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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Neubau Parkhaus HBF P5 im Glückstein-Quartier

Anerkennung

Schmucker und Partner

Architektur

Erläuterungstext

GESAMTKONZEPT/ENTWURFSIDEE
Mannheim befindet sich in einer Phase der Veränderung – neben den Konversionsflächen aus ehemals militärischer Nutzung kommt dem Glück-steinquartier durch seine prominente Lage am ICE Knotenpunkt eine Schlüsselrolle in den städtebaulichen Planungen der Stadt zu.
Durch die überregionale Wahrnehmung der Bahn- und Autofahrer, die den Standort täglich zu Hunderttausenden im Vorbeifahren betrachten, gibt es hohe Anforderungen an die ambitionierte Außendarstellung des Wirtschaftsstandortes Mannheim und die dazu erforderliche hohe architektonische Qualität. Als weitere Aufgabe für das Parkhaus wie auch für die Nachbargebäude gilt es mit Hilfe der Lärmschutzwand, den südlich gelegenen Lindenhof vor dem Lärmeintrag von B36 und Hauptbahnhof abzuschirmen, sowie die Parksituation im Quartier durch Bereitstellung von Pendlerparkplätzen zu entspannen.
Die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der passierenden Reisenden und der umliegenden Nutzungen gilt es dabei auf besondere Art und Weise Rechnung zu tragen: Während Bewohner und Mit-arbeiter in den benachbarten Bürobauten von einem bestimmten Punkt, meist in der Frontalen auf das Gebäude sehen, ist die Wahrnehmung des Vorbei-fahrenden durch den sich ständig verändernden Blickwickel geprägt. Dieser Anforderung wird die entwickelte Fassade gerecht, in dem sie zum einen die ruhige Rasterung der angrenzenden Baukörper, zum anderen aber durch eine für Mannheim typische Kunstform aufnimmt, der Zebrating-Art: Aus einem bestimmten Blickwinkel ergeben sich für Betrachtende geschlossene Bildflächen und -motive. Es sind subtile Kunstwerke, die nicht kontinuierlich sichtbar sind, die en passant auftauchen und wieder verschwinden. Die sinnfällige Abstraktion dieser Kunstform eröffnet die Möglichkeit, das Gebäude variierend zu gliedern. Je nach Blickwinkel erscheint ein Gebäudeteil farbig, in Grautönen oder uni, aus Sicht des Anwohners also in ruhiger Sachlichkeit, aus Sicht des vorbeifahrenden als dynamischer, veränderlicher Prozess.
ERSCHLIESSUNG/ABLÄUFE
Das Parkhaus ist in Split-Level Bauweise mit an den Kopfseiten positionierten Halbrampen geplant. Diese Grundkonzeption mit zeitgemäßer Anpassung der Fahrbahn- und Parkplatzbreiten (vor Wänden als XL Parkplätze ausgebildet) bietet eine konfliktfreie Befahrbarkeit ohne Sackgassen, gute Orientierung, sowie übersichtliche und stützenfreie Halbgeschosse. Neben den Sichtver-bindungen im Stockwerk ohne Dunkelzonen ermöglichen Sichtfenster in den Schleusen und Treppenhäusern soziale Kontrolle und fördern das Sicherheits-gefühl. Die Sichtbeziehungen der nebeneinander angeordneten Halbrampen werden durch die Auflösung der Tragkonstruktion sichergestellt. Durch die An-ordnung von Treppenhaus und Aufzügen als Durchlader entlang der Gebäudelängsachse kann jedes Halbgeschoss barrierefrei erreicht werden. Zur Reduktion des Parkverkehrs werden Kurzparker von den Dauerparkern separiert: Erstere werden in kurzer Entfernung zur Ein- und Ausfahrt in den Untergeschossen angeordnet, während sich die Dauerparker in den Obergeschossen wiederfinden. Dazwischen liegen die Parkplätze für Frauen und die Ladestationen für E-Mobility. Am Haupteingang finden sich Parkautomaten, WC-Anlagen und die Zugänge zu den Bike & Ride Fahrradstellplätzen. Die Behindertenparkplätze, potenziell ebenfalls mit Ladestationen ausstattbar, befinden sich immer an gleicher Stelle in den Ebenen in unmittelbarer Nähe zu den Aufzügen.
ENERGIEKONZEPT
Die Konzeption als kompaktes, offenes Parkhaus mit natürlicher Be- und Entlüftung (mehr als 1/3 der Fassadenfläche dauerhaft unverschlossen) aller Stockwerke ermöglicht eine erhebliche Reduktion der Anschaffungs- und Betriebskosten durch Entfall der Sprinklerung, Lüftungsanlage und der Einsparungen bei der künstlichen Belichtung. Durch den minimierten Energiebedarf des Hauses kann die durch die auf dem Dach befindliche Photovoltaik Anlage gewonnene Energie in großen Teilen für die Ladestationen der Elektromobilität zur Verfügung gestellt werden.
SCHALL-/BLENDSCHUTZ/MATERIAL
Den an drei von vier Seiten geforderten Auflagen zu Schall- und Blendschutz wird die Fassade durch vertikale Aluminiumlamellen gerecht. Die Profile sind innenseitig mit feuchte- und hitzeresistenten Dämmstoff aus Polyethylen belegt, der sich durch sehr gute Schaldämm- und absorptionswerte auszeichnet. Die Absturzsicherung mit integriertem Anprallschutz aus kunststoffummanteltem Stahl ermöglicht den Verzicht auf Leitplanken, kann auf Scheinwerferhöhe mit einem zusätzlichen Blendschutz ausgestattet werden und verhindert bei leichtem Kontakt Schäden am Fahrzeug.
WIRTSCHAFTLICHKEIT
Die Verbundkonstruktion aus Stahl- und Stahlbetonbau in Systembauweise gehört aufgrund kurzer Montagezeiten und geringem Materialverbrauch zu den wirtschaftlichsten Konstruktionen, die es für diesen Einsatzzweck gibt. Die Wände der Untergeschosse werden in Stahlbetonbauweise errichtet und bieten ausreichend bemessene Öffnungen zur natürlichen Be- und Entlüftung. Die Aluminiumlamellen aus Strangpressprofilen werden vorkonfektioniert angeliefert und direkt mit der Unterkonstruktion verschraubt.