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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2014

Wohngebiet “Sonnenrain“ und Landschaftspark

Städtebaulicher Entwurf

Städtebaulicher Entwurf

3. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

Project GmbH Planungsgesellschaft für Städtebau, Architektur und Freianlagen

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT

Das Bebauungskonzept sieht eine langfristige Arrondierung des Nordöstlichen Ortsrandes von Hessental vor. Zentrales Element des Entwurfes ist die Schaffung eines gegliederten Baugebietes mit sensibel zum neuen Landschaftspark hin ausgerichteten Siedlungsrändern.

Im Westen wird der bestehende Ortsrand in Form von Lebensmittelmärkten aufgenommen und durch weitere Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen ergänzt. Zum Tafelberg sowie entlang des Wohn- und Gewerbegebietes Solpark wird ein respektvoller Abstand eingehalten. Der hierdurch entstehende innerörtliche Grünzug nimmt den bestehenden Bachlauf auf und bietet hochwertige ökologische Strukturen und Aufenthaltsmöglichkeiten.
Die Neubebauung ist in mehrere separate, überschaubare Wohnfelder aufgeteilt, die eigene Identitäten erhalten und abschnittsweise realisiert werden können. Die Felder werden durch ein stabiles und klares Erschließungsgerüst gehalten, verfügen jeweils über eine große Vielfalt an Wohnformen, können aber entsprechend des demografischen Wandels wie auch der Marktlage flexibel bebaut werden.

Großes Augenmerkt wurde auch die Verflechtung von Siedlungsbereich und Landschaft gelegt. Die Wohnfelder fächern sich zum Landschaftspark hin auf. Großzügige Grünzäsuren fließen in die Bebauung hinein und werden mit attraktiven Fuß- und Radwegen ausgestaltet. So entstehen neben vielfältig erleb- und nutzbaren Grünflächen auch eine Vielzahl von attraktiven Wohnrandlagen. Direkte fußläufige Verbindungen zu den Einrichtungen und Dienstleistungen im Ortskern von Hessental wie auch zum Wohngebiet Mittelhöhe über die beiden Kreisverkehre hinweg und den Überweg zur Haller Straße werden ausgebaut.

Zentral im Plangebiet wird eine Grüne Mitte angelegt, die Retentions-, Aufenthalts- und Spielflächen aufnimmt. Mehrere Fußwege binden das Gebiet Solpark über das neue Wohngebiet an den Landschaftspark an. Insgesamt wird ein umfangreiches Fußwegenetz angeboten.

Zwei neue Anbindungen an die Bühlertalstraße binden das Wohngebiet an und führen weiter zur Ortsumgebung und bilden den geforderten Kurzschluss. Diese folgen den bestehenden Feldwegeachsen und führt zwischen Tafelberg und den Photovoltaik-Feldern hindurch. Vorteil der doppelten Anbindung an die Bühlertalstraße ist die Verteilung des Durchgangsverkehrs auf zwei Straßen.

Im Süden des Planungsgebietes, entlang der Bühlertalstraße, wird neben einem neuen Radweg, ein begrünter Lärmschutzwall vorgesehen. Es wird vorgeschlagen, dass der Böschungsanteil Richtung Gebiet den privaten Grundstücken zugeschlagen werden. Dies erhöht den verkaufbaren Grundstücksanteil und befreit die Stadt von der Pflege.

Die Busspur im Süden des Gebietes Solpark wird mittels eines weiteren, kleinen Kreisverkehrs an die Nord-Süd-Trasse angebunden. Auf dieser Höhe treffen sich die beiden Hauptverkehrsachsen zur Bühlertalstraße.

Die einzelnen Baufelder werden überwiegend mit bügelförmigen, vereinzelt mit Stichstraßen erschlossen. Diese bilden ein robustes Erschließungssystem welches eine flexible Grundstückseinteilung ermöglicht.

Das im Gebiet vorhandene Gehöft wird als nicht ortsbildprägend eingestuft und somit nicht erhalten. Die landwirtschaftlichen Scheunen können weiter genutzt und später durch neue Bauflächen ersetzt werden.

