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3. Rang 4 / 4

Einladungswettbewerb | 09/2014

Dorfkernentwicklung Altenrhein - Sonnenareal

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Forrer Krebs Ley AG

Architektur

Roman Häne Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Hansruedi Beck

Landschafts- / Umweltplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die ortsbauliche Entwicklung des Projektvorschlages Viva basiert auf einer sorgfältig erarbeiteten und nachvollziehbaren Analyse der unterschiedlichen Strukturen des Dorfes Altenrhein. Die Verfasser verstehen ihre zentrumsstärkende, bauliche Verdichtung als verbindendes Element zwischen drei unterschiedlichen, auf den Perimeter einwirkenden Bebauungstypologien. Die Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Bebauungsstrukturen in der umliegenden Nachbarschaft ist das eigentliche Kernthema des Entwurfes. Die Baukörper übernehmen die unterschiedlichen Ausrichtungen der angrenzenden Bestandesbauten, greifen ineinander über und unterstützen so das Zusammenfügen von Alt und Neu. Ein Beispiel dafür ist die Einbindung der beiden Mehrfamilienhäuser „Schwab“ sowie der Konzeptgedanke mit der ineinander übergreifenden Platzierung von Flach- und Steildachbauten. Das Resultat ist im Gesamten gesehen ein stimmiges Bebauungsmuster, das allerdings durch die mehrmalige Verwendung ähnlich durchgebildeter Bauten etwas der Monotonie anheimfällt. Das Erschliessungskonzept mit der direkt bei der Sonnenstrasse positionierten Tiefgarageneinfahrt, mit der Quartiererschliessung zu den Häusern „Schwab“ ist gut gelöst. Die Fussgängerverbindung, in der östlichen Verlängerung der Seestrasse, zwischen den neuen Bauten der Zentrumserweiterung hindurch bis zur Schulanlage verbindet die wichtigen sozialen Räume im Dorf. Entlang dieser Verbindung entstehen unterschiedlich definierte, gestaltete und ausgestattete Plätze. Der Raum der Dorfstrasse wird im Bereich des Dorfplatzes ausgeweitet und im Osten vor der prägnanten Kurve durch beidseitige Baumbepflanzungen eingeengt, was eine positive Auswirkung auf das Verhalten der stärkeren Verkehrsteilnehmer bewirkt.

Ein fünfgeschossiger, von der Dorfstrasse abgerückter Baukörper bildet zusammen mit zwei viergeschossigen, flankierenden Bauten ein neues Platzgebilde und unterstützt des Weiteren die Ausformulierung zweier Aussenräume im rückwärtigen Bereich. Ob die Gliederung des Platzes in eine Fussgängerzone, einen Tiefgaragenaufgang mit Bäumen, ein Schilfbeet und eine als Dorfplatz betitelte Strassenausweitung, ein probates, zentrumbildendes Thema an diesem Ort ist, wird stark bezweifelt. Die vorgeschlagene Raumgestaltung leidet unter dieser Überinstrumentierung und ist in seiner symmetrischen Ausformulierung ortsfremd. Der Tiefgaragenaufgang mit dem Liftaufbau liegt zu zentral und wirkt deplatziert. Die Positionierung widerspricht dem Habitus eines Dorfplatzes. Die Gewerbeflächen werden, entsprechend ihrer Nutzung, direkt auf den Platz orientiert. Das Café mit seinen übereck angeordneten Aussensitzplätzen, hin
zur Dorfstrasse und zum Platz, unterstützt durch seine Lage den notwendigen Öffentlichkeitscharakter und bereichert das Dorfleben. Die Disposition der zwei im Teilgebiet B, vis-à-vis des Dorfplatzes situierten Gebäude, mit ihren zum Strassenraum vorstossenden Gebäudeecken, bewirken durch ihre Einengung des Strassenraumes eine, der Dorfkernerweiterung entsprechende, Verdichtung und unterstützen das räumliche Gebilde eines Platzes.

Die 1. Etappe der Bauentwicklung im Teilgebiet A wird folgerichtig aus dem Gesamtkonzept abgeleitet. Sie stellt, als ortsbauliche und funktionale Intervention, bereits in der ersten Bauetappe eine in sich abgeschlossene Dorfkernerweiterung dar. Das „alte Schulhaus“ bildet den räumlichen Abschluss des neuen Dorfplatzes und ist zugleich der westliche Abschluss der 1.Bauetappe. In der zweiten Bauetappe übernimmt ein Neubau diese Aufgabe und bildet, zusammen mit den drei nördlich angeordneten Wohnbauten, eine sinngemässe, bauliche Fortsetzung.

Die Vorgaben hinsichtlich der Anzahl der Wohnungen, dem Wohnungsmix und den Wohnungsflächen sowie der Anzahl der offenen und gedeckten Parkplätze entsprechen weitestgehend den Vorgaben des Raumprogrammes. Die Erweiterung der Tiefgarage kommt teilweise unter die Strasse zu liegen, was trotz des Strassenbauvorhabens nicht sinnvoll ist. Die erdgeschossigen Gewerbeflächen werden, der Logik entsprechend, zum Dorfplatz ausgerichtet. Sie sind in ihrer Umnutzung nur beschränkt als Wohnung denkbar. Die Wohnungsgrundrisse sind klar strukturiert und weisen durch ihre dreiseitige Belichtung eine gute Wohnqualität auf. Sie vermögen vor allem in den Obergeschossen zu überzeugen. Auf die Ausarbeitung eines Dachgeschossgrundrisses hat der Projektverfasser verzichtet. Der niedrige Kniestock im Zusammenhang mit der Kopffreiheit lässt allerdings vermuten, dass diesbezügliche Probleme zum Verzicht geführt haben. In den beiden Erdgeschossen wird die Qualität, durch die den Wohnräumen vorgelagerten, niveaugleichen Parkierungsanlagen gemindert. Die skelettartige Fassadengliederung der Bebauung wird aus den Grundrissen abgeleitet und ergibt für die Zentrumsbebauung einen typologisch zu gewollten, eigenen Charakter. Ob die allzu fein gegliederten Fassaden sich mit dem eingangs erwähnten, ortsbaulichen Kernthema des Verwebens mit den Nachbarbauten, vereinbar ist, wird in Frage gestellt. Die Vielzahl von Baukörpern, mit lediglich zweispännigen Geschossgrundrissen, erzeugt eine hohe Wohnqualität, lassen aber zusammen mit der aufwendigen Fassadengestaltung überdurchschnittliche Baukosten erwarten.

Das Projekt ist ein sehr wertvoller Beitrag zu grundsätzlichen und freiräumlichen Überlegungen innerhalb der Thematik einer Dorfkernerweiterung. Die Umsetzung einer etappierten Dorfkernerweiterung wird zielführend und intelligent konzipiert. Die Einbettung der Bebauung ins Dorf ist aufgrund der Massstäblichkeit gewährleistet. Leider erscheint das Projekt, gerade aufgrund der Gleichförmigkeit dieser Baukörper und der skelettartigen Fassadengestaltung, fremdartig in diesem gewachsenen, mit unterschiedlichen Bautypologien besetzten Kontext. Es stellt sich die Frage, ob innerhalb dieses analytischen Bebauungsmusters, um den Dorfkern zu stärken, eine vielfältigere Intervention nicht zielführender gewesen wäre.
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