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Offener Wettbewerb | 09/2014

Neuwerk-West / ehemalige Eiderkaserne

Perspektive Grüner Korridor

Perspektive Grüner Korridor

3. Preis

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung

Das Areal der ehemaligen Eiderkaserne bietet aufgrund seiner Lage am südwestlichen Siedlungsrand des Stadtteils Neuwerk im Übergang zum Auenraum der Eider ein großes Potential sich zur Schnittstelle zwischen Stadt und unbebauter Landschaft zu entwickeln.
Das Konzept „Stadt trifft Natur“ greift dieses Potential auf und entwickelt das Quartier zu einer Nahtstelle zwischen dem Stadtgebiet Rendsburg und dem Landschaftsraum an der Untereider.
Über den Jungfernsteig, den Exerzierplatz und die Arsenalstraße im Osten bindet das neue Quartier zentrumsnah an die historische Altstadt und die barocke Stadterweiterung Neuwerk an. Durch die Lilienstraße und die Bundesstraße B77 im Süden wird darüberhinaus eine Verbindung zum übergeordneten städtischen und regionalen Gefüge geschaffen.
Im Norden und Westen grenzen Bestandteile des Naherholungsgebietes Untereider an das Plangebiet an. Zentrale Bereiche, wie das Krankenhaus im Süden, das Schwimmzentrum im Norden, die beiden Schulzentren und das Kulturzentrum im Arsenalgebäude integrieren das Quartier in das urbane Funktionsgefüge der Stadt.

Freiflächenkonzept

Rückgrat und zugleich identitätsstiftender Ort ist der Grüne Korridor mit seinem Übergang in den neuen Quartiersplatz. Dort trifft Stadt auf die Landschaft. Ausgehend vom Quartiersplatz führt eine Promenade am neuen Kanal in die Grüne Fuge die das Quartier in zwei Stadtfelder teilt. Im Westen geht der Grüne Korridor in einer Aufweitung in den Landschaftsraum über. Aus dem Korridor zweigen in Nord-Südrichtung Grüne Finger ab. Diese umgreifen die Quartiersinseln und binden sie an den Landschaftsraum Untereider an. Im Sinne einer Oberflächenvergrößerung hat jedes Haus und jede Parzelle direkten Zugang zum übergeordneten Freiraum.
In diesen lagern sich vielfältige Nutzungen an. Nachbarschaftliche Treffpunkte, Grillstellen und Spielmöglichkeiten für Jung und Alt integrieren sich in die Finger.
Die direkte Zuordnung der gemeinschaftlichen Grünfläche zur Parzelle fördert den sozialen und ökologischen Austausch unterschiedlichster Nutzer- und Altersgruppen.
Das Wasser wird im Grünen Korridor zum identitätsstiftenden Element. Nicht versickerungsfähige Flächen werden über den neu angelegten Kanal entwässert und das Wasser in Einbeziehung der landschaftlichen Situation und in Anlehnung an den historischen Bachlauf bis zur Untereider geführt.
Ein geschlossenes System an Entwässerungsmulden und Retentionsflächen in den Grünfingern ermöglicht eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung des gesamten Plangebietes Dieses System wird neben seiner ökologischen Funktion auch zum gestaltendem Element und spielerisch genutzt.
Die bestehende Gehölzstruktur wird nahezu vollständig erhalten, selbstverständlich in das Konzept integriert und im Sinne der Quartiersentwicklung nachhaltig ergänzt und vervollständigt.

