modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2014

Deutscher Bundestag – Neubau Bürogebäude – Dorotheenstraße 85/Schadowstraße 4-6

Anerkennung

Nieto Sobejano Arquitectos

Architektur

Frank Kiessling landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Der Entwurf für den Neubau des Deutschen Bundestags Dorotheen- / Ecke Schadowstraße versteht sich als vermittelndes Element zwischen den angrenzenden Bestandsbauten. Die präzise Setzung und Ausformulierung des Baukörpers reagiert durch seine Höhenstaffelung auf die denkmalgeschützten Nachbarn. Zum Schadowhaus mit geringer Höhe, zur Blockmitte der Dorotheenstraße mit der gewohnten Berliner Traufhöhe als Pendant zum gegenüberliegenden Flügelbau an der Wilhelmstraße.
Ein kleiner Platz an der Ecke Dorotheen- / Schadowstraße verankert das Gebäude in seiner Umgebung und bildet eine klare Adresse zur Dorotheenstraße aus, ohne zu dem bestehenden Zugang des Altbaus in Blockmitte in Konkurrenz zu treten. Die Eintrittsgeste des Vorplatzes wird durch die skulpturale Ausformung der Stirnfassaden der zwei Gebäudeflügel des Neubaus gestärkt. In Zusammenarbeit mit einem Künstler gestaltet, verleiht die Stirnfassade durch Ihre metallisch schimmernde Materialität dem Gebäude eine eigene Identität und bricht die strenge Rasterung der Bürofassaden.
Durch die Absenkung des Innenhofs werden zwei Eingangsgeschosse geschaffen. Eines zur Stadt und eines zum Innenhof orientiert. Der latent vorhandene Höhensprung des Geländes der durch das bestehende Garagenbauwerk vorhanden ist wird gestärkt. So lassen sich scheinbare Gegensätze wie die direkte Anbindung der Arztpraxis bei gleichzeitigem Schutz der Privatsphäre der Patienten verbinden.

Gebäudekonzept
Über den Zugang an der Dorotheenstraße betritt man das Gebäude gemäß der Sicherheitsrichtlinien via Schleuse und Röntgenstrecke. Die Sicherheitsschleuse wird gleichzeitig als Windfang genutzt. Anliegend befindet sich das Foyer als großzügiger Verteilerraum des Gebäudes von dem alle Abteilungen auf kurzem Weg erreichbar sind. Direkt angrenzend auf Erdgeschossniveau befinden sich die geforderte Praxis, sowie ein Großteil der Verwaltungsbereiche des Neubaus. Über eine großzügige Treppe gelangt man in das untere Zugangsniveau zum Innenhof orientiert. Hier befinden sich mit großzügiger Außenterrasse die Kantine, sowie der große Besprechungsraum. Zwischen diesen beiden wird die Cafeteria angeordnet, die für das leibliche Wohl der Angestellten außerhalb der Öffnungszeiten der Kantine sorgt. Ebenfalls auf dem Niveau des Innenhofs befinden sich Anlieferungs-, Lager- und Werkstattbereiche. Die direkte Zugänglichkeit durch Anlieferfahrzeuge wird, ebenso wie ein natürlich durchgehend barrierefreier Außenraum sichergestellt.
In den Obergeschossen werden die Büroräume wirtschaftlich optimal organisiert. Zwei Gebäudeflügel nehmen die Bürobereiche auf. Der zur Dorotheenstraße gelegene Flügel wird als Zweibund mit Oberlicht und zentral gelegenen Besprechungsräumen organisiert, der zur Schadowstraße gelegene Flügel erhält ob seiner größeren Tiefe einen Innenhof und funktioniert als „Zweieinhalbbund“. Beide Gebäudeflügel erhalten an ihren Längsseiten zusammenschaltbare Reihen von mindestens 12 Büros, zur flexiblen Nachnutzung durch Parlamentarier. Die Stirnseiten sind den technischen Installationen, sowie den Besprechungs- und Kommunikationsbereichen gewidmet. Die Haupterschließung erfolgt über das Gelenk im Zentrum des Gebäudes und ermöglicht sowohl kurze Wege zu allen Arbeitsplätzen, sowie eine ökonomische Anzahl an Treppenräumen. Räumliche Spannung entsteht durch die skulpturale Ausformung der Gebäudeecke. Hier finden sich Besprechungsräume, Teeküchen und Kopierräume, sowie überdachte Außenräume, welche die zu informelle Kommunikation der Nutzer stärken.

Konstruktion und Tragwerkskonzept
Die Fassaden des Neubaus werden in hellem Naturstein errichtet. Aufbauend auf dem geforderten Raster von 18qm-Modulen wird eine elegante monolithische Fassade entwickelt, in der sich geschlossene und offene Bereiche sukzessive abwechseln. Jedes 18qm-Modul erhält zwei bodentiefe öffenbare Fenster mit integriertem Sonnen und Blendschutz. Eine Öffnungsbeschränkung der Fenster vermeidet Brüstungen, während die Reinigung der Fenster bequem vom Innenraum aus erfolgen kann.
Alle Installationen werden, soweit möglich, in den Flurbereichen in abgehängten Decken geführt um Wartung und Nachinstallation bei laufendem Betrieb störungsfrei zu ermöglichen. Die Böden werden in den Bürobereichen als Hohlraumböden mit Industrieparkett ausgelegt um flexibel auf unterschiedliche Nutzungen zu reagieren und den teilweise hohen Installationsstandard zu gewährleisten. Räume mit hohen Anforderungen an Deckenlasten können ausgleichsweise mit höheren Rohdecken versehen werden. Alle öffentlichen Bereiche werden mit Naturstein oder Terrazzo belegt und mit einer Fußbodenheizung versehen, die Büros werden konventionell beheizt.
Das Gebäude ist als Massivbau mit tragenden Fassaden und Stützen im Bereich der Flurwände geplant. Dies ermöglicht, zusammen mit der modularen Gestaltung der Fassade den Einsatz nicht tragender Trennwände zwischen den Büros, bzw. deren einfache Umsetzung im Falle einer Umnutzung. Die Treppenhaus- und Aufzugskerne dienen der Aussteifung.

Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit
Der Entwurf für den Neubau des Deutschen Bundestags berücksichtigt die Leitlinien des BNB. Die energieeffiziente Bauweise und der kompakte Baukörper ermöglichen einen sparsamen Einsatz von Ressourcen und geringen Energieverbrauch. Die ressourcenschonende Bauweise erstreckt sich nicht nur auf das Bauwerk, auch der Versiegelungsgrad der Außenanlagen wird auf ein geringes, technisch notwendiges Maß reduziert.
Neben der hohen Gestaltqualität der Materialien stehen Haltbarkeit und wirtschaftlicher Betrieb im Vordergrund des Entwurfes. Das optimierte Verhältnis aus Nutzflächen zu Verkehrs- und Nebenflächen garantiert einen wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes. Natürlich belichtete Kommunikationsbereiche befördern die Netzwerkbildung der Nutzer und sorgen im Sinne des Drei-Säulen-Modells für Soziale Nachhaltigkeit. Diese wird ebenso über die durchgehende Barrierefreiheit des Gebäudes und der Außenräume befördert. Behindertengerechte WCs sind in allen Geschossen vorgesehen. Neben den vorgenannten Aspekten sorgen eine hochdämmende Außenhaut, die Nutzung der massiven Bauteile als Speichermassen und die Bauteilaktivierung der Decken für ein träges Klima innerhalb des Gebäudes und vermindern so Heiz- und Kühllasten.
Alle Bürobereiche können natürlich Be- und Entlüftet werden, der notwendige Sonnen- und Blendschutz wird über außenliegende motorisch gesteuerte Sonnenschutzelemente gewährleistet und kann raumweise gesteuert werden.
Alle Büro und Aufenthaltsbereiche sind derart geplant, dass der natürliche Lichteinfall dem erforderlichen Tageslichteinfall gerecht wird und hilft Energiekosten zu sparen. Die Dachflächen des Gebäudes werden als extensiv begrünte Dächer ausgeführt. Dies schafft ein verbessertes Mikroklima und hilft anfallendes Regenwasser zurückzuhalten. Optional können die Dachflächen mit Photovoltaik-, bzw. Solarthermie-Elementen ausgerüstet werden.
Die Auswahl der Materialien, sowie deren Verbund sind auf ökologische Kriterien optimiert, der spätere sortenreine Rückbau bereits in der Planung berücksichtigt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei Baukörper unterschiedlicher, aber moderater Höhe nehmen Bezug zu den Bestandsbauten der Schadowstraße und der Dorotheenstraße und werden an der Gebäudeecke miteinander verzahnt. So gelingt eine ganz selbstverständliche Schließung des Blockrandes bei gleichzeitiger Betonung der Ecke, an der ein kleiner Vorplatz auf den Haupteingang verweist. Die skulpturale Ausformulierung der Gebäudeecke wird in der Jury kontrovers diskutiert. […] Auch aus denkmalpflegerischer Sicht gibt der Entwurf eine adäquate, moderne Antwort auf die Maßstäblichkeit des Stadtviertels mit angemessenen Übergängen zu den Altbauten […] formuliert aber eine für das Ensemble Dorotheenstadt untypische Ecksituation.
Die vertikal gegliederte, regelmäßige Fassade der Bürobereiche verschafft dem Gebäude einen ruhigen Auftritt und gewährleistet eine hohe Flexibilität im Inneren. […] Der Wechsel der Fassadengestaltung im Bereich der Verschränkung beider Bauteile […] akzentuieren […] die hier gelegenen Sondernutzungen richtig.
Positiv wird die zusammenhängende Hoffläche gewürdigt. Allerdings muss aufgrund der eher geringen Höhe der Gebäude der Hof zur Belichtung um ein Geschoss abgesenkt werden, was angesichts der Grundwassersituation große Schwierigkeiten mit sich bringen würde. […]
Pforte und Sicherheitskontrolle [erscheinen] zu knapp bemessen. Vom Foyer sind die Kantine und der große Besprechungsraum im Hofgeschoss, die Arztpraxis im Erdgeschoss und auch die zentralen Erschließungselemente übersichtlich angeordnet […].
Die Verwaltungsbereiche werden überaus wirtschaftlich organisiert […]. Die Orientierung von Büros zu diesem sehr schmalen Innenhof wird vom Nutzer aufgrund der Ungleichwertigkeit zu den anderen Büroräumen abgelehnt.
Die Unterbringung der Kantine im Untergeschoss wird negativ beurteilt, […].