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Offener Wettbewerb | 10/2014

Neubau einer Gemeinschaftsschule mit öffentlicher Bücherei

Anerkennung

Preisgeld: 2.200 EUR

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

In der zweiten Phase des Wettbewerbs ist das städtebauliche Konzept der neuen Schulanlage, die florale, dreiblättrige Gebäudeform, in seiner wesentlichen Kubatur wie in der ersten Phase beibehalten und grundrisslich weiter entwickelt worden. So gilt weiterhin, dass die Heterogenität der vorhandenen baulichen Anlage von Hanfbachschule, Furtbachschule, den Pavillons, dem Musikpavillon sowie den umliegenden Gebäuden Bürgerhaus, Sonnenbrunnenhalle bzw. Stadionhalle mit einem frei geformten Bau eine neue zentrale Schulgesamtmitte erhalten soll. Für Schüler, Lehrer und Bürger der Stadt soll eine didaktisch-inhaltlich neue stadträumliche Gesamtidentität möglich werden. Die florale dreiblättrige Gebäudeform ist, wie im Hauptkonzept der ersten Phase, auch weiterhin Grundlage des Konzeptes der zweiten Phase und resultiert aus der Aufgabenstellung der drei Schulcluster für den Neubau. Sie bilden sich in der Form des Obergeschosses ab, und sollen so mit ihrer freien Form die Offenheit des Lernens unterstützen. Im Erdgeschoss sind analog die drei Bereiche Fachräume, Verwaltung, Gemeinschaftsräume und die Bibliothek angeordnet. Mit der Form entstehen drei Eingangsbereiche in drei Richtungen mit entsprechenden Außenraumbildungen, zum einen zur Furtbachschule, zum anderen zur Hanfbachschule und nach Norden in Richtung der Ludwigsburger Straße und der dort befindlichen Bushaltestelle. Alle drei Eingänge führen in eine zentrale über zwei Geschosse reichende Halle, die die zentrale Mitte der neuen Schule, aber auch die zentrale Mitte der gesamten Schulanlage darstellt. Mit ihren Öffnungen nach drei Seiten und der zentralen Tagesdachbelichtung soll die Halle auch Teil des zentralen Außenraums werden. Sie dient der Kommunikation und für Veranstaltungen und kann mit dem Foyer der Bücherei für solche vergrößert werden. Sie ist zentrale Eingangsmitte und direkte Verknüpfung zur Bibliothek, den Fachräumen und der Verwaltung, aber auch der Gymnastik. Die Bibliothek als Wissenszentrum und damit wichtigster Teil der Schule ist in das Foyer integriert, aber auch - wie gewünscht - extern von außen (wie auch die Gymnastik) für die Bürger der Stadt zugänglich. Aus der zentralen Halle erschließen sich vom Erdgeschoss über eine große mittige Freitreppe das Obergeschoss mit seinen drei Schulclustern, sowie die der Halle angegliederten Schüleraufenthaltsbereiche. Darüber hinaus hat jedes Cluster wiederum seine eigene Mitte, die - wie auch die zentrale Halle - über Oberlichter Tageslicht und damit eine helle, transparente und freundliche Atmosphäre erhalten. Die Räume der einzelnen Cluster können untereinander durch Faltwände verknüpft werden, um so die verschiedensten Möglichkeiten des Unterrichts anbieten zu können. Mit der gewählten runden Clusterform und seiner so entstehenden Mitte soll die jeweilige Identität der einzelnen Cluster spürbar und erlebbar werden.

Mit der Zweigeschossigkeit der neuen Schulanlage und der Zusammenfassung sämtlicher Unterrichtscluster im 1. Obergeschoss soll dem pädagogisch didaktischen Anspruch und der Aufgabenstellung entsprochen werden. So werden vielfältige Möglichkeiten des Kommunizierens und des Lernaustausches die am besten ebenengleich stattfinden können, möglich. Um die Gesamtkubatur des 1. Obergeschosses wird ein umlaufender, außenliegender Galeriegang vorgeschlagen, der sich im Wesentlichen aus der im Erdgeschoss angeordneten größeren Kubatur als Gebäudevorsprung ergibt. Er dient als Freiraum für die jeweiligen Cluster, zur Erschließung abseits der zentralen Halle und durch Anordnung von Außentreppen zur Entfluchtung des gesamten 1. Obergeschosses. Somit kann kostensparend auf einzelne notwendige Treppenhäuser im Inneren verzichtet werden und darüber hinaus die offene mittige Halle mit der freien zentralen Treppe ohne brandschutztechnische Probleme angeordnet werden. Als Fassaden sind im Obergeschoss und im Bereich der Bibliothek zwischen den jeweiligen Geschoss- und Dachdecken zurückgesetzte, geschosshohe Fassadenelemente vorgesehen. Im Erdgeschoss erfolgt die gleiche Einteilung allerdings mit einem umlaufenden an den Eingängen und notwendigen Fluchtwegen unterbrochenen Brüstungselement. Die Elemente sind verglast und zum Teil geschlossen. Mit den Dachüberständen sind die Fassaden geschützt. So können diese mit ihren zum Teil geschlossenen Flächen in Holzkonstruktion vorgeschlagen werden und der Schule sowohl außen als auch innen einen privat- wohnlichen Charakter verleihen.

