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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2014

Science City Garching

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Preis

Preisgeld: 36.250 EUR

AS+P Albert Speer + Partner GmbH

Architektur, Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Wie eine Insel liegt das TUM-CampusgelĂ€nde in der Isar-Aue, eingefasst in einem grĂŒnen LandschaftsgĂŒrtel. Der Campus wird derzeit dominiert von heterogenen Strukturen der bestehenden FakultĂ€ten. Sie zeichnen sich aus durch ihre Effizienz im Lehr- und Forschungsbetrieb und die rĂ€umliche Aufteilung. Allerdings sind sie in ihrer GrĂ¶ĂŸe und Strukturiertheit unflexibel in der Anpassung an wechselnde Rahmenbedingungen, NutzungsĂ€nderung oder Erweiterungs- und RĂŒckbaumaßnahmen. Im Kontext einer Campus-Landschaft stehen im offenen Raum fĂŒr sich und bilden kein Ensemble untereinander und mit der Umgebung.
Die Entwurfsidee basiert auf zwei AnsĂ€tzen: Zum einen sollen die bezugslosen Großstrukturen um eine kleinteiligere Struktur nutzungsgemischter GebĂ€ude erweitert werden. Ziel ist die Schaffung baulich verdichteter Inseln mit einem stĂ€dtischen Quartierscharakter.
Zum anderen wirken als Negativ der Baugruppen klar definierte GrĂŒn- und Freiraumachsen mit qualitativ hochwertiger und abwechslungsreicher Gestaltung als Gegengewicht zu den verdichteten Feldern. Diese FreirĂ€ume schaffen Anschluss zur grĂŒnen Umgebung der Isarauen.
Die beiden AnsÀtze ergÀnzen sich und definieren damit klar die neuen Strukturen des Campus als Ensemble aus Bebauung und Landschaft.
Das System von GrĂŒn- und Freiraumachsen sowie einem zentralen Bereich von Sondernutzungen greift die inselartige Situation im GrĂŒngĂŒrtel des Campus auf. Der Bereich der Neuen Mitte wird dabei erweitert. Diese zentrale Aktiv- & Sondernutzungszone dient als das RĂŒckgrat des Campus. ZusĂ€tzlich lockern kleinere Aktivzonen den Bereich der Neuplanung auf. Das System von FreirĂ€umen und die Sondernutzungszone definieren die Baufelder als Negativ der GrĂŒnraumstruktur. Auf diese Bebauungsfelder werden zukĂŒnftige Bauvorhaben des Campus beschrĂ€nkt.
In den Baufeldern der bereits bebauten Bereiche gibt es hohe Nachverdichtungspotentiale. Das Gebiet des Campus West wird komplett neu geplant. Die FakultĂ€t Elektro- & Informationstechnik ist dabei an prominenter Stelle im SĂŒden vorgesehen. So bekommt der Campus ein urbanes Gesicht, wobei der Campus-Charakter als eine Kombination von „Inseln“ innerhalb von gerĂ€umigen GrĂŒnrĂ€umen bewahrt wird.

Nutzungskonzept:

Der Planungsansatz basiert auf der Idee der kleinteiligen Verdichtung und Erweiterung, und damit Schaffung einer stÀdtischen Struktur. Er soll nicht als reine Lern- sondern als Lebensumgebung wahrgenommen werden. Die Regeln zur genauen Nutzung der BauflÀchen werden dabei sehr variabel gehalten. Sie sollen ein selbstbestimmtes und bedarfsgerechtes Nachverdichten und Bebauen des Campus ermöglichen.
Freiraumkonzept
Die GrĂŒn- und Freiraumachsen des Konzepts definieren das Freiraumsystem des Campus. Das GrĂŒnsystem hat vier Ebenen:
Die in Ost-West-Richtung verlaufenden GrĂŒnachsen, die sogenannten FakultĂ€ts-Parks, unterteilen den Campus und bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten. Hier sollen hochwertige GrĂŒnflĂ€chen mit abwechslungsreicher, intensiver Nutzung den Freiraum des Campus beleben.
Die FreirĂ€ume der Sondernutzungszone dienen als Interaktionszone und mit Verbindungscharakter in Nord-SĂŒd-Richtung. Die neue, autofreie Mitte gilt weiterhin als der zentrale Umsteigepunkt und die Umgebungsnutzungen stĂ€rken in diesem Bereich das Auftreten als Campus-Zentrum. Mit ihren hochwertig gestalteten FreirĂ€umen sind diese Bereiche fĂŒr Kulturevents nutzbar und gelten als reprĂ€sentative RĂ€ume fĂŒr die UniversitĂ€t.
Die GrĂŒnzone der WiesĂ€ckerbach-Aue wird grĂ¶ĂŸtenteils von Unterholz befreit. Es mindert die Barriere-Wirkung, verbessert die Luftzirkulation, und macht den Raum fĂŒr die Nutzer erlebbar. Hier wird eine Mischung aus extensiver Gestaltung und intensiv gestalteter FlĂ€che im Bereich der GrĂŒnachsen vorgeschlagen.
In der bewaldeten und schĂŒtzenswerten Zone der Isar-Aue sollen ausschließlich naturnahe FreiraumaktivitĂ€ten angeboten werden.
Die Stufigkeit des Freiraumsystems von umfassender Freiraumgestaltung zu starker NaturnĂ€he erzeugt einen fließenden Übergang vom Campus-Inneren zur umliegenden Auenlandschaft.