Die Ost-West-Achse wird durch Plätze gegliedert, die den Baufeldern zugeordnet sind. Mehrfamilienhäuser mit drei Vollgeschossen und einem zurückgesetzten Dachgeschoss im Bereich der Plätze sowie an den Knotenpunkten geben den Straßenräumen ein städtebauliches Rückgrat. Die Gebäude für das individuelle Wohnen orientieren sich zu den Innen- und Randbereichen der Quartiere und sind mit zwei Vollgeschossen und flach geneigtem Satteldach vorgeschlagen.

Der Entwurf sieht im Realisierungsteil insgesamt etwa 280 Wohneinheiten vor, wobei sich diese auf ca. 85 WE Geschossbau, 48 Einheiten verdichtetes Wohnen (Reihen- oder Leanhäuser), 90 Doppelhauseinheiten und 58 klassische Einfamilienhäuser aufteilen. Die entstehende Dichte entspricht den geforderten 35 WE je ha.

Es stehen in den Straßenräumen insgesamt etwa 77 öffentliche Stellplätze für Besucher zur Verfügung. Sie werden gleichmäßig im Gebiet als Längsparker entlang der übergeordneten Straßen und als Parkierungstaschen in den einzelnen Wohnfeldern angeboten. Dies sind deutlich mehr als die geforderten 0,2 ST je Wohneinheit. Im Bereich der Anger können Stationen für Leihfahrräder oder Elektroautos errichtet werden.


FREIRAUMKONZEPTION
Zwischen den Wohnfeldern erstrecken sich breite Grünzüge, die zum einen die Anwohner in die Landschaft führen und zum anderen Frischluft in die Siedlung bringen. Im Zentrum lädt die Grüne Mitte mit verschiedenen Nutzungsangeboten zu Aktivitäten ein: an den Schnittstellen der Fußwege entstehen jeweils Plätze mit Spiel- und Sportmöglichkeiten, bzw. Aufenthaltsbereichen für Jung und Alt.

Im Anschluss an die privaten Gärten entstehen Flächen für öffentliche Kleingärten – urbangardening – welche den Übergang zur Kulturlandschaft bilden. Die Möglichkeit des gemeinschaftlichen Gärtnerns und der Frische-Aspekt der hier persönlich produzierten Karotten und Kürbisse unterstützt die Wohnlage am Stadtrand. Mit dem Freizeitsee entsteht hier ein neues attraktives Stillgewässer mit großer Anziehungskraft. Südlich bildet der Seebalkon eine klare Kante, im Norden läuft das Ufer in die Landschaft über.

Mit dem Wettbewerb bietet sich die einmalige Chance die Siedlungsfragmente des Ortsteils Hessental abzurunden und mit dem Landschaftspark zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen. So werden die Grundgegebenheiten, wie der Hasbach, der Vogelgraben und der Tafelberg verknüpft, ergänzt und ergeben attraktive multifunktionale Nutzungsfelder. Die ursprüngliche Flureinteilung dient als imaginäres Gestaltungsprinzip, wobei die Grenzen mit einem Wegenetz – das sich an den bestehenden Wirtschaftswegen orientiert – überlagert und dezent mit Baumreihen unterstützt werden.

Große Wiesenflächen werden bewusst nutzungsoffen gestaltet und bieten so viel Platz zum Beispiel für Hunde, Drachen und Picknickdecken. Der Tafelberg thront von überall sichtbar über dem Gelände und ist über vereinzelte grüne Rampen erklimmbar. Oben angekommen erwarten die Besucher ein Abenteuerspielplatz mit vielen Klettermöglichkeiten unterschiedlicher Schwierigkeitsgraden und die Aussichtsplattform. Der Hasbach mit den bestehenden Gehölzstrukturen wird durch weitere Obstgehölze ergänzt und hält so für Passanten im Spätsommer eine frische Stärkung bereit.


REGENWASSERMANAGAMENT
Die Entwässerung des neuen Plangebiets erfolgt im Trennsystem. Das Regenwasser wird in Regenwasserkanälen gesammelt und in einem offenen Rinnensystem in zwei Retentionsbecken in die Grüne Mitte eingeleitet. Dort wird das Wasser gepuffert und behandelt, es kann verdunsten bevor es in die Vorflut eingeleitet wird.

