modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 07/2014

Umgestaltung Denkmalplatz

Denkmalplatz

Denkmalplatz

Gewinner

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die sprachgebräuchliche Benennung des „Denkmalplatzes“ in Leer findet sich nicht im Namenskataster der Plätze und Straßen der Stadt. Hier zeigt sich, dass die Aufweitung der Fußgängerzone Mühlenstraße / Ecke Vaderkeborg im Bewusstsein der Stadt ein Platz und nicht lediglich eine Straßenkreuzung ist. Vielleicht beginnt 1887 mit der Aufstellung des Ehrenmals zum Gedenken der im Krieg gefallenen Bürger Leers die Geschichte des Denkmalplatzes. Um das Denkmal wurde in damals zeitgenössischer Gestaltung ein Schmuckbeet angelegt. Die Straße war mittels eines Bordsteines gefasst. Auf der östlichen Platzfläche, nahe der Bebauung wurden Linden gepflanzt, um die gleichfalls ein niedriger Zaun angelegt wurde. Wie damals finden noch heute Märkte an diesem Ort statt. Anfang des 20. Jh. wurde ein zweites, dem Denkmal vorgelagertes kleines Schmuckbeet angelegt.
In der Chronologie der weiteren Entwicklung wurde der Ort stark überformt. In den 30er Jahren entfielen die Schmuckgärten, es entstand eine erweiterte Platzfläche. Lediglich das Denkmal behielt die erwähnte Umpflanzung, so dass eine Zweiteilung der freien Platzfläche angelegt wurde, zum einen das umpflanzte Denkmal zum anderen der offene Platz als Aufweitung der Gehbereiche. Auch in den 70er Jahren wurde der Ort erneut umgestaltet. Ein Kiosk, eine Brunnenanlage sowie eine Pflasterung im Stil einer Zeit, die teilweise noch heute vorzufinden ist, prägten die damalige Anlage. In den 90er Jahren wurde der Brunnen wieder entfernt. Bestand hat bis heute das Denkmal, zwei große Linden, und das auffällige Pflastermuster. Diese Gestaltung wird dem Ort und seiner stadtgeschichtlichen Bedeutung heute nicht mehr gerecht. Die heutigen Anforderungen sind Märkte, Public Viewing, Aufenthalt und Barrierefreiheit. Eine Diskussion zur Verschiebung des Denkmals wurde geführt. Auf Grund der geschichtlichen Entwicklung plädieren wir für einen Erhalt des Denkmals an seinem Ort, da es mit dem Deutsche Bank Gebäude das älteste am Platz ist und tiefe Wurzeln geschlagen hat. Der Platz sollte sich zu seiner Geschichte bekennen, alles was nötig dafür wäre, ist eine dem Ort angemessene Gestaltung, welche den Platz als Platz und nicht als Verbindungsknoten sieht und die genug Raum zu Wirkung und Entfaltung aller Nutzer zulässt. Lediglich die Umstellung des Denkmals durch Leuchten, Poller und Ketten sollte entfernt werden, sodass es wie selbstverständlich auf dem Platz steht – ohne jegliche Abgrenzung. Diese Wirkung macht das Denkmal zugänglicher und es kann sich nach heutigen Maßstäben besser auf dem Platz integrieren.
Die dem Ort, seiner Geometrie und Bedeutung angemessene Ordnung verspricht ein Kreis. Der Kreis als Symbol für Ganzheit, ohne Anfang und Ende, für Gleichgewicht und Gleichberechtigung, sowie Ausgewogenheit.
Dieser Kreis liegt nicht mitten auf dem Platz und lässt auch das Denkmal nicht als Zentrum herausstellen, sondern durch die östliche Verschiebung kommt die Linde als gleichaltriger Zeitzeuge mit hinein. Die Abstände zu den heutigen Bezugspunkten: Gebäude, Bäume Laufbewegung werden demokratisch gelöst, ohne eins besonders hervorzuheben. Der Platz erhält eine gleichmäßige ruhige Pflasterung aus blau-buntem (Nuancierung anthrazit) Klinker, welche in Reihe bezogen auf die Achse der Fußgängerzone verlegt wird. Das Format aus 29 x 7 x 7 vermittelt Eleganz, entspricht den Nutzungsanforderungen und ist bequem begehbar. Aus dem Farbspektrum der Klinkersteine werden für die Pflasterung des