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Offener Wettbewerb | 10/2014

Landesgartenschau 2020

Dauernutzungskonzept

Dauernutzungskonzept

4. Preis

UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

h.e.i.z.Haus Architektur.Stadtplanung Becker.Lukannek.Schindler Partnerschaft mbB

Architektur

Erläuterungstext

> Leitidee der prozesshaften, experimentellen Entwicklung einer Freifläche in der Stadt <

Der Entwurf schafft eine dem Ort angemessene, moderne, an verschiedene Ansprüche auszurichtende flexible Parkanlage, die Zwischennutzungen zulässt und so einen experimentellen Charakter erhält. Im 2. Grünring spannt die städtebaulich- freiraumplanerische Leitidee des Ent-wurfs einen starken Bogen als zusammenhängender Grünraum mit aus dem Ort abgeleiteten Freiraumtypologien von Norden nach Süden. Die (ländlich geprägte) Felderstruktur nördlich des Bearbeitungsgebietes verwebt sich mit den (städtisch geprägten) parkartigen Strukturen im Süden. Baumreihen als wesentliches strukturelles Element einer Kulturlandschaft stärken die Längsrichtung des Grünraums. In diese Komposition hineingelegte Plätze in Ost-West-Richtung knüpfen Verbindungen und schaffen den städtebaulichen Bezug zu den umgebenden bestehenden und zukünftigen Siedlungsgebieten. Schließlich wird das bereits begonnene Motiv der Modellierung westlich des GVZ auch im Südwesten zur kräftigen Akzentuierung des Randes zum Einkaufspark eingesetzt. Die Überhöhung an den beiden Rändern wird intensiv bepflanzt und stellt so perspektivisch einen wirksamen Sichtschutz dar, der die beiden, visuell störenden Einrichtungen Einkaufspark und GVZ aus dem zukünftigen Park ausblendet. Gleichzeitig wird so zusammen mit der wichtigen Ost-Westverbindung auf Höhe des Schulcampus ein starkes Rückgrat des Parks geschaffen. Die vorhandene Ausgleichspflanzung wird teilweise in die neue Gestaltung integriert.
Wissenschaftliches Experimentieren und Forschen hat eine lange Tradition in Ingolstadt. Begonnen hat alles mit der ersten Bayrischen Universität 1472. Es wurde geforscht, experimentiert, gedacht. In den Jahren 1500 – 1800 hatte sie ihre Blütezeit. Es erfolgte eine intensive Wissensballung. Anknüpfend an diese Tradition und Bedeutung soll die zweite Gartenschau in Ingolstadt nach 1992 sich des Themas Wissenschaft und Forschung annehmen, sie soll eine prozessuales Nutzungskonzept ermöglichen. Dies auch unter dem Aspekt, das Instrument „Gartenschau“ fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen und an die Ansprüche der veranstaltenden Städte auszurichten. Die Felderstruktur steht für Forschergeist und Innovation und für den damit verbundenen Wechsel und Wandel, das Werden und Vergehen. Sie ist ein genauso tragfähiges Konzept für dauerhafte Anlagen wie auch für temporäre Anlagen und zukünftige Trends und Entwicklungen. Experimentierfelder für die Bevölkerung, für Vereine und Verbände. Versuchsfelder für Hochschulen nicht nur im pflanzlichen Bereich, temporäre Anlagen, start ups – alles findet in der vorgeschlagenen Struktur seinen angemessenen Platz.

- Die Gartenschau als Labor -

Es entstehen neben den dauerhaft angelegten Spiel- und Freizeitbereichen in den einzelnen Feldern, Clustern und Zellen innovative themenbezogene Anlagen in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Ingenieurwesen, Licht, Kunst und Landschaftsarchitektur in einem interdiszi-plinären, in der Bevölkerung verankerten Prozess. Imagination, Pioniergeist, Reprogramming, Transdifferentiation, Reagenz, Katalysatoren - diese Gartenschau ist ein Spiegel der gesellschaft-lichen Entwicklung in der Wissenschaft. Sie soll das Bürgerengagement anregen, Zusammenarbeit und Kreativität fördern und so die Identität der Bevölkerung mit den neu entstehenden Flächen stärken. Der Slogan „Das ist unsere Gartenschau“ soll in ganz Ingolstadt und im Umland schon bei den ersten Schritten fest verankert sein.
Ein schlüssiges Wegekonzept unterstützt die Leitidee, schafft neue Verbindungen, Rundwege und charakterisiert die Übergänge des Grünzuges zu den benachbarten Stadtquartieren.