Bebauungskonzept:

Baulich-rechtlicher Rahmen
Auf starre Regelungen zur baulichen AusprÀgung innerhalb der Bauinseln wird verzichtet. Die geplante, kleinteilige Bebauung ist ohne Verlust von QualitÀt im Bestand realisierbar. Die Bauregeln sind simpel gehalten, um eine einheitliche Anwendbarkeit sicherzustellen.

Raumprogramm insgesamt
Das Raumprogramm des Konzepts sieht insgesamt eine BruttogeschossflĂ€che von etwa 378.000 mÂČ neuer GebĂ€ude vor. Eine FlĂ€che von 149.700 mÂČ ist dabei fĂŒr die geforderten Neubauten im Bestand und Campus West bereits verplant. Das lĂ€sst 228.800 mÂČ als FlĂ€che fĂŒr flexible Nutzung und Nachverdichtung sowohl im Bereich des Bestandes als auch im Bereich des neuen Campus West.
Die FlĂ€chen sind aufgrund ihrer Typologie fĂŒr InstitutsgebĂ€ude, BĂŒro-, Labor-, und Wohnnutzung geeignet und können entsprechend der Nachfrage verteilt werden.
Raumprogramm Campus West – Fachbereich Elektro- & Informationstechnik
Die FakultĂ€t fĂŒr Elektro- und Informationstechnik befindet sich in prominenter Lage im neuen Eingang des Campus Garching. Der Fachbereich ist nicht in einem GebĂ€udekomplex untergebracht, sondern in einer Gruppe kleinerer FakultĂ€tsgebĂ€ude. Die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen sind dabei durchmischt in sĂ€mtlichen GebĂ€uden nachgewiesen.
Mittig im FakultÀtsbereich bildet ein Quartiersplatz das Zentrum des Fachbereichs. Er dient als Begegnungszone und Mittelpunkt im Freiraum. Der gesamte Innenbereich ist verkehrsberuhigt, nur Anlieferverkehr ist im Block-Innenbereich gestattet.
Die Baustruktur des Bereiches wird in den umliegenden Baufeldern weitergefĂŒhrt, Erweiterungs-möglichkeiten sind somit gegeben.

Verkehr und Erschließung:

Der UniversitĂ€tscampus Garching befindet sich in einer verkehrsgĂŒnstigen Lage zwischen der Stadt MĂŒnchen im SĂŒden und dem nördlich gelegenen Flughafen.
NahmobilitÀt
Generell entstehen durch die erarbeitete Gesamtentwicklungsstrategie und damit verbundene Nachverdichtung kĂŒrzere Wege fĂŒr FußgĂ€nger und den nicht motorisierten Verkehr.
Zur Optimierung der MobilitĂ€t vom, zum und auf dem CampusgelĂ€nde ist ein multimodales System vorgesehen. Zur Förderung des Modalsplits des nicht motorisierten Verkehrs einschließlich Pedelecs ist ein Ausbau der Infrastruktur anberaumt.
FĂŒr die MobilitĂ€t auf dem CampusgelĂ€nde ist ein flexibles Vermietsystem fĂŒr Fahrrad,- und elektrisch angetriebene Einpersonen-Transportmittel (Pedelec, Segway) geeignet, fĂŒr den öffentlichen Verkehr wird eine zusĂ€tzliche Bushaltestelle an zentraler Stelle im neuen Campus West vorgeschlagen.

