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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2014

Erweiterung Bundesamt für Justiz

Ansicht vom Rhein © BLK2 Architekten

Ansicht vom Rhein © BLK2 Architekten

2. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

BLK2 Architekten

Architektur

schoppe + partner freiraumplanung, Inhaber Jochen Meyer

Landschaftsarchitektur

wup Modellbau Wiens + Partner GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Das städtebauliche und architektonische Konzept wird ganz wesentlich von einer nachhaltigen Perspektive für das ganze Grundstück und seine Umgebung geprägt. Die bisher verfolgte Methode des Anbauens und Ergänzens erscheint nicht mehr sinnvoll, da der Bestand im Gegensatz zu den jetzt geplanten Bauten zum größten Teil keine langfristige Perspektive hat. Diese Ungleichzeitigkeit der Lebensdauer wird in absehbarer Zeit zu der Frage des Abrisses von großen Teilen des Bestandes führen mit der Möglichkeit einer städtebaulichen Neuordnung.
Da auch Nutzungsstrukturen einem ständigen Wandel unterliegen, sollten die jetzigen Neubauten dann auch sinnvoller Teil dieser neuen städtebaulichen Konfiguration sein können.
Die Erweiterung wird deshalb in zwei Solitären vorgesehen, die sich in Kubatur und Materialität an den denkmalgeschützten Bauten des Bestandes und der historischen Struktur einer „Bebauung im Park“ orientieren.
Trotz ihres solitären Charakters sind die Neubauten einfach und funktional an die Erschließung des Bestandes angebunden und zusätzlich mit einer eigenen Zugänglichkeit von außen versehen.
Die Zugänglichkeit der Konferenzräume im Gartengeschoss vom Eingang ermöglicht auch den Mitarbeitern im Bestand zukünftig eine Nutzung der Gartenflächen.
Die Architektur der Neubauten ist vom historischen Material des Bestandes (Travertin) und eleganten Bandfensteren geprägt, die einen Kontrast zur Lochfassade des Hochhauses bilden und gleichzeitig optimale Arbeitsbedingungen bieten.
Die planungsrechtlichen Vorgaben werden eingehalten.

Die öffentlichen Bereiche und beide Neubauten sind ebenerdig barrierefrei zu betreten und im Gebäude sind alle Ebenen inkl. der Tiefgaragen durch Aufzüge verbunden. Auch die interne Verbindung zum Bestand ist barrierefrei auf mehreren Ebenen, wobei besonders die neue Zugänglichkeit des Gartengeschosses und damit des Außenraumes für den Bestand hervorzuheben ist.
Das Raumprogramm ist präzise erfüllt, wobei insbesondere die Qualität der Arbeitsplätze hervorzuheben ist, die fast gänzlich zu ruhigen Bereichen orientiert sind.
Die Erschließung der Neubauten und der Garage erfolgt, wie vorgegeben, aus der Stichstrasse, wobei die Wache in den Neubau verlegt wird. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über die jetzige Rampe in den Garten.
Die Feuerwehrzufahrt von der Adenauerallee bleibt erhalten und führt zukünftig auf der Tiefgarage in den Hof.
Die Wirtschaftlichkeit ist durch kompakte Baukörper mit einfacher Konstruktion gegeben. Allerdings stellt die Tiefgarage in dieser Größe einen erheblichen Kostenfaktor dar.
Der Betrieb und die Unterhaltung der Gebäude ist durch die Verwendung langlebiger und alterungsfähiger Materialien, eine einfache Fassadenkonstruktion mit öffenbaren Fenstern und eine erstklassige Wärmedämmung und minimierte Technik gegeben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser nützen die Lagegunst des Grundstückes direkt am Rhein weidlich aus. An der Konrad-Adenauer-Allee wird der kleinere Teil des Raumprogramms positioniert, insbesondere der Bereich der Eilanträge, der der Öffentlichkeit zugänglich ist, ist hier sehr günstig gelegen. Im Garten dagegen werden alle Register gezogen: Eine neue Terrasse versteckt die unattraktiven Sockelgeschosse des Bestands und ermöglicht einen attraktiven Zugang zum Neubau. Auf der Gartenebene darunter liegt, höchst vorteilhaft, der Tagungsbereich dem Rhein und Garten zugewendet. Planungsrechtlich ist ein Gebäude dieser Dimension gerade noch nach §34 zu genehmigen, indem es wie ein Solitär im Garten erscheint. Die sich in der Folge dieser erhöhten Terrasse ergebenden Senkgärten vor den Sockelgeschossen der Altbauten werden jedoch im Preisgericht kritisch diskutiert. Auch gälte es, eine Position weiter nördlich zugunsten des südlichen Gartenteils zu prüfen.
Die Villa Scheidgen ist zur Konrad-Adenauer-Allee hin freigestellt, sie bleibt über einen tiefen Vorgarten sichtbar, da das Baufeld 1 nur senkrecht zu Konrad-Adenauer-Allee genutzt wird. Leider nimmt sie keine Sondernutzung auf, vermutliche der nicht vorhandenen Barrierefreiheit geschuldet; das dafür Potential wäre jedoch gegeben. Zufahrt und Pforte liegen funktional sinnvoll hinter der Villa. Dadurch wirkt das ganze Ensemble freundlich und offen zur Stadt. Auch die Feuerwehrzufahrt zwischen Alt- und Neubau ist als mit Platten belegte Fuge nicht auf diese Funktion reduziert.
Die Höhe des Neubaus in Baufeld 1 orientiert sich an der Umgebung. Das Haus wirkt ehr zurückhaltend in seiner Dimension, die Drehung zu Konrad-Adenauer-Allee erzielt für viele Büros eine ruhige Lage.
Die Grundrisse sind gut organisiert und weisen insbesondere im Baufeld 2 große Qualitäten auf. Ein abgestufter Innenhof bedient dort auch Nebenräume und Treppen mit Licht und Ausblick. Alle Flure weisen Tageslicht auf und führen teilweise zu schönen Ausblicken. Allerdings fehlen acht 12-m2-Räume, insgesamt fehlen 62 m2, obwohl das Baufeld 2 ausgereizt ist.
Die Besonderheit liegt in der Ausformulierung des Gartens und der Terrassenanlage, die den vorhandenen Charakter deutlich überformen wird. Diese wird kontrovers diskutiert: Die Terrasse verschmälert das Gartenparterre und könnte den Charakter einer Umfahrt bekommen. Andererseits bietet der Entwurf die Chance, aus dieser besonderen Situation am Rhein eine ganz besondere architektonische Qualität für die Nutzer zu entwickeln.
Die erwarteten Investitionskosten überschreiten die Vorgaben um ca. 6 %. Die Lebenszykluskosten werden als vergleichsweise niedrig eingeschätzt.
Lageplan

Lageplan

© BLK2 Architekten

© BLK2 Architekten

© BLK2 Architekten

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