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Begrenzt-offener landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb | 09/2006

TemporÀre Freiraumgestaltung Schlossareal Berlin-Mitte

Das Schlossareal als BrachflĂ€che: Blick von der SchlossbrĂŒcke

Das Schlossareal als BrachflĂ€che: Blick von der SchlossbrĂŒcke

Arbeitsgemeinschaft Sieweke + Schultz + Schombara, Berlin (D)

Ankauf

_scapes

Landschaftsarchitektur

STUDIO SCHULTZ GRANBERG - StÀdtebau und Raumstrategien

Architektur

Jan Schombara Architekt | Berlin

Architektur

ErlÀuterungstext

GOLDENE BRACHE

Wir begreifen das Schlossareal zwischen 2007 und 2012 als BrachflĂ€che. In der Dreifelderwirtschaft beschreibt die Brache den Zustand geringster menschlicher AktivitĂ€ten, in der sich der Boden fĂŒr kommende Fruchtfolgen erholt. Eine Brache ist ein positiver Zustand, der den Nutzungswandel symbolisiert, eine Entspannungsphase fĂŒr Land in Erwartung.

Feld zwischen den Ufern

Das Feld, spannt sich zwischen den beiden Spreeufern auf und wird lediglich mit einer resisitenten aber auch sehr schönen Pflanze bepflanzt:
Die Goldrute stammt aus der nordamerikanischen PrĂ€rie und kam schon im 17 Jh. als attraktive, zunĂ€chst exotische Gartenstaude nach Europa. Hier verliess sie schnell die GĂ€rten und bildet auf geeigneten Standorten wiederum PrĂ€rien und gehört heute zu den invasiven Pflanzen, die geringe Anforderungen an den Standort stellen. Im geschlossenen Bestand bietet sie zu allen Jahreszeiten attraktive farbliche und strukturelle Aspekte. Insbesondere im Winter sind die hellen SamenstĂ€nde ĂŒber der dunklen FlĂ€che sehr reizvoll.
Die Goldrute ist das ĂŒppige Gelb des SpĂ€tsommers. In großen Kolonien wĂ€chst sie auf Schotter und an Wegen und lĂ€sst die Welt ein wenig leuchten, wenn die Blumen des Hochsommers lĂ€ngst verblĂŒht sind. Das Heilkraut und PioniergewĂ€chs ist schnell wachsend und resistent, zieht Schadstoffe aus dem Boden, breitet sich rasch aus und vermag sich nach Störungen schnell zu regenerieren.
Die Goldrute findet man auf stĂ€dtischen BrachflĂ€chen und ist damit Indikator und darĂŒber hinaus Symbol fĂŒr einen Nutzungswandel; sie markiert den Übergang zwischen zwei ZustĂ€nden. Die Goldrute bildet einen bis zu ein Meter hohen geschlossenen Teppich, ein Feld ungewöhnlicher Art. Grabungen und Baustellen werden Teil des Pflanzenfeldes. Die Goldrute regeniert schnell und schließt durch Grabungen entstandene LĂŒcken.

Komfortzone im Feld

Das Feld besetzt den grössten Teil des Wettbewerbsgebietes und definiert einen dritten Ort in seinem Inneren. Dies ist die Komfortzone, die die Weite der FlĂ€che auf eine bekannte Dimension und Proportion eines urbanen Platzes reduziert, eine stĂ€dtische MaßstĂ€blichkeit mit sorgfĂ€ltig gestaltetem Inneren. Die durch archĂ€ologische Grabungen und Baustellen bedingten heterogene Gebietsabgrenzungen und die zeitliche Begrenzung der Gestaltung erschweren die homogene Gestaltung dieses zentralen Ortes. Wir beziehen daher das gesamte Gebiet zwischen den Spreeufern in die Gestaltung ein und verstehen die Ideen außerhalb des eigentlichen Wettbewerbsgebietes als Vorschlag, um Einheitlichkeit und rĂ€umlichen Zusammenhang zu schaffen.
Die Komfortzone liegt in der Kontur des ehemaligen Grossen Schlosshofes zwischen den Schlossfundamenten. Mit seinen intensiven klimatisierenden Funktionen in der Böschung und dem „Wechselfloor“ im Inneren werden AufentaltsqualitĂ€ten konditioniert.
In der Randzone befinden sich technische Einrichtungen, die auf unterschiedliche Umweltbedingungen im Tages- und Jahresverlauf reagieren und die AufenthaltsqualitĂ€t temperiert. An gewissen Stunden im Jahr sind die Bedingungen im Freiraum eine Spur zu kalt, zu heiss oder zu trocken, um sich lĂ€nger im Freien aufzuhalten. In den Zwischenjahreszeiten, vormittags und am frĂŒhen Abend können mittels Sitzheizung der Aufenthalt im freien komfortabler gemacht werden. In besonders heißen Sommerstunden wird durch eingelassene DĂŒsen, Wassernebel versprĂŒht, der die StrahlungswĂ€rme kompensiert.
Im Zentrum der Komfortzone befindet sich ein Wechselfloor. Dieser stellt eine Referenz an die Landschaft dar, jahreszeitlichen Aspekte und besondere Ereignisse werden kulturell ĂŒberhöht im Zentrum des Areals plaziert. Vorhandene Rituale werden eingebunden und neue etabliert. Im Sommer ist es eine WasserflĂ€che zum FĂŒĂŸe baden oder ein Trampolinkissen. Im Winter wird eine EislaufflĂ€che integriert. Die jeweilige OberflĂ€che wird ausgetauscht bevor sie gepflegt werden muss. Sie befindet sich dadurch immer im besten Zustand.