> Städtebauliche Ergänzungen <

Wohngebiet Straße „Am Westpark
Für das Baufeld nordöstlich der Landesgartenschau wurde ein kompaktes neues Stadtquartier entwickelt, das vor allem durch eine blockrandbildende Struktur und einem Zitat der verdichteten Wohnmodelle in einem neuen Kontext geprägt ist. Öffnungen zur Landschaft schaffen Blickbezüge und Wegeverbindungen aus dem Quartiersinneren zur Landesgartenschau beziehungsweise zum späteren Park.
Mit einer differenzierten Höhengestaltung von drei Geschossen (Reihenhäuser) bis zu sieben Geschossen (Kopfbauten der Blockränder) wird der urbane Charakter des Quartiers unterstrichen.
Die Straße "Am Westpark" wird zu einem Boulevard mit Einzelhandelsgeschäften im Erdgeschoss und straßenbegleitenden Baumreihen, der auf der westlichen Seite in einer weiteren Bauphase analog zu ergänzen ist. In den Obergeschossen sind Geschosswohnungen angeordnet, die im obersten Staffelgeschoss auch als Maisonette ausgebildet werden können. Der Lärmbelastung durch die Straße wird durch die Orientierung der Aufenthaltsräume ausschließlich zum Hof hin Rechnung getragen. Schallschutzfenster und der Einsatz von Lüftungsanlagen können im Weiteren zur Kompensation der Lärmbelastung beitragen.
Kurze, eingeschnittene Laubengänge erschließen ausgehend von einem Treppenhaus wahlweise mit Aufzug sehr ökonomisch vier Wohnungen, die durch ihre unterschiedlichen Größen (ein bis vier Räume) eine gute Durchmischung auch mit altersgerechten Wohnungen sicher stellen. Der Laubengang kann aus Schallschutzgründen zur Straße geschlossen werden.
Die Mitte bildet ein Quartiersplatz, der eine Verknüpfung zwischen dem Boulevard und dem Gartenschaugelände mit seinen weiterhin landwirtschaftlich genutzten Flächen schafft und sich zum Freiraum hin öffnet. Hier befinden sich kleine Geschäfte auf der Nordseite sowie eine quartiersbezogene Gemeinschaftseinrichtung wie zum Beispiel ein Bürgerzentrum mit kleinem Veranstaltungsraum. Auf der Südseite sind Stadthäuser angeordnet, die kleinmaßstäblicher als die Bebauung am Boulevard den Quartiersplatz abschließen.
Den Auftakt zum nördlichen Quartiersteil bildet, wenn man von Norden in die Stadt fährt, eine siebengeschossiger Kopfbau mit Geschosswohnungen. In seinem "Rücken" befindet sich eine Kindertagesstätte, deren Freiraum sich zur Gartenschau hin orientiert und die über einen kleinen Vorplatz mit dem Quartier verknüpft ist. Daran schließen sich nach Süden viergeschossige Zeilen mit Geschosswohnungen an, die eine klare Kante zur Landschaft bilden. Ähnlich wie am Boulevard werden über Treppenhäuser mit Aufzügen und kurzen Laubengängen verschieden große Wohnungen erschlossen, die altersgerecht und barrierefrei ausgebildet werden können und somit für eine gute Durchmischung der Generationen sorgen. Die Freisitze im Erdgeschoss mit kleinen privaten Parzellen und die Balkone in den Obergeschossen orientieren sich ausschließlich zur Landschaft. In einer zweiten Reihe sind Mietparzellen und Streuobstwiesen angeordnet, die von den Bewohnern des Quartiers gemietet oder gepachtet werden können und die Nachbarschaft sowie die Verbundenheit mit dem Quartier stärken und während der Gartenschau Teil des Ausstellungskonzeptes sein können.
In der Mitte des südlichen Quartiersteils sind Zeilen mit Reihenhäusern eingeordnet, die ebenfalls über private Freiräume verfügen.
Das Parken erfolgt für alle Wohnungen inkl. der Reihenhäuser in einer Tiefgarage, die sich unterhalb der östlichen Zeilen und der Quartierserschließung im Inneren befindet. Die Zufahrten befinden sich am nördlichen Kopfbau und in der Südostecke des Baufeldes, die Treppenaufgänge aus der Tiefgarage an der Quartiersstraße.
Mischgebiet Hans-Stuck-Straße
Dem südöstlich gelegenen Quartier fällt die Aufgabe zu, das Piusviertel mit den neu errichteten Schulen am Grasse-Platz und den späteren Park miteinander zu verbinden. Es orientiert sich in seiner Maßstäblichkeit an den Gebäuden des Piusviertels. Die klaren Kanten an der Hans-Stuck-Straße und nach Norden an der neuen Straße südlich der "Halle T" nehmen Bezug auf das großmaßstäbliche, neu errichtete Güterverkehrszentrum.
Den Auftakt des Quartiers bildet die erweiterte Platzsituation des Haupteinganges der Gartenschau, die den Vorbereich der Blumenhalle, später Eishalle, bildet.
Während der Gartenschau befindet sich hinter der Blumenhalle der zentrale Parkplatz für Busse und Pkw der Besucher. Erst nach Abschluss der Gartenschau wird das Quartier weiter bebaut.
Eine campusartige Struktur mit Büros und Institutsgebäuden bietet zahlreiche Blickbeziehungen und Durchwegungen. Immer wieder öffnet sich der Campus zum späteren Park und zum Piusviertel. Eine offen gestaltete Mitte schafft zusätzlich eine fußläufige Nord-Süd-Verbindung.
Die viergeschossigen Baukörper erzeugen im westlichen Teil des Baufeldes eine Dichte und Tiefe, die für einen ruhigeren Innenbereich des Campus sorgt. Im östlichen Bereich Richtung Piusviertel kann neben einer Büronutzung auch Wohnen eingeordnet werden. Diese Gebäudestrukturen öffnen ihren Hof nach Westen zur offenen Mitte und lassen so auch gut besonnte Wohnungsgrundrisse zu.

