modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Überarbeitungsphase | 09/2014

Nordseite Neuer Markt (Überarbeitung)

Vogelflugperspektive Neuer Markt in Rostock - nach Nord-Osten blickend

Vogelflugperspektive Neuer Markt in Rostock - nach Nord-Osten blickend

Gewinner / Nach Überarbeitung

SMAQ Architektur und Stadt

Architektur

Erläuterungstext

.
Mit der Entwicklung der Nordseite des Neuen Markts soll der Stadtgrundriss der Innenstadt Rostocks wieder vervollständigt, durch neue Nutzungen ergänzt und zu einem Ort werden, der sowohl die Geschichte respektiert aber auch zeitgenössisch prägnant ist.

1. Stadtgrundriss:
Ausgehend von den historischen Stadträumen besei¬tigt der vorgeschlagene Stadtgrundriss raumstrukturelle Brüche. Die Nordseite des Neuen Markts wird darin durch vier Blöcke ergänzt, die jeweils aus mehreren „Häuser“ gebildet und so gegliedert werden und die Maßstäblichkeit der mittelalterlichen Struktur der Rostocker Innenstadt aufgreifen. Sie arrondieren das Stadtgefüge und schaffen eine Platz- und Raumfolge, welche die historischen Wegebeziehungen und die Topographie, die die Entwicklung Rostocks seit dem Mittelalter geprägt hat, erlebbar und lesbar macht. Auf die Maßstäblichkeit der Innenstadt wird mit der Topographie folgenden Gebäudeabstufungen und Traufen, leicht geneigten Dächer und markanten Giebeln an den wichtigen Platzseiten reagiert.

2. Nutzungsmischung:
Ziel ist die Schaffung eines vitalen Innenstadtstandorts für Handel, Dienstleistungen und Handwerk, öffentlicher Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Kultur und Gastronomie. Die baulichen Strukturen sind so entwickelt, dass sie sich zum öffentlichen Raum hin öffnen, Schauseiten und Eingänge formulieren. Zur Belebung der Innenstadt außerhalb der Geschäftszeiten wird ein angemessener Flächenanteil für Wohnnutzung vorgeschlagen. Dabei kann die Nutzungsmischung vertikal geschichtet auf den Baufeldern realisiert wer¬den oder durch ein Nebeneinander in „Häusern“ mit unterschiedlichen Nutzungen. Das Wohnen kann dabei entweder in den oberen (Dach-)Geschossen oder aber in einzelnen „Häusern“ entwickelt werden. Die Blockkonfiguration weist eine hohe Flexibilität auf, so dass sie auf tatsächliche Nutzungskonzepte auch in einem späteren Planungsschritt angepasst werden können.

3. Leitbild des städtebaulichen Entwurfs ist eine Synthese von Zeitgenossenschaft und historischem Bewusstsein. Mit den Giebelhäusern an der Nordseite des Neuen Markts und der Südseite des Platzes Am Schilde greift der Entwurf historische Motive auf, die einst das Stadtbild von Rostock prägten und interpretiert diese unter heutigen Anforderungen neu.

Zusammengefasst geht die vorgeschlagene Planung von den historischen Stadträumen aus und setzt diese mit wenigen, robusten städtebaulichen Prinzipien um (Platzkonturen, Gebäudeabstufungen, Gliederung der Blöcke in „Häuser“, Traufkante auf einer Höhe von maximal 4 Geschossen, Landmarken-Setzung in Form von Giebelständigen Häusern an den wichtigen Platzseiten).

