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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2014

Erweiterung Alters- und Pflegeheim Gartenhof

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Beat Affolter & Piet Kempter Architekturbüro

Architektur

merz kley partner

Bauingenieurwesen

Studer + Strauss Bauphysik

Akustikplanung, Bauphysik

PR Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein knapp bemessener, dreigeschossiger Baukörper nimmt leicht von der Hauptstraße zurückgesetzt Platz am südlichen Teil des Grundstücks. Das äußere Erscheinungsbild, die plastische Abbildung im Stadtraum generiert sich im wesentlichen durch zwei Gesten, einmal folgen die äußeren Kanten des neuen Gebäudes den Grundgrenzen in Ost und West, das andere Mal entstehen durch die nach innen geknickten Fassaden im Eingangs- und Gartenbereich attraktive, teilgefaßte Außenräume. Durch das Zurückweichen der zentralen Erschliessung mit Vorfahrt wird der Eingang deutlich gekennzeichnet, wobei die Zuweisung der inneren Funktionen des Erdgeschosses sowie deren architektonischer Ausdruck zum öffentlichen Raum – der Hauptstraße – wenig attraktiv sind. Die Geste des Ankommens und die Lesbarkeit des Gebäudes wird durch diese Form der Organisation im Erdgeschoss grundrissgeschwächt. Die Konzentration von ruhendem Verkehr und Anlieferung im Osten hält einer organisatorischen Überprüfung noch nicht Stand. Durch das massvolle Abrücken vom Bestandsgebäude und der Verknüpfung mit den bestehenden Aussenräumen entsteht eine angenehme Räumlichkeit im Garten. Die intime Orientierung des öffentlichen Restaurants zum Inneren des Gartens nach Norden steht etwas im Widerspruch zum gewünschten Öffenllichkeitscharakter.
Zentrales Thema des Entwurfs bildet eine zwei geschossige, offene Halle im Zentrum des Gebäudes, um die sich das Raumprogramm, gegliedert nach Geschossen nach oben schraubt. Das Dach dieser Halle ist ein nach innen gerichteter Patioraum, der in der obersten Etage den Dementengarten bildet. Drei Lichtkuppeln sind verspieltes gestalterisches Element dieses Freibereichs. Der Nachweis für die ausreichende Belichtung der darunterliegenden zweigeschossigen Begegnungszone müßte allerdings noch nachgewiesen werden. Den polygonal unausformulierten räumlichen Strukturen der dienenden Räume im Erdgeschoss wird in den beiden darüber liegenden Wohngeschossen eine klare in hohem Masse attraktive räumliche orthogonale Vernetzung gegenübergestellt. Geschickt gesetzte Aufenthaltsbereiche verbinden in den Wohngeschossen Aussenraum mit Innenraum. Während der Bereich Pflege im 1.Obergeschoss interessante Sichtbeziehungen zum Alltagsgeschehen in der Halle ermöglicht, lässt der Demtengarten im Bereich Demenz im 2. Obergeschoss einen überschaubaren Naturraum wirken.
Alle diese räumlichen Interventionen fördern unaufdringlich den sozialen Kontakt, schaffen Identifikation und geben letztendlich durch die Querverbindungen zwischen den Etagen Auskunft über das innere Gefüge des Gebäudes. Die Qualität der eingesetzten architektonischen Mittel ist zurückhaltend, der vermittelte Ausdruck ist beinahe zu wenig ausformuliert. Gesamthaft wirkt die Gestaltung solid und hat das Potenzial der gestellten Aufgabe gerecht zu werden.
In der Eingangsebene sind die öffentlichen Bereiche wie das Restaurant, der Mehrzweckraum, die Verwaltung und weitere dienende Räume um die zentrale fünfseitige Halle angeordnet. Die Übergänge zu diesem attraktiven, inneren Platz wirken in den Randbereichen oft zu ”kantig” und sollten insgesamt aufgelöster, weicher formuliert werden. Besonders zeigt sich dies im Bereich des Eingangs, der Verwaltung und des Bewegungsraumes. Insgesamt sollte der Vorbereich des Gebäudes integrativer sein. Der Rundlauf in den Obergeschossen ist vielfältig und übersichtlich. Die Einbindung des Dementengartens und die nischenartigen, kleinen Aufenthaltsbereiche sind gut gelöst. Der ansprechende Vorschlag nach Innen und nach Außen zu wohnen um die Bewohner an das Alltagsleben zu binden ist sympathisch inszeniert. Die Zimmer selbst sind gutmöblierbar und deren Flexibilität ist garantiert.
Die Kompaktheit des Gebäudes lässt eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten. Die statische Kohärenz über alle Geschosse ist nicht gegeben. Das Projekt ist städtebaulich und konzeptionell, obgleich von behebbaren Schwächen eine äusserst interessante Antwort auf diese anspruchsvolle Aufgabe.