Erschließung / ruhender Verkehr

Der zentrale Quartiersplatz am Eiderschlösschen bindet im Osten über die Arsenalstraße an die historische Altstadt an. Im Süden führt die neue Planstraße entlang des Krankenhauses zur Lilienstraße und verknüpft das Quartier mit dem angrenzenden städtischen und regionalen Gefüge. Ausgehend vom Quartiersplatz teilt sich der Verkehr auf zwei verkehrsberuhigte Bereiche in die vom Grünen Korridor geteilten Stadtfelder. Von dort verästelt sich die Erschließung durch die Ausbildung von Wohnanger in die jeweiligen Quartiersinseln auf. Wie ein Reißverschluss greifen hier städtischer Raum und Grüne Finger ineinander und bilden somit wie ein Filter den Übergang zwischen Stadt und Landschaft.
In den aufgeweiteten Bereichen der Wohnanger entstehen wohnortnahe Treffpunkte, Kommunikationsorte und unterschiedliche Identifikationsräume. Kleinteilige Nachbarschaften fördern das Miteinander unterschiedlichster Sozial- und Altersgruppen.
Ein vielfältiges Fuß- und Radwegenetz, zum Teil auf Grundlage der aktuellen Verkehrsführung, schafft unabhängig vom Fahrverkehr zusätzliche Verbindungen zwischen den einzelnen Quartieren und Freiräumen und vernetzt diese mit den umgebenden Stadt- und Landschaftsräumen.
Flächen für den ruhenden Verkehr sind in ausreichender Zahl vorhanden. Parkiert wird straßenbegleitend und auf der jeweiligen Parzelle. Für den Geschosswohnungsbau sind Tiefgaragen vorgesehen. Für öffentliche Funktionen, insbesondere die umgenutzten historischen Kasernengebäude, sind ausreichend Stellplätze in unmittelbarer Umgebung geplant.

Bebauungsstruktur / Nutzungen

Um den neuen Quartiersplatz gruppieren sich die historischen Bestandsgebäude des Gebietes. Diese werden durch Ihre öffentliche Nutzung aufgewertet und funktional in die Stadt integriert. Das Eiderschlösschen wird wie vorgesehen zum Altenwohnen umgenutzt. Daneben belebt die Erweiterung der Herderschule im Norden und die Umnutzung der Gebäude im Osten zum Kultur- und Kreativcampus das Quartier. Es entstehen Synergien aus Erfahrung, Bildung, Kunst und Kultur. Ergänzt wird das Angebot durch die Umnutzung und Ergänzung der Marstall Gebäude zu einem Hotel und Tagungszentrum. Kiosk, Café und die Versorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs vervollständigen den Bereich.
Dabei wird der historische Bestand entsprechend der geplanten Nutzungen behutsam ergänzt und integriert.
Vom Quartiersplatz aus teilt der Grüne Korridor das Quartier in zwei Stadtfelder, die jeweils durch die Grünen Finger in drei Quartiersinseln zoniert werden. Reihenhäuser, Doppelhäuser und Einfamilienhäuser werden entlang der Anger zu nachbarschaftlichen Hausgruppen kombiniert und sorgen für ein gesundes soziales Gefüge aus unterschiedlichen Bewohnergruppen insbesondere jungen Familien. Die Quartiere bieten in der Dimensionierung ihrer Baufelder und im Kontrast zwischen Bindung am jeweiligen westlichen Rand und Freiheit im jeweiligen östlichen Feld räumliche Stabilität und höchste Flexibilität in der Ausformulierung von Strukturen. Dabei richtet sich die Überbauungsdichte nach der Zuordnung zum jeweiligen städtischen Kontext und nach den Bodenverhältnissen vor Ort.
Das Grundgerüst aus Erschließungsangern und Grünen Fingern bietet den Quartieren Stabilität für eine flexible Anordnung der unterschiedlichen Haustypen und für ein nachfrageorientiertes und bedarfsgerechtes individuelles Bebauungsangebot. Die prozessuale Entwicklung des Gesamtgebietes ist selbst in kleinen Teilabschnitten und unter Berücksichtigung einer sich verändernden Marktsituation innerhalb eines einzelnen Stadtfeldes möglich.