Spreeloge

Neben der Komfortzone im Feld finden urbane AktivitĂ€ten an den beiden Spreeufern statt. GegenĂŒber vom Marx-Engels-Forum befindet sich eine grosse Freitreppe, deren Rasenstufen gegliedert sind, so dass \'Logen\' entstehen, die zum Sitzen oder Beobachten einladen.

Der Berliner BĂ€r macht Urlaub (Ideenteil)

Das Ufer des Spreekanals, wo sich die Schlossfreiheit befindet, ist in der funktional-rĂ€umlichen Gesamtbetrachtung nicht zu ĂŒbergehen. Auf der Grundlage der gewĂ€hlten rĂ€umlichen Zonierung wird als ergĂ€nzender Vorschlag der Berliner BĂ€r als besondere Attraktion und Identifikationsfigur fĂŒr den Ort angeboten.
Die politische Geschichte von Monarchie ĂŒber Kaiserzeit, Sozialismus bis heute, hinterlies eine Art politisch identifikatorisches Vakuum. Das Wappentier wird an seinem bisherigen Standort am Köllischen Park nur wenig wahrgenommen. Die dortigen Bedingungen des BĂ€rengrabens entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine artgerechte Haltung.
Die dortigen drei Berliner BĂ€ren könnten abwechselnd ‚Urlaub‘ in dem neuen BĂ€renpark auf der Schlossfreiheit machen. Mit wenigen Modifikationen wird die vorhandene Struktur der Fundamente des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Denkmals an diese Nutzung angepasst.
BĂ€renkĂ€fige, Lagerraum fĂŒr Streu und Futter sowie ĂŒberdachte BĂ€renlagerplĂ€tze können in dem bestehenden Fundamentgewölbe aufgenommen werden. Der vom Gewölbe umfasste innere Platz der Anlage wird auf seine Sohle abgesenkt und als Auslauf fĂŒr die BĂ€ren umgenutzt. Die bestehende Terrasse zur Spree an der SchleusenbrĂŒcke wird als Austritt fĂŒr den BĂ€ren vom Gewölbe aus erschlossen. Durch die ebenfalls bestehende Öffnung des Gewölbes nach Norden kann der BĂ€r in einem durch Gitter gesicherten Bereich im Spreekanal schwimmen!
Die Besucher können von der vorhandenen erhöhten PlatzflÀche des ehemaligen Denkmals die
BĂ€ren in vielen verschiedenen Positionen erleben. Im 900 m2 großen BĂ€rengarten, auf der zum Spreekanal gelegenen Terrasse und im Poolbereich des Spreekanals.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept besteht darin, einen Großteil der FlĂ€che der Nutzung zu entziehen und als nicht zugĂ€ngliche „Brache“ zu inszenieren.
Die große, eindeutige Geste eines blĂŒhenden Goldrutenfeldes ist einnehmend und wird dem großmaßstĂ€blichen Stadtraum gerecht. Die daran anschließende „Spreeloge“ bietet einen großzĂŒgigen Bezug zum Wasser und stellt einen Gewinn dar.
Kritisch anzumerken ist, dass die Bepflanzung dem zu erwartenden Nutzungsdruck so nicht standhalten wird. Die Wege erscheinen wie Trampelpfade, sind hingegen in ihrem Verlauf gestaltet und festgelegt.
Die innere PlatzflĂ€che, „Komfortzone“ genannt, erscheint in Ausstattung und Anordnung willkĂŒrlich, obwohl der Eosanderhof umschrieben ist.
Das Projekt weist in Teilbereichen interessante AnsÀtze auf, vermag jedoch
in seiner Gesamtheit nicht vollkommen zu ĂŒberzeugen.
Das Schlossareal als BrachflĂ€che: Blick von der SchlossbrĂŒcke

Das Schlossareal als BrachflĂ€che: Blick von der SchlossbrĂŒcke

Die Goldrute, BrachflĂ€chenpflanze und Indikator fĂŒr Nutzungswandel

Die Goldrute, BrachflĂ€chenpflanze und Indikator fĂŒr Nutzungswandel

zwischen den beiden prÀzise definierten Ufern spannt sich ein Goldrutenfeld auf

zwischen den beiden prÀzise definierten Ufern spannt sich ein Goldrutenfeld auf