Stadträume – Plätze, Wegebeziehungen und Sichtachsen:
Im Stadtraum ist die Staffelung des Geländes in die entwicklungsgeschichtlich relevanten Niveaus herausgearbeitet. Vier charakteristische Freiräume rhythmisieren den öffentlichen Raum, ergänzen das bestehende fußläufige Wegenetz der Innenstadt und schreiben wichtige Sichtachsen fort:
Der Neue Markt wird durch eine klare und eindeutige Fassung der Nordseite mit einem Kultur- und Handelsgebäude in seiner historischen Dimensionen wieder erlebbar. Die Platzfassade des Gebäudes fügt sich durch die Gliederung in fünf Giebelhäuser in die vorhandene Bebauung ein. Mit dem Haupteingang kultureller und öffentlicher Nutzungen (z.B. „Haus des Lesens“, Bibliothek) öffnet sich die Bebauung zum Neuen Markt.
Auf der dem Neuen Markt abgewandten Seite des Gebäudes, am Ende der Langen Straße liegt der „Kleine Marienplatz“, der den Chor der St.-Marienkirche freistellt und den freien Blick aus der Krämerstraße auf den Chor erhält. Er fungiert als Gelenk zwischen der Magistrale der Langen Straße und dem Neuen Markt. Der Hochhausendpunkt erhält mit dem „Kleinen Marienplatz“ ein freiräumliches und mit dem Solitär am Neuen Markt ein bauliches Gegenüber, das die Magistrale in die Stadtstruktur einbindet.
Der dreieckige Platz „Am Schilde“ hatte eine große Bedeutung für den Handel und das Marktgeschehen. An der Stadtwaage vorbei führte er zum Hafen. Er war mit einem repräsentativen Doppelgiebelhaus bebaut. Als Reminiszenz an den historischen Platz „Am Schilde“ wird durch zwei sich abtreppende Gebäudekörper ein dreieckiger Stadtraum formuliert und durch eine Neuinterpretation des Doppelgiebelhauses abgeschlossen. Der neue Platz greift die Geometrie und Neigung der historischen Straßengabelung auf und stellt die Beziehung des Neuen Markts über das Mönchentor hinunter zum Stadthafen her. In intimer Atmosphäre laden kleine Geschäfte zum Einkaufen (z.B. lokaler Spezialitäten) ein. Von der vorgesehenen Haltestelle für Reisebusse an der Straße Vogelsang aus fungiert der Stadtraum als Entree zur Altstadt.
Der Kleine Rathausplatz, zwischen Rathaus, Rathauserweiterung (Doppelgiebelhaus mit Räumen für Veranstaltungen und Ausstellungen) und dem neuem Verwaltungsgebäude gelegen, bindet öffentliche Verwaltungsfunktionen zusammen und schafft für die Stadtverwaltung eine eindeutige Adresse. Als außenräumliche Erweiterung des Rathauses bietet er sich für Veranstaltungen im Freien (z.B. sommerliche Empfänge) an.
Wegebeziehungen vom Neuen Markt zur Kreuzung Große Mönchstraße / Krämerstraße / Vogelsang / Kleine Wasserstraße sowie die Anbindungen Ziegenmarkt und Fischbank werden beibehalten. Eine attraktive und direkte Verbindung für Fußgänger und Radfahrer vom Straßenzug Lange Straße / Vogelsang zum Neuen Markt wird über die Steinstraße entlang der Marienkirche angeboten. Ein von großzügigen Arkaden be¬gleiteter Einschnitt verbindet die Lange Straße mit dem Neuen Markt und belässt die Straßenbahn in ihrem jetzigen Gleisbett (Sicherheitsabstände werden durch die Arkaden gewährleistet). In Reminiszenz an den historischen Platz „Am Schilde“ stellt der vorgeschlagene, im Grundriss dreieckige Stadtraum die Verbindung sowohl vom Neuen Markt als auch von „An der Hege“ zur Großen Mönchstrasse und weiter zum Hafen her.
Für die Wahrnehmung der Stadtstruktur und des Stadtbildes wichtige Sichtachsen – vom Neuen Markt auf die Marienkirche, über die Fischbank zur Petrikirche und von der Kreuzung Große Mönchstraße / Krämerstraße auf den Chor der Marienkirche – werden freigehalten und durch die vorgeschlagene Bebauung gerahmt.

Baufelder – Gliederung der Baumassen, Nutzungsverteilung:
Folgende vier Baufelder formulieren die beschriebenen Plätze, Sichtachsen und Wegebeziehungen. Die Bebauung wird durch das Nebeneinander kleinerer Baukörper gebildet und gegliedert; und entwickelt so die Maßstäblichkeit der Rostocker Innenstadt weiter. Die Bebauung kann abschnittsweise und durch verschiedene Bauherren realisiert werden.

