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Einladungswettbewerb | 03/2014

Inselspital, Universitätsspital Bern - Neubau für Organzentren (Baufeld 6 aus dem Masterplan)

erste adresse

Teilnahme

bauzeit architekten

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Prona AG

Brandschutzplanung

Alfred Schindler-Fonds c/o Schindler Management AG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden leiten aus den Vorgaben der UeO Insel Areal III eine gestalterische Leitidee ab: ein zweischichtiges urbanes Muster. Für den Baubereich 6 wird mit der Studie «erste adresse» ein homogener, massiv wirkender Sockel als Basis vorgeschlagen, auf welchem ein gläserner, autonomer Kubus zu liegen kommt. Das Beurteilungsgremium
ist von dieser Auslegung der UeO irritiert und kann die Absicht der Verfassenden
nicht nachvollziehen. Denn das Ziel ist es, die Neubauten als städtische Häuser zu verstehen und die Fassaden so zu strukturieren, dass sie die Proportionen der angrenzenden denkmalgeschützten Bauten und Freiräume aufnehmen und respektieren. Die vorgeschlagene Konzeption orientiert sich ausschliesslich am grossen Massstab
und kann nicht zwischen Neu und Alt vermitteln. Die Idee der zwei aufeinandergeschichteten Strukturen kann auch nicht aus dem Gebäudeinnern abgeleitet werden, da eine programmatische Entsprechung fehlt. Der kräftige Einschnitt im Glaskörper ergibt sich aus einer interessanten Idee: Gemeinschaftliche, übereinander liegende Balkone für die Nutzer der Pflegegeschosse. Die vorgeschlagene räumliche Lösung führt jedoch zu einer unverhältnismässigen und in ihrer Lage eher zufälligen Präsenz im städtischen Raum.

Die Darstellung der Bezüge zwischen Innen und Aussen, die für die Nutzenden – insbesondere für den liegenden Patienten – von Bedeutung sind, sind unvollständig dokumentiert, so fehlt z.B. eine Visualisierung des Patientenzimmers (Blick aus dem Bett). Das Beurteilungsgremium vermutet wenig attraktive Aussichten, da weder durch
die zweischalige, teilweise bedruckte Glashaut der Aufbaugeschosse, noch durch die eng gerasterte Sockelfassade eine offene Beziehung zwischen Innen- und Aussenraum möglich scheint.

Der Eingangsbereich ist funktional gut angelegt, kann jedoch als «erste adresse» nicht überzeugen. Die Anordnung in der spitzen Gebäudeecke wirkt in Bezug auf das Gesamtvolumen unentschlossen und die unmittelbare Nähe zur ins Spitalareal hineinführenden Querachse führt zu einer unnötig beengten Situation an entscheidender
Stelle. Positiv gewürdigt werden der vorgeschlagene Veloraum in unmittelbarer Nähe zum
Haupteingang und der differenzierte Vorschlag für die Überwindung des Niveauunterschiedes zwischen der Friedbühlstrasse und dem Haupteingang. Die langgezogene, in die Tiefe reichende Eingangshalle integriert geschickt einen räumlich
attraktiven Zugang zur Ebene B. Die hinten liegenden Bereiche werden durch die topographische Lage des Gebäudes bzw. wegen der ansteigenden Detailerschliessungsstrasse mit zu wenig Tageslicht versorgt, wodurch die Cafeteria nicht
die gewünschte Aufenthaltsqualität bieten kann.

Der Entscheid, die Erschliessungskerne in den innen liegenden Raumschichten zu positionieren, kommt den Pflegestationen zugute. Diese sind sinnvoll organisiert und weisen mit den Tageslichtbezügen aus den Korridoren hohe räumliche Qualitäten auf. Insbesondere die mitarbeiterfreundlichen Pflegestützpunkte überzeugen mit Bezug zum Tageslicht und einem sehr guten Überblick über die Station. In den Funktionsgeschossen
hingegen stellt sich die innenliegende Lage der grossen Erschliessungskerne als Hindernis heraus. Sie beschränken die freie Anordnung von grossflächigen Funktionsräumen im Innenbereich und beeinträchtigen dadurch die gesuchte Flexibilität
des Gebäudes. Die Projektstudie zeichnet sich aus betriebsorganisatorischer
Sicht vor allem durch eine gute Umsetzung der Bettenstationen aus. Die Patientenzimmer
sind sinnvoll organisiert und aus der effizienten Stationsstruktur ergeben sich kurze
Wege. Die hohe Bettenanzahl führt zu einer zusätzlichen Flexibilität. Die Aufenthaltsräume sind grosszügig und mit viel Licht ausgestattet.

Die Funktionsbereiche wurden seit der Zwischenbesprechung nur begrenzt weiterentwickelt und weisen u.a. zu kleine und verwinkelte Räume auf. Die Flure sind teilweise nicht bettengängig und es besteht keine oder eine schlechte Einsehbarkeit
von den Steuerstellen aus. Das Ambulatorium der Urologie verfügt nicht über die richtigen Raumzuschnitte in der Funktionsdiagnostik (insb. bei Bildgebung mit den zugehörigen Nebenräumen). Die Leitstellen und Wartebereiche sind nicht gut kombiniert (liegende und gehende Patienten) und befinden sich zum Teil im Dunkeln. Die Büroebene F ist attraktiv gestaltet, jedoch mussten, wohl aus Platzmangel, allgemeine Verwaltungsräume auf hochproduktive Kernflächen verteilt werden, wo sie wichtige klinische Versorgungsfläche
verdrängen. Die Nuklearmedizin ist in der gewählten Konfiguration nicht funktionsfähig. Hier wäre eine mit viel Aufwand verbundene komplett neue Konzeption notwendig, deren räumliche Konsequenzen nicht absehbar sind.

Den Verfassenden ist eine klare städtebauliche Haltung zu attestieren, auch wenn das Beurteilungsgremium zum Schluss kommt, dass diese nicht den Absichten der UeO Insel Areal III entspricht. Den gut organisierten und räumlich attraktiven Pflegestationen stehen (leider) nur mässig bis schlecht funktionierende Funktionsgeschosse gegenüber.