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3. Rang 4 / 4

Einladungswettbewerb | 08/2014

Neubebauung Oberes Murifeld

4. Rang

Preisgeld: 25.000 CHF

matti ragaz hitz architekten ag

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Gartenmann Engineering AG

Bauingenieurwesen

ErlÀuterungstext

Einfach, schön?

Die programmatische Ausrichtung der Aufgabe interpretieren wir als (begrĂŒssenswerte) RĂŒckbesinnung auf elementare gesellschaftliche, soziale und stĂ€dtebauliche Ziele: einfacher, effizienter, lebendiger und preisgĂŒnstiger StĂ€dtebau. Wir nehmen dies zum Anlass, mit möglichst konsequenter Sparsamkeit und PrĂ€zision das Naheliegende zu tun; vielleicht gerĂ€t man dadurch sogar unverhofft in die NĂ€he der stets angestrebten, natĂŒrlichen Schönheit?

StĂ€dtebauliche Integration: vorhandene Elemente weiterfĂŒhren
Wenn man sich stĂ€dtebauliche Integration zum Ziel setzt, dann sind die konstituierenden Elemente des Bestandes hier so prĂ€gend, dass viele wesentliche Entscheidungen schon vor Entwurfsbeginn gefallen sind: der grosse Massstab, der rechte Winkel, die differenzierte Höhenstaffelung, die unterschiedlichen Distanzen zur Weltpoststrasse, der reiche Baumbestand und der GrĂŒngurtel zum Wohnquartier werden als prĂ€gende Elemente des Areals in freier Interpretation weitergefĂŒhrt:
warum denn in die Ferne schweifen, sieh das Gute liegt so nah...

StĂ€dtischer Aussenraum: neue Elemente einfĂŒhren
Eines aber fehlt bis jetzt: der stĂ€dtische Aussenraum. Hier setzt das Projekt mit seinen klar definierten, verkehrsberuhigten Strassen dem lĂ€rmgeschĂŒtzten, ruhigen Wohnhof und dem Boulevard de l’Union Postale auf vertraute und bewĂ€hrte, im direkten Umfeld noch nicht vertretene QualitĂ€ten an: lasst uns StĂ€dte bauen, nicht WohnĂŒberbauungen...

Verbindender GrĂŒnraum: VerknĂŒpfung mit dem benachbarten Wohnquartier
Der GrĂŒngĂŒrtel entlang des Wittigkofenweges wird vom Unterholz befreit und wo nötig mit ParkbĂ€umen ergĂ€nzt. Die so entstehende DurchlĂ€ssigkeit stellt die enge Verbindung zwischen dem bestehenden Quartier und der neuen Siedlung sicher und ergĂ€nzt das neue Angebot von Strassen und Höfen.

Zukunft: nicht kalkulierbar
Unser Vorschlag fĂŒr den Zeithorizont 2050 illustriert, wie das Prinzip der jeweils lĂ€rmseitig geschlossenen Wohnhöfe weitergefĂŒhrt werden könnte. Falls die eben erst auf qualitĂ€tsvolle Weise sanierten Gewerbebauten lĂ€nger Bestand hĂ€tten, wĂ€re das angesichts der durch unser Konzept angestrebten starken Integration in die neue Gesamtanlage durchaus auch positiv zu werten.

StÀdtisches Leben: gemischtes Erdgeschoss
Das Erdgeschoss als im stĂ€dtischen Umfeld entscheidendes Element hat zur Strasse hin öffentlichen Charakter und liegt Ă  niveau, zum Hof hin ist es als Hochparterre privat: richtige Voraussetzungen fĂŒr Nutzungen, welche die Stadt erst ausmachen (Wohnateliers, LĂ€den, WerkstĂ€tten, BĂŒros, Praxen): lasst uns fĂŒrs Leben bauen, nicht nur fĂŒrs Ruhen...