Baufeld nördlicher Abschluss des Neuen Markts:
Ein solitärartiges Kultur- und Handelsgebäude fasst den Neuen Markt auf der Nordseite klar und eindeutig. Der Platzraum wird auf dem historischen Stadtgrundriss durch eine Giebelfront formuliert, welche die Dimensionierung der traditionellen Grundstücksgrößen erkennbar macht. Die Platzfassade orientiert sich in der Bauhöhe an den Giebelhäusern der Westseite des Neuen Markts sowie an dem ehemaligen Postgebäude auf der gegenüberliegenden Platzseite und fügt sich durch die Gliederung in fünf Giebelhäuser in die vorhandene Bebauung ein.
Auf der dem Neuen Markt abgewandten Seite des Gebäudes wird ein kleiner „Marienplatz“ formuliert, der den Chor der Kirche freistellt, den freien Blick aus der Krämerstraße auf den Chor erhält und den stadträumlichen Abschluss der Magistrale Lange Straße nach Südosten bildet. Der Baukörper greift die Bauhöhe und Maßstäblichkeit der Bebauung entlang der Langen Straße auf und führt die Arkaden der Langestraße entlang der Ostfassade fort und stellt so die Verbindung zum Neuen Markt her.
Zur Belebung der Platzfläche wird, mit Zugang und Außenbezug zum Neuen Markt, die Ansiedlung kultureller und öffentlicher Nutzungen vorgeschlagen. Als Bibliothek könnte diese Einrichtung wichtiger Anker der Umsetzung des Konzept „Haus des Buchs“ sein, mit Flächen für Verlagshäuser, literarische Gesellschaften und Archiven (z.B. Kempowski-Archiv, Uwe-Johnson-Gesellschaft, Literaturhaus, Forschungsstätte für moderne Kommunikation) sowie weiteren literaturbezogenen öffentlichen und privaten Nutzungen in den oberen Geschossen in Synergie mit den vorgesehenen Räumen für Veranstaltungen und Ausstellungsräumen. Als Ergänzung des Angebots im Citykernbereich wird entlang des östlichen und nördlichen Rands in den Erdge¬schossflächen kleinteiliger Einzelhandel vorgeschlagen, der den Anschluss des Neuen Markts an die Lange Straße stärkt.
Die Struktur und Dimensionierung des Blocks sind flexible und für unterschiedliche Nutzungsalternativen offen. Im Fall der Realisierung eines kulturellen Zentrums kann der gesamte Block als ein Gebäude von einer oder mehreren kulturellen Nutzungen bespielt werden. Für den Fall, dass die kulturelle Nutzung (partiell) entfällt, kann der Block so strukturiert werden, dass Wohn- und/oder Büronutzungen in den Obergeschossen angesiedelt werden könnten. Über den kleinteiligeren Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss wäre eine großmaßstäbliche Einzelhandelsfläche ab dem ersten Obergeschoss mit Zugang vom Erdgeschoss möglich.
Durch die Ausbildung der Giebelfront zum Neuen Markt durch zweigeschossige Gauben und Steildächern nach Osten und Westen sind auch die beiden Geschosse in den Dächern vielfältig nutzbar – alternativ zur angestrebten kulturellen Nutzung auch für Wohnen und größtenteils ebenfalls für Büronutzungen.
Die Anlieferung kann zeitlich begrenzt mit kleineren Lieferwagen über die westliche Seite des Gebäudes erfolgen. Es sollen hier keine großen Tore und Rampen vorgesehen werden.

Baufeld zwischen Platz Am Schilde und Straßenbahntrasse:
Westlich des neuen Platzes „Am Schilde“ entsteht ein neues Baufeld mit einem Wohn- und Geschäftshaus, das für eine Belebung der Innenstadt, auch außerhalb der Geschäftszeiten, sorgt und den Übergang von der Langen Straße, über den Bereich Vogelsang, zur Krämerstraße und zur Östlichen Altstadt formuliert. Die besondere topographische Situation mit den beiden Höhenniveaus wird durch eine sich abstufende Bebauung vermittelt. Die Maßstäblichkeit durch wird durch eine Traufhöhe von 4 Geschossen und geneigte Dachflächen gewährleistet.
Die Struktur des Blocks bietet dabei unterschiedliche Entwicklungs- und Nutzungsmöglichkeiten: als vier „Einzelhäuser“ oder als ein Gebäudeblock. In beiden Fällen soll am Platz „Am Schilde“ eine Split-Level-Organisation der Geschosse, die für eine angemessene Maßstäblichkeit in der Raumwirkung wichtige Gebäudeabstufung unterstützen.
Bei Bedarf kann in Richtung Neuer Markt im Erdgeschoss und in den darüber liegenden Obergeschossen eine kulturelle Nutzung angeordnet werden, im ersten Obergeschoss vollflächige Nutzungen und ab dem zweiten Obergeschoss Büro- oder Wohnnutzungen.
Die Anlieferung für Einzelhandelsflächen erfolgt zu bestimmten Zeiten von der Straße. Eventuelle gro߬flächige Einzelhandelsflächen könnten vom Vogelsang gebäudeintegriert angeliefert werden. Für das Baufeld zwischen Platz „Am Schilde“ und Straßenbahntrasse und das Baufeld nördlich des Neuen Markts ist eine gemeinsame Tiefgarage mit einer separaten Zufahrt über das Baufeld zwischen Platz „Am Schilde“ und Straßenbahntrasse möglich.

