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Mehrfachbeauftragung | 09/2014

Erinnerungsort Olympia-Attentat München 72

Lichtung

Lichtung

Teilnahme

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Architektur

Erläuterungstext

„Entweder ein für die Geschichte vollkommen durchlässiges Reales setzen und ideologisieren, oder, umgekehrt, ein letztlich undurchdringliches, nicht reduzierbares Reales setzen, und in diesem Fall poetisieren.“
(Roland Barthes)

Es gibt Ereignisse, die aus der Zeit zu fallen scheinen, Ereignisse, die zwar im Nachhinein einer chronologischen Interpretation unterliegen, die aber in ihrer Unmittelbarkeit einem Zeitenbruch gleichkommen. Wenn solche Ereignisse mit Schrecken und Gewalt verbunden sind, ist ihre historische Aneignung und Aufarbeitung besonders komplex.

An einem Zeitenbruch laufen mehrere historische Linien zusammen und verdichten sich zu einer Gleichzeitigkeit verschiedener Zeitebenen. Diese Gleichzeitigkeit in eine bloße Aneinanderreihung von Fakten aufzubrechen, macht bei einem Ereignis wie dem Olympia-Attentat 1972 wenig Sinn, da es weder der Bedeutung des Zeitenbruchs noch dem Gedenken der Opfer gerecht wird. Ein poetischer Ansatz wird daher der Komplexität des Ereignisses eher gerecht, als die Besucher mit Informationen zu überhäufen.

Dokument und Monument, mahnen und informieren, sollte miteinander im Gleichklang stehen. Überwiegt die Dokumentebene, entsteht ein Ort wie ein zeitgeschichtliches Museum, das versucht, die Geschehnisse vermeintlich neutral darzulegen, nach Ursachen und nach Folgen sucht, Fakten erklärt und damit leicht das Entsetzen über den 5. und 6. September 1972 verharmlost. Überwiegt die Monumentebene, geht die Erinnerung an das Attentat über die Zeit verloren. Es muss also darum gehen, eine Synthese zwischen Informationsvermittlung und Gedenken zu finden, eine Zwischenebene, die ein mit Informationen angereichertes emotionales Gedenken ermöglicht.

Das vorgeschlagene Konzept sieht den Erinnerungsort als eine Lichtung zwischen Olympiastadion und Olympischem Dorf, etwas zurückgesetzt von der Böschung und in die Bäume des Parks integriert. Die gewählte Platzierung macht alle Bezüge (Olympiastadion, Denkmal von Fritz König, Connollystraße) präsent, ist mitten im Geschehen des Olympiaparks, aber dennoch nicht zu exponiert, sondern von den Bäumen gerahmt. Die Lichtung öffnet einen Raum, in dem 11 Stelen frei angeordnet unter einer Tensegrity-Wolke aus transluzenten Stäben stehen. Auf den zweiten Blick zeigen sich im Boden eingelassen an fünf Stellen Medienelemente im Boden, die Ahas.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser wählt einen prominenten Ort, der sich dadurch auszeichnet, dass er geradezu der Öffentlichkeit ausgesetzt ist.
Es ist der Versuch, einen offenen durchlässigen Raum zu gestalten, der als Fläche durch eine Dachkonstruktion markiert und damit umgrenzt wird. Der Ort ist auf den ersten Blick fremd, aber prominent genug, um Interesse zu wecken, obwohl er sich räumlich nicht direkt auf das Ereignis bezieht. Zu klären ist jedoch, wie der Baumbestand als lebendiger Organismus in die Gesamtkonstruktion einbezogen werden kann und wie die vorgeschlagenen AHA ́s auch hinsichtlich des Aspektes der Sicherheit umgesetzt werden können.

Insgesamt überzeugt die Projektidee. Die Potentiale für die inhaltliche Vermittlungsarbeit sind vorhanden. Insgesamt ist jedoch anzumerken, dass der Entwurf auf Grund seiner Konstruktion einen eher spielerischen Charakter besitzt, der das Innehalten schwer macht und sich aus diesem Grunde in Teilbereichen über die inhaltliche Vorgabe eines Gedenkortes stellt; hierzu trägt auch das ausgesprochen Transitorische der Standortwahl bei.
Integration in den Olympiapark

Integration in den Olympiapark

Die Lichtung in der Dämmerung

Die Lichtung in der Dämmerung

Biografiestele Vorderseite

Biografiestele Vorderseite

Biografiestele Rückseite

Biografiestele Rückseite

Blickbeziehungen des Ortes

Blickbeziehungen des Ortes

Grundriss der Lichtung

Grundriss der Lichtung

Schnitt der Lichtung

Schnitt der Lichtung

Modellfoto

Modellfoto