Eigentum, Miete Standard, Miete Budget:
unabhÀngige Investitionseinheiten
Die Eigentumswohnungen bilden inklusiv Einstellhalle eine absolut unabhÀngige Investitionseinheit. Auch die beiden Mietstandards sind getrennte Investitionseinheiten, bilden aber zusammen eine rÀumliche Einheit und haben eine gemeinsame Einstellhalle. Sie können bei Bedarf hausweise weiter unterteilt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden des Projektes «sophie & hanspeter» komponieren ein stimmiges Ensemble, welches verschiedene an diesem Ort auffindbare „prĂ€gende“ Eigenschaften thematisiert, wie den grossen Massstab, den rechten Winkel, den reichen Baumbestand oder den GrĂŒngĂŒrtel zum angrenzenden Wohnquartier.

FĂŒr die erste Phase werden zwei Baukörper geplant, ein grösseres GebĂ€ude mit Innenhof und ein kleineres kompaktes Volumen. Die partielle Erhöhung des fĂŒnfgeschossigen HauptgebĂ€udes auf acht Geschosse ist nachvollziehbar, ihre konkrete Ausformulierung bleibt jedoch etwas beliebig. In den weiteren Phasen wird das Areal mit Ă€hnlichen, formal modifizierten Elementen bestĂŒckt, welche durch ihre Höhenstaffelung eine abwechslungsreiche Silhouette generieren.

Das ZurĂŒcktreten des grösseren Volumens von der Weltpoststrasse definiert zusammen mit dem Hochbau eine angenehme Vorzone mit den BesucherparkplĂ€tzen und den ZugĂ€ngen zu den GewerberĂ€umen, deren AttraktivitĂ€t allerdings durch die beiden ins Untergeschoss fĂŒhrenden Rampen geschmĂ€lert wird.

Innen- und Aussenleben werden beim HofgebĂ€ude klar getrennt; ĂŒber die öffentlichen, mit hartem Belag versehenen Wege in die Tiefe des GrundstĂŒcks werden die Wohnungen erschlossen, welche sich mit ihren privaten AussenrĂ€umen durchwegs zum zentralen Hof öffnen. Diese starre Ordnung und die Orientierung des Hofes gegen Norden produzieren eine grosse Anzahl schlecht oder gar nicht besonnter Wohnungen. Der „Baukasten“ mit einer FĂŒlle verschiedener Wohnungskombinationen in den beiden Mietsegmenten ist interessant, schlĂ€gt aber eine Reihe von Wohnungstypen vor, deren Tauglichkeit in Frage gestellt wird. Die Wohnungen im achtgeschossigen Baukörper an der Strasse weisen hohe QualitĂ€ten auf, allerdings besteht auch hier ein GefĂ€lle bezĂŒglich der Orientierung der einzelnen Einheiten.

Die Gestaltung der Fassaden unterstreicht den Anspruch, die neue Bebauung als ein Ganzes wahrzunehmen.

Das Aussenraumkonzept wird durch ein zusammenhĂ€ngendes Platz- und Wegsystem, durch Innenhöfe und einen GrĂŒngĂŒrtel gebildet. Adressiert wird die Überbauung an der Weltpoststrasse. Die neu gepflanzte Baumreihe reagiert auf die ZugĂ€nge und lĂ€sst die Überbauung an der Strasse wĂŒrdig in Erscheinung treten.

Über das Platz- und Wegsystem werden sĂ€mtliche Bauten erreicht und erschlossen. Angereichert wird dieses mit der nötigen Infrastruktur, welche der Funktion dieser RĂ€ume dient. Leider erscheinen diese AussenrĂ€ume in ihrer Ausgestaltung gleichförmig und wenig differenziert.

Der GrĂŒngĂŒrtel aus bestehenden und neu gepflanzten BĂ€umen ergĂ€nzt das Aussenraumangebot. Ein mĂ€andrierendes Wegsystem erschliesst die Spiel- und AufenthaltsplĂ€tze. Er bildet eine alternative Verbindung im GrĂŒnen zur urbanen Erschliessung im Innern.

Das von den Verfassenden des Projektes «sophie & hanspeter» propagierte „selbstverstĂ€ndliche“ Weiterbauen und ihr Anspruch, StĂ€dte und nicht WohnĂŒberbauungen zu bauen, wird auf der grossmassstĂ€blichen Ebene eingelöst, die konkrete Umsetzung vermag jedoch in einigen Punkten nicht zu ĂŒberzeugen.
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