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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2014

Inselspital, Universitätsspital Bern - Erster Neubau (Baufeld 12 aus dem Masterplan) mit dem „Schweizerischen Herz- und Gefässzentrum“

Coeur de l’Île

1. Rang / 1. Ankauf

Preisgeld: 108.000 CHF

GWJ Architektur AG

Architektur

IAAG ARCHITEKTEN

Architektur

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur

Lead Consultants AG

sonstige Fachplanung

dsp Ingenieure & Planer AG

Tragwerksplanung

Kissling + Zbinden AG

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

sonstige Fachplanung, TGA-Fachplanung

David Bosshard Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Gartenmann Engineering AG

Akustikplanung, Bauphysik

Erläuterungstext

Das Team aus ASTOC Architects and Planners, GWJARCHITEKTUR und IAAG Architekten gewinnt den ersten Rang im Wettbewerb für das neue Herz- und Gefässzentrum des Berner Inselspitals.

Das Gebäude mit einer oberirdischen Geschossfläche von 64.000 Quadratmetern gibt eine einfache und klare Antwort auf eine sehr komplexe Aufgabenstellung. Dank der einfachen Gebäudestruktur mit zwei Haupterschliessungskernen und zwei Innenhöfen versteht der Besucher das Gebäude bereits, wenn er sich bei der grossen Theke anmeldet. Das Zentrum des Grundrisses wiederholt sich auf fast allen Geschossen.

Die Funktionsgeschosse folgen strikt dem Prinzip der Nutzungsflexibilität. Dank der Anordnung der Kerne bilden rund 18 Meter tiefe Raumschichten entlang der südwestlichen und nordöstlichen Aussenfassade ein Maximum an Flexibilität und Austauschbarkeit. Das Technikgeschoss über den Funktionsgeschossen reduziert die Steigzonenflächen, erhöht die Nachrüstbarkeit und vereinfacht eine konsequente Systemtrennung.

Den Auftakt zu den Bettengeschossen bilden grosszügige Ankunftsbereiche mit Anmeldung, Aufenthaltsbereich, Aussenbereiche und grandiose Sichtbezüge auf die Stadt Bern. Jeder Besucher oder Patient weiss, wo er ist. Die wohnlich gestalteten Patientenzimmer liegen allesamt an der Aussenfassade, verfügen über grosszügige Fensteröffnungen und einen schützenden Brüstungsbereich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur

Bei der Suche nach den städtebaulichen Regeln für den ersten Baustein auf der Basis des Masterplanes entschieden sich die Verfasser für einen disziplinierten Umgang mit den Baubereichen und einer zurückhaltenden Höhenentwicklung. Die konsequente Orthogonalität vermeidet strassenraumfolgende Baufluchten und schafft dadurch einerseits wohltuende Übergangszonen nach aussen und andererseits eine starke Verankerung in den inneren Kontext.
Obwohl im Grundriss und in der Höhe gestaffelt, präsentiert sich das Gebäude für das Herzzentrum auf dem Baubereich 12 als einheitlicher Baukörper. Die klassische Sockeltypologie eines Spitalgebäudes wird durch die gleichförmige Fassadengestaltung geschickt überspielt. Leider gelingt es aber den Verfassern nicht in allen Bereichen so kreativ auf die Überbauungsordnung zu reagieren. Die ausserhalb des Baubereiches liegende Zufahrtrampe und Abgrabungen stehen im Widerspruch dazu. Städtebaulich subtil wird auf das bestehende Hochhaus reagiert und sorgt für Entspannung in einer zeitlichen Übergangssituation.
Im Inneren des Gebäudes kann die städtebaulich motivierte Disposition der über Eck verbundenen Quadranten Ursache einiger betrieblicher Probleme ergeben. Im Fokus stehen dabei die diagonal versetzten Erschliessungskerne.
Über einen Arkadenbereich erfolgt die Erschliessung des Eingangsbereiches in der Ebene U1, wo sich die Struktur des Gebäudes mit seinen zwei Liftkernen und den zwei versetzten Lichthöfen fast von selbst erklärt. Vertikal ist das Gebäude, den Funktionen entsprechend, klug komponiert. Zwischen den Behandlungsgeschossen sind die Büro- und Zusatzflächen angeordnet, damit die Systeme von unten und oben wachsen können. Trotz einiger Überschreitungen des Raumprogrammes sind Räume wie z. B. der Hörsaal nicht ausgewiesen oder zu klein. Teilweise fehlt im Ambulatorium das geforderte Tageslicht. Generell muss festgestellt werden, dass in den Behandlungsgeschossen zum Teil enge Situationen in den Erschliessungsflächen vorliegen. Bis auf die Nutzungsüberlagerung des FTS mit den Bettenliften belegt der Entwurf eine sehr gute Funktionstauglichkeit.
Im architektonischen Auftritt ist das Projekt ambitioniert und verfolgt auch im Inneren die Strategie einer wohnlichen Identität. Mit besonderer Sorgfalt wird auf den Pflegegeschossen mit Doppelstation Übersichtlichkeit und Orientierung angestrebt. Dabei geht es nicht nur um die räumliche Innenwirkung sondern auch um die Sichtbezüge zum Stadtraum. Als Nachteil der gut organisierten Pflegegeschosse gilt der Umstand, dass die Hälfte der Zimmer zum noch bestehenden Hochhaus orientiert sind und damit Nordostausrichtung haben.
Die städtebauliche und architektonische Grundhaltung des ersten zentralen und damit stark prägenden Baus im Rahmen der Umsetzung der neuen Überbauungsordnung, überzeugt im Vergleich am besten. Trotz des Verstosses gegen die Überbauungsordnung, qualifiziert das Preisgericht den Entwurf als funktionales, wirtschaftliches und architektonisch hochstehendes Projekt, das zur Realisierung empfohlen werden kann.

