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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Neubau Parkhaus HBF P5 im Glückstein-Quartier

Außenperspektive

Außenperspektive

3. Preis

Menzel Kossowski | Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Gesamtkonzept

Das Parkhaus erhält auf Grund seiner Lage inmitten der neuen Bebauung des Glücksteinquartiers eine besondere Bedeutung hinsichtlich seiner Wahrnehmung im städtebaulichen Kontext. Die unmittelbare Nachbarschaft ist geprägt von den Nutzungen Arbeiten und Wohnen. Dies legt eine weniger „industrielle“, dafür eher urbane Ausgestaltung des Parkhauses nahe.
Das Parkhaus ist ein schlichter, weißer Kubus, kraftvoll und selbstbewusst.
Der Eingangsbereich mit dem Fahrradparkhaus ist aus dem Volumen herausgeschnitten und öffnet sich Richtung Stadt über seine zweigeschossige Glasfassade.
Die übrige Fassade ist aus den strengen Anforderungen aus Lüftung, Blend- und Schallschutz heraus entwickelt und sorgt mit seiner facettierten Schuppenfassade für Identität und einen hohen Wiedererkennungswert:
Ein ständig wechselndes Lichtspiel nach außen, hell und freundlich mit viel Tageslicht im Inneren.


Erschließung / betriebliche Abläufe

PKW- und Fußgänger- bzw. Radverkehr sind räumlich getrennt. Die Zugänge für Fußgänger und Radfahrer liegen an der nördlichen Ecke und sind über die Arkade akzentuiert und leicht auffindbar. Ein kleiner Platz mit Sitzbänken, Brunnen und Bäumen lädt zum Verweilen ein. Von hier werden über den Kassenbereich Treppe und Aufzüge sowie das Bike-and-Ride-Parkhaus erschlossen.
Ein- und Ausfahrt für PKW liegen in den seitlichen Erschließungsstraßen.
Das Parkhaus selber ist auf Grund der beengten Platzverhältnisse in einer
gängigen und dem Besucher vertrauten Split-Level-Bauweise vorgesehen, es gibt getrennte Auffahrts- und Abfahrtsrampen.
Das Dach wird geschlossen ausgeführt, um den Schallschutz zu gewährleisten und die oberste Parkebene im Winter schnee- und eisfrei zu halten.
Die PV-Anlage wird als Leichtkonstruktion auf das Dach gesetzt.


Konzept Energie und Nachhaltigkeit

Der größte Beitrag zur Nachhaltigkeit und langen Standzeit des Parkhauses ist die Stützenfreiheit auf den Parkgeschossen. Damit ist auch künftigen Entwicklungen z.B. zu breiteren Autos oder einem Wunsch nach XXL-Stellplätzen Rechnung getragen. Umbauten sind künftig nicht erforderlich, es müssen lediglich Markierungen neu aufgebracht werden.
Ein weiterer Beitrag zur positiven Energiebilanz ist der Verzicht auf technische Anlagen in den Obergeschossen wie Sprinklerung oder Lüftung. Dies wird durch die offene, mit Akustikpaneelen versehene Fassade ermöglicht, die auch für ausreichend Tageslicht sorgt. Damit werden die Betriebskosten erheblich gesenkt.
Die PV (Photovoltaik)-Anlage auf dem Dach verbessert die Energiebilanz zusätzlich. Eine Ausrüstung der Beleuchtung mit LED könnte vorgesehen werden.


Wirtschaftlichkeit

Dem Entwurf liegt ein übliches „Systemparkhaus“ in Verbundbauweise, d.h. leichte Stahlkonstruktion mit Betondecken, zu Grunde. Das Rastermaß von 5 x 16 m - oder alternativ 2,5 x 16 m - im Grundriss, entspricht der Bauweise sämtlicher großen Anbieter.
Die Decken können wahlweise in Ortbeton oder aus Fertigteilen hergestellt werden.
Die vorgesehene Geschosshöhe von 2,75 m bei einer lichten Höhe von 2,10 m ist mit üblichen Tragsystemen wirtschaftlich herzustellen.
Die Aussteifung erfolgt in Quer- und Längsrichtung über Auskreuzungen entlang der Rampen und der Mittelwand.
Die Stützenfreiheit über die gesamte Parkebene erlaubt Markierungen von Stellplätzen in jeder beliebigen Breite und bietet damit eine große Flexibilität in der Nutzung.
Bei Stellplatzbreite von 2,50 m können 630 Stellplätze nachgewiesen werden.
Die leichte Metallfassade besteht aus einer Modulbauweise mit geometrisch einfachen Grundelementen und unkomplizierter Konstruktion.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist geprägt durch den weißen monolithischen Baukörper, der durch die
plastisch strukturierte Fassade einen interessanten Stadtbaustein darstellt.
Der großzügige Einschnitt an der Nordseite ermöglicht eine helle, einladende Eingangssituation. Problematisch ist die völlig geschlossene Fassade zur Glücksteinallee, an der eine gleichermaßen attraktive Eingangssituation für Fußgänger geschaffen werden sollte.
Das Erschließungssystem für PKW im Inneren ist einfach, nachvollziehbar und ermöglicht kurze Fahrwege. Die entstehenden Stiche erscheinen noch vertretbar.
Die Lage der südlichen Abfahrt unmittelbar hinter der Einfahrt sowie die Trennung der südlichen Auf- und Abfahrt sollten überprüft werden. Die Fahrradstellplätze bieten mit ihrem separaten Zugang trotz der Anordnung über mehrere Ebenen eine hohe Qualität. Bei einer Erweiterung der Fahrradstellplätze über die dargestellten ca. 160 Stellplätze hinaus findet eine gestalterisch und funktional problematische Vermischung mit dem PKW-Bereich statt. Die fehlende Zugänglichkeit für Fußgänger von der Glücksteinallee sowie die an dieser Seite nicht vorgesehene Adressbildung für das Quartier sind kritisch zu bewerten.
Die zweischalige Fassadenstruktur bietet ein großes Potential. Die versetzte Anordnung von Metallpaneelen bietet voraussichtlich die Möglichkeit, die Schall- und Lüftungsproblematik zu lösen. Problematisch ist allerdings, dass durch diese Fassadenausführung voraussichtlich nur ein geringer Lichteinfall sowie äußerst geringe Sichtbeziehungen zwischen Innen und Außen möglich sind. Eine Variierung der Fassade in Teilbereichen erscheint denkbar. Nachteilig ist, dass eine weiße Metallfassade relativ anfällig für Verschmutzungen ist und verhältnismäßig schlecht „altert“.