Kreises die helleren ausgewählt. Aus der Verlegerichtung ist keine Abgrenzung erkennbar, allerdings in der Farbgebung. Der Kreis erhält zudem eine Einfassung aus einem 5 cm breiten Metallband, welches aus Tombak hergestellt wird. Das ist eine hochwertige Messinglegierung, welche aus einem höheren Kupfergehalt besteht, daher die rötliche Charakteristik des Materials. Dieses Band wird auch als Markierung der sogenannten Funktionsstreifen zur Zonierung in der umzugestaltenden Fußgängerzone vorgeschlagen, gleichfalls die Verwendung des Klinkers als durchgängige Fortführung.
Den Gebäuden genügend Respekt vermittelnd werden als Eingangsteppich 50 x 50 cm große Natursteinplatten in gleicher Nuancierung wie der Platz verlegt. Diese geben Raum zum Platz und markieren die Eingänge.
Die Bestandsbäume, deren Wurzelraum über dem Platzniveau beginnt, werden durch hochwertige Werkbetoneinfassungen, die ebenfalls als Sitzelemente dienen, eingefasst. Diese erhalten einen konischen Unterschnitt, in dem Platz für Einbauleuchten ist. Durch diese Form und dem Licht scheint das Objekt durch seine Leichtigkeit zu schweben. Die Pflanzfläche wird mit Carex plantaginea bedeckt. In gleicher Erscheinung und Anmutung wird westlich vor dem Eingang des neuen Sparkassenbaus eine Linde mit Baumeinfassung gestellt. Diese fasst den Platz und gibt dem kleinen Eingangsraum eine zusätzliche Aufenthaltsqualität.
Die südliche Verbindungsachse zum Hafen wird mit einer Ahornbaumreihe überstellt, so dass das Erscheinungsbild einladend, integriert wirkt. Gleiches wird bei der Konrad-Adenauer Passage vorgeschlagen. Drei Ahornbäume, die in die Fußgängerzone ragen und einen Raum für Außengastronomie der Sparkasse bieten.
Damit der Platz allen Nutzungen gerecht wird, werden sämtliche bestehenden Einbauten entfernt, so dass als Erscheinungsbild eine große freie Fläche entsteht. Zudem werden an den notwendigen Eingängen, wie Sparkasse und Kino Fahrradbügel eingebaut, welche sich allerdings in der Gestaltung zurücknehmen. Bestehend aus pulverbeschichtetem Flachstahl in der Farbe anthrazit werden nicht nur die Bügel, sondern auch die Leuchten sein. Die Beleuchtung des Platzes geht vorrangig auf die Laufbewegung der Fußgänger an den Platzrändern der Mühlenstraße und in Richtung Vaderkeborg ein. Die Mitte des Platzes wird durch Lichtstelen (jeweils vor Sparkasse und Deutsche Bank Gebäude) beleuchtet. Strahler (Leuchtenköpfe) sind in die Leuchten integriert und können individuell hinzugeschaltet und nach Bedarf ausgerichtet werden. Einbauleuchten in den Baumeinfassungen ergänzen die Beleuchtung der Platzanlage. (Hinweis: zu prüfen wäre, ob die bestehenden Bodenleuchten hierfür verwendet werden können – grundsätzlich ist dies möglich!) In gleichem Duktus wie die Bügel und Lichtstelen werden auch Abfallbehälter vorgeschlagen.
Die Gastronomischen Nutzungen mit der Außenbestuhlung werden weiter willkommen geheißen. Es wird jedoch eine Zonierung an den Platzrändern vorgeschlagen, Warenauslage und Werbetafeln sollten nur begrenzt, wenn nicht ganz aus dem öffentlichen Raum entfernt werden. Die Hauptbewegungsrichtung muss von sämtlichen Aufstellungen befreit sein, so dass ein Aufenthalt, Flanieren und Durchqueren nicht zum Hindernissparcour wird. Dies gilt auch in besonderer Weise für die umzugestaltende Fußgängerzone. Deswegen wird sich auch gegen die Aufstellung des historischen Kandelabers an diesem Ort ausgesprochen.
Die vorgeschlagene Umgestaltung des Denkmalplatzes verschafft dem Ort eine ansprechende Gestalt und damit die gebührende Adresse sowie dem Denkmal ein würdiges Umfeld.
Lageplan

Lageplan

Denkmalplatz

Denkmalplatz

Lichtkonzept

Lichtkonzept