Spitalplanung und Funktionalität

Die Ebenen der Operationsbereiche und Herzkatheterlabore sowie der IMC und Tagesklinik und die Ebene G mit der Verwaltung und der Physiotherapie sind den betriebsorganisatorischen Anforderungen ansprechend und effizient vorgeschlagen. Das Sterilgutlogistikkonzept im OP wird als verbesserungswürdig angesehen. Die Ambulatorien sind zum Teil ineinander verschachtelt und können ebenso verbessert werden. Einige Räume sind dabei nicht vorhanden oder zu klein dargestellt. Die Flure in den Ambulatorien erscheinen zum Teil zu eng. Im Operationsbereich ist mit einem Nadelöhr in das INO zu rechnen, so dass diese Verbindung aufzuweiten ist. Ebenso ist die Anbindung des INOs an den Baubereich 12 auf der Ebene B für einzelne Prozesse behindert und zu verbessern. Auf der Allgemeinpflegeebene ist teilweise das Nebenraumprogramm nicht vollständig dargestellt, wobei sich eine Durchgangssituation durch die Stationen ergeben könnte.
Das Aufzugskonzept ist vertiefter nachzuweisen. Die Vermischung zwischen FTS und den Bettenliften muss vertieft geplant werden. Dabei sind die Prozessabläufe, Kreuzungen von Personen- und Warenflüssen und asymmetrische Belastungen der beiden Kerne durch ihre Lage beachtenswert. Die Grösse der Abstellflächen für das FTS und die Entsorgung sind zu klein und muss vergrössert werden.

Verkehr und Erschliessung

Die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage führt nicht wie gefordert direkt ab der Freiburgstrasse in das Gebäude, sondern besetzt ausserhalb des Baubereiches einen Teil der Detailerschliessung zwischen Freiburgstrasse und zukünftiger Arealmagistrale. Ebenso liegt die Fahrradrampe ausserhalb des Baubereiches. Die dafür vorgesehene Treppe mit Schieberampe ist unbefriedigend. Beide Erschliessungen sind in den Baubereich zu verlegen.Die Anzahl der Parkplätze in der Einstellhalle und die Flächen für Fahrrad- und Mofa Abstellplätzen sind knapp bemessen. Zudem entsprechen teilweise die Abmessungen nicht der geforderten Komfortstufe C. Die Raumhöhen sind gemäss Kotenangaben wunschgemäss, weichen aber im Schnitt ab. Die Vorfahrt erfüllt die Anforderungen.

