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Einladungswettbewerb | 10/2014

Neubau eines Gemeindehauses St. Martin

1. Rang / 1. Preis

BAYER & STROBEL ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

HOF UND GARTEN
Am südlichen Rand von Gau-Bickelheim steht die katholische Pfarrkirche St. Martin, die in den Jahren 1845 bis 1853 erbaut wurde. Der südliche Teil des Kirchengrundstücks war als Brachfläche seither ungenutzt, dient nun aber als Ort für das neue Gemeindehaus.

Durch das Heranrücken des Neubaus an den Chor der Kirche mit seinem Fünf-Achtel-Schluss konnte eine neue, gleichsam einladende und schützende räumliche Situation entstehen. Eine Einfriedung aus Sichtbeton fasst den Chor, die in den 1960er Jahren angebaute Sakristei und das neue Gemeindehaus zusammen und formuliert so einen attraktiven Vorhof aus. Demgegenüber ist der Garten im Süden des Neubaus als Wiese mit Einzelbäumen bewusst weniger aufwändig gestaltet, dabei aber für verschiedenste Veranstaltungen der Gemeinde gut nutzbar. Vom Gemeindesaal aus bieten zwei großzügige Öffnungen den Ausblick sowohl in den Vorhof als auch in den Garten und schaffen so eine besondere, dem Ort angemessene Atmosphäre.

Der Baukörper nimmt Bezug zur Kirche und strahlt ebenso Solidität und Dauerhaftigkeit aus. Auch wenn der gelbe Sandstein in seiner Farbe direkt in Anlehnung an die Kirche gewählt wurde, soll die interpretierende Verarbeitung in Form präziser Quader ein zeitgemäßes Erscheinungsbild erzeugen. Die Fassung des aufgehenden Mauerwerks durch Bänder aus Sichtbeton unterstützt diese Absicht.

Das einfache, hölzerne Tragwerk des Saals ist sichtbar belassen und gewährleistet durch eingefasste Deckensegel eine gute Akustik. In den Büros ermöglicht ein Fensterelement aus Holz bestehend aus Festverglasung und Lüftungsklappe eine freie Nachtlüftung, so dass in diesem würdigen Kontext auf einen aussenliegenden Sonnenschutz verzichtet werden konnte.

Bestand im Wettbewerb die Herausforderung im wesentlichen im Umgang mit dem Bestand, stand in der weiteren Bearbeitung insbesondere die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund, so dass das Gemeindehaus innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens realisiert werden konnte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Selbstverständlichkeit und Klarheit, mit der die Wettbewerbsaufgabe gelöst ist, überzeugt. Die Hofbildung gemeinsam mit der Kirche und die Inszenierung der Chorapsis schafft einen geschützten Freiraum von hoher Qualität. Dennoch scheint der Neubau etwas zu dicht an das Kirchengebäude herangerückt. Etwas mehr Distanz in Verbindung mit der Schaffung eines Quadrums und Umschreitbarkeit des Kirchengebäudes wird gewünscht. Die Anschlussbauwerke zur Kirche sind zu überdenken.
Bei dem vorgeschlagenen Konzept verbleiben verschiedene Außenräume, die gut für unterschiedliche Nutzungen geeignet erscheinen. Positiv gesehen wird, dass das Gebäude neben dem introvertierten Innenhof über vielfältige Außenbeziehung mit seiner Umgebung kommuniziert.
Die Zugangssituation vom Flonheimer Weg ist eindeutig und gut auffindbar. Die beiden Nutzungsbereiche sind klar gegliedert, lediglich die Lage des Behinderten-WCs in Verbindung mit der geringen Flurbreite ist zu überdenken. Die Erweiterbarkeit des Saales um Stuhl- und Instrumentenlager ist optimal gelöst. Der Saal mit den beiden Glasfassaden und der nach Süden vorgelagerten Loggia verspricht ein Raum von hoher Aufenthaltsqualität.
Der monolithische, flach gelagerte Baukörper nimmt in seiner Höhenentwicklung und Zonierung Bezüge zur Kirche auf. Die gleiche Materialwahl und die zeitgemäße Interpretation der Oberflächenbearbeitung überzeugen. Hinterfragt wird jedoch, ob die aufwendige Gestaltung der Oberfläche in dem zur Verfügung stehenden Budget möglich ist.
Angaben zum energetischen Konzept werden vermisst, jedoch erscheint das Gebäude unkompliziert und bietet gute Voraussetzungen für einen sparsamen Umgang mit Energie. Die Gebäudekennziffern liegen im mittleren Bereich und lassen eine durchschnittliche Wirtschaftlichkeit erwarten.