Klimagerechte Energieversorgung / Nachhaltigkeit

Bei der Entwicklung des neuen Quartiers sollen alle Aspekte einer nachhaltigen umwelt- und flächenschonenden Bauweise beachtet werden. Um solare Energiegewinne abzuschöpfen wird die Bebauung weitestgehend nach Süden ausgerichtet. Abstände und Verhältnis der Gebäude zueinander reduzieren etwaige Verschattung und sorgen für eine gesunde Wohnumgebung. Eine dezentrale Energieversorgung durch beispielsweise ein Blockheizkraftwerk ist gewünscht und problemlos möglich. Regenerative Energien wie Solarenergie und Solarthermie können flächendeckend installiert werden. Dach- und Fassadenbegrünung sorgen für ein ausgeglichenes Quartiers- und Gebäudeklima. Die Größe der Parzellen und das Anlegen einer Quasi-Gartenstadt lassen Raum für eine nachhaltige Bewirtschaftung der eigenen Parzelle. Gebäude werden kompakt gehalten und in Passivbauweise errichtet. Eine verdichtete Einfamilienhausbebauung durch Doppel- und Reihenhäuser vermindert den Energiebedarf des neuen Quartiers.
Das System aus Retentionsmulden, Versickerung und Rückhalt des Regenwassers fördert eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und reguliert das Quartiersklima. Durchgrünung und Durchlüftung sind Bestandteil der Leitidee des Konzeptes.
Kurze Wege im Quartier und eine gute Anbindung auch abseits der motorisierten Verkehrswege an die Versorgungsbereiche der Stadt Rendsburg sorgen für eine umweltfreundliche und gesunde Lebensweise.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht zunächst durch die Leichtigkeit, mit der die sechs Neubaugruppen in die Landschaft gesetzt sind. Die einzelnen Baugruppen bilden überschaubare Nachbarschaften mit einer jeweils überzeugenden Differenzierung von privaten und öffentlichen Bereichen. Die sie umgebenden Grünräume erhöhen die Wohnqualität und bilden zugleich Erschließungsabschnitte für unterschiedliche Nutzergruppen. Der für den mittleren Grünzug vorgesehene Wasserlauf, der einen historischen Bachlauf aufgreift und der Oberflächenentwässerung dient, bildet das gestalterische Rückgrat des neuen Wohnquartiers.

Der geforderte Wohnungsmix ist grundsätzlich nachgewiesen. Der Geschosswohnungsbau wird dabei überwiegend im Umfeld des denkmalgeschützten Bereichs vorgeschlagen. Die für diesen Bereich vorgeschlagenen Bebauungen überzeugen jedoch nicht. Sie gehen in keiner Weise auf die vorgegebene Struktur ein und wirken teilweise deplatziert.

Die bestehende Grünstruktur ist nur teilweise erhalten. Bei einer Realisierung des Entwurfes wäre zu überprüfen, ob weitere Bestände erhalten werden können. Die Zielsetzung der Vernetzung mit den angrenzenden Grün- und Freiräumen und deren Ablesbarkeit als Imagefaktor wird erreicht. Die naturräumliche Einbettung ist entwurfsbestimmendes Element. Die allgemeinen Anforderungen an das Thema Energie/Klima sind auf dieser Maßstabsebene erfüllt. Die Erschließung ist insgesamt zu knapp bemessen. Dies gilt insbesondere für die Müllentsorgung und den ruhenden Verkehr im öffentlichen Raum.

Der Entwurf bietet hohe Qualität für die Orientierung und gute Identifikationsmöglichkeit. Die Tragfähigkeit und Funktionalität des Freiraumkonzepts überzeugt im Ganzen die des Erschließungskonzepts lediglich in Teilen. Der vor dem Eiderschlösschen vorgeschlagene Quartiersplatz sollte hinsichtlich Gestaltung und Größe überprüft werden. Die beiden Wasserbecken vor Eiderschlösschen und ehemaligem Gefängnis wirken störend und ohne Bezug zu den Wasserflächen im zentralen Grünbereich.

Die Qualität und Realisierbarkeit der Bebauung ist für den Neubaubereich gut und schlüssig entwickelt. Die Realisierung der Neubauten im denkmalgeschützten Bereich ist in dieser Form nicht vorstellbar.

Die Wirtschaftlichkeit des Entwurfes ist in Bezug auf die Baulandausnutzung kritisch zu überprüfen. Die abschnittsweise Realisierbarkeit ist gegeben.
Perspektive Wohnanger

Perspektive Wohnanger

Lageplan M 1:1000

Lageplan M 1:1000

Strukturplan M 1:2500

Strukturplan M 1:2500

Piktogramme

Piktogramme

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Modell M 1:1000

Modell M 1:1000