Freiraumkonzept

Eine grosszügige, mit Steinfriesen ausgezeichnete Fläche definiert den Vorplatz an der Freiburgstrasse. Die Vorfahrt und der Haupteingang sind damit klar ausgezeichnet. Baumgruppen in Anlehnung auf vorhandene Gehölzstrukturen nördlich der Freiburgstrasse, gliedern diesen Vorplatz. Eine durchgehende Baumreihe wird auf der Südseite der Freiburgstrasse vorgesehen. Die Arealmagistrale wird mit alternierenden
grosskronigen Baumreihen, mit einer mittigen, chaussierten Fläche, zu einer für den Langsamverkehr gut geeigneten Achse bespielt. In Anlehnung daran werden in die seitlichen Langsamverkehrsachsen alternierende kleinkronige Baumreihen in deren chaussierte Flächen gepflanzt.
Die in dieses System integrierte Einstellhallenzufahrt schwächt das Aussenraumkonzept und widerspricht der Überbauungsordnung. Der Pocket-Park soll im Stil des Landschaftsgartens des späten 19. Jahrhundert gestärkt werden. Die Dachterrassen sind differenziert mit Baumpflanzungen in länglichen, zueinander versetzten Gefässen gegliedert. Diese sind vor der Physiotherapie und dem Personalrestaurant angeordnet und versprechen attraktive Aussenräume.
Es liegt insgesamt ein überzeugendes und sehr stimmiges Freiraumkonzept vor, welches jedoch die Vorgaben der Überbauungsordnung nicht in allen Teilen übernimmt und punktuell entsprechend weiterentwickelt werden muss.

Denkmalpflege

Die zuvor erwähnte Einfahrtsrampe schmälert die Anbindung des Pocket-Parks an den Baubereich 12. Obwohl im Entwurfsansatz keine explizite Sockelausbildung vorhanden ist, fügt sich der Neubau durch die geschickte volumetrische Setzung der Baukörper und die ansprechenden Fassaden gut ein und zollt den denkmalgeschützten Gebäuden genügend Respekt.

Statik

Das Gesamtkonzept ist plausibel und ist bis in die Tiefe durchdacht. Das Achsmass zwischen 7,00-8,40 ist für den Spitalbau angemessen. Vereinzelt kommt es durch tragende Bauteile (Stützen) zu Nutzungseinschränkungen in den Büroräumen. Die Aufteilung der aussteifenden Elemente ist symmetrisch angeordnet und für die Erdbebensicherheit positiv zu bewerten.
Die Variante einer dicken Bodenplatte als Gründung ist denkbar und wirtschaftlich, sie muss jedoch mit den anfallenden Lasten geprüft werden. Die Sohlplatte befindet sich geringfügig über dem Grundwasserspiegel wodurch die Grundwasserhaltung in der Baugrube einfach zu handhaben ist.

Haustechnik

Die Medienerschliessung und Sicherstellung der Redundanz ist gut gewährleistet, die Systemtrennung zudem gut ersichtlich umgesetzt. Es sind alle Haustechnikräume ausgewiesen und auch deren Flächen und Lagen sind geschickt ausgewiesen. Die Anzahl
der Steigzonen ist nur knapp erfüllt und muss überprüft werden. Auch sind die auszuweisenden Reserveflächen nur teilweise vorhanden. Eine Auskreuzung aus den Steigzonen in die Horizontalverteilung ist hingegen gut erfüllbar und teilweise schon skizziert. Die Raumlagen der Haustechnik innerhalb der Zentralen und der Geschosse sind funktionsfähig.
Innerhalb der Haustechnikkonzepte werden die einzelnen Gewerke gut deklariert und dargestellt. Einzig die Sanitäranlagen dürften etwas vertiefter erläutert werden. Eine Rückkühlung auf dem Dach ist ausgewiesen. Gebäudetechnisch ist die Flexibilität auch für Veränderungen gut erfüllt, wie auch der Bereich der Energieeffizienz. Die Aufrechterhaltung der bestehenden Lüftungszentrale des Bettenhochhaus ist erwähnt, muss jedoch ergänzt werden. Zu erwähnen bleibt, dass die Lufthygienische Trennung in den Operationsbereichen gut gelöst ist.

Medizintechnik

Die geforderten Medizintechnischen Räume gemäss dem Raumprogramm sind vorhanden und die Geschosshöhe von min. 4.5m eingehalten. Die Raumanordnung und -geometrien sind weitgehend gut gelöst. Der MRT-Technikraum und die Wartungsbereiche sind zu klein und der Technikraum nur durch den Untersuchungsbereich zugänglich. Auch ist der Grossgeräteersatz in Hybrid- und OP‘s- Bereich nur mit erhöhtem Aufwand möglich. Allgemein ist der Austausch von Grossgeräten über die vorgeschlagene Fassadenkonstruktion nachzuweisen und die Lage der CT und MRT-Bereiche direkt unter dem Hybridund OP- Perimeter zu überdenken. Die gegenseitige Beeinflussung ist je nach technischer Ausrüstung zu prüfen.
Sowohl die statischen als auch die akustischen Anforderungen bezüglich der Medizintechnik können aufgrund fehlender Angaben nicht beurteilt werden. Ebenso fehlen Angaben im Rückbaukonzept des Bettenhochhauses betreffend Vibrationen.