Baufeld Wohnungsbau zwischen Platz am Schilde und Kleiner Wasserstraße:
Östlich des Platzes „Am Schilde“ bildet ein hauptsächlich durch Wohnen geprägter Block den Übergang zum sich anschließenden Wohnquartier. Die Bebauung vermittelt durch geneigte Dachflächen entlang der Kleinen Wasserstraße zwischen den Bebauungshöhen auf den beiden städtischen Niveaus und stellt die bauliche Anbindung der Östlichen Altstadt an die Innenstadt her.
Die Wohnungen sind so konzipiert, dass ein Durchwohnen mit zweiseitiger Orientierung gegeben ist und eine einseitige Orientierung zum Hof vermieden wird. Auf den Geschossen entlang Kleiner Wasserstraße und Vogelsang (d.h. auch über der Tiefgarageneinfahrt), deren Eignung für Wohnen eingeschränkt ist, sind Flächen für Büros angeordnet. Am Vogelsang sollte Wohnen, bei Bedarf, nur in den zwei Dachgeschossen angeordnet werden. Die Zugänge zu den Wohnungen sind mit ihren Hauseingängen straßenseitig angeordnet. Dadurch kann der Hof als Wohnhof unmittelbar den Mietern (z.B. mit Terrassen im EG, Haus- oder Mietergärten und Spielflächen) zugeordnet werden. Die Anlieferung für Einzelhandelsflächen zum Platz „Am Schilde“ erfolgt zu ausgewiesenen limitierten Zeiten ebenfalls von der Straße.

Baufeld Rathauserweiterung:
Das Rathaus wird nach Osten auf der gegenüberliegenden Straßenseite „An der Hege“ mit einem in sich abgeschlossenen, kompakten Gebäude für die Verwaltung der Hansestadt Rostock ergänzt, in dem sich auch der Bürgerschaftssaal befindet. Die Fassaden der beiden obersten Geschosse sind entlang der Kleinen Wasserstraße und der Fischbank leicht geneigt, um den Baukörper in seine Umgebung zu integrieren. Eine gute Nutzbarkeit der Geschosse als Büroflächen bleibt damit gewährleistet.
Die Flächen für die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rostock Business sowie Räume für kleinere Veranstaltungen und Ausstellung befinden sich im nördlichen Rathausanbau, dem sogenannten Zwei-Giebel-Haus. An der Stelle des historischen Doppelgiebelhauses mit treppenförmigem Giebel schließt die nördliche Erweiterung des Rathauses in Form einer markanten zeitgenössischen Interpretation des Doppelgiebelhauses den Platz „Am Schilde“ nach Süden hin ab. Für die Fördergesellschaft und die Stadt können hier öffentlich wirksame und repräsentative Räume entstehen.
Zwischen Rathaus, nördlichen Rathausanbau (Zwei-Giebel-Haus) und neuen Verwaltungsgebäude wird der hofartige „Kleine Rathausplatz“ formuliert. Die öffentlicheren Nutzungen in den Erdgeschossflächen der neuen Gebäude (Eingangsfoyers, Ausstellungsbereiche, Räumen/Flächen für Veranstaltungen und eventuell eine öffentlich zugängliche Cafeteria für die Mitarbeiter des Rathauses) können sich auf den Platz erweitern (Sommerempfänge, Ausstellungseröffnungen etc.), beleben diesen und tragen zur Aufenthaltsqualität bei. Die geforderten Fahrradstellplätze werden unter einem Baumpacket in den Freiraum integriert.
Im Obergeschoss der Rathauserweiterung zeichnet sich der Saal der Bürgerversammlung zum „Kleinen Rathausplatz“ prägend ab. Die Straße „An der Hege“ wird über den „Kleinen Rathaushausplatz“ hinweg geführt und mündet in den Platz „Am Schilde“. Wie bereits an anderer Stelle wird die Straße zwischen Zwei-Giebel-Haus und Rathauserweiterung durch eine eingeschossige Brücke überbrückt, die eine Verbindung zwischen den nördlichen Rathausanbau und dem östlichen Erweiterungsgebäude herstellt, ohne das Kontinuum der Straße zu unterbrechen.

Team: Sabine Müller, Andreas Quednau, Niccolò Cozzi, Silke Heydasch, Jorge Valiente Oriol, Adrian Calitz (Visualisierung)
Strukturplan

Strukturplan

Herleitung

Herleitung

Städtebaulicher Entwurf

Städtebaulicher Entwurf

Blick vom neuen Markt auf das Fünf-Giebel-Haus

Blick vom neuen Markt auf das Fünf-Giebel-Haus

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Platz Am Schilde nach Süden blickend mit Durchblick zum neuen Markt

Platz Am Schilde nach Süden blickend mit Durchblick zum neuen Markt

Schnitt in Ost-West-Richtung

Schnitt in Ost-West-Richtung

Schnitt durch den Neuen Markt

Schnitt durch den Neuen Markt