Parken & P+R:

PKW- StellplĂ€tze sind in fußlĂ€ufiger Erreichbarkeit zu allen GebĂ€uden in ParkhĂ€usern oder in Tiefgaragen geplant. Im Entwurfsgebiet Campus West entstehen weitere straßenbegleitende ParkplĂ€tze, die primĂ€r fĂŒr Besucher und Kurzzeitparker vorgesehen sind.
Im zentralen Parkhaus östlich des Galileos werden StellplĂ€tze inkl. P+R PlĂ€tze angeboten. Die zurzeit vorhandenen und gestalterisch eher unattraktiven StellplĂ€tze rĂŒcken dadurch in den Hintergrund und werden im stĂ€dtebaulichen Kontext kaum mehr wahrgenommen. Zudem wird der motorisierte Verkehr mit Ausnahme der öffentlichen Busse durch die Lage des Parkhauses verlagert, wodurch die AufenthaltsqualitĂ€t der Zentralen Mitte gestĂ€rkt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht eine moderate und angemessene Verdichtung und ErgĂ€nzung der vorhandenen Clusterstruktur des TUM Campus Garching vor. Im bisher unbebauten Westareal werden unterhalb des Baufeldes der Fraunhofer Gesellschaft 2 neue Clusterareale ausgewiesen, die sehr kleinteilig mit hoher Nutzungsdurchmischung gegliedert werden. Dies schrĂ€nkt die Bebauungsmöglichkeiten ein. Die Elektrotechnik ist im BaugefĂŒge gut situiert. Die vorgeschlagenen GebĂ€udekanten, GebĂ€udetiefen und GebĂ€udehöhen definieren kleinteilige BaurĂ€ume, die die Anforderungen des Hochschulbaus nur teilweise erfĂŒllen können. Die ausgewiesenen Typologien können die geforderten Nutzungen vor allem im Forschungsbereich nur zum Teil abbilden. Die starke rĂ€umliche Vernetzung von Wohnen und universitĂ€rer Lehre und Forschung ist fraglich. Auch die Aufteilung und Lage der ParkhĂ€user bzw. Tiefgaragen ĂŒberzeugt nur teilweise. Die diagonale Nord-SĂŒdachse ist beliebig und schrĂ€nkt die Nutzungsmöglichkeiten der Quartiere ein.

Mit deutlich und markant ausgeprĂ€gten Freiraumstrukturen in einer jeweils klar definierten Charakteristik erfĂ€hrt der Siedlungsraum eine kĂŒnftige Gliederung. Die gewĂ€hlten Elemente wie AuwĂ€lder, WiesĂ€ckerbach, FakultĂ€tsparks, Obstwiesen und die FreirĂ€ume im zentralen Mittelbereich unterscheiden sich, werfen jedoch die Frage nach dem wirklichen Bedarf aus den angrenzenden Nutzungen auf. Die bandartigen FakultĂ€tsparks sind in Ihrer Lage eher willkĂŒrlich, so vor Allem im SĂŒd-Westen mit der Öffnung zur B11. Ungelöst sind auch die Verschneidungen mit den BachlĂ€ufen, in der Mittelzone verstellen Gehölzriegel den Blick zur Mensa.

Die ErschließungsqualitĂ€t durch die U-Bahn wird im Entwurf nicht ausreichend berĂŒcksichtigt. Das weitlĂ€ufige Areal kann ĂŒber die GrĂŒnbereiche fußlĂ€ufig nur schwer erschlossen werden. Der Zugang mit dem PKW ist ĂŒber die dezentrale Parkhausstruktur gewĂ€hrleistet. Gut gefallen die autofreie Gestaltung der neuen Mitte und die WeiterfĂŒhrung der Erschließung östlich des Galileo-GelĂ€ndes. Im westlichen Bereich ist die Torsituation als einladendes Element festzustellen.

Die Arbeit schlĂ€gt ein Planungs- und Bebauungskonzept vor, das langfristig nur bedingt umsetzbar sein wĂŒrde. Die „Bebauungsregeln“ sind zu wenig robust fĂŒr die Zukunft.
Lageplan Campus West

Lageplan Campus West

Konzept

Konzept

Zentrale Mitte

Zentrale Mitte

Urbane QuartiersplÀtze

Urbane QuartiersplÀtze