft an. Eine weitere Wegeverbindung in Nord-Süd-Richtung begleitet den Knick im östlichen Viertel des Gebietes. Der Fuß- und Radweg entlang des Reinbeker Redders wird als Ost-West-Verbindung durchgängig hergestellt. Eine Ost-West-Durchquerung des Gebietes mit Anbindung an den Tienradestieg und (als Fuß- und Radweg) an die Kleingartenanlage im Westen ist entlang der Haupterschließungsstraße möglich. Die Hauptwege werden durch ein kleinteiliges Netz an Wegen ergänzt, die kurze Verbindungen von den einzelnen Quar-tieren in die Landschafts- und Grünräume sowie in die benachbarten Stadträume schaffen.

4. Freiraum- und Ausgleichsflächenkonzept
Das neue Wohngebiet liegt in der Landschaftsachse Havighorster Feldmark und nimmt deshalb wichtige Grünzüge und Wegeverbindungen des Hamburger Freiraumverbundsystems auf. Die Bau- und Freiraumstruktur berücksichtigt durch eine enge Verzahnung mit den umgebenden Landschaftsräumen und Grünflächen diese besondere Lage. Nach Norden wird über die neue Parkanlage und die Ausgleichsflächen eine neue Verbindung in die Schleswig-Holsteiner Landschaft geschaffen.
Das Grüne Zentrum Lohbrügge und der Grünzug Ziegelteich erhalten eine direkte Anbindung über eine Umstrukturierung der Kleingartenanlage an der Landesgrenze. Nach Westen gibt es Wegeanschlüsse über die Kleingartenanlage Hämpten und entlang des Reinbeker Redder in Richtung Hirtenland. Der Übergang zur Kleingartenanlage wird durch kleine Plätze mit Baumraster betont.

Durch eine enge Vernetzung der siedlungsinternen Wegeverbindungen wird eine gute Erreichbarkeit der Grünflächen und Spielplätze über Kfz-freie Fuß- und Radwege erreicht. Die wichtigsten Verbindungen führen über öffentliche Wege (Wegerecht über private Grundstücke) und öffentliche Grünflächen, die sich mit den privaten Parzellen verzahnen.
Die vorhandene Knickstruktur wird in das Baugebiet integriert und im Nordwesten zwischen zwei Wohnhöfen durch eine Neuanlage ergänzt. Entlang des mittleren Knicks entwickelt sich eine Grünachse mit dem öffentlichen Spielplatz und der Anbindung der nördlichen Parkanlage, der KiTa, einem Anger als zentralem Quartiersplatz und dem Anschluss an den Reinbeker Redder. Der Anger erhält eine großflächige Granddecke mit wenigen Gräserbeeten, um eine Mehrfachnutzung als Quartierstreffpunkt für kleine Feste, Flohmärkte usw. zu ermöglichen.

Der öffentliche Spielplatz liegt in einer terrassenartig ausgeformten Grünfläche mit einem behindertengerechten ‘Schlängelweg‘ und einem Treppenweg, die den leichten Höhenunterschied in Richtung Norden überwinden helfen und gleichzeitig als Gestaltungsmerkmal die Anlage prägen. Der Spielplatz erhält durch eine Pylonenkonstruktion mit Schirmen und Seilnetzen eine eigene Identität.
Das Ausgleichskonzept umfasst einerseits die Erhaltungsmaßnahmen wie die Einbeziehung der Teichfläche und Knicks in die neue Freiraumgestaltung und andererseits die Neugestaltung der ehemaligen Baumschulflächen nördlich der Landesgrenze bei Erhaltung des vorhandenen Waldbestandes auf ca. 3,4 ha Fläche insgesamt. Hier ist vorgesehen, den größten Teil der Flächen als extensiv gepflegte Wiesenfläche (rd. 2 ha) mit Raseninseln für Ballspiele anzulegen. Eine lockere Baumpflanzung grenzt die Parkanlage zur Ackerlandschaft ab und schafft windgeschützte Bereiche.

Für die in der Auslobung vorgesehene Ausgleichsfläche (rd. 1,4 ha) wird vorgeschlagen, eine komplette Neugestaltung unter dem Aspekt der Biotopaufwertung auszuführen. In den tief gelegenen Bereiche liegen Sumpf- und Röhrichtflächen (rd. 0,3 ha), die von einem Grabendelta (rd. 0,2 ha) durch-zogen werden. In den Gräben wird das Wasser, das in dem Grenzgraben abläuft, zurückgehalten und versickert. Die vorhandenen Erdlager werden in diese Flächen einbezogen, neu modelliert und mit nährstoffarmen Kiesen und Sanden überdeckt, um eine Trockenrasensukzession zu initiieren (rd. 0,2 ha). Durch diese Flächen verlaufen Holzstege und Plattenwege, um ein unmittelbares Naturerlebnis zu ermöglichen ohne die Feuchtbiotope zu betreten. Die restlichen Anteile der Ausgleichsfläche (rd. 0,7 ha) erhalten inselartig eine Initialpflanzung mit Gehölzen, um die naturnahe Waldentwicklung zu fördern. Durch die Summe dieser Maßnahmen kann im Vergleich zu den bisherigen Baumschulflächen, die mit starken Beeinträchtigungen für den Naturhaushalt verbunden waren, eine Aufwertung nachgewiesen werden.
Lageplan

Lageplan

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Einbindung in das Freiraumsystem

Einbindung in das Freiraumsystem

Erschließung + Bauabschnitte

Erschließung + Bauabschnitte

Nutzungen + Höhenentwicklung

Nutzungen + Höhenentwicklung

Ansicht Süd I

Ansicht Süd I

Ansicht Süd II

Ansicht Süd II

Ansicht West

Ansicht West

Perspektive

Perspektive