Ein Teil des Regenwassers wird in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung der privaten Grünflächen und gegebenenfalls als Brauchwasser verwendet.


ENERGIEKONZEPT
Der überwiegende Teil der Gebäude hat eine Süd- und Westausrichtung. Durch die vorgeschlagenen Satteldächer ist eine optimale Nutzung der Sonnenenergie möglich. Die Gebäudeabstände und –höhen und die der Pflanzungen sind so gewählt, dass eine Verschattung des jeweils nördlich gelegenen Nachbars nicht zu befürchten ist.

Über entsprechende Festsetzungen im Bebauungsplan könnten erhöhte Anforderungen an energie- und klimapolitische Ziele gestellt werden und damit ein beispielhaftes Image entstehen.

Die Quartiere können mittels eines oder mehrerer Blockheizkraftwerke mit regenerativen Energieträgern wie Biogas oder Pellets mit Wärme versorgt werden. Innerhalb des Quartieres erfolgt der Wärmetransport mit einem kleinen Nahwärmenetz zu den einzelnen Häusern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Bereich des Tafelberges ein vielfältiges Angebot an Freizeit- und Sportangeboten zu entwickeln ist tragfähig. Auch die Anbindung des neuen Wohnquartiers mit einem bis in die grüne Mitte des Quartiers reichenden, gut platzierten grünen Finger, gelingt. Die Erschließung des neuen Parks erfolgt sinnvoll über das vorhandene Feldwegenetz. Vorhandene Grünstrukturen werden entlang der Erschließungswege miteinander vernetzt. Der Freizeitsee ist zwar eine schöne Idee, wobei diese wohl dauerhaft nur mit hohem Aufwand zu unterhalten ist. Durch die östliche Lage der neuen Verbindungspange wird der Landwirtschaftspark nicht zerschnitten.

Der besondere Wert der Leitidee liegt in der klar ablesbaren Grundstruktur mit angemessen dimensionierten flexiblen Wohnquartieren, aufgelockert durch wirksame aber nicht überdimensioniert grüne Gliederungen.

Dadurch besteht die Chance, auf wechselnde und unterschiedliche Wohnbedürfnisse reagieren zu können, ohne das Gesamtkonzept zu zerstören.

Die innere Erschließung erfüllt die Erwartungen an ein modernes Wohngebiet, die äußeren Wegbeziehungen nach Hessental, zum Sport- und Schulbereich und Solpark sind vorhanden, allerdings noch ausbaufähig.

Der Vorschlag, die Nord- Süd-Verbindung im östlichen Teil des Gebiets mit der inneren Erschließung zu verbinden, wird als verfolgungswert erachtet, muss allerdings hinsichtlich Schallschutz noch weiter entwickelt werden.

Der Landschaftsraum bleibt dadurch weitgehend verschont, die gewollte Verbindung insbesondere für den PKW-Verkehr ist kostensparend gesichert.

Die Mischung der Wohntypen bleibt auch in den einzelnen Bauabschnitten erhalten, die Erschließung erfolgt wirtschaftlich, der Grünflächenanteil wird insbesondere wegen des östlichen Grünzuges als deutlich zu hoch angesehen.

Die Dichte fällt folglich etwas niedrig aus, ebenso wie die Zahl der Wohneinheiten; die geforderte Gesamtdichte bleibt im erwartenden Rahmen. Die Zahl der privaten Stellplätze ist nicht ausreichend nachgewiesen.

Die angedeutete weitere Entwicklungsmöglichkeit am Kreisverkehr stellt einen interessanten und weiterverfolgungswerten Beitrag dar. Der Lärmschutz des Wohngebietes ist insgesamt gesichert und wird (am Südrand) durch die dahinter liegende Bebauung gestützt.

Insgesamt ist die Arbeit ausgewogen und gut umsetzbar, sie zeigt zudem interessante Vorschläge im Bereich der Nord-Süd-Verbindung und des Kreisverkehrs.
Plan 1

Plan 1

Plan 2

Plan 2

Plan 3

Plan 3