> Gartenschaulabor <

Felderwirtschaft

- Der Nordwesten Ingolstadts ist geprägt durch eine kleinteilige landwirtschaftliche Nutzung. Diese Nutzung setzt sich im Bearbeitungsgebiet fort und wird als flexibles gestalterisches Thema auch unter der Beachtung der Nichtverfügbarkeit von Teilflächen im Gebiet aufgegriffen.

- Im Übergang Stadt zur Landschaft verzahnt sich diese Struktur im Bearbeitungsgebiet mit den weiter südlich anschließenden städtisch geprägten Grünflächen.

Parkmomente:

- der große Wasserzauber bildet das Herz der zukünftigen Parkanlage, schafft Atmosphäre. Zusammen mit dem Biergarten und der Seebühne ein Anziehungspunkt für Jung und Alt.

- sie ist eingebettet in einen großen Wiesenraum als offene Mitte, der die Fortsetzung des Fort-Haslang-Park und der Sportflächen von Süden her in den landwirtschaftlich genutzten Raum im Norden fortsetzt.

- Themengärten, Pionier-, Experimentier- und Versuchsfelder, mit Bürgerengagement erstellte und gepflegte Flächen finden im südlichen Teil ihren Platz. Bürger bewerben sich mit ihren Ideen und bekommen dann entsprechende Flächen zur Nutzung auf Dauer oder auch nur temporär je nach Wunsch übertragen.

- Die Gartenschau als Teil des 2.Grünrings bewältigt so den Übergangsbereich zweier Landschaftsstrukturen.

Baumlinien:

- Baumlinien aus Nutzobstarten als wesentlicher Bestandteil der Kulturlandschaft finden sich in beiden Bereichen, betonen die Längsausrichtung des Grünraumes und verzahnen beide Strukturen miteinander.

Stadtintarsien:

- Konisch geformte Räume verbinden die städtebaulichen Quartiere im Westen und Osten gedanklich miteinander und verweben den Stadtraum mit den Grünbereichen. Sie sind ein formelles Identifikationsmerkmal des Gesamtparks.

- Die Räume werden durch verschiedene geometrische Baumstellungen charakterisiert und gemäß der zu erwartenden Nutzungsintensität befestigt. Der Eingangsplatz erhält dabei als Auftakt besondere Priorität.