Nachhaltigkeit und Bauphysik

Eine Systemtrennung für die Fassade, der Haustechnik und der Tragstruktur ist ablesbar, sowie eine flexible Gebäudetechnik ist mit Reserveflächen nachgewiesen. Es sind Nachhaltigkeitsaspekte und Massnahmen zur Ressourcenschonung vorgesehen. Die Bearbeitungstiefe ist hoch und mit einem schlüssigen energetischen Konzept bearbeitet. Die Nutzung von Absorptionskälte kann zu merklichen Betriebskosteneinsparungen führen. Energetische Grenzwerte sind aufgeführt und werden eingehalten.
Das Gebäude besitzt eine den Anforderungen entsprechend dimensionierte Wärmedämmung. Der Kennwert Ath/AE wird nicht ausgewiesen, aufgrund der kompakten Gebäudeform kann aber ein guter Wert abgeschätzt werden. In der Fassadenkonstruktion ist eine aussenliegender Sonnenschutz, ohne Windschutzmassnahmen (v) angedacht. Im Beschrieb wird zwar auf eine funktionierende Anlage bis v < 25 m/s hingewiesen, im Bereich der Gebäudeecken überschreiten jedoch die Geschwindigkeiten bei einem Hochhaus wohl des Öfteren diese Werte.
Bei den an den Geschossdecken angeordneten Fassadenelementen erzeugen die Befestigungen trotz thermischen Optimierungen entsprechende Wärmebrücken und erzeugen so beim dem ersichtlichen hohen Dämmstandard einen starken Einfluss auf das thermische Verhalten des Gebäudes.
Im Beschrieb sind keine Hinweise bezüglich Schallschutz und Raumakustik ersichtlich, vereinzelt aber wurden diese wie den Detailplänen der Pflegezimmer mit Hybriddecken berücksichtigt.

Baumanagement

Ein Grobterminplan ist nicht vorhanden. Ausgewiesen werden nur eine schematische Darstellung des Bauablaufs und des Logistikkonzepts. Die Beurteilung erscheint schwierig. Es ist keine Etappierung des Polikliniktraktes 2 vorgesehen. Anpassungsarbeiten an die bestehende Lüftungszentrale (Teilrückbau) sind
im Konzept erforderlich.

Baukosten und Wirtschaftlichkeit

Das geforderte Raumprogramm wird im Projekt um ca. 2‘500m2 Nutzfläche überschritten, dies ist vor allem auf die Raumabmessungen zurückzuführen. Das im Entwurf umgesetzte Verhältnis von Geschossfläche zu Nutzfläche ist jedoch recht wirtschaftlich. Das Projekt weist einen kompakten Baukörper, mit einer Höhe von ca. 60m und zwei Untergeschossen auf, was sich auf die Betriebskosten positiv auswirkt.
Das vorgeschlagene einschalige Fassadensystem ist im Vergleich zu zweischaligen Systemen, sehr wirtschaftlich einzustufen, sowohl bezüglich den Investitionskosten als auch den Betriebskosten. Die Aufwendungen für den Einsatz eines aussenliegenden Sonnenschutzes beim Hochhaus müssen jedoch noch überprüft werden. Auf Grund der Abmessungen des Sonnenschutzes dürfte sich der Aufwand hierfür jedoch im wirtschaftlichen Bereich bewegen. Insgesamt kann das Projekt als recht wirtschaftlich bewertet werden.

Hindernisfreies Bauen

Die Erschliessung aller Geschossebenen durch die Personenaufzüge wird mit deren zentralen Lage im Gebäude gewährleistet. Wünschenswert wäre ein zusätzlicher Aufzug, mit Zugang in der Eingangshalle, für die direkte Erreichbarkeit der Ebenen U1 bis B. Einige Flurbreiten, wie diejenigen im Operationsbereich entsprechen nicht den Anforderungen und sind zu eng geplant.

Brandschutz

Das Projekt erfüllt im Wesentlichen die Anforderungen an den Brandschutz. Die Fluchtwegdistanzen sind eingehalten. Die Anzahl der Vertikalerschliessungen ist zu gering und muss ergänzt werden. Auch die Anbindungen für die Entfluchtung an den Aussenraum ist anzupassen. Eine Treppenverbindung auf das Hochhausdach erfüllt die Norm. Letztlich sind die Brandabschnittsbildung mittels Brandschutzvorhängen im Hochhaus sowie die Entfluchtung über die Atrien nicht zulässig. Diese beiden Aspekte sind anzupassen.
Vision 2020

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Lageplan

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Vision 2040

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