Freiraum
Mit der freien organischen Gebäudeform soll sich das Gebäude auch in ein übergeordnetes natürliches Wegenetz einbinden und selbst Landschaftselement werden. Die Formensprache der vorhandenen Spiel- und Bewegungsflächen wird aufgegriffen, weitergeführt und schafft so eine harmonische Verknüpfung der unterschiedlichen Schulgebäude. Die verwendeten zurückhaltenden Materialien der Bodenbeläge verbinden die Schulgebäude mit den wertvollen Bestandsbäumen: ockerfarbene, helle und freundliche Beläge für alle Zugänge und Hofflächen, gelbliche wassergebundene Wegedecke für alle Nebenflächen, einladende Sitzpodeste unter Bäumen und einheitliche helle Farbtöne für die Mastleuchten, Papierkörbe und Zäune. Die homogenen Belagsflächen laufen bis in die Foyers der Gebäude hinein und generieren so großzügige zusammenhängende Flächen.

Technische Gebäudeausrüstung
Für die Heizung wird ein Anschluss an das Nahwärmenetz mit ca. 200 kW vorgesehen. Gelüftet wird überwiegend über die Fenster mit schallgedämpfter Überströmung in den Flur und einer Abströmung von dort über das Dach. Die Heizzentrale mit Wärmeübergabe, Verteiler, 1000 Ltr. Pufferspeicher und Gebäudeautomation sind im Untergeschoss untergebracht. Die Beheizung erfolgt über Radiatoren. Die Bibliothek wird mechanisch belüftet. Die WC Bereiche werden mechanisch über das Dach entlüftet. Das Lüftungsgerät ist im Untergeschoss angeordnet. Zuluftauslässe befinden sich fassadennah im Boden. Bei Verwendung von Bodenkonvektoren, können diese zum Lüften und auch zum Heizen genutzt werden. Die Niederspannungseinspeisung und die Anschlüsse für Wasser bzw.Abwasser befinden sich ebenfalls im Untergeschoss.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der in einer freien, organischen Form vorgeschlagene Lösungsansatz besetzt dominant wesentliche Bereiche der Grundstücksfläche und kontrastiert dabei bewusst mit der vorhandenen weitestgehend orthogonalen umgebenden Bebauung.

Durch die kleeblattartige Grundrissform entwickeln sich dabei jedoch nicht unproblematische Restflächen auf dem Grundstück. Die für die Freiflächen des neuen Schulcampus gewünschte zentrale Mitte entsteht nicht.

Die äußere Erschließung von der Hanfbachstraße und der Ludwigsburgerstraße ist schlüssig. Der ruhende Verkehr, im Westen der Anlage, angebunden an die Hanfbachstraße ist übersichtlich organisiert und richtig zugeordnet.

Architektonisch stellt die für das Schulgebäude gewählte freie organische Form einen interessanten Ansatz dar. Er stiftet Identität und makiert eine eigenständige Adresse im heterogenen Umfeld. Eine gewünschte Leichtigkeit und Filigranität der leicht gegeneinander verdrehten Decken- und Dachelemente zeigt sich jedoch in der etwas schwer und plump in Erscheinung tretenden Randausbildung dieser Elemente nicht.

Das geforderte Raumprogramm ist weitesgehend erfüllt. Die funktionalen Anforderungen an die räumlichen Zusammenhängen sind in Obergeschoss bei der Ausbildung der Cluster ansprechend erfüllt. Über die frei geformte zentrale Treppenanlage werden die drei Nutzungseinheiten gut und übersichtlich erschlossen.
Mängel sind jedoch in den zahlreichen unbelichteten innenliegenden Räumen in der Gebäudemitte nicht zu übersehen. Kritisch werden auch die sehr unterschiedlich ausgeformten und proportionierten Klassenräume gesehen.

Im Erdgeschoss sind in den drei ovalen Elementen die Bibliothek, Fachräume und Verwaltungsräume untergebacht. Hier gelingt es dem Verfasser nicht die durchaus erkennbare Qualität des Obergeschossgrundrisses zu erreichen. Insbesondere der Fachraumbereich und die Verwaltungsräume sind durch z.T.. sehr enge Flure nicht angemessen an die offene zentrale Halle angebunden. Die Belichtung der Innenzonen ist unzureichend. Positiv wird bewertet, dass die Bibliothek bei Schulbetrieb großzügig zur Eingangshalle hin geöffnet werden kann. Der öfentliche Zugang zur Bibliothek ist dem gegenüber unterdimensioniert und schwer auffindbar.

Die Arbeit liegt bezüglich ihrer Kennwerte leicht unter den ermittelten Durchschnittswerten.

Die vorgeschlagenen Stahlbetonkonstruktion ist wirtschaftlich darstellbar. Dagegen bedingt die freie Gebäudeform eine sehr präzise und aufwändige Detailausbildung.

Insgesamt entwickelt die Arbeit ihren Wert, ihre Kraft aus der selbstbewussten freien Form, wobei Mängel in Qualität und Atmosphäre der daraus resultierenden Freiflächen und Probleme bei der funktionalen Organisation des Erdgeschossgrundrisses nicht zu übersehen sind.