- dem städtischen Kontext zugehörig weisen sie im wesentlichen eine architektonische Formensprache auf

Landschaftstribünen:

- Sie inszenieren den zukünftigen Park im Südwesten und Nordosten und erzeugen eine räumliche Akzentuierung am Rand. Dieses teilweise bereits gebaute Motiv erhält als nördlichen Abschluss eine deutliche Überhöhung, die den Besuchern dort einen Ausblick über die in Hochlage befindliche Straße in die Landschaft ermöglichen. Beide Modellierungen schirmen großräumige Gewerbeeinrichtungen ab.

Gartenschau:

- Die temporären Gartenschauinhalte den ausformulierten Leitgedanken untergeordnet. Für die Besucher besteht die Möglichkeit, alle Inhalte in einem Rundweg zu erleben

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser greift als gestalterisches Element das Prinzip der Feldstruktur auf und spielt dies konsequent durch. Der schmale, Nord-Süd ausgerichtete Landschaftsraum wird durch Gehölzstrukturen nochmals betont. Der Massivität der Industriehallen des GVZ und des Einkaufszentrums am Westpark begegnet der Verfasser mit einer Überformung der vorhandenen Topographie. Die so entstehenden Landschaftstribünen werden durch Sitzstufen zu Aufenthaltsorten umgestaltet. Sehr positiv wird der Wechsel zwischen offenen Räumen und den massiven geschlossenen Raumkanten beurteilt.

Durch die linearen Strukturen entstehen flexible Räume für unterschiedliche Nutzungen, die für die Daueranlage nicht festgeschrieben sind, sondern als Experimentierräume, Obstwiesen, etc. zur Verfügung stehen. Aufgelockert wird die stringente lineare Struktur durch konisch geformte Räume, die z.B. als Platzflächen den Bearbeitungsraum in Ost-Westrichtung zusätzlich gliedern und betonen. Die Betonung des Parkendes im Norden durch die weithin sichtbare Landmarke setzt im Gelände einen angemessenen Akzent mit Blick in die Landschaft und auf die Altstadt.

Der See überzeugt durch die Zonierung, die unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten bietet. Das westliche Ufer ist landschaftlich gestaltet. Im Norden zu den Ackerflächen hin läuft er in einen ökologisch gestalteten Sumpfbereich aus. Positiv ist die Anlage eines Biergartens in Verbindung mit dem Spielbereich.

Die Ostwestverbindung von der Furtwänglerstraße zum Westpark wird in einer funktionalen, gestalterisch zurückhaltenden Form hergestellt.
Der städtebauliche Vorschlag im Westen kann mit den sehr langen Baukörpern Am Westpark nicht überzeugen. Die Fortsetzung der linearen Feldstrukturen in den Baukörpern und die Abpflanzung durch dichte Gehölze machen sich hier als trennendes Element zum Parkraum bemerkbar. Im Osten lösen sich die großräumigen Baukörper durch die vorgeschlagene kleinere Blockbebauung mit Innenhöfen wohltuend auf. Allerdings ist hier die Verzahnung mit dem Piusviertel nicht ausreichend gelungen.
Der Umgang mit den Ausgleichsflächen, vor allem östlich des Westparks bedarf einer genaueren Untersuchung.

Die Gartenschauflächen sind richtig platziert und versprechen die Umsetzung eines interessanten Ausstellungskonzeptes.
Insgesamt handelt es sich um eine sehr durchdachte, strukturierte und solide Arbeit, die viele Nutzungsmöglichkeiten bietet.
Städtebauliche Ergänzungen

Städtebauliche Ergänzungen

Ausstellungskonzept

Ausstellungskonzept

Aufbau der Grundstruktur

Aufbau der Grundstruktur

Übergeordnete Wegebeziehung

Übergeordnete Wegebeziehung

Feldstruktur und Systematik

Feldstruktur und Systematik

Blick über den Haupteingangsbereich

Blick über den Haupteingangsbereich

Blick entlang der Landschaftstribüne

Blick entlang der Landschaftstribüne

Haupteingang während der LGS

Haupteingang während der LGS

Haupteingang in der Dauernutzung

Haupteingang in der Dauernutzung

Ostwall mit Übergang Hans-Stuck-Straße

Ostwall mit Übergang Hans-Stuck-Straße

Grasser Platz

Grasser Platz

Schnittdarstellung

Schnittdarstellung