modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Kooperatives Planungsverfahren | 11/2014

Innenstadt Bernhausen

1. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Beer Architektur Städtebau

Architektur

TRANSVER GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Filderstadt ist ein Wirtschaftsstandort im Einzugsgebiet der Metropolregion Stuttgart. Dem Stadtteil Bernhausen kommt aufgrund seiner zentralen Lage am Landesflughafen Stuttgart, seiner infrastrukturellen Ausstattung und seiner Größe eine besondere Bedeutung zu. Die Lage auf der Filderebene und die sich daraus ergebende landwirtschaftliche Prägung bilden ein Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Landwirtschaft, das aktiviert werden soll. Dazu werden gezielt identitätsstiftende, landwirtschaftliche Bestandsgebäude in das Konzept mit eingebunden, und die neuen Gebäude sensibel in die Stadtstruktur eingefügt. Die Neubauten orientieren sich an der vorgefundenen Bestandsstruktur, bieten jedoch auch neue, größere und zusammenhängende Flächen für Einzelhandel und öffentliche Nutzungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Weiterentwicklung der Innenstadt wird von den Verfassern an 3 Kristallisationspunkten markant aber behutsam dargestellt. Die Leitidee: aus ursprünglich landwirtschaftlichen Gehöften und heutigem teilweise international bestimmten Leben durch den nahen Flughafen entsteht ein spannungsreicher Kontext an städtischen Nutzungen.
Das vorgeschlagene Marktquartier gegenüber der Jakobuskirche ist mit einer Tiefgarage im Norden gut platziert, um bereits dort Teile des Zielverkehrs für die Innenstadt abzufangen. Mit attraktivem Nutzungsmix aus Hofläden / Markthalle / Marktständen / Gastronomie und kleinen Handelsläden wird in der derzeit stark unterentwickelten sogenannten Fußgängerzone neues Leben implementiert.

Der Vorschlag für zwei kleinere Plätze mit Wasserflächen anstelle des dort verlaufenden verdolten Katzenbaches wird positiv bewertet, wenngleich die Marktplatzfläche vor der Markthalle etwas zu groß erscheint zu Lasten eines eher etwas größeren adäquaten Vorplatzes der Kirche.
Das angebotene Mittelquartier mit Rathausneubau und Bürgerquartier aus z.B. Bürgersaal und Galerie zeigt allseits spannende und qualitativ wertvolle Ansichten und Durchlässe. Es entstehen gut gesetzte und in ihrer Maßstäblichkeit verträgliche kleinere Stadtplätze, die eine hohe Aufenthaltsqualität in der neu definierten Stadtmitte erwarten lassen.
Das sich südlich anschließende vorgeschlagene Bildungsquartier mit differenzierter Höhenentwicklung fügt sich hier ebenso maßstäblich wie nutzungstechnisch sehr gut in den städtischen Kontext ein. Gleichzeitig wird der zentrale Stadtzugang Süd dort mit einem mehrgeschossigen Baukörper mit dem Vorschlag eines Gründerzentrums an städtebaulich richtiger Stelle markiert.

Durch die gesetzte Neubebauung entsteht eine lebendige Mitte – nicht zu laut - die zudem zwischen Alt- und Neubebauung in Körnung und Nutzung gut vermittelt.
Wohnen findet überwiegend in zweiter Reihe statt und ist dadurch wenig vom Durchgangsverkehr ebenso gut platziert.
Zwischen Jakobuskirche und altem Bahnhof entwickelt sich der neu gestaltete barrierefreie Straßenzug zum stadträumlichen Element mit gut gewählten Platzaufweitungen, die mit Bäumen besetzt sind sowie mit einer kleinen Aufweitung an der Nahtstelle Hauptstraße / Volmarstraße durch das Zurückversetzten eines Gebäudekubus mit Dienstleistung und Cafénutzung.

Durch geplantes Rückversetzten von Neubebauung entlang der Hauptstraße auf der Südseite wird der Straßenraum für Fußgänger und Radfahrer parallel zum Durchgangsverkehr deutlich attraktiver. Dieser kann dadurch in zwei Fahrtrichtungen verbleiben – sollte aber langfristig doch reduziert werden.
Die freiräumlichen Qualitäten werden sehr stark in den fußläufigen Vernetzungsstrukturen in vielen Nord-Süd wie Ost-West Verbindungen über Straßen, Plätzen und Gassen gewertet. So entstehen neue wichtige Verbindungen, die in dem Entwurf ebenso stark an das alte Stadtquartier mit altem historischem Rathaus anknüpfen wie neue Teil sehr gut miteinander vernetzen.

Freiraumplanerisch wird aber seitens des Preisgerichtes angeregt, den Vorplatz des Bildungsquartiers deutlich stärker zu akzentuieren, so dass dort auch das angedachte neue Café / International House und Jugendzentrum ebenso mit hohen Aufenthaltsqualitäten bedacht werden.
Insgesamt trägt der Entwurf sehr gut, die Innenstadt von Bernhausen bereits mittelfristig gut zu stärken und ihr eine hohe Individualität / Identität zu verleihen.